1965 - Alte Musik füllt die neuen Bestsellerlisten
Die Popularität alter Musik wächst. Fast alle großen Schallplattenfirmen legen neue Serien mit Barockmusik auf, mit Werken von Hans Leo Hassler, Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein. Und die Italiener Claudio Monteverdi und Antonio Vivaldi sind bereits so populär, daß ihre Werke „verjazzt" werden.
Regelrechte Erfolgskomponisten sind Georg Philipp Telemann (1681 bis 1776), dessen Tafelmusik in großen Kassettenwerken gleich bei zwei Firmen erschien und ungewöhnlich hohe Auflagen erreichte, und der englische Barock-Orpheus Henry Purcell, dessen Trompetenmusik Spitzenplätze in Bestsellerlisten belegen.
Die „Archivproduktion" der DGG
Für Liebhaber alter Musik liefert nun die „Archivproduktion", das musikhistorische Studio der Deutschen Grammophon Gesellschaft, seit mehr als zehn Jahren das breiteste Repertoire. Die Idee der Archivproduktion stammt von Professor DomizlarT aus dem Jahre 1941. Schon 1946 wurde dann wieder die Einrichtung eines „Forschungsinstitutes für angewandte Musikwissenschaft" diskutiert und schließlich 1947 als „Archivproduktion" gegründet, die 1949 erste Prospekte verschickte.
Dieses historische Studio liefert natürlich für Plattensammler einen wichtigen Katalog, da es die „ältere musikalische Literatur dokumentarisch archiviert" und seit fünfzehn Jahren nach Forschungsbereichen ordnet, die „vom Beginn der Abendländischen Musikkultur bis Ende des 18. Jahrhunderts alle bedeutsamen Stilkreise, Schulen und Perioden" umfaßt.
Daher zwölf Forschungsbereiche
Extrareihen und ein fülliges Opernrepertoire haben alle Schallplattenfirmen aufgebaut. Achten Sie auf Sonderangebote zu Vorzugspreisen.
Und so ist die Archivproduktion - übersichtlich für Sammler - in zwölf Forschungsbereiche gegliedert:
- I. Gregorianik
- A: Aus dem Offizium
- B: Die Messe
- C: Exequien D: Varia
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- II. Das zentrale Mittelalter (1100-1350)
- A: Troubadoure,Trouveres und Minnesänger
- B: Musik der Spielleute
- C: Frühe Mehrstimmigkeit bis 1300
- D: Ars npva in Frankreich
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- III. Frührenaissance (1350-1500)
- A: Der florentinische Stilkreis
- B: Von Oswald von Wolkenstein zum Lochamer Liederbuch
- C: England um John Dunstable
- D: Die Niederländer bis Okeghem
- E: Der Meistergesang
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- IV. Hochrenaissance (16. Jahrhundert)
- A: Niederländer um und nach Josquin
- B: Am Kaiserhofe Maximilians I.
- C: Evangelische Kirchenmusik
- D: Italienische Gesellschaftskunst
- E: Orgel- und Lauten-Tabulaturen
- F: Palestrina und seine Schule
- G: Tanzmusik
- H: Das deutsche Lied
- I: Das französische Chanson
- K: Orlandus Lassus
- L: Die spanischen Meister
- M: Die elisabethanische Epoche
- N: Der venezianische Stilkreis
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- V. Das italienische Seicento (17. Jahrhundert)
- A: Monodie und Vokalkonzert
- B: Claudio Monteverdi
- C: Die Toccata
- D: Die Cantata
- E: Die Sonata
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- VI. Deutsche Barockmusik (bis 1750)
- A: Heinrich Schütz
- B: Klavier, Orgel und Laute
- C: Die Ensemblesuite
- D: Das Lied
- E: Die Sonate
- F: Zwischen geistlichem Konzert und Kirchenkantate
- G: Vokal- und Instrumentalformen des Hochbarock
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- VII. Westeuropa zwischen Barock und Rokoko (1650—1800)
- A: Henry Purcell
- B: Am Hofe von Versailles
- C: Niederländische Carillonmusik
- D: Kammer- und Cembalomusik bis zu Rameau
- E: Instrumentalformen des ausgehenden 18. Jahrhunderts
- F: Ballett und Oper G: Solokonzert, Concerto grosso und Sinfonie
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- VIII. Das italienische Settecento (18. Jahrhundert)
- A: Das Konzert
- B: Der neapolitanische Stilkreis
- C: Cembalo, Orgel und Laute
- D: Solo- und Triosonate
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- IX. Das Schaffen Johann Sebastian Bachs (1685—1750)
- A: Kantaten
- B: Motetten
- C: Messen und Magnifieat
- D: Passionen und Oratorien
- E: Lieder und Arien
- F: Werke für Orgel
- G: Werke für Klavier
- H: Werke für Laute 1: Kammermusik
- K: Instrumentalkonzerte
- L: Ouvertüren und Sinfonien
- M: Musikalische Opfer und Kunst der Fuge
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- X. Werke von Georg Friedrich Händel (1685—1759)
- A: Orchesterkonzerte
- B: Orgelkonzerte
- C: Deutsche Arien
- D: Italienische Kantaten und Duette
- E: Kammermusik
- F: Cembalomusik
- G: Kirchenmusik
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- XI. Die deutsche Vorklassik (1700—1760)
- A: Georg Philipp Telemann
- B: Am Hofe Friedrichs des Großen
- C: Sing-, Spiel- und Hausmusik
- D: Orchester- und Kammermusik des Übergangs
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- XII. Mannheim und Wien (1760—1800)
- A: Die Mannheimer
- B: Divertimento und Serenade
- C: Zwischen Empfindsamkeit und Biedermeier
- D: Christoph Willibald Gluck von 1714 bis 1887
- E: Wolf gang Amadeus Mozart von 1756 bis 1791
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Das war jetzt ein Einblick in die Zeitschrift "Constanze" Nr.50 / 1965
Ich hoffe, Sie haben auch gelächelt, was da damals alles an Weisheiten "unters Volk" gestreut wurde.
Doch eigentlich hat sich daran nichts geändert, es ist heute noch so. Nur, wir haben das Internet und können uns auf Wunsch schlau machen, das ging eben früher nicht, oder es war extrem mühsam.
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