Testschallplatten sind keine normalen Schallplatten .....
Damit man die "Funktionalität" und damit auch die Qualität von Abtastern, Abtastdiamanten und deren fast unsichtbare Diamant-Nadel-Spitzen sowie den Rest des Laufwerkes und der gesamten Anlage überprüfen kann und konnte, gab und gibt es die sogenannten Test-Platten.
Diese speziellen Platten hatten mindestens auf einer Seite verschiedene technische Test-Bereiche (oder "Tracks") drauf und auf der anderen Seite eventuell mehrere beeindruckende Demo-Musikstücke.
Vor vielen Jahren hatte ich eine Reihe von Test- und Demo- Schallplatten erworben, damals sogar insgesamt 8 Stück, die aber nicht mehr vorhanden sind. "Man(n)" muß(te) ja schließlich wissen, wie gut und wie toll die eigene Anlage klingt.
Bei diesen sogenannten "Testplatten" gab es populistischste Wochenmagazin- oder Buchclub- Varianten mit hörbar "rauchenden" Dampflokomotiven und ganz tief fliegenden Düsenfliegern und es gibt und gab natürlich wirklich gute hochtechnische Profi-Platten der Schallplatten- und Abtaster- Hersteller.
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Und es gab (bei uns in Deutschland) ganz am Anfang der Hifi- Zeit die beiden dhfi-1 und dhfi-2 Test-Platten von Karl Breh - herausgegeben vom dem "Deutschen High Fidelity Institut" und verkauft vom Braun-Verlag in Karlsruhe. Die gab es bereits 1968 und die waren sehr sauber dokumentiert ...... und sie funktionierten problemlos, sogar heute noch.
Mit solchen Platten justier(t)e ich rudimentär meinen damaligen Thorens 125 MK1 und meine heutigen Revox B-795 und weitere DUAL Plattenspieler, mit denen ich seit einiger Zeit die letzten (besonderen) analogen Scheiben auf den PC übernehme. Wie ich das mache, steht hier beschrieben.
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Daß das Wissen von damals nicht immer korrekt war .....
..... lesen Sie auf einer hochinteressanten Seite aus 1969.
Dort hatte ein Doktorand (der spätere Dr. Schwartz) in seiner Dissertation beschrieben und bewiesen, daß die eigentliche - von uns immer als extrem wichtig empfundene - möglichst geringe Auflagekraft (die Federkraft) nur unwesentlich zur Abtastfähigkeit und zum Platten- und Nadelverschleiß beiträgt. Er faßt am Ende zusammen : (letzter Absatz - Das Resume)
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Ein Plattenspieler der Highend-"Klasse" mußte natürlich "optimal" arbeiten.
Wir Hifi-Fans der 1968er Jahre waren damals ganz erpicht darauf, die Physik zu überlisten, denn wir hatten ja (bislang jedenfalls) gar keine physikalischen Grundlagen erlernt (Ich war damals 19 Jahre). Wir hattten nur die Informationen, die auf den Covern der teuren Testplatten drauf standen und die waren naürlich alle richtig und die hatten wir auch geglaubt.
Die Auflagekraft war also das "A" und "O" der ganzen sensiblen Technik und die muß man(n) aufs 10tel "Gramm" einstellen, für den optimalen Sound. Und da wir sowieso keinen Vergleich hatten, war das dann das "Gesetz".
Heute hat der interessierte Hifi-Fan durch das Internet wesentlich mehr Informationsmöglichkeiten und Zugriff auf viele Artikel, ganz viele Tests und auch Doktorarbeiten, die den ganzen "Quatsch mit der Auflagekraft" in Frage stellen.
Auch die uralten damaligen - uns damals gar nicht zugänglichen - Firmeninformatioen der Profis wie Telefunken und EMT sind jetzt verfügbar und dort stehen merkwürdige Wahrheiten drinnen. EMT zum Beispiel betreibt auch seine ganz modernen Profi-Abtaster immer noch mit 4 bis 5 Pond bzw. umgerechnet in (wieviele ??) Newton.
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Hochinteressant ist ein Laborbericht aus 1979 über die Verzerrungen von 33er Langspiel- platten aus den Labors der Polydor - ehemals fast schon "streng geheim", also nie für die Öffentlichkeit gedacht..
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Nachtrag in Juli 2010 - Besuch im Schneidstudo Brüggemann
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Im Frühjahr des Jahres 2010 hatte ich Herrn Brüggemann (†) kennengelernt, der in der Frankfurter Nordweststadt eines der letzten professionellen (analogen) Schallplatten- schneid-Studios betrieb (jetzt macht das sein Nachfolger).
Auf meine Anregung hin, doch noch mal eine besonders edle analoge "Jahrgang-2010" Vinyl- Referenz- (Test-) platte zu schneiden und für die verbliebene "Schar der Unbelehrbaren" und Esoteriker in kleineren Stückzahlen zu pressen, erklärte er mir Folgendes:
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- Seine eigene Frequenzgang-Testplatte von vor 15 Jahren hatte er in zweistelliger Stückzahl pressen lassen und dann festgestellt, daß bei einer Auflagekraft von 2 Pond schon nach dem 5 Male Abspielen die Höhen über 16 kHz deutlich abgenommen haben, daß also der bei der Aufnahme kalibrierte und auch geschnittene Nenn-Pegel um satte 3 dB gegenüber der jungfäulichen Platte geschrumpft ist.
Nach dem 10. Male Abspielen sei sie für Meßzwecke nahezu unbrauchbar (mehr als 6dB Abweichung = meßbarer Pegelverlust). Er macht auf dem jeweiligen Cover jeweils Strichlisten bis maximal "20", dann wird die jeweilige Platte "ausgemustert" (also entsorgt - also weggeworfen).
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- Weiterhin kommt hinzu, so Brüggemann, daß bei den in 2010 noch (damals verbliebenen drei) Presswerken die Qualität sehr "unterschiedlich" sei (er hatte das sehr geplegt umschrieben) und daß man die Stichproben der gepressten Chargen wirklich sorgfältig und akribisch prüfen müsse.
- Bei einer Auftragspressung solch einer hochgenauen Referenz-Test-Folie für einen der letzten Magnetsystemhersteller "Clear Audio" im Herbst 2010 wurde er gleich mehrfach enttäuscht. Von drei Presswerken kamen deutlich unterschiedliche Qualitäten zur Bemusterung zurück.
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Das also ist die Aussage vom wirklichen Fachmann zu der Lebensdauer einer Referenz-Meßschallplatte mit einem SME 3009/3012 und Shure V15/II und 2 Pond Auflagegewicht. Über ein (so oft angepriesenes) Auflagegewicht (oder -Druck) von 1 (einem) Pond hatte er nur noch milde (und weise) gelächelt.
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Es gibt natürlich noch weit mehr Prüf- und Test- Schallplatten
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