Hifi steckte 1963 in den Anfängen und BRAUN war ein Vorreiter
Auf den anderen Seiten hatte ich schon geschrieben, daß die ersten Hifi-Läden noch große Mühe hatten, diese "neue" Technik geeignet an den "Mann" zu bringen. (1960 bis nahezu 1968 spielten Frauen nahezu keine Rolle als Entscheider, ob und welche Anlage gekauft würde.)
Braun gab also einen ganz frühen (noch mit Schreibmaschine geschriebenen) Leitfaden zur "Veranstaltung von Stereo-HiFi-Schallplattenkonzerten" an seine Händler heraus.
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Aus dem BRAUN Erbe: Braun 1963 - Hinweise zur
"Veranstaltung von Stereo-HiFi-Schallplattenkonzerten"
Der Text (vermutlich aus 1963) auf einer uralten Schreibmaschine mit massenweise Durchschlägen geschrieben ist in 2011 eingescannt und weitgehend korrigiert.
Inhalt:
- Veranstalter
- Vorführraum
- Besucherzahl
- Raumakustik
- Geräte-Anordnung
- Geräte-Einstellung
- Dauer
- Schallplatten
- Programm
- und noch "Vieles" mehr
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Allgemeine Hinweise (auf Schreibmaschine geschrieben !!!)
Anmerkung : 1963 gab es nur ganz wenige Hifi-Händer, aber um so mehr Radio-Händler, die es gerne werden wollten. Für die ist diese Ausarbeitung erstellt worden.
Hier der Text :
Eine entscheidende Stellung in der Werbung und Verkaufsförderung für High Fidelity nimmt die Vorführung von Wiedergabeanlagen ein. Gut bewährt hat sich die Veranstaltung regelrechter Schallplattenkonzerte mit festem Programm.
Braun stellt für solche Konzerte ein Organisationschema, Vorführmaterial (einschließlich Schallplatten) und Werbemittel zur Verfügung.
Veranstalter
Schallplattenkonzerte können von Braun Verkaufsbüros, von Radiofachhändlern, von interessierten Gruppen, Arbeitsgemeinschaften, Vereinen usw. veranstaltet werden. Einladungen können an einen bestimmten, bekannten Personenkreis (z. B. aus der Händlerkartei) per Brief ergehen, siehe ein Einladungsschreiben in der Anlage. Öffentlich kann eingeladen werden durch Plakate, Aufsteller oder Anzeigen, für die Braun Vordrucke bzw. Matern zur Verfügung stellt.
Wird für Schallplattenkonzerte Unterstützung durch die genannten Werbemittel, gegebenenfalls auch durch Schallplatten und Programme (siehe auch weiter unten) gewünscht, sollen diese ca. 4 Wochen im voraus bei der Werbeleitung Elektronik angefordert werden. Die Anforderung muß alle erforderlichen Angaben gemäß dem in der Anlage befindlichen Merkblatt enthalten.
Vorführraum
Schallplattenkonzerte können in Vorführ- räumen von Fachhändlern, Ausstellungs- räumen von Einrichtungshäusern, Braun Verkaufsbüros, Lokalen, Clubräumen, Auditorien usw. stattfinden.
Es empfiehlt sich, für die Veranstaltungen keine zu großen Stühle zu wählen, Es muß von vornherein dem Eindruck entgegengewirkt werden, High Fidelity sei eine quasi kommerzielle Angelegenheit, die sich nur in großen Räumen abspielen kann. Dem Zuhörer darf es nicht zu schwer gemacht werden, die gehörte Wiedergabe gedanklich in seinen eigenen Wohnraum zu übertragen. Davon abgesehen ist die befriedigende Stereo-Beschallung eines großen Saales im Allgemeinen nicht mehr mit einer elementaren Anlage aus einem Verstärker und zwei Lautsprechereinheiten möglich.
Die Bestuhlung des Raumes kann in Reihen gestaffelt, wie in einem Vortrags- oder Konzertsaal, erfolgen. Vorzuziehen ist jedoch eine aufgelockerte Sitzweise, mit möglichst bequemen Polsterstühlen, Sesseln, dazwischengestellten Tischen usw.
Gut bewährt hat es sich, in einem derart eingerichteten Raum mit Clubcharakter größere Leerflächen mit kürzeren oder längeren Stuhlreihen zu bestellen, um eine hinreichende Zahl von Plätzen ohne wesentliche Zerstörung der Atmosphäre zu schaffen.
Wichtig ist eine angenehme Beleuchtung. Es fördert eine für das Musikhören geeignete Stimmung, wenn der Raum während der Konzerte weitgehend (aber nicht vollständig!) abgedunkelt ist. Eine Tisch- oder Stehlampe beleuchtet Abspiel- und Stereogerät für den Vorführer und gibt den Zuhörern einen Orientierungspunkt.
Besucherzahl
Der Erfolg zeigt, daß Besucherzahlen zwischen 30 und 80 Personen günstig sind. Bei wesentlich mehr Zuhörern sind unmittelbarer Kontakt und direktes Angesprochensein kaum mehr zu verwirklichen; das Konzert gewinnt das Ausmaß einer anonymen "Groß"-Veranstaltung, deren Charakter zu einer Organisation zwingt, bei der alles wie am Schnürchen klappt und nichts der Improvisation überlassen wird.
Raumakustik
An die akustischen Eigenschaften des Raumes brauchen keine allzu hohen Anforderungen gestellt zu werden. Im leeren Zustand sollte der Raum eher akustisch hart und hallig sein; die Zuhörer selbst liefern dann genug schallabsorbierendes Material.
Die Lautsprecher müssen so weit auseinander gestellt werden, daß kein Zuhörer außerhalb des Rechtecks sitzt, dessen eine Seite durch die Lautsprecherbasis gebildet wird. Die Lautsprecher werden gerade in den Raum gerichtet (nicht zur Mitte geschwenkt), damit die stereophonisch günstigste Hörfläche möglichst groß wird. Selbstverständlich ist für die Seitenplätze die Stereobalance stark verschoben. Die Zuhörer sollen darauf hingewiesen, aber zugleich darüber unterrichtet werden, daß sie auch dann, wenn die Ortung der Schallquellen verschoben erscheint, in den Genuß der wesentlichen Qualitäten einer stereophonen Übertragung kommen. Eventuell kann dazu im Laufe der Vorführung eine Demonstration gegeben werden. (Siehe weiter unten).
Geräte-Anordnung
Für die Anordnung der Steuergeräte und den Platz des Vorführers lassen sich keine festen Vorschriften machen, da sie ganz von den Gegebenheiten abhängen.
Bei einem Konzert mit wenigen, langen Stücken kann der Vorführer für jeden Plattenwechsel zu den Geräten, die an beliebiger Stelle im Raum stehen, hingehen. Bei häufigerem Plattenwechsel (z. B. bei Jazzkonzerten mit vielen kurzen Stücken) ist es günstiger, wenn der Vorführer die Geräte von seinem Sitzplatz aus bedienen kann. Der Platz muß dann aber so gelegen sein, daß von ihm aus wahrzunehmen ist, ob Lautstärke, Klang und Balance richtig eingestellt sind. Es sollte andererseits möglich sein, zwischen den Stücken oder bei Demonstrationen Worte an die Zuhörer zu richten, ohne den Platz zu verlassen. Der Vorführer darf sich also nicht hinter dem Rücken aller Hörer befinden.
Wichtig ist erschütterungsfreies Aufstellen des Plattenspielers. Auf Rückkoppelung vom Lautsprecher muß besonders geachtet werden. In kritischen Fällen sollten vorsorglich die Bässe etwas abgesenkt werden.
Geräte-Einstellung
Die richtige Einstellung der Steuergeräte muß selbstverständlich vor dem Konzert erprobt, aber - wegen der veränderten Akustik bei besetztem Raum - während der Vorführung kontrolliert und korrigiert werden.
Die Balance ist so einzurichten, daß für die in der Mitte des Raumes sitzenden Hörer die optische Mitte zwischen den Lautsprechern auch akustischer Mittelpunkt ist.
Die Lautstärke sollte im Optimum der Originallautstärke entsprechen, d. h., der Hörer sollte die Wiedergabe so laut empfinden, als befände er sich auf einem mittleren Platz im Konzertsaal.
(Einstellregel: So laut stellen, daß das leiseste der tragenden Instrumente einer Darbietung natürlich voll klingt.) Bei CSV 13 und CSV 60 ist darauf zu achten, daß der linke gehörrichtige Lautstärkeregler nahezu voll aufgedreht ist und der erforderliche Pegel mit dem "Balance"-Regler hergestellt wird.
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Technik der Vorführung . . .
Beim Anspielen einer Platte sollte übrigens der Lautstärkeregler immer erst dann aufgedreht werden, wenn der Tonarm aufgesetzt hat.
Bei der Einstellung der Klangregler empfiehlt sich prinzipiell eine geringe Höhenabsenkung (etwa 3dB), einmal, um das Plattenrauschen zu dämpfen, zum anderen, um den Frequenzverlauf demjenigen in einem Konzertsaal anzugleichen, in dem die im allgemeinen stärkere Schallstreuung eine erhebliche Höhenabsorption mit sich bringt. (Dies gilt wohl allerdings weniger für Kammermusik und Jazz, bei denen den Zuhörer ein höherer Anteil an direktem, ungestreutem Schall erreicht.)
Der Baßregler bleibt prinzipiell in Mittelstellung, es sein denn, daß erhebliche Resonanzen im Raum eine Baßabsenkung erforderlich machen. Eine Baßanhebung wäre allenfalls bei entsprechend ungenügenden Schallplatten notwendig, die dann aber von vornherein nicht vorgeführt werden sollten.
Dauer
Die Dauer einer Veranstaltung kann zwischen einer und zwei Stunden liegen. Weniger dürfte für eine Konzertveranstaltung als unbefriedigend, mehr als ermüdend empfunden werden.
Wieviel von der Gesamtzeit auf Vortrag und technische Demonstrationen, wieviel auf reine Musikdarbietung entfällt, hängt davon ab, unter welchen "Vorzeichen" die Veranstaltung steht. Wenn ausdrücklich zu einem Schallplattenkonzert eingeladen wurde, sollte sich die Ansprache auf einen einleitenden Vortrag von vielleicht 10 Minuten Dauer beschränken. (Vorschlag siehe Anlage*) In die Ansage der einzelnen Stücke können dann noch jeweils kurze technische Hinweise und Demonstrationen eingeflochten werden. (Themen für Kurzdemonstrationen siehe Anlage*) Für Fragen und Wünsche einzelner Besucher steht der Vorführer nach Schluß des Konzertes zur Verfügung.
Bei mehr als einer Stunde Dauer empfiehlt es sich, zwischendrein eine kurze Pause einzulegen.
Schallplatten
Zum Vorführen sollten grundsätzlich nur technisch mustergültige Platten ausgewählt werden. Unter Umständen lassen sich Mängel hinsichtlich Störabstand in Kauf nehmen (und durch Höhenabsenkung oder Rumpelfilter im geringen Ausmaß korrigieren), keinesfalls jedoch hörbare Verzerrungen, Klirren usw. oder schlechte Aufnahmetechnik, Klangverfälschung und -verwischung. Braun wird laufend geeignete Schallplatten empfehlen; eine erste Liste siehe in der Anlage.
Pflegliche Behandlung der Platten beim Vorführen ist nicht nur für einwandfreies Abspielen und zur Erhaltung der Plattengüte erforderlich, sondern bildet selbst einen Teil der Demonstration, auf den der Vorführer sogar ausdrücklich hinweisen mag. Es empfiehlt sich also, jede Platte vor dem Auflegen mit einem Antistatic-Tuch zu wischen und/oder beim Abspielen das Reinigungsbürstchen "Dustbug" mitlaufen zu lassen.
Programm
Bei der Programmgestaltung müssen der musikalische Inhalt und der instrumental Klang erwogen werden. Für eine gute Demonstration von HiFi-Wiedergabe ist es erwünscht, ein großes und kontrastreiches Spektrum von Instrumenten vorzuführen, also (bei "klassicher" Musik) sowohl Klavier als auch Streichinstrumente, Blasinstrumente, Gesangstimmen (Soli und Chor), Kammermusikensemble und größeres Orchester.
Wird die Veranstaltung als Konzert aufgezogen, sollte das Programm aber einen musikalischen Zusammenhang erkennen lassen, also z. B. Musik aus einer Stilperiode (z. B. Barock), von einem Temperament (z. B. Heroische Musik), von einer Gattung (z. B. Kammermusik) usw. sinnvoll kombinieren. Braun veröffentlicht laufend Programmvorschläge (einige davon siehe im Anhang) und vergibt außerdem leihweise entsprechend zusammengestellte Schallplatten und gedruckte Programme dafür.
Unbedingt muß der Vorführer sich mit den Schallplatten vertraut gemacht und sie wenigstens einmal vorher angespielt haben. Einige, notfalls ausreichende, Informationen über den musikalischen Inhalt enthält im allgemeinen die Plattentasche.
Merkblatt für die Anforderung
von Werbe- und Vorführmaterial für HiFi - Schallplattenkonzerte
Braun stellt eine, mehrere oder alle der folgenden Positionen kostenlos zur Verfügung:
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- 1. Plakate (DIN A2, 3farbig) mit Eindruck von Ort und Zeit der Veranstaltung
- 2. Aufsteller (DIN A4, 3farbig)
- 3. Matern für Zeitungsanzeigen, mit freien Flächen für den Eindruck von Ort, Zeit und Programm der Veranstaltung
- 4. 4seitige, 3farbig gedruckte Programme
- 5. teilweise Schallplatten-Zusammenstellungen für ca. 1 1/2-stündige Konzerte, komplett mit gedruckten Programmen
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Abbildungen bzw. Muster in der Anlage.
Bei Anforderung (etwa 4 Wochen vor geplantem Termin) sind einige der folgenden Angaben erforderlich:
Für 4.: Reihenfolge, Titel und Interpreten der Stücke mit Nummern der Schallplatten, auf denen sie enthalten sind.
Beispiel:
1. Beethoven, Erster Satz des Klavierkonzertes Nr. 5 - Wilhelm Backhaus, Klavier; Wiener Philharmoniker; - Decca SXL 2179
Anzahl der benötigten Programme
Für 5.: Art des gewünschten Programmes. Anzahl der benötigten Programme.
Muster für Einladungsschreiben (1)
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- Sehr geehrter Herr . . . . . .,
wir erlauben uns, Sie für Freitag, 17. Januar 1964, 20.00 Uhr, zu einem Konzert besonderer Art in unsere Ausstellungsräume (A-Stadt, B-Straße 29) einzuladen. Ein Programm liegt bei.
Sie werden hören, daß sich eine Wiedergabe von Schallplatten von originaler Musikauführung nicht zu unterscheiden braucht, - jedoch vor dieser den Vorzug hat, internationale Interpreten nach Belieben zusammenzuführen. Alle klangliche Frische, Farbigkeit und Transparenz instrumentaler Darbietung bleiben dank spezieller Wiedergabegeräte unvermindert erhalten.
Unsere Veranstaltung soll Ihnen Gelegenheit geben, sich mit den faszinierenden Möglichkeiten bekannt zu machen, die die Stereo High-Fidelity Technik dem Musikliebhaber eröffnet.
Mit freundlichen Grüßen
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Muster für Einladungsschreiben (2)
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- Sehr geehrter Herr . . . . . .,
am Donnerstag, dem 21. November 1963 findet um 20Uhr im Kurhaus in Bad ABC ein Konzert besonderer Art statt, zu dem wir Sie herzlich einladen möchten.
Technische Fortsehritte haben es möglich gemacht, Schallplattenmusik so natürlich wiederzugeben, daß sie wie "wirkliche" Musik klingt. Mit geschlossenen Augen wäre sie nicht von einer echten Konzertauführung zu unterscheiden. "Stereo" und "High Fidelity" heißen die Begriffe, mit denen die neue Technik umschrieben wird.
Zu den wenigen Herstellern auf der Welt, die serienmässig derartige Geräte für private Musikliebhaber herstellen, gehört die Firma Braun in Frankfurt. Wir haben sie gebeten, uns ihre Musikanlagen, die internationalen Ruf genießen, im Rahmen eines Schallplattenabends vorzuführen.
Gespielt werden Stereo-Schallplatten der neuesten Produktion mit klassischer und moderner Musik, Unterhaltung und Jazz. Daneben ergibt sich Gelegenheit für Beratung und Information über alle Fragen der Wiedergabe im Heim. Wir brauchen aber nicht zu betonen, daß Ihr Besuch - der uns Freude macht - Ihnen keinerlei Verbindlichkeiten auferlegt.
Mit freundlichen Grüßen
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Hier ein Text für eine einleitende Ansprache . . .
Meine Damen und Herren!
Wir begrüßen Sie recht herzlich zu unserem Schallplattenkonzert. Was wir Ihnen heute hier vorführen wollen, ist nicht nur ein Programm schöner Musik - die Ihnen hoffentlich gefallen wird -, sondern eine Wiedergabe von technisch besonderer Art. Wir kennzeichnen sie mit dem Begriff "Stereo High Fidelity".
Die Worte "High Fidelity" sind aus dem Amerikanischen übernommen. Man beschreibt mit ihnen das Ideal einer Wiedergabe von Schallplatten, Tonbändern oder Radiosendungen, die den Klang naturgetreu und unverfälscht überträgt.
Wie alle Ideale ist auch dieses nur näherungsweise zu erreichen. Mit Geräten besonderer Art - eben solchen "High Fidelity"-Geräten - kommen wir ihm aber heute so nahe, daß für normale Ohren kein Unterschied zum Originalklang mehr wahrzunehmen ist, - daß wir, wenn wir die Augen schließen, uns in den Konzertsaal versetzt fühlen können.
Ist "High Fidelity" also ein Qualitätsbegriff, so beschreibt das Wort "Stereo" zunächst nur eine besondere Technik der Wiedergabe. Äußerlich ist sie gekennzeichnet durch zwei getrennte Lautsprechereinheiten für die Wiedergabe, wie Sie sie hier vor sich sehen. Einer links, einer rechts vorm Hörer. Die Stereo-Technik macht es möglich, nicht nur den Klang an sich wiederzugeben, sondern auch seine räumliche Herkunft zu reproduzieren.
Zwei Instrumente, die an verschiedenen Stellen des Raumes spielten, werden auch bei der Wiedergabe entsprechend räumlich getrennt erklingen.
Freilich ist die Möglichkeit, die Instrumente zu "orten", nicht die eigentliche Errungenschaft der Stereophonie. In ihren Anfangszeiten hat man um des Effektes willen etwas zu viel davon hergemacht und dadurch die Kritiker herausgefordert, die sagten, auf die räumliche Trennung der Instrumente komme es doch gar nicht an, im Gegenteil sei, zumindest beim großen Orchester, die Verschmelzung des Klanges gewünscht. Das ist ganz richtig! Natürlich kommt es nicht darauf an, daß man hört: Die ersten Geigen sitzen da links, die Klarinetten rechts, jetzt bäst der Fagottist aus der Mitte usw.
Worauf es aber ankommt, ist, daß die Stereophonie den Klang in den Raum treten läßt, präsent macht, wie die Akustiker sagen, ihn sozusagen aus dem engen Gefängnis des Lautsprechers befreit, ihn atmen läßt, ihn rund, plastisch und transparent macht. Es läßt sich schwerer beschreiben als wahrnehmen, und Sie werden ja nachher selbst hören, wie es klingt.
Jedenfalls trägt die Stereophonie auf diese Weise wesentlich zur Qualitat der Wiedergabe, zu ihrer Natürlichkeit, zur "High Fidelity" also bei, so daß heutigentags High Fidelity nicht mehr ohne Stereophonie denkbar ist.
Die Geräte, mit denen wir Ihnen heute Musik vorspielen, sind nicht etwa kommerzielle Anlagen, die für besondere Zwecke sozusagen maßgeschneidert sind, sondern serienmäßige Stücke aus einem Geräte-Programm, das die Firma Braun für alle Musikliebhaber entwickelte und baut. Natürlich spielen wir Ihnen hier eine Spitzenanlage vor, denn wir wollen Ihnen das Optimum demonstrieren. Der grundsätzliche Charakter dieser Wiedergabe, ihre Naturreinheit - wenn Sie mir diesen Begriff aus der Lebensmittelbranche verzeihen wollen - ihre Klarheit, ihre Unangestrengtheit, ihre Durchsichtigkeit und Gelöstheit, ist Kennzeichen aller HiFi-Geräte unseres umfangreichen Programmes von Plattenspielern, Verstärkern und Lautsprechern.
Ein Wort noch zu der Auswahl der Schallplatten. Kein noch so gutes Gerät kann aus einer Schallplatte mehr herausholen als drin ist. Wie bei jeder Kette ist auch hier das Ganze nur so gut wie das schwächste Glied. Wir haben darum für die Vorführung nur solche Schallplatten herausgesucht, die technisch absolut einwandfrei sind. Betrachten Sie unser Programm darum auch als Empfehlung der dort aufgeführten Platten. Erfreulicherweise ist das Repertoire hervorragender Stereoplatten schon recht groß und im schnellen Weiterwachsen begriffen.
Damit ist unser Vorspruch beendet. Wir lassen jetzt die Musik zu Wort kommen und werden höchstens noch zwischen den Stücken, dort, wo es erforderlich sein sollte, den einen oder anderen Hinweis machen.
Unser Programm beginnt mit . . . . .
Demonstrationen bei Schallplattenkonzerten
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1. Mono - Stereo
Im allgemeinen erwartet der "Neuling", daß sich stereophone von monophoner Wiedergabe effektvoll und verblüffend unterscheidet. Man weise also, bevor man das Umschalten durch Betätigen des Mono-Stereo-Schalters am Verstärker vorführt, darauf hin, daß die Stereophonie zwar für Effekte mißbraucht werden kann, daß sich aber ihre eigentliche Qualität nicht so "marktschreierisch" offenbart. Das Umschalten geschieht am besten wahrend einer Orchesterpassage im Forte. Man schaltet zunächst Mono und fordert die Zuhörer auf, beim Umschalten auf Stereo (das man durch ein Handzeichen begleitet) auf das Heraustreten, In-die-Breite-gehen, Geräumigwerden, Durchsichtigwerden des Klanges zu achten.
2. Einschaltung der Balance
Man schaltet auf Mono und läßt mit Hilfe des Balancereglers die scheinbare Schallquelle vom linken zum rechten Lautsprecher, dann wieder zurück bis zur Mitte zwischen den Lautsprechern wandern. Aus der Mittelstellung schaltet man wieder zurück auf Stereo, die Balance ist jetzt richtig eingestellt. Bei Stereowiedergabe bringt man mit Hilfe von Knebel und Knopf des Balancereglers am CSV-Verstärker einmal den linken, dann den rechten Lautsprecher zum Schweigen. Damit demonstriert man den Hörern auf den Seitenplätzen, die während normaler Stereovorführung nur den ihnen zunächst stehenden Lautsprecher zu hören glauben, daß es doch anders klingt, wenn der entferntere Lautsprecher wirklich nicht mitspielt.
3. Einengung des Frequenzbereiches
Außerordentlich wirkungsvoll ist es, den Zuhörern nach einiger Zeit der HiFi-Vorführung wieder vor Ohren zu führen, wie eine normale Radiowiedergabe klingt. Man schaltet dazu das stärkste Höhenfilter ("phono 4" bei CSV) und das Rumpelfilter ein und dreht Höhen- und Baßregler völlig zu. Durch allmähliches Aufblenden, erst der Bässe, dann der Höhen, gewinnt man schließlich wieder den unbeschränkten Tonbereich zurüick.
Und jetzt folgen weitere 24 Seiten mit (im Jahr 1963 !!) :
"Empfohlenen Schallplatten für HiFi-Vorführungen"
Dabei sind insgesamt 12 Programmfolgen für 12 unterschiedliche Konzertabende mit für die damalige Zeit sehr beeindruckenden Darbietungen.
Wenn mal wieder Zeit ist, kommen diese Seiten auch noch.
Das OCR Programm konnte die alte Schreibmaschinen-Schrift nur mit weniger als 70% Genauigkeit erkennen und das manuelle Korrigieren des Textes ist sehr zeitaufwendig.
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