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Entsorgung von Profi-Elektronik - ein "schwieriges" Thema

Jedes Gerät für fast 300.000 US$
Die geretteten Edel-Netzteil

von Gert Redlich im Aug. 2022 - Zu dem folgenden Thema muß ich vorausschicken, daß ich zwei aufeinanderfolgende Ingenieur-Studiengänge einmal sehr gut und einmal mehr schlecht als recht hinter mich gebracht hatte und mir inzwischen von dem dort Gelernten nur noch einen Teil des Denkens zu eigen gemacht hatte. Es gab Gründe dafür.

Im Laufe der 35 Jahre EDV-Technik hatte ich ganz viele Wandlungen der Technik und der fortschreitenden Entwicklungen miterlebt, nach deren Wissen ich der Meinung war, die nur wenige Jahre gebrauchten / benutzten Geräte solle man unbedingt so lange wie möglich weiter verwenden. Der Austausch und die Entsorgung seien aus Umweltgründen unsinnig und unverantwortlich.

Dann bei der weltweiten Abschaltung aller ISDN Techniken - ersetzt durch DSL und Glasfaser - wurde mir die Kurzlebigkeit mancher Techniken drastisch vor Augen geführt. Die Erkenntnisse waren wirklich deprimierend.

Hier im Lager standen 2 Tonnen Hightech zum Verkauf an, wobei diese Geräte einfach nicht mehr in Betrieb gehen konnten. Das ISDN Netz war ja nicht mehr da.
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Und jetzt folgt ein ganz schwieriges Abwägen der Argumente

Mein damals privater Telekom ISDN (Telefon-) Anschluß hatte eine Bandbreite von 2 x 64 Kilobit/s. Unser Firmen- und Internet-Anschluß hatte dann bereits 2 Megabit/s (mit 32 gebündelten ISDN Kanälen, damals ein sogenannter E1 Anschluß) -

Die erste DSL-Leitung (Bild rechts der SINUS 154 ISDN Basic 3) hatte bereits 16 Megabit/s, dann 50 Mbit/s und jetzt 100 Mbit/s über das alte fernseh-Kabel. Zwischendurch hatte ich sogar einen 200 Mbit/s Kabel-Anschluß von Unitiy-Media. Inzwischen (Sept. 2022) haben wir sogar wieder 300 mBit/s über das Vodafon -Kabel.

Auch die Preise hatten sich exorbitant verändert (verringert). Die Deutsche Telekom hatte mehrere Wettbewerber bekommen und konnte deshalb ihre hohen Preise nicht mehr durchsetzen. Was also tun mit den alten (und sehr gut erhaltenen) EDV-Geräten ?
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Zumindest die Netzteile sollte man weiter verwenden können ?

Lucent 2KW Netzteil
5,1 Volt und 180 Ampere

So dachte ich über 10 Jahre und habe die teilweise neuwertigen Power-Supplies sorgfältig ausgebaut und eingelagert. Die dort gefundene Bauteile- und die wirklich edle Halbleiter-Technik ist/sind auch für gestandene Ingenieure mehr als nur bewundernswert und ich bezeichne Konzepte und Geräte als "edel". Und das alles sollte eigentlich weiter verwendet werden können.

Es sind durch die Bank weg professionelle Entwicklungen auf höchstem technischen Niveau.
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Die Rechnung ohne das Gehirn gemacht

Doch in der ganzen Denke war ein ernsthafter Denkfehler. Sicher stand ich mit glänzenden Augen vor einem riesigen ganz besonders edlen CISCO Netztel mit 5,1 Volt und 180 Ampere und weiterhin 12 Volt und 120 Ampere. Alles an dem Teil war und ist nur noch "edel".

Die Hochstromstecker sind dick vergoldet, die innen verbauten Kabel und Leitungen sind mehr als 4 Quadrat stark, also wirklich edel. Und das war ja nur eines der großen Edelnetzteile neben IBM, Ascend, Lucent, Alcatel, Marconi, HP, NEC und Nortel.

Auch die Technik von 2fach, 3fach und 4fach redundanten Konzeptionen war einmalig bewundernswert. Über solche ausgetüftelten Techniken stolpert der "Normalo" - Ingenieur so gut wie nie.
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Aber - wer braucht heute noch solche starken Power-Netzteile ?

Ignoriert - oder verdrängt - hatte ich, daß die Technik in 20 Jahren einen gewaltigen Sprung machen würde und auch gemacht hatte. Die neuen Chips (Prozessoren und ASICS) verbrauchen nicht mal ansatzweise 1/10 der Leistung von damals. -----

Mein damaliger hausinterner 48 Port x 100 MBit/s Switch wollte 150 Watt (VA) sehen, Tag und Nacht. Der neue 24 (+4) Port - aber jetzt ein Gigabit-Switch ist mit 15 Watt zufrieden. Die edlen HP/Compaq Proliant Server brauchten mit allen technischen Finessen und 8 Discs je 146 GB (SCSI Platten) ca. 240 Watt (VA), wenn sie tagsüber liefen. Die modernen BUFFALO- und ZYXEL- NAS-Server mit einer oder 2 SATA-Platten mit je 4 Terabyte sind mit 16 bis 22 Watt (VA) zufrieden und arbeiten dazu auch noch deutlich schneller.
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Für ein Laborprojekt - unseren Digitalverstärker (Link in der Überschrift) - brauchte ich ein 24 Volt Netzteil (mit 100 Watt Leistung) und so habe in unseren unendlichen Regalen mal zusammengesucht, was da alles rumsteht.

Und da steht jede Menge (rum). Also was braucht solch ein 20 Jahre altes Edel-Netzteil an Leistung, wenn noch gar nichts hinten dran hängt - also die reine Leerlaufleistung ?
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Die Erkenntnis war bitter.

Die im Leerlauf (quasi Standby) aufgenommene Leistung ist mit teils über 20 Watt (VA) viel zu hoch und die Effizienz bei halber Last oder sogar bei voller Last liegt um die 50%, ganz selten darüber. Moderne Netzteile aus den Jahren nach 2010 (zum Beispiel unsere Fujitsu PCs) haben Leerlaufleistungen von 0,7 bis 2 Watt und kommen unter Teil- bis Voll-Last auf einen Wirkungsgrad an die 85 %.
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Mit diesem Wissen wird das Abwägen noch schwieriger

Es ist jetzt fast genauso wie bei der Abwrackprämie für die älteren KFZ (bei einem Neukauf), die auch sehr umstritten und teilweise nicht zu Ende gedacht war. Welche Lösung ist jetzt umweltfreundlicher (oder umweltschädlicher) ?

Bei den KFZ konnte man die älteren Fahrzeuge durchaus noch ein paar Jahre weiter fahren und damit die Umweltbelastung im Vergleich zur Neuproduktion nachrechnen und dann abwägen, weiterfahren oder verschrotten ? - Bei unseren Netzteilen gibt es keine sinnvolle Verwendungsmöglichkeit mehr. - Oder ist da wieder ein Denkfehler dabei ?
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Die (eigenen) "Messi"-Ansätze unterdrücken .......

Übrigens hatte ich auch meine alten ausgesonderten Mainboards aus fast schon nostalgischen Gründen aufgehoben samt der Speicherstreifen, der CPUs, der Kühlkörper, der Dokumentation, der Hefte und der Büchlein. Man könnte sie ja nochmal .........

Es gibt immer wieder alte ehemals sehr gute Hardware und Software, die nur unter WIN 98 und WIN 2000 läuft, so zum Beispiel eine ganz edle Soundkarte mit 68000 Prozessor und den ganzen von Yamaha gesampelten Insrumenten "on board" in E-Proms und vor allem mit der Midi Schnittstelle zum Yamaha Keyboard. Der mit dem externen Keyboard über Midi erzeugte Sound eines Klaviers ist absolut natürlich und beeindruckend. Doch das alte 8 Bit Interface der SPEA V7 ist dagegen überhaupt nicht beeindruckend, es ist lange out.
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Also brauche ich ein altes Mainboard mit Grafikkarte und mindestens einem 8 Bit Slot und PC-Netzteil samt einer max. 30 Megabyte IDE-Festplatte, kein SATA, um das Betriebssystem aufzuspielen und zu starten.
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Also was tun mit diesen vielen Edel-Netzteilen ?

Beim Anblick dieser ehemals teuren Technik tut es in der Seele weh, die alle komplett zu zerlegen und zumindest die Platinen zum Verwerter zu bringen.
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