Kenwood war 1971/72 einer der ernsthaften Wettbewerber :
Bleiben wir erst mal in der Anfangsphase der japanischen Invasion. Bei den Japanern gab es mehrere bereits sehr große Elektronik-Firmen, die nach dem amerikanischen Markt zielgenau auf den kaufkräftigsten Markt in Europa zusteuerten, nach Deutschland natürlich.
Dort gab es ein paar klitzekleine Randbedingungen, die "man" (also die Konstrukteure) wissen mußte und beachten mußte. Das waren die DIN Normen und die DIN Steckverbinder und die DIN Gläubigkeit der Deutschen und natürlich die FTZ Zulassung, damals jedenfalls. Aber das mit den historischen religiösen Gewohnheiten oder sogar Zwängen kannte man ja aus der eigenen japanischen Vergangenheit.
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Die Japaner waren und sind sehr lernfähig
Auch hatten die Japaner erkannt, daß man die Deutschen nur mit deren eigenen Waffen schlagen konnte. Das war die Sprache und die Kultur und der extreme Perfektionsdrang. Also wurden die Elektronik-Botschafter - sprich Manager oder Verkaufsleiter - alle ins japanische Düsseldorf delegiert, konnten also dort in ihrer kleinen Enklave ihr Privatleben leben, doch mußten sie deutsche Autos fahren, deutsche Telefone haben und deutsche Zeitungen lesen (lernen). So hat es mir ein Japaner mal erzählt, übrigens in einem fantastischen Deutsch, von dem sich manche Deutschen ein Stück hätten abschneiden können - bewundernswert.
Übrigens kamen nur die Besten nach Deutschland. Man wußte, dieser Markt ist anspruchvoll, anspruchvoller als der deutlich größere amerikanische Markt. Die allermeisten Gäste aus Japan hatten studiert, waren sehr intelligent und lernten die Deutsche Sprache erstaunlich schnell.
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Die Rückmeldung nach Japan fruchtete bald
Es ist schon erstaunlich, daß fast die allerersten japanischen Receiver und Verstärker bereits die DIN Tonbandbuchse hinten drauf hatten, natürlich mitsamt der Cinch Buchsen. Selbst die nach Amerika verschickten Export-Geräte hatten die deutsche DIN Buchse drauf oder drinnen.
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Und natürlich fing auch Kenwood mal klein an
Die ersten Hifi-Geräte von TRIO und oder Kenwood, die bei uns ankamen, verleiteten zum Lächeln, fast genauso wie die vielen Japaner (Besucher) mit ihren super tollen neuen Spiegelreflexkameras immer nur lächelten, die bei uns überall alles und jedes - und nicht nur auf Messen - fotografierten.
Doch dann ging es Schlag auf Schlag. In glaube, 1973 kam die neue Receiver-Serie, von der ich den größten Receiver hier habe, den KR-7200. Ich selbst hatte zwar schon den SONY STR6120, doch meine Eltern hatten noch nichts Gescheites. Und da einer meiner amerikanischen Freunde zurück nach USA ging, war der 7200er verkäuflich. Mein Freund hatte vermutlich übersehen, daß der sehr wohl auf 110 Volt umschaltbar war. Die Japaner bauten von Anfang an ausschließlich für den Weltmarkt, also für alle.
In der professionellen Fernsehtechnik hatte dieses Versäumnis in den späten 1980er Jahren den Europäern das Rückgrat gebrochen.
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Und die Kenwood Receiver waren erstaunlich gut
Als der SONY STR-6120 noch 3.200.- DM kosten sollte, bot Kenwood den KR-7200 in den Hifi-Studios bereits für unter 2.700.- DM an. Das waren dicke 500.- DM und ein Verkaufsargument. Wie dem auch sei, heute habe ich sie beide hier nebeneinander und kann sie vergleichen.
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Doch wenn ich an Kennwood oder JVC denke .....
habe ich immer wieder die "Gaußche Glockenkurve" im Blick. Es geht steil aufwärts und dann wieder auch ebenso (mehr oder weniger) steil abwärts.
In 2008 war bei ganz vielen ehemals großen und bekannten Hifi-Japanern die Luft raus. Die JVC Audio-Abteilung und Kenwood mußten oder wollten (zwangsweise) fusionieren. Die Herstellung von Audio- Equipment aller Art wurde eingestellt. Es war unverkäuflich geworden, jedenfalls in den erforderlichen Mengen, die einen Export rentabel gemacht hätten. Inzwischen ist das Label Kenwood nur noch auf Küchenmaschinen zu finden.
Die Einträge auf den Plattformen wie Wikipedia winden sich um die Wahrhheit herum. Herr Kosai Wada beschreibt die Entwicklung hautnah und vor allem drastisch und schonungslos offen in seinen Kolumnen.
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