SETTON, das Hobby eines (zu) reichen Jungmanagers ?
Von Gert Redlich im März 2017 - Über die Marke SETTON, über deren Produkte und über das Auf- und Ab-tauchen der wenigen Geräte in den Jahren um 1977-1978 gib es nur wenige Informationen.
In der "brand neuen" AUDIO vom Januar 1978 ist eine Laudatio oder Lobpreisung (sie nennen es dort "Test") für einen extrem teuren Tuner-Vorverstärker enthalten, wobei im Vorspann doch einige Informationen über den Herrn Setton zu lesen sind.
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Vollgas! . . .
(Wenn der amerikanische Jumbo für die Air France fliegt.)
Sachen, die Männern Spaß machen: der Steuerknüppel eines Jets, die Pedale eines Porsche, die Drehgriffe einer Kawasaki, die Pinne eines Hochsee-Clippers. Und die Hebel eines Setton.
„Wir wollen und werden die Besten sein."
Wird Jack Setton, 27, Chef des gleichnamigen HiFi-Unternehmens, nach seiner Firmenphilosophie befragt, antwortet er mit einem einzigen Satz: „Wir wollen und werden die Besten sein."
Ähnlicher Ehrgeiz packte den Jungmanager schon vor sieben Jahren (also 1971), als er (s)eine eigene Firma in Frankreich gründete (er war damals also 20 Jahre alt ???) und bereits nach fünf Jahren "zum größten HiFi-Importeur" aufgestiegen war.
- Anmerkung : Kein Wort über die effektive Größe - in welchem Land oder nur unter den Pioneer Importeuren weltweit, das ist unglaubwürdig, denn die USA sind erheblich größer. War er (nur) der Größte von Frankreichs Importeuren, dann war das kein Prädikat, denn Frankreich hatte nur einen Bruchteil des deutschen Hifi-Absatzes zu bieten.
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Kaum hatte der Sohn reicher Eltern dieses Ziel erreicht, visierte er die nächste Stufe auf der HiFi-Leiter an: eine eigene Marke. Auch sie realisierte er nach dem Grundsatz, „der Beste" zu sein.
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Hochstilisiert - es seien lauter Koryphähen
Von dem bekannten amerikanischen Konstrukteur und HiFi-Tester Harold Weinberg ließ er sich die Technologie liefern, für die Fertigung der Geräte suchte er sich einen hochspezialisierten japanischen Betrieb (Anmerkung : Auch hier wird der Name Pioneer nicht genannt.), und die Gestaltung vertraute er Alain Carre an, der in der Designer-Gruppe des berühmten Franzosen und Modeschöpfers Pierre Cardin arbeitet.
Der RCS-X 1000 - ein Tuner und Vorverstärker
Das erste Produkt der neuen Marke geriet denn auch nach Settons Wunsch. Der RCS-X 1000, eine Kombination aus Tuner und Vorverstärker, ähnelt mit seinen beiden herausragenden Hebeln eher dem Cockpit eines Flugzeuges als einem HiFi-Regiecenter. Mit ihnen lassen sich die Phonstärken auf Vollgas bringen, zugleich regulieren sie die Balance-Einstellung.
- Anmerkung : Hier sieht man, daß die beteiligten Redakteure bislang noch keinen Blick über den Tellerrand gehabt hatten. Denn die Fernsehstudios, Fersehsender und Sende-"Anstalten" hatten diese Art der Hebel bzw. der Steuerknüppel (bei uns fast nur Potentiometer) schon seit Jahren.
Die wichtigere Aussage ist hier aber, daß der RCS-X 1000 das erste Produkt von Setton gewesen sein soll. Die drei Receiver und die anderen Verstärker kamen demnach erst später dazu.
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Unter der matt getönten Acrylglas-Abdeckung zeigen Digital- ziffern die Stellung der Klangsteller in Dezibel-Schritten an. Rote Digitalanzeigen informieren auch über die Frequenz des eingestellten UKW-Senders; sechs Stationen können gespeichert werden. Die Setton-Entwickler verschmähten selbst die üblichen Zeigerinstrumente und verfielen auf einen zweifarbigen, T-förmigen Balken aus verschleißfreien Leuchtdioden, die behilflich sind, Sender über eine Rotorantenne optimal einzustellen. Zwei weitere Dioden-Ketten dienen als Aussteuerungsanzeige.
Und jetzt die Lobeshymnen - über die Klangeigenschaften
Das über 10 000 Mark teure Stück hält auch akustisch, was es optisch verspricht. Der Vorverstärker bewältigt mühelos die Musik von Esther Ofarim (siehe AUDIO-Referenzplatten). Die Stimme dieser Sängerin ist in eine Reihe schwierig zu reproduzierender Instrumente eingebettet, die Platte vorzüglich gepreßt. Hier beweist der Setton, daß er erhebliche Dynamiksprünge getreulich wiedergibt, ohne der Stimme eine künstliche Aggressivität aufzusetzen oder ihr den zarten Schmelz zu nehmen. Die räumliche Staffelung der Instrumente bleibt erhalten, sie verdecken einander nicht.
Auch große Orchesterwerke klingen keineswegs gepreßt oder verschwommen, sondern frei, wobei jede Nuancierung deutlich durchgezeichnet und unverfälscht verarbeitet wird. Schnelle Stakkati kommen sauber und unverwaschen. Der gezupfte Baß der Enja-Platte wird nicht polterig; gerade er macht mittelmäßigen HiFi-Komponenten Schwierigkeiten, indem er aufläuft wie ein zu lange im Ofen belassener Kuchen (siehe AUDIO-Referenzplatten).
Bei Chorwerken ist die Auffächerung und Auflösung aller Instrumentengruppen perfekt, eine einsame Pikkoloflöte klingt in den hohen Lagen schrill und beißend, wie sie auch live klingen muß.
Dabei ist die Wiedergabe frei von Störgeräuschen, was in den AUDIO-Computer- Meßergebnissen seine Bestätigung findet. Wobei der Setton fast ein Parade-Beispiel dafür ist, daß ein Vorverstärker ungeachtet seiner eher durchschnittlichen Klirr- und Intermodulationswerte vorzüglich klingen kann; insofern bestätigt er die Vermutung, daß Werte, die ohnehin auf Tausendstel von Prozenten einschrumpfen, für klangliche Unterschiede nicht verantwortlich sein können.
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Der Tuner-Teil
Auch der Tuner zeichnet sich durch gute Trennschärfe und hohe Empfindlichkeitaus. Selbst wenn zwei dicht benachbarte Sender nahezu gleicher Stärke einfallen, hat er keine Schwierigkeiten, die beiden auseinander zu dividieren. In Verbindung mit der drehbaren Richtantenne empfing er 24 Stationen klar und störungsfrei; dieselbe Leistung zeigte auch der AUDIO-Referenztuner. Dabei störten weder Rauschen noch Zirpen den Empfang. Die Musikprogramme erwiesen sich als offen und weiträumig — ein Zeichenguter Übersprechdämpfung.
Informationen über die Hardware (1978 !!)
Die musikalischen Eigenschaften des RCS-X 1000 hängen natürlich auch mit dem beträchtlichen Aufwand zusammen, den Jack Setton seinem Entwickler und den Produzenten abforderte. Während alle Schalter, Knöpfe und Regler auf dem Regiepult untergebracht sind, steckt der Großteil der Elektronik in einem Versorgungsteil, der im Regal plaziert werden kann.
Beide Geräte sind durch ein rund acht Meter langes, 13adriges Spezialkabel miteinander verbunden. Sobald eine Taste gedrückt oder ein Schalter betätigt wird, löst ein winziger elektronischer Impuls ein Relais aus, dessen Kontakte in gasgefüllte Glaszylinder eingeschmolzen sind - eine Augenweide, wenn das Gehäuse geöffnet wird.
Damit kein Unbefugter das Cockpit für Musikfans benutzen kann, baute Jack Setton ein kleines Sicherheitsschloß in die Front des Versorgungsteils ein, der die Anlage zentral ein- und ausschaltet. Und weil ihm sogar dafür das Bestegerade gut genug erschien, ließ er den Schlüssel vergolden - HiFi für Leute mit Lebensart.
Hans-Günther Beer (in der Erstausgabe der Hifi-Zeitschrift AUDIO 1978)
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Steckbrief Setton RCS-X1000
Preis: um 10600 Mark
Abmessungen:
Regie-Center:
483 B x 132 H x 330T in mm
Versorgungs-Center:
436 B x 104 H x 266 T in mm
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Interview mit Bodo Eichhöfer, 29 (vermutlich im Dez. 1977)
Bodo Eichhöfer, 29, ist Verkaufsleiter des Hamburger Unternehmens Dynaudio KG, das die Setton-Geräte importiert.
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AUDIO:
Herr Eichhöfer, die Setton-Kombination zählt zu den hochwertigsten und teuersten Geräten überhaupt. Warum ist sie mit billigen Cinch-Buchsen ausgerüstet, die häufig schlechte Kontakte ergeben, und nicht mit den professionellen BNC-Buchsen?
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- Anmerkung : Diese Frage nach BNC- Buchsen (das sind einkanalige Meßgeräte oder Video-Signal Verbindungen) war damals bereits unqualifiziert. Die Frage nach XLR Buchsen zum Beispiel wäre fachlich konsequent gewesen.
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Eichhöfer:
Nun sind die Cinch-Anschlüsse in Japan, den USA oder England fast die Norm; BNC-Buchsen sind in der HiFi-Technik so gut wie unbekannt. Daß sie Vorteile haben, läßt sich nicht bestreiten.
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AUDIO:
Wenn sie (also die BNC Buchsen) Vorteile haben - wären sie bei einem so teuren Stück denn nicht angebracht ?
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Eichhöfer:
Das ist richtig. Gewiß ist es auch keine Frage des Preises, sondern eine Frage der Verbreitung.
AUDIO:
Irgendwann muß eine Firma immer die erste sein und mit gutem Beispiel vorangehen.
Eichhöfer:
Gewiß, und unser Haus schenkt auch den scheinbaren Details große Beachtung. So liefern wir ab April unsere großen Boxen P 76 und P 46 mit Anschlußkabeln, die einen Querschnitt von 2,5 Quadratmillimetern haben.
- Anmerkung : Was hat das mit BNC oder Cinch oder XLR zu tun ?
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AUDIO:
Und irgendwann den RCS-X 1000 mit besseren Buchsen?
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Eichhöfer:
Wir werden mit Jack Setton darüber sprechen.
Kommentar :
Diese ganze obige Interview ist total überflüssig, weil es überhaupt nichts aussagt, außer, daß der Vertrieb keine Ahnung hat, was in den oberen Sphären des High-End sonst noch verlangt wird - außer der extravaganten Optik.
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