Die Radio- & Phono-Kataloge ab 1950
Die Radio- und Phono- und Fernseh-Kataloge ab 1950 erzählen die Wahrheit zwischen den Zeilen, wie sich das mit dem Rundfunk, den Platten und den Bandgeräten entwickelte. Die einführende Seite zu den vielen Einzel- seiten finden Sie hier.
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Dies ist das 4 Handbuch des Großhandels aus 1953 für 1954
Hier entnehmen wir die Zahlen von 1953, die uns später - 40 Jahre danach - mal fürchterlich zu schaffen machen werden. Der Wohlstand in Deutschland West ist ausgebrochen - im Gegensatz zu den in Ostdeutschland verbliebenen, die in der Hoffnung lebten. Und in Deutschland West steigt die Kaufkraft. Es steigen auch die Wünsche und Ansprüche und die werden von der Industrie noch weiter hoch gepuscht. Daran ist wiederum Max Grundig - bei allen seinen Qualitäten - nicht ganz unschuldig. In seinen Grundig Revuen und Anzeigen wurde das Klassen - und das Aufsteiger- Denken propagiert.
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ZUM GELEIT
Wie Industrie und Sender ihren Platz in der Gemeinschaftsarbeit des Rundfunks haben, so hat ihn auch der Handel. Das höhere Ziel ist hier: die möglichst vollkommene Rundfunkversorgung. Wie diese möglichst vollkommene Rundfunkversorgung — vom Handel her gesehen — vor sich geht, ist u. a. eine Frage nach dem Weg, den der Absatz nimmt, und eine Frage nach dem, was abgesetzt wird.
Diese Fragen zu beantworten, heißt zugleich einen Blick auf die wirtschaftliche Rundfunkarbeit werfen. Die Entwicklung der Rundfunkhörerzahlen scheint eine einfache Statistik zu sein. Die Arbeit des Handels aber zeigt, wie schwer es in Wirklichkeit ist, die Zahl der Rundfunkhörer zu steigern.
Der Handel arbeitet auf einen zugunsten des Verbrauchers möglichst sicheren Weg hin. Der Weg ist um so sicherer, je klarer die Funktionen sind, die Groß- und Einzelhandel ausüben. Daß diese Funktionen auch von hoher Warte aus erkannt und gewürdigt werden, zeigt der Ausspruch des niedersächsischen Wirtschaftsministers. Er sagte in einer großen Veranstaltung eines führenden Rundfunkgerätewerkes im Juni 1953 : „Tätigkeit und Arbeit des Groß- und Einzelhandels sind aus der Wirtschaft nicht wegzudenken."
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- Anmerkung : Diesen obigen Abschnitt kann man aber auch ganz anders interpretieren, nämlich, wie der "problemloseste" Weg der Ware zum zahlenden Kunden erfolgen sollte, bei dem am meisten hängen bleibt.
In den Jahren um 1975 sprach ein Deutschland- Vertriebs-Chef folgenden Satz :
"Die größte Bremse unserer Produkte auf dem Weg zum Kunden sind die Händler bzw. die Verkäufer."
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Die Erkenntnisse von Notwendigkeiten ...
Der Großhandel hat erkannt, daß er sich mit der Rundfunkmaterie intensiv beschäftigen muß. Daher erfolgte im Mai 1952 die Gründung des Verbandes Deutscher Rundfunk- und Fernseh-Fachgroßhändler (VDR) E.V. als Organisation des Rundfunk- undFernseh-Fachgroßhandels.
Die Satzung des VDR legt ganz klar fest, welche Funktionen er hier meint: daß ein bestimmtes Mindestbetriebskapital und ein Mindest Jahreseinkauf neben den Voraussetzungen einer fachlichen Ausbildung erforderlich sind, um die Aufgaben zu bewältigen, die der Rundfunkmarkt vom Rundfunk-Großhandel fordert.
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Die Fabriken sollen entwickeln und fabrizieren.
Aus diesem Grunde muß es der Industrie darauf ankommen, die Dispositionen so zu erhalten, daß es ihr möglich wird, sich für die Produktion zu entlasten. Praktisch sieht das so aus: Zum Neuheitentermin und zur Funkausstellung soll der Großhandel erhebliche Verpflichtungen eingehen und bei den Fabriken über bestimmte Mengen und Typen disponieren.
Der Bedarf bis zum Schluß der Hochsaison soll fixiert und auch abgenommen werden. Zweifellos liegt hierin eine erhebliche volkswirtschaftliche Leistung, die nicht ohne Risiko ist. Sie soll dem Hersteller die Planung und dem Abnehmer gegenüber die prompte Lieferung ermöglichen.
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Was der Einzelhändler erwartet
Der Abnehmer des Großhandels erwartet, daß möglichst in allen Fabrikaten und Typen ein sortiertes Lager vorhanden ist und nicht nur einzelne Stücke, die keine Übersicht geben. Von der Erfüllung dieser Erwartung kann die Verbreitung des Rundfunks auf dem flachen Lande abhängen.
Häufig versorgt der Fachgrossist in einem Umkreis von mehr als 100 Kilometern den Einzelhandel in abgelegenen ländlichen Gebieten. Der Einzelhandel wünscht hier vielfach ein ihm geliefertes Gerät umzutauschen. Auf dem flachen Lande läßt sich oft nicht ohne weiteres beurteilen, wie die Empfangsqualität sein wird. Die Umtauschmöglichkeit erhöht also das Risiko des Großhandels.
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Wie das finanziert werden sollte ...
Wir wollen in diesem Zusammenhang besonders auch die Kreditfunktion des Großhandels erwähnen, die sowohl im Einkauf als auch im Verkauf wahrzunehmen ist. Ein Gradmesser für die Kreditfunktion gegenüber dem Einzelhandelsabnehmer sind die Außenstände und die in Anspruch genommenen Zahlungsziele.
Hier zeigt sich die ganze Problematik unserer heutigen Zeit. Man darf daher schließlich nicht außer acht lassen, daß der deutsche Handel, Einzelhandel wie Großhandel, durch die Ereignisse der Nachkriegszeit wie durch die Steuergesetzgebung noch nicht wieder dazu kam, in befriedigender Weise eigenes Betriebskapital zu bilden.
Im Jahre 1951 sind für 2,1 Milliarden D-Mark und in 1952 für 2,75 Milliarden DM Teilzahlungsverträge geschlossen worden. Das kennzeichnet eigentlich die Lage des deutschen Verbrauchers. Die „Teilzahlungsrate" ist also unter Mitwirkung des Groß- und Einzelhandels zu einem wesentlichen Mittel der Rundfunkverbreitung und der Rundfunkversorgung geworden.
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Der Weg der Ware Weg über den Groß- und Einzelhandel
So nimmt das Rundfunkgerät seinen Weg über den Groß- und Einzelhandel. Das Angebot ist vielfältig. Es umfaßt nicht nur Rundfunk- und Fonogeräte, sondern auch elektroakustische Anlagen, Röhren, Einzelteile und Zubehör.
Dazu kommt das große Gebiet des Fernsehens, das immer größere Bedeutung beanspruchen wird. Die Typenvielzahl ist ein Problem, das uns früher bewegte und auch heute nicht losläßt. Es bedarf schon einer gründlichen Marktforschung, um hier einen konjunkturellen Ausgleich zu finden.
Letzten Endes möchte niemand gerne auf Geräten „sitzen" bleiben, die schwer oder nicht verkäuflich sind. Wichtig ist dabei zu wissen, wie die Kaufkraft in den verschiedenen Gebietsteilen ist, die sich aus den durchschnittlichen Monatslöhnen der Bevölkerung ergibt. Danach richtet sich auch die Auswahl der Besttypen und die Beobachtung der verschiedenen Preisklassen des Geräteangebotes.
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Darum ist dieses Hhandbuch so wichtig ......
Ein Mittel, dem Geräteangebot zur Hand zu gehen, ist auch das vorliegende Handbuch des Rundfunk- und Fernseh-Großhandels 1953/54, das wie in der Vorkriegszeit vom Fachgroßhandel dem Rundfunk-Einzelhandel zur Verfügung gestellt wird.
Dieses Handbuch erfüllt mehrere Zwecke. Einmal ist es das Bindeglied zwischen dem Fachgroßhandel und den Einzelhandelsunternehmern, das ihnen übersichtlich zeigt, was die Produktion zur neuen Saison bringt, für die sich der Großhandel gerüstet hat.
Sodann ist es dem Händler ein willkommenes Nachschlagewerk, das er den Handbüchern der Vorjahre hinzufügen kann. Schließlich aber ist das allen erreichbaren deutschen Rundfunk-Einzelhändlern vom VDR kostenlos übermittelte Handbuch des Rundfunk- und Fernseh-Großhandels 1953/54 auch ein gutes Werbemittel. Das Handbuch ist einer Rundfunkausstellung vergleichbar, die dem Leser die gewünschte Übersicht gibt.
- Anmerkung : Also ein gerüttelt Maß an Eigenlob und gleichzeitig Schleichwerbung für den Verband und eine Beruhigungspille für in Schwierigeiten gekommene Hersteller, deren Produkte sich nicht mehr verkaufen assen.
Aus den vorstehenden Gründen übergibt der Fachgroßhandel durch den VDR auch in diesem Jahr dem deutschen Rundfunk-Einzelhandel dieses beliebte Nachschlagewerk, in der Absicht, damit zugleich auch die Leistungen des Groß-und Einzelhandels herauszustellen und zu betonen.
Dortmund, im August 1953.
VERBAND DEUTSCHER RUNDFUNK- UND FERNSEH-FACHGROSSHÄNDLER (VDR) E.V.
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Bemerkenswert : Es gibt keine Unterschriften mehr
Bislang schienen die jeweiligen Vorsitzenden der Verbände ud Vereine großen Wert darauf gelegt zu haben, genannt zu werden.
Was ist da passiert ??
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