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Ein edles Loewe-Opta "Hellas" 1841W Radio

Das Loewe-Opta Radio vom Typ "Hellas" 1841W war 1956 das Spitzenmodell von Loewe Opta aus Berlin. Es hatte die "sagenhafte" 12 Watt Mono- Röhren- Gegentaktendstufe, die natürlich die Spitzenprodukte von Grundig, Telefunken und SABA und Siemens und noch vielen anderen Herstellern auch hatte.

Der Aufwand war hoch und Loewe setzte noch eins drauf. Zu der starken 12 Watt Röhren-Endstufe mit 2 Stück EL84 Röhren bauten sie nebendran noch eine kleinere 2 Watt Endstufe für die "Hochton"-lautsprecher ins Radio-Chassis. Das war für damalige Zeiten ein erstes Aktiv-Lautsprechersystem in einem "ganz normalen" Radio, jedenfalls soweit mir das bekannt ist.
(Nachtrag: Auch drüben in Ostdeutschland wurde um 1956 ein Radio Namens Beethoven mit 2 Endstufen und 4 Lautsprechern hegestellt.)

"Ganz normal" ist natürlich - wie üblich - sehr weit über- trieben, es war das 499.- DM teure (das teuerste) Spitzen- produkt von Loewe in 1956, mit dem man dem damaligen Marktführer Max Grundig Paroli bieten wollte. Und so mußten die Loewe Leute etwas mehr einbauen als der Wettbewerb aus Bayern. Übrigens, hier bei den Fernseh-Zeitzeugen steht etwas mehr über die sehr alte Firma Loewe und deren Anfänge.
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Beindruckend groß von vorne
geräumig von hinten

Das Hauptargument waren Klang und Komfort

Die konservativen Optiken vieler Radios aus 1956 sahen überall sehr ähnlich aus. Damit konnte man langfristig keinen Stein mehr gewinnen.

Und so verbauten sie zwei Tieftonchassis
hinter die vordere Frontbespannung und zwei Mittelhochtöner links und rechts ins Gehäuse. Die beiden Seitenlautsprecher wurden im Gegensatz zu Grundig jeweils mit vorgespannter gebogener dicker starker Pappe akustisch von den beiden Tieftönern abgeschottet. Alles zusammen wog dann 18 Kilo und das war schon recht viel.

Etwas schleierhaft ist mir, wieso die beiden unterschiedlichen Tieftöner elektrisch in Reihe geschaltet wurden.
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Die beiden Mittel-Hochtöner links und rechts sind auch keine Wunderwerke, sondern ganz normale ovale Mitteltonchassis. Dennoch muß das Klangerlebnis damals überzeugt haben. Diese teuren Geräte wurden wirklich verkauft. Ob die Klangqualität - also die Hifi Qualität - jetzt gleich gut oder besser war als die von Grundigs Spitzengeräten müsste man fairer Weise mit neuen Geräten ausprobieren, das wird aber nach 60 Jahren nicht mehr funktionieren.

Unser Loewe Opta Hellas wurde zusammen mit einem Loewe Opta Optaphon 51 betrieben. Wir bekamen zeitgleich beide Geräte geschenkt. Das Optaphon wird aber im Tonbandmuseum beschrieben.

Zurück zur Qualität - es stand nicht "Hifi" drauf - aber ....

Jede Menge Tasten,
die nach 40 Jahren
eben so aussehen

Also 12 Watt und 2 Watt mit zwei getrennten Endstufen und getrennten Ausgangsübertragern, das war schon etwas Besonderes. In den 1950er Jahren war es allgemein üblich, einen Schaltplan ins Gehäuse einzulegen oder unten oder innen auf die Rückwand draufzukleben. So konnte die Konkurrenz genauestens analysieren, was dort verbaut wurde und wie es beschaltet wurde. Das war mit ein Grund, warum es alle halbe oder ganze Jahre neue Modelle gab.

Was bei Grundig "Wunschklang Register" hieß, wurde hier etwas anders benannt. Im Prinzip war es ähnlich. Wie später in der Hifi-Zeit ab etwa 1968 die sogenannte Loudness bzw. die gehörrichtige Lautstärkeregelung fließend geregelt werden konnte, wurden hier bestimmte Frequenzgänge oder Kurven ab Werk fest eingestellt und per Tastendruck reproduziert. Grundig hatte vier Klangsteller, hier gab es 6 Tasten und zusätzlich den Höhen- und Tiefenregler.

Ernsthaft gewirkt hatte das sowieso nur bei UKW oder Platte oder Magnetband.

Noch eine Besonderheit von 1956

jede Menge Mittelwelle
und etwas UKW 1956
Skalenzeiger Umschalter

Aus den Anfängen des Rundfunks war es Gang und Gäbe, die Stationsnamen der Sender auf einer großen Skalenscheibe aufzudrucken. Es gab nämlich nicht gar so viele. Dann war es im letzen Drittel der 12 Jahre des tausendjährgen Reiches bei Todesstrafe verboten, sogenannte Feindsender (aus dem Ausland) zu belauschen. Also brauchte man sowieso nur noch einen einzigen Namen, den des Reichs-Senders Berlin, der Rest war reine Makulatur.

Nach 1945 glänzte Europa mit einer Vielfalt nicht-deutscher Sender auf der gewohnten Mittelwellen- und Kurzwellen-Skala, sodaß Deutschland West quasi gezwungen war, auf UKW auszuweichen. Mehr darüber steht hier. Dort gab es aber auf einmal eine systembedingte Senderdichte - auch gleichartiger Stationen in einzelnen Landesteilen - , daß gar kein Platz mehr für alle Stationsnamen verfügbar war. Also wurden jetzt "UKW-Kanäle" durchnummeriert. Aber das war unglücklich. So wollten die Konstrukteure mindestens zwei (rote) Skalenzeiger unabhängig voneinander bedienbar machen. Stationstasten waren damals ein Wunschtraum.

Und das wurde dann zu einer abenteuerlichen mechanischen Konstruktion, bei allen Herstellern. Da gab es Kettenantriebe und Zahnkränze mit Ausdrück-Lagern wie bei der Kupplung im Getriebe eines Autos und andere Konstrukte.
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60 Jahre gehen nicht spurlos vorbei

Hier ein Blick aus 2016 hinten rein in solch ein ehemals tolles Supergerät von 1956. Von dem 60 Jahre alten Staub habe ich noch ein paar Detailfotos.

Ganz rechts erkennt man den Netztrafo, dann die beiden Netzteil- Kondensatoren und jede Menge Röhren und fast in der Mitte die beiden Ausgangsübertrager für beide Endstufen.

Auch die über Seilzüge drehbare Ferrit-Kern-Antenne ist deutlich erkennbar. Ganz links der löchrige Bleckasten mit der einen Röhre ist das UKW Empfangsteil. Denn das UKW-Teil wurde noch einige Zeit lang - fast wie ehemals die ersten Vorsatzgeräte - konstruktiv "hinzugepackt".
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Und natürlich gibt es auch Schwächen.

Um gegen Max Grundig und seine Stückzahlen - und damit seine Großserienpreise anzukämpfen, mußten Kompromisse eingegangen werden. Kostete der große (der größte !!) Grundig 529.- DM West, so durfte der Lowe Opta Hellas nur 499.- DM kosten. Andere kleinere Hersteller mußten "die Hosen noch viel weiter runterlassen".

Und irgendwo mußte das dann eingespart werden. Zum Beispiel bei den Klangregler- Potentiometern. Die waren völlig offen und dem Staub und der Feuchtigkeit gnadenlos ausgesetzt.

Klicken sie mal auf die Bilder, man sieht das mit dem Staub ganz deutlich
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Das Lautstärke Poti war zum Glück gekapselt

Bei den allermeisten Radios wurden rechts mit dem großen Knopf die Sender eingestellt bzw. per Schwungrad gewählt und links mit dem anderen der beiden gleich großen Knöpfe die Lautstärke und Sonstiges.

Erst viel später begann Max Grundig, den Lautstärkeregler an exponierter Stelle durch die Größe besonders hervorzugheben.
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Ein Blick auf die Skalenzeiger

Zwei unabhängige Skalenzeiger gleiten auf zwei kleinen Schiebe-Schlitten entlang an dünnen Metallstäben (oder Bolzen) über die volle Skalenbreite und benötigen natürlich jeder seinen eigenen Seilzug.

Sie sehen, daß der obere Bolzen schon leicht angerostet ist und so der Zeiger mit seinem Schlitten nicht mehr so recht gleiten will.
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Zum Abschluß ein paar Detail-Fotos

Das "Hellas" war das Spitzengerät von 1956. - Ob von diesem hochwertigen Radio wirklich 9351 Geräte gebaut wurden ???


Ganz wichtig war damals die Röhrenbestückung - Die Röhrenkarte für die Garantie







Das Produktionsdatum im Dezember 1956






Solche Schrauben waren Standard.
Die modernen Spanplatteschrauben kamen erst viele Jahre später.



Die UKW Antenne innen im Gehäuse
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Und das würde ich mir auch mal genauer anschaun, denn es ist eine Besonderheit.
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