Vorwort - Der Trenn-Trafo ist für uns extrem wichtig !!
Bei der Reparatur eines elektrischen Gerätes, das mit 230 Volt Netzspannung betrieben wird, ist sowieso - grundsätzlich - höchste Aufmerksamkeit angesagt.
So ein kleines "Sromschlägchen" macht wirklich abrupt munter und zwar mit Brachialgewalt. Der oder die Betroffene kann von Glück sprechen, wenn er (sie) keine bleibenden Schäden davon trägt.
Dennoch haben auch teure Geräte von eigentlich renommierten Firmen innen drinnen nicht abgedeckte Lötpins oder andere offene Anschlüsse mit der vollen 230 Volt Netzspannung.
Und damit man mal aus Versehen den einen oder den anderen Pin berühren "darf", ist es wichtig, die angelieferte Netzspannung vom eigentlichen 230V Stromnetz, also der Steckdose, abzukoppeln. Wir Techniker sprechen vom galvanischen Abkoppeln (trennen) über einen Trenntrafo.
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Man müsste diese Spannung auch noch "regeln" können .....
Also der simple 230 Volt Trenntrafo (Bild ganz oben) macht grundsätzlich in jeder Elektronik-Werkstatt Sinn. Es gibt aber noch ein paar weitere andere Zwänge, wenn zum Beispiel ein Netzteil in einem Verstärker einen Kurzschluß hat und man beim Einschalten immer wieder alle Haus-Sicherungen bzw. Sicherungsautomaten raus haut.
Dann müsste man diesen Verstärker mit eingeschleiftem Strommessgerät langsam "hochfahren" (können). Man sieht dann sofort, daß (oder wie) der Strom sehr schnell ansteigt und kann sofort anhalten (bzw. abschalten).
Auch sind elektronische Geräte, die über längere Zeit nicht in Betrieb waren, gegen hartes Einschalten der 230 Volt Netzspannung sehr "sensibel". Die Laien bezeichnen bestimmte platzende Schutzkondensatoren als Knallfrösche. Der Knall ist wirklich beeindruckend, die Rauchwolke auch.
Bei Schaltnetzeilen ist das ganz besonders oft zu beobachten. Dort "wohnt" direkt hinter dem 230 Volt Gleichrichter ein dicker 300/450 Volt Kondensator mit mehr als 250µF bis hoch zu 600µF und der mag solche brutalen "Aufladungen" gar nicht. Selbst der NTC Widerstand, der den anfänglichen Einschaltstrom begrenzen soll, reicht dann als Schutz nicht mehr aus.
Also Schaltnetzteile sollte man (auch) immer mit dem Regeltrafo langsam im Sekundentakt auf die 230 Volt Nennspannung hochfahren. Und darum ist in einer Elektronik-Werksatt der nach wie vor so (falsch) genannte "Regel-Trenn-Trafo" so wichtig. Das war übrigens meine allererste Anschaffung in 1973 direkt nach der Alu-Sackkarre.
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- Auch hier nochmal, der Begriff "Regel-Trafo" oder "Regel-Trenn-Trafo" ist nicht nur unglücklich, er ist falsch. Wir Menschen "regeln" an diesem Stelltrafo die Spannung, der Trafo macht das nicht von alleine - wie das Bügeleisen oder der Kühlschrank.
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Und dessen Funktion steht auf dieser oben verlinkten Seite.
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Die Nachteile solcher Stell-Trafos - sie brummen (fast alle)
Bei aller Vorausschau und aller Vorsicht hat in einer Edel-Hifi- Werkstatt solch ein regelbarer Trenntrafo leider auch Nachteile. Er brummt, der eine mehr, der andere weniger.
Und diese Brummen bringt den "Labormenschen", den Techniker zum Wahnsinn, wenn er einen leisen Fehler - wie zum Beispiel eine Brummschleife sucht. Auch hört er das akustische Schmokeln von dicken Strömen in Transistoren oder Lastwiderständen deutlich später als in einem nahezu (toten-) stillen Raum.
Und manchmal entscheiden Sekunden.
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Ein (Ein-) Blick in einen GRUNDIG "RT5"
Seit 1973 tut ein der obige runde Stelltrafo bei uns seinen Dienst, hatte aber auch so seine Problemchen. Er brauchte (verursachte) beim Einschalten einen extrem hohen Einschaltstrom und löste sogar einen 16 Ampere Sicherungsautomaten aus - und das immer noch ohne eine Last hinten dran.
Da kam die Erbschaft eines urdeutschen Grundig RT-5 (ein einstellbarer "Trenntrafo" der Generation 5) gerade recht. Der hatte zudem noch ein übersichtliches Sekundär- Spannungs- Messgerät in der Front. Und auf der Frontseite steht immer noch etwas von "Regel-Trenn-Transformator" bzw. von REG. ISOL. Transformer.
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Öffnen zum Reinschaun und Säubern
Nach 40 Jahren sammelt sich auch in diesem Blech-Kasten eine Menge Staub an. Also ist Aussaugen angesagt. Das Öffnen ist eine komplexe Angelegenheit, weil ich solch eine verknorzte Konstruktion noch nie gesehen hatte. Wer das bei Grundig verbrochenhatte, der müsste dafür büßen. Aus der Frankfurter Hartman & Braun Entwicklung kann sowas nicht gekommen sein. Deren Messgeräte ließen sich ganz problemlos öffnen. Die Fummelei mit den Schiebekrallen zum Festklemmen der Rückwand am Gehäuse wird komplett entfernt und durch zwei 5mm Schrauben von unten in die Laufschienen ersetzt.
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Der GRUNDIG RT5 brummte leider noch lauter als der runde japanische Trafo (Bild weiter oben)
Der Grundig RT5 hat ein symmetrisches Blechgehäuse und das brummt bzw. vibriert etwas.
Einige Versuche haben dann ergeben, daß die Stärke des Brummens bei abgenommenem Gehäuse etwas geringer ist. Doch richtig geholfen hatte es nicht. Der große Stell-Trafo brummt aus sich heraus.
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Der eigentliche Stell-Trafo kam damals aus Berlin und der wurde bei der Grundig Messtechnik nur montiert.
Der Aufkleber spricht von 800 VA eingangsseitig, sodaß der Trafo auf der Sekundärseite etwa 750 VA Leistung abgeben kann. Das reicht auch immer noch für große Verstärker aus. Unser japanischer runder Trenn-Trafo ist sogar mit 1.000 VA sekundärseitig spezifiziert.
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Bein Einschalten flogen die Automaten raus
Wie die das früher gemacht hatten, ist mir fremd. Denn bei uns fliegen (flogen) beim Einschalten die 16 Ampere (träge) Automaten raus.
Der Trick ist ganz einfach, wenn man es schon kennt. Dieser Stell-Trafo hat zwei 110V Primärwicklungen (für die 110V Gebiete in anderen Erdteilen) und die sind hinter einem durchsichtgen Deckel in Reihe geschaltet.
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Ich habe diese Brücke erntfernt und durch erst einen und jetzt 2 NTC Widerstände ersetzt. Diese NTCs hatte ich aus den großen 1200 Watt Profi-Schaltnetzteilen ausgelötet und aufgehoben. Auch Schaltnetzteile verlangen einen recht hohen Einschaltstrom.
Im Gegensatz zu den Schaltnetzteilen in diesen großen Profigeräten haben wir bei uns im Labor keine dann folgenden Dauerleistungen, sodaß unsere NTC's nie die zulässige Stromstärke dauerhaft verkraften müssen und dann doch schon erheblich warm werden würden.
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Macken bei unserem 1. Grundig RT5 = ganz scharfe Stanzkanten
Leider hat das gestanzte "Innengerippe" aus 1mm verzinktem Stahlblech ganz scharfe Stanzkanten, die auch nie entgratet wurden. Diese Abrisskanten sind wirklich messerscharf - und das ist sehr unglücklich. Soetwas hätte nie vorkommen dürfen.
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Bei unserem 2. RT5 Stelltrafo sind diese Stanzkanten weit weniger gefährlich. Offensichtlich hatte der Werkzeugmacher bei dem Stanzwerkzeug nachgebessert.
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Zum Tragen des Trafos ohne das Außengehäuse (die Blechkiste brummt unglaublich) habe ich dort einen Kunststoff-Kantenschutz aufgesteckt, der aus anderen ausgemusterten Geräten stammt und somit kann der RT5 auch ohne Gehäuse getragen bzw. bewegt werden.
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Für Max Grundig waren das relativ geringe Stückzahlen
Laut der befragten Zeitzeugen wurde bei Grundig bei den Verkaufs-Produkten fast nichts unter 10.000 Stück angefangen. Doch diese Trafos brauchten ja nur die hauseigene Produktion, die hauseigenen Fabriken, die Labors und die eigenen und fremden Werkstätten, vor allem die eigenen Labors und die eigene Produktion - aber in doch nur "geringen" Stückzahlen. Unser erster RT5-Trafo hat die Serien-Nummer 5122 und unser 2. Trafo hat die 5588.
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Neue Gummifüsse zur Schalldämpfung
Zum Betrieb ohne Blechgehäuse hat das Innengrippe jetzt 4 Gummifüsse bekommen. Damit überträgt sich das Brummen nicht so sehr auf den Labortisch, der sonst wie eine verstärkende Schallwand wirkt.
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Wir suchen daher weiter - nämlich den "brummfreien" regelbaren Trenntrafo
Nach der erneuten (Brumm-) Erfahrung mit dem Grundig RT5 wird jetzt nach einem brummfreien Modell gesucht, damit kein Brummen mehr die Analyse des oder der Fehler überdeckt.
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