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ELA-Beispiele sind die Telefunken V661 und V668 (von 1973)

Der V661 Vollverstärker (50Watt Nennleistung) wie auch sein stärkerer Endstufen- "Kollege" V668 (100Watt Nennleistung) liefern ihre Mono- !!! Ausgangsleistung nur über den 100V Ausgangsübertrager an sogenannte 100V Boxen-Ketten bzw. Schallzeilen. Der Anschluß von unseren niederohmigen 4 oder 8 Ohm Hifi-Boxen ist nicht nur nicht geplant, der funktioniert im ELA Bereich nicht. Dort sind Leitungslängen von 200 oder 400 Metern keine Seltenheit, sondern normal. Und es funktioniert sogar über 1.000 Meter in größeren Sportstadien, bei denen man "einmal rund rum" muß. Eine Lautsprecherleitung mit recht dicken 2,5mm² Querschnitt und 1000m Länge hätte 0,013 (Ohm/m) x 1000 = 13 Ohm, sodaß hinten an der 4 Ohm Box fast nichts mehr ankäme.

Über die wirkliche Qualität hatte ich bislang nichts so richtig Aussagekräftiges gefunden, aber Hifi nach DIN sollten sie eigentlich schon können. Da wird gerade mal ein Klirrfaktor von 1% (V661 und V668) angegeben.

Ähnlich wie bei den alten Kino-Verstärkern wurde auf ganz andere Qualitäten Wert gelegt. So gibt es keine Übertemperatur-Abschaltung. Das darf einfach nicht vorkommen. Die Eingänge sind in der Regel symmentrisch, weil auch hier lange (Mikrofon-) Leitungen zum Einsatz kommen. Die beiden Stufen-Klangregler regeln Höhen und Tiefen direkt vor der Endstufe.

Die Netztrafos sind deutlich überdimensioniert, die Ausgangsübertrager dagegen scheinbar knapp, manche Kühlkörper auch. Aber das kommt bei der Gerätebeschreibung.
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Der V661/1 Vollverstärker (50Watt Nennleistung)

Der ELA-Verstärker ist ein reines Nutzgerät ohne jeden überflüssigen Schnickschnack. Bei ELA gehört Stereo auch zum Schnickschanck, der bei wirklichem Bedarf durch zwei baugleiche Geräte abgebildet wird. Wichtig ist die absolut idiotensichere Bedienbarkeit auch in Grenzsituationen.

Die Pegel werden innen auf den einzelnen Eingangs-Steckkarten einmalig eingestellt und dann sind die Quellen nur noch and den 4 Eingangsreglern leiser bzw. auf 0 zu stellen.

Hinten werden die Anschlüsse auch nur einmalig gesteckt und dann muß da niemand mehr ran.
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Ein Blick von oben auf den V661/1 Vollverstärker

Auf dem Bild links vorne sieht man die rückwärtige Netzsicherung, den sehr flexiblen Spannungs- wahlschalter und den Netztrafo. Der Netztrafo liefert über 90 Watt bei 110 VA Leistungsaufnahme bei Vollast.

Ganz unten sind 7 DIN Eingangsbuchsen und eine Ausgangsbuchse, also nur für Deutschland "gemacht". Die beiden Kühlkörper sind für thermische Konvektion von 1 x 25 Watt bzw. 1 x 50 Watt gerade noch geeignet. Ein Lüfter ist bei diesen beiden kleineren Typen noch nicht erforderlich. Und oben im Bild sieht man die Hauptplatine mit den Steckplätzen für 6 Eingangssteckkarten.
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In der Mitte zwischen den Kühlkörpern befindet sich der 100V Ausgangsübertrager und die Treiberplatine für die Endstufe. Trennbleche sorgen links und rechts dafür, daß die Abwärme wie in einem Schornstein nach oben kanalisiert wird.

Die Netzspannung wird über einen einpoligen Schalter direkt am Trafo mit einer Schubstange geschaltet. Weiterhin sieht man jetzt ganz deutlich, daß der Gleichrichter unterhalb des Spannungswahlschalters an dem (Kühl-) Blech angeflanscht ist. Die Leitungen (rot und blau) vom Gleichrichter über den Kondensator zu den Leistungstransistoren sind erstaunlich dick.

Im Gegenssatz zu dem viel teureren TED-Bildplattenspieler aus 1973 - auch von Telefunken aus Hannover - sind sowohl der Netz-Trafo wie auch der Ausgangsübertrager der ELA Geräte "getränkte" Versionen.
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Das Konzept ist ein Baukastensystem

Von unten sieht man es deutlich, das ist ein Baukastensystem, bei dem man allerlei weglassen kann. Die wichtigen Komponenten sind gesteckt, darauf kommen wir noch zurück. Die anderen Verkabelungen der Hauptplatine sind fest verdrahtet.

Das Grundchassis ist recht simpel und primitiv und damit einfach, da es nie für transportablen Betrieb konzipiert war.
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Die Mikrofon-Steckkarte V960

Die allermeisten dieser ELA-Verstärker hatten bis zu 4 Mikrofoneingänge mit diesen (gleichen) Steckkarten - und alle mit symmetrischem Eingangsübertrager. Das Layout dieser Steckkarten war sehr "geräumig" - jedenfalls für einen Übertrager und 2 Transistoren.

Bemerkenswert sind unten diese ganz speziellen Kontaktfedern, die einen deutlich höheren Kontraktdruck erzeugen als die normalen Steckverbinder.
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Der V668/1 Endverstärker (100Watt Nennleistung)

Der V668/1 Endverstärker ist der größte dieser Baureihe von 1973. Mehr war mit dem einen Transistorpärchen auch nicht rauszuholen. Bei einer späteren Version  des 668 ist man doch auf 4 Endstufentransistoren übergegangen. Die Größe des Netztrafos und des Ausgangsübertragers ist jetzt am räumlichen Maximum angelangt.

Da unser Exemplar in einem Keller etwas gelitten hatte, habe ich es genauer durchleuchtet. Auch hier fällt auf, daß die Chassis-Bleche zwar verzinkt waren, doch die Schnittkanten sind alle metallisch blank und rosten jetzt stark.
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Die innere Verarbeitung ist auch für 1973 "schwach"

Das Netzteil für die 100 Watt Type

Das ist also sehr gelinde ausgesagt, daß es überall nach gebastelt aussieht. Denn solche Labormuster hatten wir bereits 1970 in der Fachhochschule Rüsselsheim als Übungsobjekt abgeben "dürfen". Da ist alles handgelötet, aber wie. Wie die Firma Telefunken damit jemals in die Gewinnzone hätte kommen können, ist mir bei der Durchsicht immer wieder schleierhaft. Bereits der TED Plattenspieler aus 1973 war genauso halbfertig handgestrickt, daß die 2000 gebauten Exemplare mit Sicherheit dicke rote Zahlen produziert hatten. Mit diesen ELA Verstärkern war es vermutlich ebenso, denn jetzt habe ich schon zwei und in zwei weitere "durfte" mal rein sehen.

Im nächsten Bild ist die Verschaltung und Anschaltung der Treibertransistoren an die Treiberplatine zu bewundern. Die Platine ist hier entnommen und die ehemals versilberten, jetzt aber bereits korrodierten Silberstifte sieht man ganz deutlich.

Auch hier ist die Menge der Winkelchen und Bleche ein Zeichen für ein Labormuster, das unbedingt in die Produktion "mußte".
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Die Treiberplatine für die Endstufe

Hier auf dieser Platine mit den 5 Kleinleistungstransistoren fällt der Übertrager auf, der in späteren Schaltbildern nicht mehr zu finden ist. Auch bei dem allerersten Grundig Transistorverstärker SV50 waren die Treibertransistoren über einen kleinen Übertrager angekoppelt. Aber das war 1963 und da konnte man es noch nicht besser.

Auch fällt auf, wie stark die Trimmpotentiomenter korrodiert sind. Also die bitte nicht anfassen.

Ein Blick auf die Steckverbinder

Und hier reicht die Kühlung nicht mehr

Warum auch immer, es sind die gleichen beiden Kühlkörper wie bei dem 25 Watt und dem 50 Watt Verstärker. Bereits bei dem 50 Watt Verstärker ist die thermische Zirkulation aufgrund des ausgestanzten unteren und oberen Abdeckbleches stark ausgebremst.

Jetzt hatten sie für die 100 Watt Endstufe immer noch die gleichen Kühlkörper eingesetzt. Das konnte nicht gut gehen. In den ELA-Gestellen waren nämlich solche Endstufen übereinander gestapelt. Und die Endstufen ganz oben hatten schon von unten die warme Luft angeliefert bekommen.

Zur automatischen Kompensation der steigenden Temperatur der Endstufe wurden 3 Dioden eingesetzt, die aus dem Kühlkörper lugten.

Doch an der Gesamtoberfläche der wärmeableitenden Fläche änderte das nichts.
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Hier noch ein paar vergleichende Fotos

Wie gesagt, es soll sich hier um Profi-Verstärker für den Dauereinsatz unter nahezu Vollast handeln. Wenn also die 2 x 60 Watt Sinus Endstufen des großen SONY Receivers von 1972 oder die 2 x 80 Watt Endstufen des Kenwood 7200 deutlich kleinere Kühlkörper hatten, so hinkt dieser Vergleich. Die Home-Stereo Receiver waren nie für andauernde Vollast ausgelegt.
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die 50 Watt Mono-Endstufe und die 100 Watt 
Type im Vergleich.
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Links 100 Watt - rechts 50 Watt - an der Größe der Trafos sieht man das
hier umgekehrt - links der 50 Watt Mischverstärker, rechts die 100W Endstufe
der 50 Watt Ausgangsübertrager
der 100 Watt Ausgangsübertrager

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Beide Endstufen haben gleich große Kühlflächen

und das ist meiner Meinung nach ein Konzeptions- oder Designfehler. Die 100 Watt Endstufe wird mit Sicherheit glühend heiß, wenn die mit Nennlast betrieben wird. Denn oben und unten sind noch die wenig geschlitzten Abdeckbleche, die die Luftzirkulation bremsen wenn nicht sogar deutlich behindern.
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