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Interview mit Karl Breh - wir haben ihn im April 2012 besucht

Karl Breh 1962
Karl Breh 1982
und 1995

von Gert Redlich
Im April 2012 waren
Michael Bechtold aus Frankfurt und ich zum ersten mal bei Karl Breh (Jahrgang 1932) in seinem Haus in Karlsruhe zum "Kaffeehaus- Gespräch" und zu seinen Zeitzeugen-Erzählungen über die alten Hifi-Zeiten. Natürlich mußte ich mich ein wenig vorbereiten mit meinen Fragen, denn wir wollten ihm ja nicht die Zeit stehlen (die er übrigens hatte und die er gerne für uns hatte - auch beim zweiten und dritten Besuch).

Dipl. Phys. Karl Breh (1932 - † 2024) war nicht nur der Initiator, er war über 20 Jahre lang der Motor der ganzen Hifi-Bewegung und dazu der Chefredakteur der Hifi- Stereophonie und Vorsitzender des DHFI - und das in einer Zeit, als der Hifi- Gedanke überhaupt erst mal hoffähig gemacht werden mußte. Eigentlich war er als Chefredakteur und DHFI Vorsitzender der Motor für die Entwicklung des deutschen Hifi-Marktes, der von den anderen damaligen Medien recht stiefmütterlich (vermutlich mangels Wissen) behandelt wurde.

Da wir öfter vom Hifi-Thema abgewichen sind, wäre die Bezeichnung "Interview" etwas weit her geholt. Aus diesem Grund habe ich versucht, die Gesprächsthemen etwas zu ordnen und zu bündeln.

Dabei sind wir zwangsläufig öfter auf der Zeitschiene (Zeitachse) hin und her gesprungen. Für die korrekte chronologische Aufarbeitung ist noch viel Zeit erforderlich.

Es hat aber allen Beteiligten Spaß gemacht, noch einmal mit gegenseitiger Hilfe in die alten Hifi-Zeiten eintauchen zu können und die Geschichte noch einmal an uns vorbeilaufen zu lassen.
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Bei meinem 2. Besuch im Juni 2013 haben Herr Breh und ich viele offene Fragen und Kleinigkeiten korrigiert und er hat mir eine Menge an Platten, Erinnerungsstücken und anderen Kleinteilen mitgegeben. Vom dritten Besuch im Januar 2014 schreibe ich weiter unten.
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Fairness und Nachsicht gegenüber allen Beteiligten

Karl Breh hat in 2012 immer noch einen gewaltigen Schatz von über 10.000 CDs in seinen Regalen

Nach reiflichem Überlegen hat mich Herr Breh gebeten, diese vielen (teilweise nur ihm bekannten) lustigen und auch ernsten Interna doch nicht - zu seinen Lebzeiten - zu publizieren. Denn erstens leben manche der im Interview beim vollen Namen genannten Personen noch (es war 2012) und dann sind zu viele der genannten "Storys" und bemerkens- werten Episoden "im kleinen Kreis" sofort und direkt einer Person - also ihm - zuzuordnen, selbst, wenn keine Namen genannt würden.

Diesem Wunsch habe ich natürlich sofort entsprochen, denn die freundschaftliche Einladung in sein Haus bedeutete mir sehr viel.

Ein Satz aus unserer letzten Zusammenkunft in 2014 mit Jörg Wuttke als Zeuge möchte ich an dieser Stelle wiederholen : Herr Breh war von meiner kritischen Denk- und auch Schreibweise angetan. Es hat ihm gefallen, daß ich seine Art der Beurteilung und Kommentierung übernommen hatte. So sagte er sinngemäß sehr ähnlich wie es mir in 2006 der Biograph von Max Grundig, Herr Egon Fein, aufgetragen hatte, "Herr Redlich, Sie bekommen hier alle meine Schätze und bitte ..... bleiben Sie bei der Wahrheit."

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Karl Breh - geb. 1932 in Toulon (Südfrankreich), dann Baccalaureat, später Violinunterricht am Staatlichen Konservatorium Toulon, Studium der Physik an der Universität Karlsruhe, Diplom 1956. Tätigkeit am Institut für Strömungslehre und Strömungsmaschinen, ab 1959 nebenberufliche Lektoratstätigkeit im Verlag G. Braun, Karlsruhe.

1962 Gründung der HiFi-Stereophonie, ab 1964 Chefredakteur dieser Zeitschrift, seit 1968 Vorsitzender des Deutschen High-Fidelity Instituts und Vorsitzender des Beirats der Internationalen HiFi-Ausstellung mit Festival in Düsseldorf.

Seit 1968 Autor fachbezogener Sendungen im Südwestfunk Baden-Baden, Lehrbeauftragter für Akustik, Elektroakustik und Instrumentenkunde an der Staatlichen Hochschule für Musik  Karlsruhe, seit April 1980 Verlagsleiter bei G. Braun, Mitglied der AES und der UIPRE
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Unser dritter Besuch bei Karl Breh im Januar 2014

Die Redaktions-Exemplare vollständig
Jörg Wuttke (72) und Karl Breh (82) im Jan. 2014 - beide sind immer noch für jeden Spaß zu haben
und das ist sie, die DHFI Ehrennadel

Im Januar 2014 habe ich Herrn Breh nochmals besucht, dieses Mal zusammen mit Jörg Wuttke, dem Mikrofon- spezialisten, der über 30 Jahre die Geschicke der Mikrofonbau-Firma Schoeps in Karlsruhe geleitet hatte.

Herr Breh hat sich nicht "leichten Herzens" von "seinen Kindern" (den 35 Jahrgängen der Zeitschriften "Hifi-Stereophonie" und "stereoplay") trennen können. Doch hat er Verständnis dafür gezeigt, daß es für die Allgemeinheit von Nutzen sein dürfte, diese Zeit oder Epoche einer ungeheuer interessanten Entwicklung von mehreren Generationen online aufzuheben.

Die überhaupt noch erhaltenen Ausgaben seiner Zeitschriften sind nur noch bei ganz wenigen Sammlern lückenlos komplett erhalten und werden bei jedem Erbfall von den Nachfahren fast immer zuerst entsorgt.

Mit Jörg Wuttke verbindet Karl Breh eine sehr lange Freundschaft Gleichgesinnter
und darum wurde ihm auch (kann man das jetzt "posthum" nennen ?) die "Goldene DHFI Anstecknadel" für besondere Leistungen auf dem Gebiet der High-Fidelity (ein bißchen spät - aber immerhin) verliehen.
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Eine Rückblende auf die 20 Jahre Hifi und Stereo hatte er bereits 1982 verfasst und die finden Sie hier:
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Anmerkung und Nachsatz

Wegen des Zeitverzugs beim Erstellen dieses Artikels :

Das Abhören der Gesprächs-Aufzeichnungen hat alleine 4 bis 5 Stunden gedauert, das Schreiben des Rohartikels etwa 2 Stunden und das Strukturieren nochmal 2 Stunden, jedenfalls wenn ich aus der Erinnerung die Zeiten festhalte. In Natura waren es aber viel mehr Stunden, denn das Nachdenken unter der Dusche habe ich gar nicht gezählt.
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Während dieser Zeit hatte ich mehrere 100 Seiten über die Geschichte des Rundfunks vor 1950 und die des Fernsehens vor 1945 sowie des Kinofilms gescannt und Korrektur gelesen. Das war sehr zeitintensiv, aber aus meiner Sicht wichtiger. Auch hier läßt die Bebilderung noch auf sich warten. Es ist wirklich viel Arbeit.
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Veröffentlichung des nachfolgenden Teils im Okt. 2024

Karl Breh ist im Alter von 92 am 17.8.2024 verstorben

Seinem Wunsch entsprechend werden seine Erzählungen erst jetzt veröffentlicht.

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In der Schweiz geboren, in Deutschland aufgewachsen

Karl Breh wurde im Januar 1932 in Neuchatel in der französischen Schweiz geboren. Der Vater war ein deutscher Maschinenbau-Ingenieur in einer Textilfabrik in Neuchatel am Neuchateler See. Die politische Ausrichtung seines Vaters beschreibt Karl Breh diplomatisch vorsichtig als "deutschen Patrioten", der 1937 wieder "Heim ins Reich" wollte. Das erfolgreiche Deutschland war ganz offensichtlich im wirtschaftlichen Aufstieg. Von den Hitlerschen Kriegsgelüsten war in der Schweiz noch nicht viel zu spüren. So bewarb sich der Vater in Deutschland und nahm 1938 eine Stellung bei Dornier am Bodensee an und die Famile zog nach Deutschland. Vater Breh sollte dem Motor des Nachtjägers die Auspuff-Flamme "abgewöhnen". Doch es kam anders.

Anfang 1945 besetzten die Franzosen das gesamte Gebiet um den Bodensee und begannen, Dornier aufzulösen und zu demontieren. Mitten in diesem "Vorgang" wurden die damit Beschäftigten von den französischen Besatzern ganz überraschend in einer Nacht- und Nebelaktion verhaftet und in ein ehemaliges KZ interniert. Es gab keine Anklage und auch kein Urteil, es war einfach eine rechtsfreie Zeit dort unten bei den Franzosen. Und von dem KZ aus mussten sie täglich nach Tunau zur Arbeit in einer inzwischen französischen (ehemals deutschen) Marinestation.

Nach einem Jahr wurde der Vater wiederum ganz plötzlich frei gelassen - immer noch ohne ein Urteil oder dergleichen. Fast am Tag danach wurde der Vater "vorgeladen" und bekam das erstaunliche Angebot, mit vielen seiner ehemaligen Kollegen doch in einer französischen Firma in Toulon für die französische Marine zu arbeiten. Im völlig chaotischen darniederliegenden Deutschland war das Angebot natürlich sehr attraktiv. Zumal sprachen die Eltern bereits französisch.

Als Siebzehnjähriger - Die 2 Jahre in Frankreich waren hart.

Jetzt folgten 2 harte Jahre in einem französischen Gymnasium in Toulon, in dem er sein Abitur nachmachen "durfte" und auch wollte. Die Bedingung war aber, daß er innerhalb von 3 Monaten so viel Französisch zu lernen hatte, daß er nach einem Jahr die erste Prüfung machen konnte. Denn eigentlich war er fast schon zu alt für diese Klasse. Die erste Abiturprüfung ging in die Hose, aber die zweite Prüfung (nach einem weiteren Jahr) bestand Karl Breh mit Auszeichnung. Und damit wollte er schnellstens dort wieder weg und schrieb sich 1952 an der UNI Karlsruhe in Physik ein. Die Eltern blieben noch zwei weitere Jahre in Toulon und kamen dann auch wieder nach Deutschland zurück. Der Vater bekam eine Stelle bei einer Filterfirma in Frankfurt/Main und ging später wieder zu Dornier - eine richtige Spätkarriere. Dort war er der perfekt französisch sprechende Verbindungsingenieur zum Dornier-Partner Breuget.
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An der UNI Karlsruhe starben die Professoren

Der Professor Gerzte, mit dem er sich gut verstand, starb viel zu früh, und obwohl er 1956 den zweitbesten Diplomabschluss gemacht hatte, hatte er in dieser Fakultät wenig Möglichkeiten zu promovieren. So wechselte er zur mechanischen Strömungslehre und bekam die Aufgabe, Strömungsturbolenzen zu messen. Aber bitte nicht nach der herkömmlichen Methode mit der bekannten Hitzdrahtmessung, die sei unzureichend.

Der junge Dipl.-Phys. Karl Breh entwickelte ein ganz neues Konzept mit Meßmikrofonen, die in die Strömung gestellt werden. Inzwischen war auch hier der Chef gestorben und er bekam wieder einen neuen Professor. Dieser wollte die Einspritzanlagen von Ottomotoren optimieren, nämlich die Zerstäubung des Kraftstoffes verbessern. Es sollte herausgefunden werden, ab wann der Mehraufwand der Feinstzerstäubung den realen Energiegewinn bei der Verbrennung überstieg. Jedenfalls war das der Titel der Promotionsaufgabe an Karl Breh.
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Überlebenstraining war wichtig

Bei dieser ganzen Miesere mußte der "Wissenschaftliche Mitarbeiter", so nannte man die Doktoranden damals, auch etwas zum Essen haben. So übernahm Karl Breh bereits während seines Examens die Schriftleitung der deutschen Ausgabe der Enzyklopädie "Das Atomzeitalter" in 5 Bänden. Irgendwie war das Interesse draußen am Markt gering und das Projekt wurde wieder eingestellt. Das Angebot des Wissenschaftsverlages Springer, dort in einem anderen Bereich weiter zumachen, lehnte er ab.

Mit der Erfahrung und seinem Wissen bewarb er sich beim Braun Verlag Karlsruhe, denn der gab die älteste deutsche Atomtechnik-Zeitschrift heraus. Und davon sollten Artikel ins Französische übersetzt werden. In diesem ganz speziellen Fachbereich Atomphysik konnte ein normaler Übersetzer eben nicht mithalten.

Der Hauptverlagsleiter des Braun Verlages, ein Lehrer, erkannte sein sprachliches und technisches Potential nicht, doch sein Stellvertreter wurde auf den französisch sprechenden deutschen Physiker aufmerksam. Mit dem könne man doch die eingestellte "Atomzeitalter Enzyklopädie" herausgeben. Das brachte endlich eine feste "Monatsgage" von damals sehr hohen 250.- DM pro Monat ein.

Karl Brehs Weg zur Musik und zur Highfidelity

Während dieser Zeit wollte Karl Breh auch ein wenig Freude an schöner Musik haben und ließ sich in einem damaligen "Fachgeschäft" beraten. Am Ende kaufte er eine Mono-Musiktruhe eines "großen deutschen Herstellers", das Wort Grundig durfte und wollte er über 20 Jahre nicht aussprechen, und war von der bescheidenen Qualität der Musikwiedergabe tief enttäuscht.

Der "Klang" war überhgaupt nicht mit dem Original zu vergleichen, es klang einfach schauderhaft. Aber das Teil war für damalige Verhältnisse einfach zu teuer, um es gleich wieder auf den Müll zu werfen. Die "Beratung" war offensichtlich nur umsatzorientiert oder der Verkäufer hatte überhaupt keine Ahnung, wovon er da redete. Es gab nämlich schon Hifi taugliche Geräte auf dem Markt.

Und so gedieh ganz langsam der Traum von einer auf physikalischen Grundlagen basierenden Publikation zur Aufklärung der potentiellen Musik- und Hifi-Kunden über die gute Musik- wiedergabe von Schallplatten natürlich und die dazu benötigten Geräte.

Im Laufe der Jahre 1960/61 lotete er dann das Interesse seines obersten Chefs aus, (des Verlagsleiters und Inhabers des Braun Verlags - Herrn Knittel) und fing an, diesen für eine neue Zeitschrift oder ein spezielles Magazin rund um dieses Thema Hifi und Musik zu interessieren.

Das "fonoforum" gab es ja bereits, doch das war eine "Einrichtung" (besser ein verdecktes Werbeblättchen) der deutschen Schallplatten-Industrie (zur Selbstbeweihräucherung). Die dort erschienenen ersten Tests oder  Beschreibungen samt der Ratschläge waren alles andere als zufriedenstellend oder gar wertneutral.

Und die frühe Zeitschrift PHONO aus Wien hatte sich bislang fast nicht herumgeschwiegen, sie war eine rein österreichische Zeitschrift, 1954 von den Wiener Philharmonikern aus der Taufe gehoben.
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Erfolg - Herr Knittel stellte 150.000 DM Grundungskapital bereit

Also 150.000 DM, das war für diese Zeit um 1960 sehr sehr viel Geld, die der Verlag (bzw. der Inhaber) investieren wollte. Die Zeitschrift sollte in Anlehnung an andere bereits vorhandene Publikationen des Braun Verlages "Hifi-Stereopraxis" heißen. Die Stereophonie war gerade im Kommen und die ersten Stereo Langspielplatten kamen auf den Markt. Diese Stereoplatten verlangten wieder neue Technik und das alles war sehr erklärungsbedürftig. Ahnung hatten nur ganz wenige, die mit dem Medium Schallplatte intensiv in Kontakt standen. Die Rundfunk-Stereophonie war dazu noch ein ungeliebtes Kind und kam erst viel viel später.

Am 1.1.1962 sollte es losgehen mit der neuen Zeitschrift. Karl Breh war immer noch auf seine Promotion fixiert und wollte eigentlich nur den Autorenjob beim Braun Verlag beibehalten. Und so "lancierte" er den Redakteur Ernst Pfau vom fonoforum zur Hifi-Stereopraxis. Herr Pfau konnte gut schreiben und das war wichtig.
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Neue Ideen enthalten auch Fehler

Beim Sammeln der Ideen für diese neue Zeitschrift sollte unter anderem der Bereich Musik und der Bereich Technik etwa zur Hälfte aufgeteilt werden. Auch sollte ein guter Teil der Kosten durch Werbung und Inserate "herein geholt" werden. Soviel wußte man bereits, daß der Einzel-Verkaufspreis und die Abos nicht mal im Ansatz die Kosten decken würden.

Und da alles neu war, kam "man" auf die Idee, hier auch die Titelseite "zu verkaufen". Die Firma Braun AG aus Frankfurt war daran sehr interessiert und bestellte diese "Coverseite". So entwickelte sich der erste Flop, denn drinnen wurden auch Braun Geräte beschrieben und getestet und alle in der damals noch kleinen Branche witterten sofort eine "Käuflichkeit" der Redaktion.

Dem war natürlich überhaupt nicht so, auch, was diese erste Ausgabe betraf. Das war und blieb auch für die ganzen 23 Jahre die einzige Ausgabe mit verkaufter Werbung auf der Titelseite, denn der Schock der vielen negativen Rückmeldungen und bissigen Kommentare saß tief.

Als dann auch noch heraus kam, daß Chefredakteur Ernst Pfau die als Rezensionsobjekte von den Labels eingesandten Schallpatten alle "requiriert" hatte und die Redaktion diese Platten nochmal kaufen mußte, endete seine Zeit ganz abrupt schon nach wenigen Monaten.

Herr Pfau war dazu mit der Maßgabe angetreten, daß er die Gerätetests in seinem eigenen Hightech-Labor machen sollte. Heraus kam aber, daß diese Tests bei der Physiklisch Technischen Bundesanstalt in Braunschweig für teures Geld in Auftrag gegeben wurden. Auch hatten die Tester dort überhaupt keine Affinität zu Hifi, sondern nur zu Sinuswellen und Klirrgraden. So "ginge" das Konzept also in die Hose.

Deshalb verlangte der Verlagsleiter Knittel jetzt, daß sich Karl Breh um sein Kind (also das von ihm angeregte Projekt) intensiv zu bemühen hatte und Breh verlagerte die folgenden Tests in das physikalische Labor an der UNI Karlsruhe, in dem er ja hauptberuflich beschäftigt war. Sogar der Professor war einverstanden.

Eine Entscheidung, die ans Eingemachte geht

So hat es zwar Karl Breh nicht (direkt) erzählt, aber ich entnehme es so zwischen den Zeilen.

Also : eine Promotion, dazu die ("freiwillige") Vorbereitung der Vorlesungen seines Professors und dann auch noch beim Braun Verlag "die Kohlen aus dem Feuer holen", das passte nicht mehr zusammen. Das wäre ein 28 Stunden-Tag und war so nicht zu machen.
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Inzwischen kam auch noch heraus, daß Herr Pfau durch überschwengliche Berichte über die ganz neue Philips Compact Cassette die Schallpattenfirmen verprellt hatte und daß ihn beim Baden Badener Schlagerfestival die gesamte Plattenbranche hatte richtig auflaufen lassen.

Auch kam in den gewöhnlich gut informierten "eingeweihten Kreisen" heraus, daß einige große teure Lautsprecher-Paare (= Probanden) den Weg vom Testlabor zurück zum Hersteller bw. Lieferanten nicht mehr "gefunden" hatten, die Tests aber besonders "eindrucksvoll" ausgefallen waren.

Jetzt war für Karl Breh das Maß voll. Wenn "sein  Kind" bereits nach wenigen Monaten als käuflich und befangen bekannt würde, wäre es schon in den Brunnnen gefallen, bevor sich irgend ein Erfolg hätte einstellen könnte. Karl Breh entschied sich, das Hobby zum Beruf zu machen und löste Herrn Pfau als Chefredakteur beim Braun Verlag ab. Herr Pfau wurde zwar für 6 Monate entlohnt, jedoch übernahm Karl Breh ab der Ausgabe 4 die Leitung.

Anmerkung: Ich vermute, daß sich damit auch die Promotion "erledigt" hatte.
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Manifestierung der Grundprizipien

Von der 5-bändigen Enzyklopädie " Das Atomzeitalter" und der Atom-Zeitschrift aus dem Braun Verlag, die er übersetzte, war dem Physiker Karl Breh von Anfang an klar, jedewede Beurteilung mußte so objektiv wie möglich erfolgen. Davon hing die Reputation der ganzen Redaktion und damit auch der finanzielle Erfolg dieser Verlagssparte ab.

Es mußte also Testvoraussetzungen oder Grundlagen geben, nach denen gemessen und geprüft und bewertet wurde, vor allem nachprüfbare Methoden. Und alle Tests mußten herstellerneutral erfolgen. Daß in den USA wie auch in England und Frankreich so gut wie alles lokalpatriotisch eingefärbt war, war bei denen bekannt, die die jeweilige Landessprache beherrschten.

Und mit seinen sehr guten Französisch-Kenntnissen war er natürlich fast allen Kollegen gegenüber, die nur Englisch konnten, im Vorteil.

Anfänglich 1962 war der Markt aufgeschlossen für neutrale objektive Berichte über Neuerscheinungen und neue Technologien. Der Erfolg - also die Auflage - wuchs stetig. Daß der Markt sich später änderte und ein Großteil der Aufsteigerkunden auf Voodoo und Scharlatanerie abfuhr, war noch nicht abzusehen.
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"Auf einmal" gründete sich ein Hifi Institut

Völlig unabhängig von der Zeitungsgründung in Karlsruhe fanden es 1962 in Frankfurt einige Firmen für opportun, sich zu organisieren und einen Verein zu gründen. Der Verein sollte ganz neutral den Hifi-Stereo Gedanken "promoten". Doch für einen Verein brauchte man 7 Mitglieder. So taten sich 5 Firmen (Braun, ELAC, Ebener, Klein+Hummel, Audioson) und 2 Privatiers (Herr Pfau und Herr Hahn) zusammen und gründeten das DHFI, das "Deutsche Highfidelity Institut e.V".

Federführend war anfänglich die Firma Braun, die auch die ersten Räumlichkeiten im Braun Werk in der Rüsselsheimer Straße stellte. Zum ersten Vorsitzenden wurde Herr Walter von Braun, gewählt. Später war es dann Herr Harden vom fonoforum. Karl Breh von der Hifi-Stereophonie war anfänglich noch gar nicht dabei.
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Später - als 1968 der amtierende Vorsitzende Herr Hipp verunglückte, wurde Karl Breh zum ersten Mal zum Vorsitzenden des DHFI gewählt und dann ganze 30 Jahre lang. Die Mitgliedesfirmen jedoch kamen und gingen.
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Das Hifi-Jahrbuch - ein brillianter verlegerischer Einfall

so also NICHT
sondern so

Bereits 1963 zeichente sich ein Manko dieser neuen (Teil-) Branche der Unterhaltungsindustrie ab, es fehlte ein Katalog ohne den ganzen "Nicht-" Hifi-Müll der Kofferradios, Küchenradios, Billigplatten- spieler, Billigtonbandgeräten und Musiktruhen. Das stand ja alles im "Handbuch des Rundfunk und Fernseh-Grosshandels" unter anderem schon drinnen (siehe Bild rechts). Es müsste eine gezielt andere Konzeption werden.

Zum einen war das Hifi-Jahrbuch ein Geschäftsmodell, zum anderen sollten hier vorher festgelegte Grundsätze gelten, die es zum Hifi-Nachschlagewerk Nummer 1 machen würden. Das Projekt lief unter dem Namen Hifi-Jahrbuch, weil man den Jahresrhythmus als eingeführten Zyklus für die Neuerungen bereits kannte. Karl Breh bestimmte als Chefredakteur weitgehend die Spielregeln der Einträge.
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Die Firmen mußten auf jeden Fall
einen Ausstattungsbeitrag bezahlen und alle ihre Hifi-Produkte nach Treu und Glauben sauber und korrekt spezifizieren. Der Verlag behielt sich immer das Recht vor, unglaubwürdige Phantasie- oder Traumdaten und -Werte zu korrigieren oder ganz zu streichen.

Zum Beispiel, so erzählte Karl Breh,
wurde er von Max Grundig nach Fürth "geladen", weil der Max unbedingt seine Musiktruhen dort rein haben wollte. Der Chefredakteur "mußte" antanzen und hatte sich dann 3 volle Stunden mit dem Generalbevollmächtigeten auseinander gesetzt und sich am Ende der aussichtslosen Diskussion mit dem Wunsch zum Nachdenken "abgesetzt".
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In dem dann folgenden Brief lehnte er die Übernahme der Musiktruhen in das 1. Hifi-Jahrbuch 1963 ab und der Max war sauer. Aber wie auch immer, das Hifi-Jahrbuch wurde recht schnell zum Erfolgsmodell und zur "Hifi-Bibel" der angehenden jungen "Hifi-Jünger".
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Die Hifi-Messen in Düsseldorf

1967 wurde im DHFI diskutiert, wie sich die Hifi Anbieter besser präsentieren könnten außer zwischen Kofferadios und Waschmaschinen und Fernsehern auf der IFA in Berlin. Man könnte eine kleine elitäre Hifi Messe machen. Die Messegesellschaft Düsseldorf war offen für ein solches Konzept und man richtete im Herbst 1968 gemeinsam die erste Hifi Messe in Düsseldorf aus.

Auch hier waren die ganz speziellen fachspezifischen Aktionen ein sehr großer Erfolg. Also keine propagandistischen Werbefeldzüge, sondern eine neue Art von hochwertigen und aussagekräftigen Fachseminaren - fast wie an der UNI im Bereich Akustik. Und innerhalb der Messe war sowieso alles öffentlich - auich für Mitbewerber - und im Eintrittspreis inbegriffen.

So präsentierte man dort nach einer Idee von Karl Beh 3 Streichquartette und 3 Pianisten auf der Bühne mit wirklich bestmöglichen hochqualitativen Original-Live Vergleichen. Und das kam in der gesamten Branche gut an, denn es war wirklich objektiv und weitgehend neutral. Nicht gut kam an, daß bei den Referenz-Anlagen nur ganz wenige deutsche Hersteller vertreten waren. Die aktiven Lautsprecher von Cabasse aus Frankreich waren nun mal die besten Wandler (zu der Zeit).

Bereits 1974 kam von Grundig und anderen inländischen Firmen erstmalig der progressive aber kurzsichtige Vorschlag, wir machen diese Hifi-Messen alleine, ohne die Japaner.

Merkwürdige Vorstellungen der Deutschen Hifi-Firmen

Während der Vorbereitung der Hifi 1978 wurde Karl Breh 1977 sogar nach Nürnberg "eingeflogen", um sich von Max Grundig sonderbare Ideen anhören zu müssen. Ob er denn wolle, daß die Hifi 78 stattfände, dann müssten aber die Japaner raus (also ausgschlossen werden), denn nur dann würden die Deutschen Firmen teilnehmen, sonst nicht.
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Karl Breh bat sich wieder Bedenkzeit aus, um dann höflich aber bestimmt zu antworten, daß das DHFI, dessen Vorsitzender er war, die Interessen aller Mitglieder abzuwägen hätte und die Japaner wären mit 25 Mitgliedsfirmen in der Majorität. Er mache sich große Sorgen um Grundig, der ja die Hifi Branche zugunsten von seinem Video 2000 total vernachlässige.

Die Antwort kam nicht mal mehr vom Max, sondern von Herrn Lachner, damals Entwicklungsvorstand, man hätte den Brief mit Interesse gelesen und dazu weiteres Bla Bla Bla, nur nichts Konkretes.

Die Deutschen blieben der Hifi Messe (einmalig) fern, aber es war nicht mal ein Phyrrus Sieg, es war ein totaler Flop auf der ganzen Linie. Die Japaner hatten wieder mal einen unverhofften Sieg eingefahren und nahmen den Deutschen Prozent für Prozent vom Marktanteil ab, nicht nur bei Hifi, auf allen Gebieten.

Auch die Kritik über die Eigenarten eines Herrn Hummel, der für K+H zeichnete, war nicht berauschend. Hummel war in der Branche als Geizkragen bekannt und hätte doch die größte Chance gehabt, mit seinen hervorragenden Produkten zumindest europäischer Marktführer bei Spitzen-Hifi zu werden.

Doch Marketing und Werbung seien zu dillettantisch und zu "sparsam" gewesen. Die Anzeigen in homöopathischen Dosen über alle Medien zu streuen, sei ein Fehler gewesen. Er, Hummel, hatte die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Eigentlich hatte sich Hummel mit seinem "Geiz" totgespart.

Das Brehsche Hifi Labor im eigenen Haus

Noch ein Nachtrag zu den Geräte-Tests erst in der PTB in Braunschweig, dann in der UNI in Karlsruhe. Mit Verstärkern klappte das vielleicht noch einigermaßen. Schon bei Lautsprechern und Plattenspielern war es extrem aufwendig. Diese Dinger mussten nicht nur geschleppt werden und die richtige Aufstellung dauerte so seine Zeit. In den oberen Sphären der Highfidelity waren die Unterschiede fast nicht mehr messbar, aber gerade noch hörbar. Dann kam das zeitintensive Hören und Vergleichen mit oft 10 bis 20 teiweise fremden Personen. Das ging doch alles an der UNI nicht mehr.

Ein eigenes Hifi-Labor musste her. Dazu gehörte ein Abhör-Raum mit Schalldämmungen, auch eine UKW Hochantenne mit Antennenrotor und ein weiteres Abhörstudio mit Platz für die Menge der Elektronik und natürlich ein Lagerraum für die ganzen Verpackungen. Karl Breh wollte immer alle Geräte wieder aus dem Haus haben, damit nie ein Hauch von Käuflichkeit oder monitärer Beeinflussung aufkam. Und verwaltet mussste das ja auch noch werden mit Massen von Lieferschein und Speditionsrechnungen.
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Die vielen Messgeräte musten von der Genauigkeit her besser sein als die besten Elektroniken, die es gab. Das alles kostete viel Geld, brachte ihm aber alsbald den Ruf ein, den man in der Branche unbedingt brauchte. Bald kamen sie aus alle Himmelsrichtungen nach Karlsruhe, die Japaner, die Engländer und Italiener, natürlich auch die Deutschen und die anderen Importeure - und sie ließen ihre Protoypen oft erst mal bei Breh testen, ehe die Masse importiert werden konnte oder durfte.

Schon nach wenigen Jahren war das Brehsche Testlabor in Karlsruhe weit über Europa hinaus bekannt für strenge aber glaubwürdige Testergebnisse - und das unabhängig von den Publikationen in der Zeitschrift.

Uns so sollte Karl Breh ein Buch schreiben . . .

Warum er denn kein Buch geschrieben habe über die Glanzzeiten der Highfidelity, den Aufschwung und den Abschwung, - wer sollte das besser schreiben - wenn nicht er, der doch über 20 Jahre hautnah dabei war ?
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Bei unserem letzten Besuch fiel der entscheidende Satz .....

Er habe die Branche nach der STEROPLAY-Zeit verlassen, endgültig ..... und würde sich nur noch sozial engagieren. Dieser Lebensabschnitt sei für ihn abgeschlossen. Unser drittes mehrstündiges Gespräch sei ein Entgegenkommen an seinen Freund Jörg Wuttke (ehemals Schoeps Karlsruhe) und an mich - wegen meines ernsthaften Interesses an der Aufarbeitung der Geschichte der Highfidelity.
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