Die Firma Videoton aus Ungarn ist mir 1974 über den Weg gelaufen.
Dezember 2012 - von Gert Redlich - Und wenn da nicht der Zufall mitgespielt hätte, hätte ich nie mitbekommen, daß es soetwas überhaupt gibt.
Wir Westdeutschen wußten zu der Zeit bereits, daß es da eine "Cocom"- Liste gab, eine schwarze Liste der Export- beschränkungen für Embargo-Produkte und daß die Länder hinter dem "Eisernen Vorhang" um jeden Preis Devisen, also Westgeld in DM oder Dollar, benötigten.
Und irgendwann Ende 1974 wurde ich von einem Mitarbeiter einer "verbundenen" Firma angesprochen, ich könnte doch Lautsprecher gebrauchen. Es seien sehr edle Lautsprecher und enorm preiswert - phänomenal preiswert.
Und so ließ ich mich rum kriegen, mir mal zwei Muster anzuschaun und wirklich, ein Edelholzgehäuse vom Feinsten, dazu sogar eine DIN Buchse versenkt auf der Rückseite.
Der Knüller war der Preis, es waren 18.- DM für die Version in Nußbaum mit einem Breitbandchassis und 22.- DM für die Zweiwegeversion in Schleiflack rot.
Für die Beschallung von Garderoben und Toiletten in Diskotheken und Tanzschulen waren die sehr gut geeignet und für 98.- gut verkaufbar.
Was ich noch nicht wußte, daß es dem Verkäufer unter den Nägeln gebrannt hatte, die Boxen endlich in Geld zu verwandeln, war mein Pech. Denn die angeblich in einer Speditionshalle auf Abruf zu lagernden Boxen in massiver Papp-Verpackung standen zwei Tage später auf den Eingangswegen zu meinem Elterlichen Reihenhaus, kurz bevor es dunkel wurde.
Es waren nämlich 6 oder 8 Euro Paletten und 2m hoch, alles war ohne Vorankündigung beinahe heimlich abgeladen worden, ohne jemanden zu benachrichtigen.
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Hifi war es nicht.
Auch wenn es drauf stand, Hifi war es wirklich nicht, hatte ich so auch nicht erwartet. Es war eben ungarisches Hifi. Für den Zweck waren die Boxen super.
Daß die bereits vor 1972 produziert worden waren und über 2 Jahre als Tauschobjekte durch ganz Europa gekarrt worden waren, wurde mir erst "verklickert", als man mir noch zwei Eisenbahn-Waggons Tomaten unterjubeln wollte. Doch die lehnte ich dankend ab. Die Vermutung war zu groß, daß man mir (also meinen Eltern) diese Tomaten Nachts in den Vorgarten gekippt hätte.
Und so fand man 1975 bis 1978 diese Videoton "Hifi-Boxen" in fast allen Nebenräumen und Toiletten der Diskos und Tanzschulen in Rhein-Main.
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