Das Hifi Studio Otto Braun in Saarbrücken
Bereits in 1974 bin ich als Student über einen Herrn Braun vom Hifi-Studio Otto Braun aus Saarbrücken gestolpert, der ganz besondere Boxen hätte - also selbst herstellen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Infinity ServoStatic 1 bereits und wußte, daß man mit sehr unterschiedlichen Methoden Musik wiedergeben konnte. Bei der ServoStatic waren es (wie bei den elektrostatischen Lautsprechern von QUAD oder Rennwald auch) in einem Kunststoff-Rahmen eingespannte Kunststoff-Folien, die zwischen zwei elektrisch mit echter Hochspannung polarisierten metallnen Gittern schwingen sollten. Das taten die auch und zwar sehr sehr gut.
Bei Otto Braun würde aber in seinem "Ionen-Hochtöner" eine Funkenstrecke "moduliert", so hieß es. Auch hier war das Konzept ähnlich zu den Elektrostaten, das Musiksignal wurde über einen Hochspannungstransformator in das jeweilige System "eingekoppelt".
Von meinem Studium her wußte ich schon ein wenig von sogenannten ganz frühen Löschfunkensendern aus den 1920er Jahren mit sehr hoher Leistung. Hier sollte also eine Funkenstrecke Musik machen. Daß diese Funkenstrecke ein sogenanntes Plasma erzeugte, war mit damals völlig fremd. Bis ich das kapiert hatte, hatte es 40 Jahre gedauert.
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Der Ionen-Hochtöner
In der Hifi-Stereophonie wurde er dann auch ausführlich beschrieben, dieser besondere Hochtöner. Daß damals niemand an Störstrahlungen in ganz erheblicher Stärke nachgedacht hatte, macht mich heute etwas nervös. Man hätte länger nachdenken sollen.
Auch Magnat hatte später mit solchen strahlenden Hochtönern nochmal einen Presse-Erfolg, also man hatte etwas zu schreiben, egal, welche Nebenwirkungen hätten auftreten können.
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So um 1983/84 gab es die letzten Anzeigen
Wir schreiben jetzt 2014 und ein Fan von Otto Braun hat für uns recherchiert, daß er in sehr hohem Alter "etwas weiter über der Grenze" in Frankreich seinen Lebensabend "genieße". Das war in 2014.
Otto Braun war ein Hifi- und Qualitätsfan (oder Fanatiker) und machte eigene Konzert- und Orgel-Aufnahmen auf den ersten ASC 5000 Bandgeräten und duplizierte diese Bänder auf einer ganzen ASC 5000 Farm. Als dann ab 1983 die CD kam, ließ auch bei diesen Kunden der Erfolg nach.
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Hier steht noch ein uralter Text von mir von früher - hierher übernommen . . .
Otto Braun hatte ein sehr feines Gehör und gehörte zu den Verfechtern edelster Musikwiedergabe (mit der damals machbaren Technik !!). Nichts war ihm gut genug und so baute er schließlich seine eigenen Boxen.
Ich kannte Otto Braun persönlich und war Anfang bis Mitte der 1970er Jahre oft in Saarbrücken, obwohl das damals eine wirtschaftlich fast tote Gegend war und von Wiesbaden aus mehr als 2 1/2 Std Autofahrt.
Er entwickelte in seinem Hifi-Studio den sogenannten "Otto Braun Lautsprecher" (der hatte meines Wissen nach nicht mal eine Typennummer) mit dem (für uns Jungspunde) seltsamen Ionen-Hochtöner. Die allermeisten Besucher, Kritiker, Redakteure hatten nie verstanden, was er da machte. Es war für ihn ein Ehrgeiz-Projekt, und es mußte nicht um jeden Preis Gewinn abwerfen.
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Der Ionen-Hochtöner ist eine durch die Audiosignale für den Hochtöner modulierte Lichtbogen- strecke im absoluten Hochtonbereich, nämlich genau in dem sensiblen kritischen Frequenz- bereich, in dem die Phasenlaufzeiten "gemacht" werden.
Die Stereo-Wiedergabe war phänomenal. Bei einem Boxen-Abstand von etwa 4 Metern eröffnete sich eine phänomenale Stereobreite, (mit guten aber dennoch ganz gewöhnlichen Schall- platten) bei der man die einzelnen Instrumente auf 10 Zentimeter genau orten konnte und zwar noch viel besser als bei der BOSE 901.
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Über die Gefahren der Strahlung wußten wir damals auch nichts
Die von Otto Braun verwendete Technik war natürlich katastrophal. Der VDE und der VDI hätten die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Eine völlig offene nicht abgeschirmte Hochspannungsfunkenstrecke - dazu mit einer richtigen Ozon Quelle. Die Grünen, also die Umweltschützer wären schwarz geworden vor Ärger.
Die Lebensdauer der beiden Elektroden dieser Funkenstrecke war natürlich auch begrenzt, der Austausch kompliziert und dazu teuer und damit war der Kundenkreis sehr sehr eingeschränkt.
So traf man sich öfter im kleinen Kreis in Saarbrücken und fachsimpelte stundenlang - wie heutzutage bei Rainer Pohls Sommerfest in Bodenheim bei Mainz.
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