Der Tonarmhersteller SME aus England
Der legendäre SME Tonarm 3009 + 3012
Bei einem sehr guten Plattenspieler war neben dem Chassis und dem Teller, also dem Laufwerk, der Tonarm das zweite entscheidende Teil (und dann natürlich das Abtastsystem). Am Anfang in den 1960er Jahren war der Thorens TD 124 mit seinem Thorens Tonarm das Maß der Dinge.
Aus vielerlei Gründen wurde der TD 124 von dem deutlich billigeren Lenco L75 abgelöst, jedenfalls im Bekanntheitsgrad der damaligen Hifi-Jünger. Darum baute Thorens als High-End Alternative dann das große TD 125 Chassis mit verschiedenen Tonarm- (montage) platten, sodaß der vermeintliche Hifi-Gourmet sich "seinen" (Ton-) Arm selbst aussuchen konnte. (Es stand auch damals nie zur Debatte, ob der selbsternannte Experte das mit seinem Wissen überhaupt konnte.)
Und der damals neue lange SME Arm war eine Wucht, vor allem optisch. Er glänzte silbern (stahl-)blank poliert aus jedem Schaufenster heraus und beeindruckte durch seine enorme Länge. Da konnte natürlich der Lenco L75 Tonarm mit seiner recht simplen Bauart nicht mit und in kurzer Zeit war der von der BRAUN AG über Shure in Deutschland vertriebene SME 3012 der Traum der (selbst beweihräucherten) Experten.
Ob er wirklich der beste Tonarm der Welt war ? (So stand es jedenfalls auf der Verpackung.) Vielleicht war er es zu seiner Zeit im ersten Jahr, vielleicht auch etwas länger.
Unbestritten, er war wirklich gut durchkonstruiert und robust, obwohl er aus England kam, damals dem Land der relativen Mittelmäßigkeiten bei Hifi. Es gab damals nämlich nur ganz wenige wirklich edle englische Highend Hifi- Überflieger in den Anfängen um 1960 herum, die sich auf das Festland verirrten.
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Es gab da nämlich schlimme Fehl-"Kombinationen" . . .
Daß auch dieser lange Tonarm seine Grenzen hatte, merkte der damalige "Audio-Experte" erst beim Ausprobieren verschiedener Abtastsysteme mit verschiedenen Resonanzfrequenzen. Bestimmte Magnet-Systeme wollten (zum Beispiel bei mir) nie so recht "klingen", zum Beispiel das "Clearaudio Gamma" im Thorens TD 125 Laufwerk samt 3012 - siehe meine Bilder weiter oben. Der Sound war eigentlich bescheiden im Vergleich zur CD, nur fehlten damals (mir natürlich auch) die Grundlagen und das sehr seltene Fach-Wissen über die difizilen physikalischen Zusammenhänge von Masse und Eigenresonanz.
Und es gab die frappierende Wahrheit der Analog-Experten
Und leider - erst sehr sehr spät - viel zu spät - wurde auch noch publik, daß zum Beispiel bei der Deutschen Grammophon die fertigen edlen Klassik-Scheiben von den Toningenieuren mit mehreren ganz normalen DUAL 1019, später mit dem deutlich verbesserten DUAL 1219 abgehört wurden.
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Der Kern der Wahrheit der Studios und der Presswerke:
Mehr wäre doch auf den Vinylscheiben sowieso nicht drauf gewesen, verrieten die alt gewordenen wirklichen Vinylplatten-Experten von der Polygram und der DGG im Jahr 2007 und in 2010 - sowie der Chef vom Platten-Schneidstudio Brüggemann in Frankfurt.
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Der Ur-SME-Tonarm wurde auch weiter entwickelt.
Ob das wirklich notwendig war, sei dahingestellt. In der Hifi-Branche war Vieles auch nur Schau oder einfach nur "opportun". Eine neuere Variante des SME 3012 sah dann hinten so aus.
Am Ende landen manche sogar auf der Müllkippe.
Im Nov. 2010 traute ich meinen Augen nicht, was dort herum lag. Ein waschechter 3012 fand sich mitten auf dem Berg von Elektronik Schrott. Er war (bislang noch) nicht verbogen oder verdallert, der Arm hält sowieso Einiges aus.
Den Arm konnte ich retten, das Laufwerk des TD 125 konnte ich nicht unerkannt "verschwinden" lassen, leider.
Uns geht es gut hier in Deutschland, sehr gut sogar.
Eigentlich ist es peinlich, mitbekommen zu müssen, daß es in Deutschland superreiche und dennoch arme Zeitgenossen gibt, die sogar solche Teile wegwerfen. Ein SME 3012 war reparabel, zumal das Rohr des langen Arms sowie die innere Verkabelung vollständig intakt sind. Das elastische Gummiteil hinten im Rohr (elastic grommet / rubber washer) soll es als Ersatzteil auch wieder geben.
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Nov. 2010 - Eine ebay Anekdote am Rande
Da wurde ein gebrauchter SME 3012 Serie 2 "aber" in Originalverpackung versteigert und brachte sage und schreibe 831.- Euro. Das ist mehr als das Doppelte des Neupreises.
Da muß der Sammler aber schon sehr "interessiert" (andere titulieren das rigoros als "völlig bekloppt") gewesen sein oder hatte da ein guter "Freund" einfach mitgesteigert ?.
Die Preise der SME Tonarme finden Sie auf der BRAUN Seite bei den 1964er BRAUN Preislisten hier.
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