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In der Firmenzeitschrift PHILIPS KONTAKTE 1978 haben wir es gefunden, das einzelne unscheinbare Blatt mit diesen CD Infos

Die spätere CD von Philips und Sony wurde in vielen heute nahezu unbekannten Publikationen angedeutet und rudimentär beschrieben. Das war nur möglich, wenn irgendwo ein "publizistisches Loch" aufgetan wurde und eine streng geheime Informaion nach draußen "lanciert" wurde. Die Philips Entwickler wußten ja aus der Erfahrung mit der Entwicklung und dem späten Durchbruch der Compact Cassette, daß der kommerzielle Erfolg ihrer neuen Entwicklung von dem weltweiten Durchbruch abhängig war. Also wurde öfter mal - so ganz nebenbei - aus der Schule geplaudert. Diese Seite wurde ganz zufällig in die Firmenpublikation KONTAKTE eingeschleust. Und das war bereits Anfang 1978 !!!

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Revolution in der Phono-Technik?

Aus Philips »Kontakte« 45-46/1978 auf gelber Seite 48

Die Ankündigung eines neuen Schallplatten- Aufzeichnungs- systems durch Philips hatte ein lebhaftes Echo in der Fachpresse. Als Beispiel veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion die in der »radio fernseh phono praxis« 8 / 1978 publizierte Meinung zu diesem interessanten Thema.

Wie bereits im Leitartikel der »radio fernseh phono praxis« 6/1978 aufgegriffen, hat die N. V. Philips' Gloeilampen-fabrieken am 17. Mai 1978 die Entwicklung eines neuen Phonosystems angekündigt, das sich als Anwendung von Prinzipien der Philips-Video-Platten (VLP) erweist. Nimmt man die Pressemeldung des »Erfinders« beim Wort, so darf man mit einer Revolution des Phonomarktes rechnen.
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Dynamik, Dynamik (mehr steht in Heft 49)

Das neue System hat praktisch nichts mehr mit der herkömmlichen Schallplattentechnik gemeinsam. Die Toninformation wird nämlich nicht mehr analog, sondern mit einem 14-bit-linearen Kodiersystem aufgezeichnet. Dabei kommt die Puls-Code-Modulation (PCM) zur Anwendung. Wer auf der letzten Funkausstellung Gelegenheit hatte, bei Sony PCM-Vorführungen zu erleben, konnte sich einen ersten Eindruck darüber verschaffen, welche immense Dynamik mit dieser Technik realisiert werden kann.

Philips verspricht eine Dynamik von »mehr als 85 dB« bei einem Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz. Das ist die Originaldynamik von großem Orchester mit Chor. Konnte die Schallplatte bisher allenfalls den Dynamikbereich von - musikalisch gesprochen - pianissimo (pp) bis fortissimo (ff) übertragen, so müßte die neue Platte vom pianissimo pianissimo (pppp) bis fortissimo fortissimo (ffff) reichen.

Nur der Konzertbesucher kann ermessen, welche Fulminanz, Wucht, Lebendigkeit und Erlebnisqualität eine solche Wiedergabe besitzen kann. Wie das im normalen Wohnraum jedoch genutzt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Wenn der Signal-Rausch-Abstand tatsächlich 85 dB beträgt, so bedeutet das schlicht und einfach eine praktisch rauschfreie Wiedergabe, unter normalen Bedingungen!

Daß viele 08/15-Verstärker nach DIN 45 500 diesen Ansprüchen nicht gewachsen sind, versteht sich von selbst. Auch die Masse der Lautsprecher dürfte zumindest hinsichtlich Transparenz und Unaufdringlichkeit der Wiedergabe - gründlich überfordert sein. Selbst die Hersteller von Studiogeräten müssen sich einiges einfallen lassen, um dem neuen Anspruch gerecht werden zu können.
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Erwartungen an die Klangqualität

In welchem Ausmaß die Kompaktschallplatte anderen Kriterien der Klangqualität (Durchhörbarkeit, Verfärbungsfreiheit, »Atem« und Räumlichkeit der stereophonen Wiedergabe) gerecht werden kann, läßt sich aus den bisher veröffentlichten Details noch nicht ableiten. Geht man jedoch davon aus, daß in den nächsten Jahren auch die PCM-Technik weiter vervollkommnet wird, so dürften in dieser Hinsicht zumindest keine Verschlechterungen gegenüber der derzeitigen Technik zu erwarten sein.

Die große Unbekannte wird wahrscheinlich wieder der Mensch sein: Werden die Herren Tonmeister bereit und fähig sein, die Möglichkeiten der neuen Technik sinnvoll, d. h. sparsam, zu nutzen? Werden Begrenzer, Filter, Rauschunterdrücker und andere Signalverderber aus den Studios verschwinden und besseren, dem neuen System angemesseneren Abhörlautsprechern Platz machen? Wird die Polymikrophonie weiter Platz greifen oder werden akustisch und psychoakustisch sinnvolle Grenzen gesetzt werden?
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Längstspielplatten

Die ungewöhnlich hohe Informationsdichte des neuartigen Aufzeichnungsverfahrens führt zu immensen Spielzeiten. Philips spricht von einer Stunde Laufzeit bei einem Plattendurchmesser von 110 mm (das ist weniger als eine Single!) - und zwar bei Stereoaufzeichnung. Daß die Mini-Platte nur einseitig bespielt ist - was tut's angesichts dieser Laufzeit.

Auch Mehrkanalsysteme müßten bei diesem Verfahren mit bisher unerreichter Kanaltrennung realisiert werden können. Ob sich daraus eine Renaissance der Quadrophonie (oder musikalisch sinnvollere Weiterentwicklungen) ergeben wird, bleibt abzuwarten und hängt wohl auch (wieder einmal) von der Sensibilität der Tonmeister ab.
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Kontaktlose Abtastung

Die neue Schallplatte wird berührungslos »abgetastet«: Mittels eines Diodenlasers wird eine Information sozusagen ausgelesen. Rumpeln ist dann theoretisch nicht mehr möglich. Und da die Platte mit einer Schutzschicht versehen werden soll, wird sie auch in mechanischer Hinsicht »unanfechtbar«: Staub, Fingerabdrücke und Kratzer dürften ohne praktischen Einfluß auf die Wiedergabe sein.

Daß die Kompaktschallplatte nicht mit derzeitigen Schallplatten kompatibel sein wird, versteht sich nach diesen Darlegungen von selbst: Weder wird man »normale« Platten mit einem Kompaktplattenspieler abtasten können, noch Kompaktschallplatten mittels »Ritzleser«. Die Konsequenzen daraus kann jeder Fachhändler und HiFi-Freund selbst ziehen. Es sieht so aus, als ob zumindest die ambitionierten Plattensammler künftig ihr eigenes, privates Musikmuseum haben werden.
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Zukunftsträume?

Ist es nicht verfrüht, jetzt schon derartig euphorische Prognosen zu stellen?

Philips hat erste Informationen gegeben und den Anspruch des neuen Systems mit einigen Daten untermauert. Hält das System später nicht, was sein Erfinder heute verspricht, dann liegt der Schwarze Peter bei diesem, nicht aber beim Chronisten, dem es gestattet sei, die praktisch-hörbaren Auswirkungen der veröffentlichten Details zu interpretieren.

Immerhin wird das Kind später an den heutigen Lobpreisungen seiner Eltern zu messen sein. Ich habe die Entwicklung der Bildplatte von Philips aufmerksam verfolgt und erste Ergebnisse gesehen. Diese Erfahrung läßt mich hoffen, daß wir (auch diesmal) nicht enttäuscht werden, sondern einer neuen Technik entgegensehen dürfen, die nach Aussagen des Erfinders »eine Tonqualität ermöglicht, die allem weit überlegen ist, was gegenwärtig auf dem Konsumgütermarkt an Schallplatten und Magnetbändern verfügbar ist«.

Philips erwartet, »daß dieses neue System in den frühen 1980er Jahren zu einem Preis verfügbar gemacht werden kann, der mit dem eines hochwertigen HiFi-Plattenspielers vergleichbar sein wird«. Angesichts der Preise von Philips-Plattenspielern sind das höchst erfreuliche Aussichten.

Den Text schrieb : Heinz Josef Nisius
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