Im Herbst 2021 war es leider nötig, etwas länger über unsere Sprache und die uns geläufigen Begriffe nachzudenken.
Aufgefallen ist mir die Diskrepanz bei der populären verständ- lichen Erklärung des sogenannen "Inkrementalgebers". Da gibt nämlich "einer" irgendetwas.
Also der Mensch vor einer Maschine gibt Signale an die Technik. Er dreht an dem Teil. Und die Technik verarbeitet diese Signale und macht damit etwas. Dann wiederum kontrolliert der Mensch, ob die Technik das (seinem Wunsch entsprechend) richtig gemacht hat oder nicht. Wenn nicht, gibt er der Maschine neue korrigierte Signale. Er steuert und "regelt".
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So in etwa funktioniert die Lautstärke-Regelung an einem Verstärker oder Receiver. Eigentlich hätte ich soetwas nie verkehrt darstellen können (und dürfen), denn ich hatte es (von der Pike auf) gelernt, die Themen / Fächer "Regelung" und "Regelungstechnik".
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Alle Ingenieure haben das Fach Regelungstechnik gehabt.
Es gab und gibt keine technischen Fachrichtungen mehr, die das Fach "Steuerungs- und Regelungstechnik" nicht zwangsläufig beinhalten. Es gibt sogar ganze Fakultäten, die sich nur mit dieser Regelungstechnik beschäftigen. Und das Regeln ist dort genau defniert. Wir Ingenieure sprechen beim "Regeln" nämlich von einem Regelkreis. - Die "Teilnehmer" (oder auch die Funktionen) in solch einem Regelkreis sind ebenfalls genau definiert.
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Zwei (drei) Beispiele :
(1) Ein ganz einfaches Bespiel ist unser Bügeleisen. An dem Drehknopf wird die gewünschte Temperatur eingestellt und unter dem Drehknopf ist die Bi-Metall-Feder, die sich bei Erwärmung verbiegt, nämlich wenn sich der 2. Metallstreifen ausdehnt oder zusammenzieht (daher die Bezeichnung Bimetall).
Daran angebaut ist ein Strom-Schalt-Kontakt, der den Strom zum Heizelement einschaltet. Wird das Heizelement (zu) warm, biegt sich die Feder und schaltet den Strom ab. Wird es wieder kälter, biegt sich die Feder zurück und schaltet den Strom wieder ein. Das ist die primitivste Form eines (automatischen) Regelkreises. Die Feder "kennt" den Sollwert und erfühlt den Istwert und ist damit der "Regler" und die Temperatur ist die "Regelgröße".
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(2) Ein weiteres Beispiel steht in fast jeder Küche, der Kühlschrank mit dem Thermostat-Regler. Das ist fast das gleiche wie oben - , nur in Richtung "Kälte".
(3) Bei der Lautstärke unserer Verstärker ist es schon diffiziler, denn da kommt das Ohr des Menschen sowie das Gehirn mit ins Spiel. Im Gehirn ist der gewünschte "Sollwert" der Lautstärke (die Regelgröße) vorhanden. Diese Regelgröße wird individuell empfunden und kann sich beliebig ändern.
Das Ohr mißt (oder bewertet) den aktuellen "Istwert" der Lautstärke. Eingestellt bzw. korrigiert (geregelt) wird die aktuell gewünschte Lautstärke (auf den Sollwert) am Lautstärke-Potentiometer (genauer gesagt am Lautstärke-Steller).
Ist der Istwert zu laut, muß die Lautstärke von Hand (mit den Fingern) am "Poti" oder dem "Steller" herunter- "gestellt" werden. Ist sie zu leise, muß wiederum von Hand am "Poti" oder dem "Steller" herauf "gestellt" werden.
Was im Bügeleisen die Bi-Metall-Feder automatisch regelt, muß hier von Hand "geregelt" werden.
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Der "Regler" in diesem Regelkreis
ist also die Hand des Menschen.
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Der Sprachgebrauch vom "Lautsstärkeregler" ist also falsch !
Nicht nur ich hatte es gewußt, die allermeisten Fachleute wissen es auch. Der verlotterte Sprachgebrauch von "Lautsstärkeregler", "Balanceregler" und "Klangregler" wurde umgangssprachlich angenommen und - ohne Nachdenken - leichtfertig weiter verbreitet.
Doch diese Begriffe sind falsch, auch wenn sie in fast allen Hifi-Magazinen immer wieder verwendet werden. Der eigentliche "Regler" sitzt nämlich vor dem Gerät und "regelt" (bzw. steuert) am "Lautstärke-Poti" oder am "Lautstärke-Steller" die Lautstärke.
Alles andere ist leider gedankenloser Unsinn ohne auch nur ein wenig nachzudenken, leider auch bei mir (es war ja so einfach). Ich werde also nach und nach diesen untauglichen Begriff hier im Hifimuseum austauschen. Er kommt (bzw. kam) leider über 470 Mal vor.
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Wer lange sucht, der endlich findet - die "micro-revue" 1983
Im Mai 2022 - Bei der schon lange anstehenden Aufarbeitung der Sennheiser Mikrofon-Kataloge, sie werden dort "micro-revue" genannt, fällt jetzt extrem auf, es gibt dort in den Produkt-Texten auf keiner Seite diese "Regler". Auf den ganzen 140 Seiten wird überall "nur" von den Pegel-"Stellern" und Flachbahn-"Stellern" gesprochen -. und ich hatte es nie so richtig erkannt, daß das mit dem "Lautstärke-Regler" und das mit den "Klang-Reglern" ein ganz großer dümmlicher Unsinn ist.
...... und wir gehen noch weiter zrück
In einem Artikel eines AEG Ingenieurs in der FKT Zeitschrift von 1971 steht es dann auch nochmal korrekt drinnen, was ein Regler und was ein Steller ist.
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Die sogenannte "Rechtschreibreform"
Auch hier hatte sich etwas Fatales eingebürgert, das mir jedesmal aufstößt. Hier wurde etwas von amtlicher Seite "korrigiert", das diametral einer sehr alten Weisheit gegenüber steht.
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Die Sprache ist der Spiegel der Kultur einer Gesellschaft.
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Der Künstler und Komiker Helge Schneider hatte es auf den Punkt gebracht: Diese "Reform" war für die "Blöden" gemacht.
Offensichtlich hatte man einfach die häufigsten Fehler in den Schulaufsätzen zusammengestellt bzw. aufgelistet und von nun an einfach als "richtig" klassifiziert. Auch so kann man eine Kultur zerstören, nicht nur durch das Schulsystem an sich.
Hier auf den vier Museenseiten wird nach wie vor die alte (hoch-)deutsche Rechtschreibung so korrekt wie möglich benutzt.
Die Fehler, die Sie dennoch lesen, sind allermeist Flüchtigkeitsfehler nach Mitternacht. Das haben die Nachtarbeiter so an sich. Auch beim dritten Male überlesen wir solche Fehler. Ihre Mithilfe wäre da sehr hilfreich.
Ein Formular für gefundene Fehler ist hier im Fernsehmuseum.
http://www.fernsehmuseum.info/fehler-gefunden.html
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