Die Entwicklung der CD - histor. Infos aus dem Hause Philips
Hier sind die ab 1978 selektierten Philips- Artikel und Absätze und Infos bezüglich des Laser-Lichts, der Laser-Disc, der Compact-Disc sowie der Markteinführung chronlogisch zusammen- gefaßt. Die einführende Seite beginnt hier.
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Wir sind im Dezember 1975 angekommen
und die Philips Bildplatte (die Laser Disc) nimmt immer mehr an Gestalt an.
Im Inhaltsverzeichnis Nr 35 (Dez. 1975) wird es so angekündigt :
Video - Langspiel - Plattenspieler (VLP) und Video-Cassetten-Re-corder (VCR) standen während der Funkausstellung naturgemäß im Blickpunkt der audiovisuell interessierten Besucher.
Philips vervollkommnete das VLP-Bildplatten- system - Markteinführung zuerst in den USA
Philips zeigte auf der diesjährigen Funkausstellung (Herbst 1975) den derzeitigen Stand des VLP-Systems und gab damit Einblick in die während der letzten beiden Jahre geleistete Arbeit an diesem modernen, zukunftsträchtigen Bildplattenverfahren. Diese Informationen waren in erster Linie für die an der VLP-Bild-platte interessierten Softwareproduzenten und Hardware-Fachleute gedacht.
Das VLP-Gesamtkonzept (berührungslos arbeitendes opto-elektronisches Abtastverfahren) ist unverändert beibehalten worden. Feinarbeit wurde geleistet in Bezug auf noch bessere Bildqualität, Betriebszuverlässigkeit und Bedienungsvereinfachung, zu der auch eine neuentwickelte, auf Tastendruck einblendbare Bildnummernanzeige auf dem Fernsehbildschirm gehört.
Außerdem wurde die äußere Gestaltung des Geräts verbessert, was sich speziell in den Bedienungsfunktionen zeigt. Übersichtlich angeordnete Tasten im Vorderteil des VLP-Plattenspielers garantieren eine einfache und sichere Nutzung der vielfältigen Systemmöglichkeiten. Neben der Bedienungsvereinfachung und der numerischen Bildanzeige trugen schaltungstechnische Verfeinerungen zur Qualitätsverbesserung bei.
2 VLP-Versionen fertigungsreif
Heute sind zwei VLP-Versionen fertigungsreif, und zwar die als Prototyp schon vor zwei Jahren auf der Funkausstellung 1973 gezeigte PAL-Ausführung sowie die in diesem Jahr (1975) in Berlin vorgeführte NTSC-Variante.
Seit der VLP-Präsentation 1973 ist die Diskussion um die Bildplatte allgemein und um die in der Folgezeit vorgestellten anderen optischen Bildplattenverfahren intensiv in Gang gekommen.
Hieraus ergab sich für Philips sehr schnell und deutlich die Auffassung, daß zur Marktdurchsetzung eines Systems im Bereich der Unterhaltungselektronik ein internationaler Standard als Grundvoraussetzung erforderlich ist. Philips hat deshalb von 1973 an bis heute intensive und sehr gezielte Aktivitäten im Hinblick auf eine Standardisierung eingeleitet und sieht nach dem bisherigen Stand auch die Richtigkeit dieser Bemühungen bestätigt.
Vertragliche Vereinbarung mit MCA / USA
Das erste Ergebnis war die vertragliche Vereinbarung zwischen MCA in USA und Philips im September 1974. Außerdem werden Gespräche mit Thomson CSF/Frankreich und Zenith/ USA geführt, und es ist zu erwarten, daß in Kürze Vereinbarungen über eine gemeinsame Spezifikation vorliegen werden.
Die Kontakte mit der japanischen Industrie aufgrund der dortigen Vorführungen im letzten Jahr werden ebenfalls weitergeführt. Die Planung sieht eine Markteinführung zuerst in den USA vor, und zwar gegen Ende 1976.
Die Markteinführung des VLP-Systems in Europa erfolgt anschließend gegen Ende 1977.
- Anmerkung : Die Erfahrung hatte gezeigt, daß die Amerikaner wie auch die Franzosen und Japaner erst mal einen Vertrag abschlossen und dann einfach warteten, was sich da so tat. Viel zu oft, insbesondere bei den Franzosen, tat sich über viele Quartale einfach gar nichts. Die Vertäge waren deshalb Schall und Rauch, weiter ncihts.
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Die wirtschaftlichen Voraussetzungen ......
Ganz allgemein sind für eine Introduktion folgende Kriterien ausschlaggebend: die Marktsättigung mit Farbfernsehgeräten, die Software-Situation (Programme) und die wirtschaftlichen Voraussetzungen.
Über die voraussichtlichen Kosten für VLP-Bildplatten und VLP-Bildplattenspieler kann zum heutigen Zeitpunkt keine verbindliche Angabe gemacht werden. Ausgehend vom jetzigen Preisniveau sind 2.000,- DM für das Abspielgerät jedoch als Obergrenze zu sehen, wenn man das VLP-System im Konsumbereich etablieren will.
Bei den Platten spielen Programminhalt und Produktionsserie eine wichtige Rolle. Da beide Faktoren unterschiedlich sein können, wird sich dies auch bei den Kosten bemerkbar machen. Für eine 30-Minuten-VLP-Bildplatte kann man, unter Vorbehalt der genannten Einflüsse, mit einem Preis ab 25 Mark rechnen.
Bilder :
Philips-Pavillon Funkausstellung
Philips VLP-Bildplattenspieler für PAL- bzw. NTSC-Farbfernsehnorm. Alle Bedienungselemente befinden sich auf der Vorderseite.
Die Bildqualität konnte weiter verbessert werden, neu aufgenommen wurde eine einblendbare Bildnummernanzeige.
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Ein neuer VLP Artikel aus Dez 1977 (Kontakte Nr 42)
"Zukunfts Bilder" - Video-Langspielplatte VLP
Audiovisionfachleuten bot Philips während der Funkausstellung im Aug. 1977 die Möglichkeit, sich über das VLP-System zu informieren und das neue Medium auch eigenhändig zu testen.
Die Systembezeichnung VLP ist eine Kurzform für »Video Long Play«. Sie kennzeichnet die Eigenschaft, ein Programm auf einer Bildplatte mit hoher Dichte zu speichern, so daß sich eine entsprechend lange Spieldauer ergibt. Hierbei wurden neue Wege beschritten, denn man verwendet keine analoge Signalaufzeichnung wie bei der Schallplatte, sondern ein "codiertes, digitales Verfahren".
- Anmerkung : Das wäre jetzt neu, wenn das so wäre.
Alle für Bild und Tonwiedergabe benötigten Informationen sind also nicht kontinuierlich als (mechanische) Seiten- oder Tiefenschrift in einer mechanischen Rille untergebracht, sondern in codierter Form als aufeinanderfolgende längliche Vertiefungen in einer spiralförmigen Spur festgelegt.
Der Spuranfang liegt innen, d. h. die Platte wird von innen nach außen abgespielt.
Die mikroskopisch kleinen Vertiefungen sind einheitlich 0,1um tief und 0,4um breit. Sie haben jedoch unterschiedliche Abstände und Längen. Der Abstand von Spurwindung zu Spurwindung ist ebenfalls mikroskopisch gering und beträgt 1,6um (Spurmittenabstand).
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Die Abmessungen und das Material
Auf einen Millimeter entfallen also rund 600 Spurwindungen. VLP-Bildplatten wird es mit 20cm und 30cm Durchmesser geben. Sie haben damit die gleichen Abmessungen wie Audio-Langspielplatten und werden auch in einem vergleichbaren Preßvorgang hergestellt.
Die Platte selbst besteht aus transparentem Polyvinyl-Material. Nach dem Preßvorgang bringt man eine außerordentlich dünne Reflexionsschicht auf die Preßseite auf, die anschließend mit einer Schutzschicht versiegelt wird. Die eingepreßten Informationen sind daher äußeren Einflüssen entzogen, was eine unkomplizierte, praktische Handhabung erlaubt.
Zum Auswerten der VLP-Spur wird ein optisches Verfahren benutzt, bei dem - im Gegensatz zur mechanischen Abtastung - die Information berührungslos gewonnen wird, wodurch jeglicher Verschleiß auf der Plattenoberfläche entfällt. Das Lesen der Spur geschieht mit einem Lichtpunkt, der einen Durchmesser von nur einem Tausendstel Millimeter hat.
Eine feste Drehzahl von 1500 Umdrehungen pro Minute
Als Abspielgeschwindigkeit der VLP-Bildplatte (PAL-System) wurde die Drehzahl von 1500 Umdrehungen pro Minute gewählt, entsprechend 25 Umdrehungen in der Sekunde.
Dies hängt mit der Fernsehnorm zusammen, nach der 25 Vollbilder in der Sekunde gesendet werden. Da in der VLP-Spur pro Umdrehung ein vollständiges Fernsehbild gespeichert ist, entsteht bei der gewählten Drehzahl und Wiedergabe über das Fernsehgerät ein ruhig stehendes Schirmbild.
Außer der normalen Bildwiedergabe können ein zeitlich unbegrenztes Stehbild, veränderbare Zeitlupe (vorwärts und rückwärts), Zeitraffer, Einzelbildschaltung und Rücklauf gewählt werden.
Der schnelle Zugriff zu jedem beliebigen Teil der gespeicherten Information ist gegeben, die zweikanalige Tonwiedergabe ermöglicht Stereo oder zweisprachige Kommentare.
Da man pro Umdrehung jeweils ein völlig anderes Bild in der Spurwindung speichern kann, lassen sich auf einer VLP-Bildplatte von 30 Minuten Spieldauer etwa 45.000 Einzelbilder unterbringen, die einzeln abrufbar sind. Sie können über die Bedienungstasten des Geräts gezielt herausgesucht werden, denn jedes Bild hat seine eigene numerierte Kennzeichnung, die man bei Bedarf mit der Indextaste auf dem Fernsehschirm sichtbar machen kann (Bild 2).
- Anmerkung : Das war jetzt eine sehr oberflächliche Beschreibung der techn. Eigenschaften der Laser-Disc.
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Mehr über den "VLP-Bildplattenspieler"
Der von Philips entwickelte Bildplattenspieler hat ein modern gestaltetes Kunststoffgehäuse in den Farben Schwarz/Silbergrau. Alle Bedienungselemente befinden sich auf einem sich über die ganze Vorderseite erstreckenden schmalen Feld, in dem auch einige Leuchtdioden als Funktionsanzeigen angeordnet sind (siehe auch Bildleiste oben).
Zum Öffnen des Gehäusedeckels muß zunächst die auf dem linken Oberteil in einer Vertiefung befindliche Sperrklinke betätigt werden. Dann kann man den Deckel des Gerätes hochklappen (Bild 3), wobei sich Antrieb und Laser automatisch ausschalten.
Nach dem Einlegen der Platte und Schließen des Deckels, wobei sich die eingelegte Platte zentral arretiert, ist der Bildplattenspieler betriebsbereit. Mit der Deckelzunge wird der Bereich abgedeckt, in dem der Laserstrahl (von unten) auf die VLP-Platte trifft.
Der Philips-Bildplattenspieler unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Systemen durch das optische Verfahren, wobei die Informationsspur durch den Laser-Lichtpunkt von unten ausgelesen wird. Hierbei bewegt sich das optische System samt Laser elektronisch gesteuert von der Plattenmitte radial nach außen (Bild 4).
Der Laser-Strahl
Der Laserstrahl wird über ein Linsen-/Spiegelsystem auf die Spur projiziert und je nach Spurmuster mehr oder weniger reflektiert. Eine Fotodiode wandelt die Lichtschwankungen anschließend in ein proportionales elektrisches Signal um. Dieses wird elektronisch aufbereitet und moduliert anschließend einen HF-Träger (ein richtiges Antennensignal), der über ein Kabel zum Fernsehempfänger gelangt, von dem dann Bild und Ton wiedergegeben werden (Bild 5).
Als Lichtquelle (Wellenlänge ca. 600nm) wurde ein Helium-Neon-Laser gewählt, dessen Ausgangsleistung nur ca. 1 mW beträgt. Die Information in der Spur kann vom Laserstrahl auch dann ohne Beeinträchtigung durch die transparente Schicht auf der VLP-Platte gelesen werden, wenn z. B. Verunreinigungen auf der Plattenoberfläche vorhanden sind.
Wegen der begrenzten Schärfentiefe des Objektivs und einer exakt arbeitenden elektronischen Regelschaltung liegt der fokussierte Fleck unmittelbar in der Spurebene, so daß Verschmutzungen auf der Oberfläche der Schutzschicht praktisch keinen Einfluß auf das Signal der Fotodiode haben.
Hohe Genauigkeit des Laser-Schlittens
Die mikroskopisch kleinen Details des VLP-Spurmusters machen es erforderlich, das optische System mit großer Genauigkeit zu führen. Allerdings lassen sich die Anforderungen mit rein mechanischen Mitteln nicht mehr verwirklichen, so daß man elektronische Regelsysteme zur Steuerung einsetzt.
Diese übernehmen die Fleck-Fokussierung und die exakte Positionierung des auslesenden Lichtpunkts in der Informationsspur. Wie hoch die Anforderungen sind, geht z. B. daraus hervor, daß das optische System beim normalen Abspielen der VLP-Platte mit einer »Geschwindigkeit« von 2,5 mm/min radial bewegt werden muß - das sind 1,6um pro Umdrehung!
Das Chassis des Philips Bildplattenspielers ist weitgehend mit Modulen bestückt, wie sie vom K9i-Farbfernsehchassis bekannt sind. Der mechanische Aufbau des Gerätes gliedert sich in drei Gruppen, und zwar in die Elektronik, den mechanisch-optischen Teil mit dem Laser und in die Spannungsversorgung.
Im Philips-Pavillon auf dem Berliner Ausstellungsgelände standen VLP-Plat-tenspieler für die amerikanische NTSC-Norm zu Testzwecken zur Verfügung. Auch die fertig entwickelte PAL-Version wurde gezeigt.
Bilder:
Bild 1 Philips VLP-Bildplattenspieler des Typs VP 600 mit eingelegter Platte, die das auftreffende Licht wegen ihrer Oberflächenstruktur farbig reflektiert.
Bild 2 Die Bildnummer ist elektronisch codiert und wird nach Tastendruck sichtbar.
Bild 3 Blick auf Plattenteller und Gehäusedeckel mit der automatischen Plattenarretierung.
Bild 4 Der Objektivträger befindet sich rechts neben Plattenteller auf einem Schlitten, der sich radial nach außen bewegt.
Bild 5 Rückseitiges Anschlußfeld des VLP-Plattenspielers.
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Philips Kontakte Nr. 45-46 aus 1978
Die Revolution in der Phono-Technik ?
Die Ankündigung eines neuen Schallplattenaufzeichnungssystems durch Philips hatte ein lebhaftes Echo in der Fachpresse. Als Beispiel veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion die in der »radio fernseh phono praxis« 8/1978 publizierte Meinung zu diesem interessanten Thema.
Die Ankündigung vom Mai 1978
Wie bereits im Leitartikel der »radio fernseh phono praxis« 6/1978 aufgegriffen, hat die N.V.Philips' Gloeilampen-fabrieken am 17. Mai 1978 die Entwicklung eines neuen Phono-Systems angekündigt, das sich als Anwendung von Prinzipien der Philips-Video-Platten (VLP) erweist. Nimmt man die Pressemeldung des »Erfinders« beim Wort, so darf man mit einer Revolution des Phonomarktes rechnen.
Dynamik, Dynamik
Das neue System hat praktisch nichts mehr mit der herkömmlichen Schallplattentechnik gemeinsam. Die Toninformation wird nämlich nicht mehr analog, sondern mit einem 14-bit-linearen Kodiersystem aufgezeichnet. Dabei kommt die Puls-Code-Modulation (PCM) zur Anwendung.
Wer auf der letzten Funkausstellung Gelegenheit hatte, bei Sony PCM-Vorführungen zu erleben, konnte sich einen ersten Eindruck darüber verschaffen, welche immense Dynamik mit dieser Technik realisiert werden kann.
»mehr als 85 dB« Dynamik
Philips verspricht eine Dynamik von »mehr als 85 dB« bei einem Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz. Das ist die Originaldynamik von großem Orchester mit Chor. Konnte die Schallplatte bisher allenfalls den Dynamikbereich von - musikalisch gesprochen - pianissimo (pp) bis fortissimo (ff) übertragen, so müßte die neue Platte vom pianissimo pianissimo (pppp) bis fortissimo fortissimo (ffff) reichen.
Nur der Konzertbesucher kann ermessen, welche Fulminanz, Wucht, Lebendigkeit und Erlebnisqualität eine solche Wiedergabe besitzen kann.
Wie das im normalen Wohnraum jedoch genutzt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Wenn der Signal-Rausch-Abstand tatsächlich 85dB beträgt, so bedeutet das schlicht und einfach eine praktisch rauschfreie Wiedergabe, unter normalen Bedingungen!
Diese blöde DIN 45.500 als Maßstab ....
Daß viele 08/15-Verstärker nach DIN 45.500 diesen Ansprüchen nicht gewachsen sind, versteht sich von selbst. Auch die Masse der Lautsprecher dürfte zumindest hinsichtlich Transparenz und Unaufdringlichkeit der Wiedergabe - gründlich überfordert sein. Selbst die Hersteller von Studiogeräten müssen sich einiges einfallen lassen, um dem neuen Anspruch gerecht werden zu können.
Erwartungen an die Klangqualität
In welchem Ausmaß die Kompaktschallplatte anderen Kriterien der Klangqualität (Durchhörbarkeit, Verfärbungsfreiheit, »Atem« und Räumlichkeit der stereophonen Wiedergabe) gerecht werden kann, läßt sich aus den bisher veröffentlichten Details noch nicht ableiten.
Geht man jedoch davon aus, daß in den nächsten Jahren auch die PCM-Technik weiter vervollkommnet wird, so dürften in dieser Hinsicht zumindest keine Verschlechterungen gegenüber der derzeitigen Technik zu erwarten sein.
Die große Unbekannte wird wahrscheinlich wieder der Mensch sein: Werden die Herren Tonmeister bereit und fähig sein, die Möglichkeiten der neuen Technik sinnvoll, d. h. sparsam, zu nutzen?
Werden Begrenzer, Filter, Rauschunterdrücker und andere Signalverderber aus den Studios verschwinden und besseren, dem neuen System angemesseneren Abhörlautsprechern Platz machen?
Wird die Polymikrophonie weiter Platz greifen oder werden akustisch und psychoakustisch sinnvolle Grenzen gesetzt werden?
Längstspielplatten mit 11cm Durchmesser
Die ungewöhnlich hohe Informationsdichte des neuartigen Aufzeichnungsverfahrens führt zu immensen Spielzeiten.
Philips spricht von einer Stunde Laufzeit bei einem Plattendurchmesser von 110mm (11cm - das ist weniger als eine Singlel) - und zwar bei Stereoaufzeichnung. Daß die Mini-Platte nur einseitig bespielt ist - was tut's angesichts dieser Laufzeit.
Auch Mehrkanalsysteme müßten bei diesem Verfahren mit bisher unerreichter Kanaltrennung realisiert werden können. Ob sich daraus eine Renaissance der (analogen) Quadrophonie (oder musikalisch sinnvollere Weiterentwicklungen) ergeben wird, bleibt abzuwarten und hängt wohl auch (wieder einmal) von der Sensibilität der Tonmeister ab.
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Kontaktlose Abtastung
Die neue Schallplatte wird berührungslos »abgetastet« : Mittels eines Diodenlasers wird eine Information sozusagen ausgelesen. Rumpeln ist dann theoretisch nicht mehr möglich. Und da die Platte mit einer Schutzschicht versehen werden soll, wird sie auch in mechanischer Hinsicht »unanfechtbar«: Staub, Fingerabdrücke und Kratzer dürften ohne praktischen Einfluß auf die Wiedergabe sein.
Daß die Kompaktschallplatte nicht mit derzeitigen Schallplatten kompatibel sein wird, versteht sich nach diesen Darlegungen von selbst: Weder wird man »normale« Platten mit einem Kompaktplattenspieler abtasten können, noch Kompaktschallplatten mittels »Ritzleser«.
Die Konsequenzen daraus kann jeder Fachhändler und HiFi-Freund selbst ziehen. Es sieht so aus, als ob zumindest die ambitionierten Plattensammler künftig ihr eigenes, privates Musikmuseum haben werden.
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Zukunftsträume?
Ist es nicht verfrüht, jetzt schon derartig euphorische Prognosen zu stellen? Philips hat erste Informationen gegeben und den Anspruch des neuen Systems mit einigen Daten untermauert.
Hält das System später nicht, was sein Erfinder heute verspricht, dann liegt der Schwarze Peter bei diesem, nicht aber beim Chronisten, dem es gestattet sei, die praktisch-hörbaren Auswirkungen der veröffentlichten Details zu interpretieren.
Immerhin wird das Kind später an den heutigen Lobpreisungen seiner Eltern zu messen sein. Ich habe die Entwicklung der Bildplatte von Philips aufmerksam verfolgt und erste Ergebnisse gesehen.
Diese Erfahrung läßt mich hoffen, daß wir (auch diesmal) nicht enttäuscht werden, sondern einer neuen Technik entgegensehen dürfen, die nach Aussagen des Erfinders »eine Tonqualität ermöglicht, die allem weit überlegen ist, was gegenwärtig auf dem Konsumgütermarkt an Schallplatten und Magnetbändern verfügbar ist«.
Philips erwartet, »daß dieses neue System in den frühen 1980er Jahren zu einem Preis verfügbar gemacht werden kann, der mit dem eines hochwertigen HiFi-Plattenspielers vergleichbar sein wird«.
Angesichts der Preise von Philips-Plattenspielern sind das höchst erfreuliche Aussichten.
Heinz Josef Nisius (im Juni 1978)
Philips »Kontakte« 45-46/1978
PHILIPS VLP-Markteinführung (ein sensationeller Erfolg ?)
Am 15. Dezember 1978 war es in den USA soweit: in Atlanta im Staate Georgia hatte das VLP-Bildplattensystem von Philips und MCA seine öffentliche Premiere. Auf diesem Testmarkt will man erste Erfahrungen mit dem neuen Medium sammeln und auswerten.
In der folgenden Phase ist eine Marktausdehnung auf alle Staaten der USA vorgesehen. Verkauft wird der von Magnavox (einem Philips-Tochterunternehmen) gefertigte Bildplattenspieler unter dem Markennamen »Magnavision«, während die Bildplatten von MCA unter dem Label »MCA Discovision« im Handel sind.
Konsumenten wird der Bildplattenspieler für 695 US-Dollar angeboten. Eine Bildplatte mit einem Halbstunden-Programm kostet etwa 6 Dollar, während komplette Spielfilme bei rund 16 Dollar liegen. Das Programm-Angebot umfaßt neben neuen und aktuellen Filmtiteln wie »Slap Shot«, »Mc Arthur«, »Animal House«, »Airport 77«, »Smokey and the Bandit« auch Oldies, Titel aus dem Disney-Programm, Kinderprogramme und Themen aus Sport, Kunst, Erziehung, Pop und »Gewußt wie«.
Und jetzt noch ein bischen Promotion ..... also die Show ...
Über den Beginn der Einführungskampagne im »Rich's Department Store«, einem großen Radio- und Fernsehgeschäft der Stadt, wurde berichtet: Als das Geschäft um 10.00 Uhr geöffnet wurde, war Andy Cork, 30, der mit anderen Interessenten schon die ganze Nacht vor dem Laden gewartet hatte, der erste Kunde und einige Minuten später auch der erste Besitzer eines VLP-Plattenspielers. (Unser Bild zeigt ihn links neben N. Glenn von MCA und K. Ingram von Magnavox.)
Die Nachfrage war so groß, daß die vorhandenen Geräte bald ausverkauft waren und eine Auftragsliste angelegt werden mußte, die schon nach ein paar Stunden einige tausend Vormerkungen für den Kauf eines VLP-Plattenspielers auswies. Es trafen Aufträge aus allen Staaten der USA und sogar aus anderen Teilen der Welt ein, beispielsweise aus Mexiko, Saudi-Arabien und Europa.
Bei weiteren Geschäften in Atlanta, die an der Einführung teilnahmen, war der Andrang ähnlich groß, so daß die Geschäftsführer den Start des VLP-Systems einhellig als »überwältigend« bezeichneten.
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