Aug. 2009 - Ein WEGA Studio 3208 aus den 70ern
Wega setzte wie auch Braun auf erlesenes Geräte-Styling, also völlig anders als die Großen der Branche. Auch die Klangqualität war oberhalb des DIN 45.500 Niveaus.
Ich habe ein WEGA Studio 3208 preiswert (für einen symbolischen Euro) ersteigert und natürlich umgehend zerlegt und auch gereinigt und dann fotografiert. Eigentlich wollte ich nur das DUAL 1218 Chassis haben, denn das kann ja noch 78er Platten abspielen.
Kennen Sie den Spruch: "Appetit kommt beim Essen." ?
Auf dem Trafo sieht man den Aufdruck etwas unscharf: 17. Sept. 1971. Das war also drinnen in den edlen "Kisten" aus 1971, die wir uns nicht leisten konnten. Braun, Wega und andere Prozzo-Geräte waren für junge Leute damals nicht erschwinglich. Sie waren schön anzusehen, aber im oberen Preissegment angesiedelt.
Von außen nur edel, jedenfalls damals
Man nannte solche Teile im Prospekt "Phono Truhen" oder auch Studios. Ich erinnere mich, Wega hatte da 1970 ein besonders ansprechendes Design entwickelt und auch eine für damals edle (Audio-) Technik eingebaut.
Links unter der schönen Edelholz Klappe war leider nur ein 1218 von Dual eingebaut, doch der war als Chassis schon recht gut und von den Abmessungen nicht so ausladend wie der 1219 mit dem großen 30cm Plattenteller und er war auch vom Gewicht deutlich leichter.
Das ganze Holzgehäuse ist sehr robust und gediegen zusammen geleimt, und wie bei so vielen anderen Herstellern auch (Beispiele: Grundig, Saba,usw.) für die Ewigkeit gebaut.
Baujahr 1971 - das sind über 35 Jahre
Das war die deutsche Oberklasse aus den 70ern. Der Universal- transistor 2N3055 war das Nonplusulltra als selektierte Version von RCA. Viele Halbleiterproduzenten stellten das Arbeitspferd für Netzteile und NF-Verstärker her. Der Transistor konnte bei bis zu 55 Volt etwa 10 Ampere steuern und das sogar bis über 20.000Hz. Selbst in dem legendären QUAD 303 waren 4 Stück 2N3055 verbaut.
Das Netzteil ist aber nur auf 30 Watt Nennleistung pro Kanal ausgelegt, so sagen es die Spezifikationen. Für einen Ringkerntrafo hatte es offensichtlich nicht gereicht (da hätte man bei DUAL und Grundig mal nachschaun sollen) und so langweilen sich die Endstufentransistoren.
Durch die alten DIN Lautsprecheranschlüsse und das Durchschleifen der Lautsprecherleitungen über diverse Drehschalter kommt von der Kraft der Endstufe hinten nicht mehr viel raus. Schade.
Die dünnen Drähtchen tun ein Übriges, die dynamische Ausgangsleistung zu reduzieren. Inzwischen wissen wir, daß es auch im unteren Leistungsbereich um 30 Watt bei der Dynamik der Wiedergabe schon klanglich von Vorteil ist, wenn bereits im Gerät nur marginale oder fast keine Verluste auftreten.
30 Jahre und viele Ritzen
Damals war diese Flachbauweise "in". Es sah so studiomäßig im Studiolook richtig toll aus. Doch hinter den Kulissen war es ein "Dreck-Sammler". Denn reingucken konnte nur der Techniker mit den ganz langen Steckschlüsseln, um das Chassis aus dem Gehäuse zu entnehmen.
Und was dort an Schmutz anlandete, wurde im Laufe der Jahre gut getrocknet und konserviert. Zum Glück hatte die untere Gehäuse-Abdeckung genügend Löcher.
Beachten Sie auch, wie die beiden elend langen Skalenseile um alle nur möglichen Umlenkrollen geführt wurden. Auch sind hier bereits 3 von 10 oder mehr Glühlämpchen zu sehen, von denen nur noch 2 ihren Dienst tun. Ob das dem Trafo den Strom herausgesaugt hatte ?
Und jetzt die Schwachstellen nach 30 Jahren
Diese Problem hatten "sie" alle. Von Grundig (die ganzen VCR und Video 2000 Recorder lassen grüßen) über Telefunken, Saba, Mende, Braun, Loewe, usw. verwendeten alle die versilberten Kontakte und Kontaktleisten. Denn Gold war auch damals schon (zu?) teuer. In den Revox A77 Bandgeräten dagegen waren fast alle Kontakte und Platinen vergoldet. Darum gehen auch die meisten der über 470.000 Revox A77 heute noch.
Nicht nur bei den billigen Consumer Geräten oxidierte das Silber, anfänglich nur auf den Außenflächen, später aber bis in den engsten Kontaktbereich hinein. Und dann war es trotz Federdruck aus mit dem Kontakt.
Oft ging ein Kanal nicht mehr oder es ging sogar gar nichts. Mehrfaches Aus- und Einstecken half für ein paar Stunden.
Auch die mechanische Befestigung der Steckverbinder war hier nicht auf dem Niveau, das ich erwartet hatte. Alles sah schon arg gebastelt aus.
Nur, damals durften wir nicht reinschauen. Da gabs gleich auf die Finger bei 1998.- Mark.
Mit etwas Hängen und Würgen - er geht wieder.
Ich habe den "Apparat" mit einem Regeltrafo in Betrieb genommen (das sollten Sie bei solch alten Geräten immer machen) und vorher, als er offen war, an allen Kontakten mal gerupft und geruckelt und siehe da, UKW geht wieder und gar nicht mal schlecht.
Der Lautstärke Schieberegler kratzt erbärmlich. Also mal sehen . . . . . .