Wenn das Gehäuse zu warm wird oder (gefühlt) sogar "glüht"
Viele unsere super tollen Hifi-Geräte sind jetzt 30, 40 oder sogar 50 Jahre alt. Inzwischen haben wir auch nicht mehr 220 Volt sondern ein klein wenig mehr, nämlich 230 Volt Netz- spannung.
Und deshalb erzeugen manche (oder fast alle) von den alten Spannungs- Stabilisierungs- oder Regelungskonzepten mehr Abwärme als ehemals kalkuliert. Das war so nicht geplant und deshalb sind die allermeisten Gehäuse rings herum geschlossen oder sie haben nur ganz kleine Lüftungsschlitze und die sind meist an der falschen Stelle.
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Unser Beispiel ist der SONY DAT Recorder DTC-55ES (1989)
Über das DTC-55 Innenleben finden Sie hier im Museum mehrere Seiten und über die thermischen Macken auch. Doch wie kann ich das Problem heutzutage lösen ? Ein Lüfter scheidet bislang aus, weil er so oder so ein zumindest leises Geräusch erzeugt.
Die thermische Zirkulation der Luft muß überhaupt erst mal ermöglicht oder aber verbessert werden. Und warme Luft steigt nur dann nach oben auf, wenn der Weg dafür frei gemacht ist. Ein sehr deutliches (negatives) Beispiel ist der eigentlich in fast allen Punkten herausragende Revox Vollverstärker B251. Der hat zwar oben und unten jede Menge Lüftungschlitze, doch mitten drin ist eine sehr große - das Gehäuse-Format voll ausfüllende - waagrecht liegende Platine. Diesen Verstärker kann (muß) man nur künstlich belüften, leider.
Beim SONY DTC 55 ist das anders. Die schwarze Bodenplatte ist nahe zu dicht und die schwarze Stahlblech-Haube ist vollkommen dicht, die Rückwand übrigens auch. Ein geringes Wärmeaufkommen würde also über die großen schwarzen Flächen nach draußen abgegeben. Ist die erzeugte Abwärme aber größer geworden, heizt sich das Innenleben doch erheblich auf. Dem kann man mit einer etwas unkonventionellen Methode abhelfen.
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Wir haben 3 Exemplare des DTC 55ES - mit gleichen Problemen
Einer von den drei DTC 55 steht an der im Sommer wärmsten Stelle und dort hatte ich Leidensdruck. Das Netzteil samt Trafo ist (aus meiner Sicht ) etwas sehr ungeschickt auf dem Kopf stehend eingebaut. Die Abwärme kann nirgendwo hin oder raus. Ein paar Löcher würden Wunder wirken. Das tun sie auch, jedoch muß die kühle Luft auch von unten nachfließen können.
Also sind ein paar mehr Löcher in der Bodenplatte und im Deckel notwendig. Nachdem die ganzen VDE- Vorschriften bezüglich Einstrahlfestigkeit und Ausstrahlverhalten durch die modernen Zweidraht-DSL Technologien hinfällig geworden sind, können es sogar recht große 25mm Lüftungslöcher sein. Lange Schlitze wären viel zu aufwendig.
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Nicht so einfach, große Löcher in dünnes Blech zu bohren.
Unsere Geräte sollen ja nach der "Modifikation" noch leidlich gesund aussehen. Das bedeutet, auf den zu bohrenden Flächen braucht es etwas Sorgfalt, damit sich das Blech bzw. die ganze Haube nicht verwirft oder verzieht.
Das Gehäuse-Blech des SONY DTC 55 ES ist in der Summe ziemlich dünn. Die kräftige Bodenplatte hat zwar 1,15mm Stärke, die Abdeckhaube oben drüber dagegen nur 0,22mm Blechstärke. Am sinnvollsten wäre eine hydraulische Stanze.
Es gibt natürlich spezielle professionelle Hartmetall-Stanzen, die man mit einer Hydraulik oder per Hand und per Schraubenschlüssel (samt Bohmaschine) bedienen kann. Doch das ist entweder (finanziell und platzmäßig) sehr aufwendig oder sehr mühsam.
Wenn das Blech dünn oder zu dünn ist ist, braucht man ganz spezielle Bohrkronen für Stahl. Viele davon sind entsprechend teuer, wenn sie von den Profis kommen. Wir haben im Juli 2019 für unseren Zweck eine preiswerte Alternative gefunden.
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6 Kreisschneider bzw. Bohrkronen für 7 Euro
Der Zufall kam zuhilfe. Es gibt in den einschlägigen Internet Shops diverse 6er Sätze mit unterschiedlichen Eigenschaften. Unser erster Kauf für 6,99 Euro ab Lager Bremen war bereits ein Treffer.
Ein 6er Set von 16mm bis 30mm für diesen Preis kratzt an der Glaubwürdigkeit. Doch diese Bohrer sind erstaunlich gut durchkonstruiert. Der voreilende 4mm Metallbohrer zentriert die angekörnte Bohrlochmitte - sofern man nicht bereits selbst vorgebohrt hatte - und eine Spiralfeder drückt später das ausgebohrte Teil nach unten aus dem Werkstück - dem Blech - raus.
Selbstverständlich ist für den Macher das Anzeichnen sowie das Vorkörnen der vorher ausgesuchten Positionen und späteren Mitte der Löcher Pflicht. Sonst driften die 5 oder 6 Löcher zu weit von der Mittelinie ab.
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Schönheit hat natürlich ihren Preis
Daß diese lowcost Bohrkronen nicht perfekt sind, muß jedem klar sein. Es sind keine Hartmetall-Zähne - die Zähne sind aus dem vollen Material gefräst und später gehärtet.
Mit dieser Qualität haben alle Löcher am Lochrand einen kleinen Grat, der teilweise scharfkantig ist und den Fingern überhaupt nicht gut tut.
Dieser Grat muß nachträglich entfernt werden, mit einer Rundfeile oder einem runden Schleifstein oder oder oder ...... Er muß weg.
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Das Ergebnis ist kein Wunderwerk ....
.... aber es ist für unsere Zwecke erst mal zufriedenstellend.
Die 5 Löcher in nahezu einer Reihe und alle sind rund. Das Blech behält auch seine Stabilität.
Zumindest ich kann damit leben. Ein gelernter Werkzeugmacher würde da andere Maßstäbe von Präzision ansetzen und sicher etwas meckern, aber so geht es erstmal.
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Und die Bohr-Kern- Reste drückt die Feder aus dem Bohrer in die Ablage
Es ist ganz erstaunlich, wie weit die Chinesen vorgedacht hatten, denn das mit der Ausdrück-Feder haben die 10mal so teuren europäischen Modelle nicht.
Wie ich mit etwas Geschick die Kanten "entgrate" ....
Jedes Loch hat dennoch erstaunlicherweise auf beiden Seiten einen kleinen Grat - unabhängig von der Dicke des Blechs - und dieser Grat ist leider scharfkantíg, trotz ganz speziellem Schneidöl / Schmiermittel für Stahl. Das kann so nicht bleiben.
Mit einem DREMEL Nachbau und etwas über 10.000 U/min und einem neuen 1,5mm Bohrer kann man diesen Grat rings herum ganz sachte regelrecht wegfräsen - mit etwas Geduld und Fingerfertigkeit - auf beiden Seiten des Blechs.
Eventuell kann man die Ränder der Löcher mit schwarzer Farbe etwas verschönern, damit nicht die blanken Schnittkanten "hervorlugen" und den Hifi-Anblick und den guten Sound "stören".
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