Ein Artikel in der "ct" soll Mut machen - wem bitte ?
In der Computerzeitschrift "ct" 2014 in Heft 14 finden Sie einen Artikel, der ein neues Projekt beschreibt, sowie im "Abspann" die aktuelle Situation auf dem deutschen Markt für rotierende Audio- Medien erläutert. Für dieses Projekt hat sich die "ct" eine eigene Vinylplatte (Titel : GAME OVER) pressen lassen, - mit einer Auflage von vorerst 1.000 Stück.
Auch die identische CD ist käuflich zu haben - und auch an den Download haben die Initatoren gedacht. Auf allen drei Tonträgern sind die Ergebnisse eines ersten Remix-Wettbewerbs, also deren Sieger-Songs, enthalten.
Interessant : die Feinheiten der Recherche . . .
So schreibt der Autor der "ct", daß der Tonmeister (der diese LP in 2014 gemastert hatte) in Zukunft wieder mehr Vinyl mastern würde. So seien die Presswerke für Vinyl sehr gut ausgelastet und es gäbe deutliche Wartezeiten. Und es gäbe ja nur noch 4 Presswerke in Deutschland, eines davon im Erzgebirge.
Ich vermute, daß der ct Autor den Erzählungen des Chefs des Presswerkes andächtig gelauscht hatte und diese Aussagen als feststehende Tatsachen angenommen hatte. Dieser habe von einem Boom gesprochen, der unaufhaltsam steige. Man würde bereits heute 2 Millionen Platten pro Jahr mit 25 Mitarbeitern pressen. Doch das sind im Vergleich zu früher sehr bescheidene fiktive Zahlen, bei denen "die Polydor" damals sofort den Hauptstromschalter des Presswerkes umgelegt hätte - nach unten natürlich.
Auch werden Angaben des Bundesverbandes der Musikindustrie referenziert, wonach der Umsatz 2013 mit Vinylscheiben in Deutschland von angeblichen 29 Millionen Euro etwa 3% des Marktes an Tonträgern ausmache. Das widerspricht aber ganz wesentlich der religiös inquisitorischen Hatz auf die Download- und Tauschbörsen im Internet bzw. deren Betreiber und Nutzer, vor allem Jugendliche, deren Eltern dann zahlen sollen - durch deren "Tätigkeit" der Umsatz angeblich so dramatisch abgesunken sei.
Die Zahlen der "MI" (MI steht für die "Musik Industrie" im Allgemeinen) sind schon seit Jahren (eigentlich seit mehreren Jahrzehnten) dem jeweilgen publizistischen Zweck "angepaßte" nebulöse Prozentzahlen, die nie richtig dargelegt werden und wurden. Viele Beispiele solcher "blablabla"-Presseinfos finden wir in den Hifi-Fachmagazinen, die diese allzu bereitwillig veröffentlicht hatten.
Auf den jährlichen Tonmeistertagungen - da treffen sich die wirklich kompetenten Fachleute, denen ich weit mehr Vertrauen schenke als solchen Zweck-Verbänden - zirkulieren ganz andere Zahlen, die mir deutlich glaubwürdiger scheinen als die von der "MI" oben genannten Zahlen.
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Machen Sie hier einen Abstecher zu der POLYDOR Studie aus 1979
Die Ingenieure von Polydor hatten in deren Schallplatten-Labor und Studio eine mehr oder weniger geheime Studio durchgeführt, wie gut die analoge Vinylplatte maximal sein kann. Hochinteressant, wurde aber über Jahre "unter der Decke" gehalten.
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Die Vinyl-Fahne hoch halten ... ist nahezu hoffnungslos ...
Völlig richtig in dem Artikel ist beschrieben, daß das Mastern von analogen Vinyl-Platten ein gehöriges Maß an ganz speziellem Wissen und Können voraussetzt. Die diffizile Gratwanderung zwischen Rauschen und Verzerrung (es sind nach wie vor max. 55 Dezibel nutzbare Dynamik) sowie die weitere Gratwanderung zwischen der möglichst langen Laufzeit der 33er Platte und dennoch genügend breiten Stegen zwischen jeder Rille und der nächsten Rille, das ist schon eine Kunst. Auf der Schneidstudio Brüggemann-Seite steht mehr darüber. Und in der Hifi-Stereophonie 1963 Heft 6 steht ein erster großer Bildbericht über die Vinyl-Schallplatte und deren Rillen mit super tollen Macro-Fotos.
Doch es gibt überhaupt keinen Zweifel, auch wenn die alten Vinyl-Fans, Liebhaber und Fanatiker die Fahne noch so hoch halten, diese sensible Technologie ist zuende, unwiderruflich zuende. Es wird ihr ähnlich ergehen wie mit den letzten Fabriken für Ton- und Video- Magnetbänder in Holland (danach nochmals ein Versuch in 2012 in Nord-Westfrankreich) und auch in Amerika, die in 2012 ihre Pforten mangels Nachfrage und Produktionsaufwand schließen mußten. Auch da haben die Magnetband- Fans erst aufgeschrien und dann geweint.
Die Produktionsanlagen (die Reste) der BASF Magnetbandfertigung waren in ganz kleinem Rahmen zuerst nach Holland transportiert und dort aufgebaut worden und stehen inzwischen in 2014 in der Betragne oder Normandie. Die absolut geringe Nachfrage hatte das alles zum Erliegen gebracht. Vor allem der Energie-Aufwand beim Pressen (der Platten) oder Gießen (der Magnetbänder) wird das Ende forcieren.
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Selbstverständlich kann ich mir da schon mehrere sehr beeindruckende nostalgische Schallplatten-Events vorstellen.
Anfang Juni 2014 haben wir in der Redaktion von einem Leser nocheinmal die komplette Hifi-Stereophonie - aber ungebunden - geschenkt bekommen. Bei seinem Besuch in der Redaktion erzählte er, daß er alle seine klassischen Langspielplatten - mehrere Tausend - einem Weingut geschenkt hatte.
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Stellen Sie sich vor, sie sitzen in einem klassischen nostalgisch hergerichteten großen Weinkeller bei Kerzenbeleuchtung und leckeren Tropfen . . . . .
und in der Mitte steht auf einem riesen großen festlichen Marmorsockel . . . . .
mit einem Halogenspot (oder mehreren) eindrucksvoll und herausragend beleuchtet - einer dieser Monster-Plattenspieler mit seinem riesigen 30 Kilo-Plattenteller - samt einem blitzblanken extralangen 14" Edel-Tonarm - und spielt das Klavierkonzert No.1 von Peter Tschaikowsky über zwei deutlich sichtbare, richtig gute und vor allem große Hifi-Säulen Edellautsprecher.
An einigen Wänden hängen große 1,6 Meter breite LCD /OLED Fernseher (die kosten heute nicht mehr viel) und zeigen in dezenter Helligkeit, aber dennoch gut sichtbar, wie der Tonarm mit der Nadel so langsam immer näher zur Mitte wandert und dann am Ende der Gastgeber - natürlich in historischer "Kluft" - fotogen und theatralisch die nächste 33er Platte auflegt.
Bei entsprechender Musik würden auch Sie vier bis fünf solcher 20 Minuten- Konzerte als angenehm, entspannend und zum Geniesen animierend empfinden. Diese Platten-Video-Konzert Live-Show wäre vielen Gästen ein Besuch in diesem musikalischen Weingut wert. Bei dem natürlich immerwährenden Umfeldgeräusch von ab und zu klirrenden Gläsern und knallenden Korken ist die ultimative Hifi-Qualität nicht ausschlaggebend, es ist das umgebende Ambiente und die innere Ruhe, die das Abspielen der alten schwarzen Schallplatten ausmacht.
Und mit mehreren tausend Klassik-Platten wäre genügend Auswahl da, um auch verwöhnte Geister über die Sommermonate mehrfach oder gar über Jahre zu erfreuen.
Ich werde versuchen, herauszufinden, wo dieses Weingut steht.
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