Orchestrions und Klangmaschinen im Technikmuseum Speyer
Die Orchestrions waren das Steckenpferd des Gründers der beiden Technikmuseen, Sinsheim und Speyer. In einer sehr ausführlichen privaten Führung hat uns Herr Eberhard Layher sen. von seinen "liebsten Kindern" neben den historischen Flugzeugen erzählt.
Im Dezember 2007 bekamen wir endlich den lange anberaumten Termin zur Besichtigung des dort in Speyer geplanten zukünftigen Rundfunk- und Fernsehmuseums, das aber noch in den Kinderschuhen steckte.
Nachdem Herr Layher unsere leuchten Augen (wir waren zu zweit vom Fernsehmuseum Wiesbaden angereist) bei der fast schon zufälligen Vorführung der großen Superorgel, also des größten Orchestrions (andere nennen es Philharmonie Großorgel) in der großen Liller Halle gesehen hatte, blühte auch er auf. Er war übrigens stolze 85 Jahre alt und selbst ganz alleine mit dem Auto von Sinsheim herüber gekommen.
Wir sollten (und mußten) also die Unmengen von historischen Autos, Eisenbahnen und Fliegern und U-Booten verlassen und wurden nach nebenan in den damals noch recht kalten Wilhelmsbau geführt.
Und dort steht ein ganzer Saal voller wunderschöner, spielfertig restaurierter Orchestrions, andere sagen einfach nur Orgeln dazu. Als Autor kenne ich mehrere Musikinstrumenten- Museen, doch das hier schlägt alles.
Die drei Bilder oben waren die Boliden aus der großen Halle im Technikmuseum. Jetzt ein Blick in den Wilhelmsbau nach nebenan :
Was ist das Besondere und wovon waren wir so begeistert ? Der prähistorische digitale Hifi-Sound hatte es uns angetan.
Prähistorisch ist zwar etwas unkorrekt übertrieben, aber in der Schnellebigkeit unseres Computerzeitalters beinahe noch angebracht. Die Maschinen werden von den Folien, Scheiben oder Bändern fast alle digital gesteuert.
Und alle diese Orchestrions spielen (elektro-) pneumatisch. Anders ging es vor 1914 nicht. Mal wurde das Gebläse von Menschen, mal von Tieren und damals selten elektrisch angetrieben. Nur mit der "weichen und zarten" Luft war eine sensible verschleißfreie Mehrfachabtastung von Papierrollen und Scheiben möglich.
Alle diese wirklich teuren und schweren "Stücke" wurden in zumeist verwahrlostem Zustand irgendwo auf der Welt aus irgendwelchen Lagern oder Kellern "aufgetrieben" und mit absolut erheblichem Aufwand in Brocken zerlegt nach Deutschland verfrachtet.
Wenn man jetzt diese Orgeln, Flügel und Orchestrions für einen Euro erklingen läßt und sich an der erstaunlich guten (Hifi-) Qualität im Gegensatz zu gewöhnungesbedürftigen (historischen) Musikrichtungen erfreut, kann nur der Fachmann den nahezu gigantischen Aufwand erläutern, mit der die Restauration zu bewerkstelligen war.
Herr Layher (sen.) hat (s)ein ganzes Vermögen ausgegeben, um diese Kulturschätze zu bewahren. Leider ist Herr Layer (sen.) im Frühjahr 2013 nach einem zufriedenen Leben ganz plötzich eingeschlafen, aber sein Mitstreiter und Orgelfachmann Gottlieb Arnold hat uns in 2013 eine lange Führung über die Technik gegeben und ich konnte viele Detail-Fotos machen.
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Bei unserem nächsten Besuch im Wilhelmsbau kommen weitere Bilder.
Im April 2013 waren wir wieder da - zu einer Privatführung mit detailierter Erklärung der Geräte.