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Wie gut sind analoge Bandmaschinen ?

(Nov. 2015 per E-Mail - die Verlinkung kommt noch)

Hallo Herr Redlich,
ich weiß nicht, ob Sie, was den gegenwärtigen Hi-Resolution (HI-Res)Trend betrifft,welcher insbesondere von SONY "gepusht" wird, auf dem Laufenden sind.

Sie haben diesbezüglich auch noch nichts geschrieben, obwohl der Markt davon derzeit "überschwemmt" wird (Stichwort Hi-Res Audioplayer von FIIO, SONY, Astell Kern etc.).

Jedoch wüßte ich gerne einmal von Ihnen, ob es wirklich in der "Praxis" stimmt, daß professionelle Tonbandmaschinen (Telefunken AEG M15A, STUDER A800, A821 etc.) Frequenzgänge bieten, die in der Spitze weit über 20.000Hz (bis 35.000Hz und mehr) hinausgehen und somit "besser" sind, als alles "Digitale"? Gerade solche Download-portale wie der PONO Musicstore (geht auf Initiative von Neil Young zurück), HDTracks, highresaudio.com etc., werben ja damit, daß "CD Qualität" nicht ausreicht
(weil da alles über etwa 22.000Hz abgeschnitten ist)und nur deren 24bit - 96kHz (oder sogar 192kHz) Musikfiles zum Downloaden die volle Studioqualität (Masterband-qualität) bieten würden.

Diese "Hi Res" Audiofiles sind nun aber (wenn es Musik der 1960-er bis 1980-er Jahre betrifft)durch Transfers eben dieser alten, mit STUDER- oder AEG- oder Ampexbandmaschinen aufgenommenen, Masterbänder (oder Kopien dieser Masterbänder, denn die Quellen werden leider nicht genannt)entstanden.

Schaue ich mir die STUDER, AEG Broschüren an, so finde ich dort ganz andere, geringere Frequenzgänge. Also, was ist nun richtig? Sicherlich haben Sie schon einmal eigene Messungen vorgenommen.

Was kamen da für "Werte" heraus? Wer hat denn jetzt recht? Ich sage es einmal so, wenn die Werte in den Broschüren stimmen, dann ist auf einer CD schon sozusagen "alles" und noch mehr drauf, was die Bänder hergeben und was überspielt wurde, dann brauche ich keine Hi-Res Audiofiles, denn die schießen dann, noch mehr als bereits die CDs, über das Ziel hinaus.

Was also sagen Sie denn nun zu diesen Behauptungen?

Gruß

Die Antwort bzw. Erläuterung

Hallo Herr E...........,
was bei der Schallplatte die Rille ist,
ist beim Tonband die Magnetspur auf dem Band. Und je nach der aktuellen Geschwindigkeit kann man maximale und damit verschieden hohe Frequenzen abspeichern. Kriterium ist die Dichte der Magnetpixel auf dem Magnetband bzw. die Dichte und Auslenkung der Rille pro Zentimeter Länge, - wir sprechen auch von der "Informationsdichte" zum Beispiel pro Sekunde.

In einem Artikel hatte ich es gefunden, wieviele "Rillenlängen-Millimeter" ein 6kHz Signal benötigt, um diese hohe Frequenz sauber zu speichern und je weiter ich (bei der Platte) nach innen komme, desto weniger "Rillen-Länge" habe ich (für die eigentlich gleiche Information) zur Verfügung, denn die Platte dreht sich ja gleichmäßig weiter und die Rille - also der aktuelle Radius - wird damit immer kürzer. Die Informationsdichte müsste damit deutlich steigen, tut sie aber nicht. In eine 1 Liter Flasche bekommen Sie eben nur 1 Liter Wasser rein, selbst nicht mit Überdruck.

Beim Magnetband ist es genauso. Wieviel "Bandlängen-Zentimeter" habe ich, um diese hohen Frequenzen (diese "Informationsdichte") unterzubringen. Und sie wissen ja, je niedriger die Bandgeschwindigkeit ist, desto schneller fallen die hohen Frequenzen ab, also die typische -3dB Schwelle.

Bei den Audio-Bandgeräten haben wir noch die Dynamik, also nicht nur die Frequenz, die wir beachten müssen. Und damit ist bei 20.000 Hz physikalisch so gut wie Schluß, bei unseren analogen Bandgeräten.

Es gibt aber Data-Bandgeräte, die auf völlig anderem Band !!! ein 50 oder sogar 80 kHz Träger-Signal frequenzmodulieren, um tieffrequente 2 bis 15 Hz Erdbeben- Frequenzen oder sonstige seismologische Subsonic-Daten aufzuzeichnen. Diese Bänder können aber nur eine ganz bescheidene Dynamik vertragen, weil die ganze Nutzinformation auf die Trägerfrequenz aufmoduliert wird. (Fast wie bem UKW Rundfunk).

Die mir bekannten analogen Bandmaschinen haben im besten Fall bei 38cm/s die Grenzfrequenz von 22 bis 24 kHz (die -3 dB Schwelle) erreicht, darüber geht (fast) nichts. Das sind dann aber bereits getunte Geräte von den Erbsenpubsern, die z.B. beim Rundfunk aus Kompatibilitätsgründen sowieso und schon gar nicht auf ein ganz bestimmtes Band eingemessen werden "dürfen".

Manche Platten- oder Aufnahme- Studios machen das auf eigenes Risiko. Dazu sind diese Maschinen sehr empfindlich und bedürfen extrem sorgfältiger Wartung. Also nach Radio Eriwan - im Prinzip kann man mehr rausholen - mit den obigen Randbedingungen.

Bezüglich der Qualität der alten analogen Masterbänder :
Auf den damaligen 8, 12 oder 16 oder 24 Kanal Masterbändern ist natürlich mehr an Audio-Perfektion drauf, als auf den (daraus) analog abgemischten 2 Kanal Produktionsbändern oder gar auf den (davon) geschnittenen Vinyl-Platten.

Nehme ich also "meine" alte analoge 2 Zoll - 24 Spur Maschine, säubere die und mische das Ganze nochmal mit moderner Wandler- und Mischertechnik auf eine moderne hochauflösende Digitalmaschine ab, bin ich im technischen Endergebnis bestimmt einen oder sogar mehrere "Ticks" besser als vor 20 oder 30 Jahren.

Doch jetzt kommt der künstlerische Aspekt dazu, denn die Macher von damals, die doch recht genaue Vostellungen hatten, wie das klingen sollte, die sind nicht mehr da - Herbert v. Karajan zum Beispiel.

Damit versucht der junge Toningenieur - vielleicht unter Mithilfe eines erfahrenen Tonmeisters - sich an das 2 Kanal Ergebnis von damals "anzulehnen".

Doch diese in Ihrer Frage benannten Menschen legen ja nur Wert auf die optimale super power Edel-Hifi-Qualität, die Interpretation und Ausgewogenheit der ganzen Aufnahme ist denen ziemlich wurscht, Hauptsache, die Basspauke haut die Wohnzimmerscheibe raus und in der Küche fallen die Lampen von der Decke und im Bad bröckeln die Fliesen.

Außerdem müssten die Rezensenten sich die allerneuesten Gaithein Boxen anschaffen samt der zugehörigen 20.000 Euro Elektronik. Damit können sie aber nicht protzen, denn diese Boxen kennt fast keiner und besonders gut sehen sie auch nicht aus.

Fazit: Unbestritten ist die normale CD Qualität (also die Standard-Bitrate seit 1983) bei ganz bestimmten Konstellationen - zum Beispiel großen Orchestern - schlechter als das Ur-Band. Das Ohr wird beim Digitalisieren des Masterbandes (auf diese CD Standard-Qualität) leicht beschummelt und das Gehirn gleicht das aus.

Die modernere SACD (seit 1999) macht das deutlich besser. Da aber nur die allerwenigsten das auch so sehen bzw. überhaupt hören können, wurde die SACD ein Flop. - Sie war für die Masse einfach zu gut

Nach den Messungen und Auswertungen der Tonmeister und des IRT können in Deutschland statistisch weniger als 0,1% aller menschlichen Lebewesen überhaupt solche Unterschiede wahrnehmen und nachweislich !! unterscheiden. Auch da habe ich diverse "Tests" gefunden, die aber tunlichst unter der Decke gehalten werden. (Das ist nämlich geschäftsschädigend.)

Machen Sie den Test selbst, nehmen Sie die CD von Katie Melua und gehen in den Blödmarkt und legen sie ein und es klingt vorzüglich, egal, welche Boxen Sie vom "Operator" (das ist also kein Berater, sondern ein Verkäufer) auswählen lassen, ob billig oder ganz billig. Diese Platte (Nine-Million-Bicycles) ist nahezu unkritisch.

Dieser Artikel kommt anonym ins Hifi-Museum unter Hifi-Erfahrung . . . .
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mit freundlichen Grüßen
Dipl.Ing.Gert Redlich

(eine Laborstudie in den Polydor Studios von 1979)
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