In den Hobby Magazinen der 1960er Jahre gab es mal eine ganz spezielle Rubrik - das "fono tage buch" mit Neuigkeiten
Inzwischen kennt sie keiner mehr, es war nämlich 1968 und vielleicht 1969. Und in dieser Zeitung gab es eine Meldung, die den BRAUN Entwicklungschef Wolfgang Hasselbach ansprach. Er hatte dazu einiges angemerkt.
Dort gab es einen Artikel über ein Patent eines Direktantriebes für einen Hifi-Plattenspieler, also kein Reibrad, kein Riemen, kein Getriebe mehr. Und der Erfinder hatte einen BRAUN Tonarm eines PS 400 verbaut. Auf der uralten Fotokopie Seite 97 steht es so: (das echte Datum fehlt leider)
Integriertes Laufwerk - eine Patentanmeldung für das hier :
"Ein HiFi-Plattenspieler ohne Getriebe"
Am Telefon klang die Geschichte doch sehr nach 'Erfinderlatein': Ein Plattenspieler ohne Getriebe, der außerdem in allen Kriterien die Forderungen der Hifi-Normenbei weitem übertreffen soll.
Doch tags darauf bewiesen uns Fotos, Zeichnungen, Meßprotokolle und Patentschrift, daß der Erfinder, Harry Gaus, nicht zuviel versprochen hatte.
Rumpelgerausche und auch Gleichlaufschwankungen bereiten den Herstellern von Plattenspielern nach wie vor die meisten Sorgen. Ursachen sind Unwucht, Reibgeräusche und Schlupf in den oft komplizierten Getrieben. Gaus löst dieses Problem durch Weglassen! Ein Drehspulmotcr, dessen eisenlose Wicklung feststeht, wirkt direkt auf die teflongelagerte Plattenfellerachse. Die Drehzahl wird durch die Stromstärke, nicht durch die Spannung, geregelt. Die Funktionen Strangumschaltung und Drehmomentsteuerung sind getrennt, um Schaltstöße zu vermeiden. Die Herstellungskosten lägen mit Sicherheit wesentlich unter denen herkömmlicher Geräte mit vergleichbaren Eigenschaften. KW
Die Beschreibung der Schnittzeichnung
Extrem flach wirkt der Gaus Plattenspieler. Seine Gesamthöhe beträgt, dank des integrierten Antriebsystems lediglich 7,6 cm. Das Prinzip verdeutlicht unsere Schnittzeichnung:
1) Holzzarge,
2) Schaumstofflager
3) Leichtmetall-Platine,
4) Elektronik,
5) Plattenteller,
6) Lichtschleuse gegen Fremdlicht,
7) Steuerscheibe,
8) Halter mit 3 Fototransistoren und Blenden,
9) Lampenhalter und Potentiometer,
10) Ferrit-Magnetring,
11) selbsttragende Wicklung,
12) Stahlachse, in Teflon gelagert,
13) Transformator ????
14) Halter für unteres Joch,
15) Polblech zur Homogenisierung des Magnetfeldes,
16) Jochringe für magnetischen Rückschluß,
17) Laufwerkträger.
Der Tonarm stammt vom Braun PS 400, der Lift hingegen ist ebenfalls eine Gaus-Konstruktion; er wird über eine Bimetallfeder gesteuert.
Datenblatt
HiFi-Plattenspieier mit integriertem Laufwerk
Drehspulmotor Geschwindigkeiten:
16 2/3, 33 1/3 und 45 U/min
Feineinstellung: ±10%
Stroboskop für 16 2/3 und 33 1/3 U/min
Fremdspannungsabstand:
naß abgespielt 61db
trocken abgespielt 53db
Rumpelgerauschspannungsabstand:
naß abgespielt 76db
trocken abgespielt 71db
Gleichlaufschwankungen : linear 0,15 Prozent
DIN 45 507 0.04 Prozent
Plattenteller mit 30 cm Durchmesser, Achse in Teflon gelagert
Tonarm Braun PS 400
Elektrischer Tonarmlift
Abmessungen: Breite 372mm Tiefe 312mm Höhe 70mm
Zum Patent angemeldet von: Harry Gaus, Göttingen
In dem Heft gab es noch folgende Themen :
fono tage buch vermutlich 1968 oder 1969 Seite 97
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- • integriertes Laufwerk
- • Philips Musi-Clock
- • Metz 9048
- • Neue HiFi-Normen
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Von dieser Zeitschrift ist nur sehr wenig erhalten ?? Warum ??
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Nachtrag vom Aug 2018
Weiterhin ergibt die Patent-Recherche, daß ein Dipl. phys. Dr. Harry Gaus aus Bensheim oder Neckargemünd um 1980 herum ein Patent zum "automatischen Steuern der Bewegung eines Tonarms und eines Plattentellerantriebs" in Verbindung mit der Firma BRAUN Electronic GmbH angemeldet hatte. Das könnte derselbe Entwickler sein, der auch den "Direct Drive" patentieren lassen wollte oder hatte. Darüber ist in den einsehbaren Patentunterlagen nichts (mehr) zu finden.
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