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Schiffsfunk - Zum 40-jährigen Bestehen der DEBEG

Von H. J. Behner - 1951 - TELEFUNKEN-ZEITUNG • 24. Jg., Heft 90 • März 1951

Um die Jahrhundertwende erschien zögernd die Funktelegrafie erstmalig in der Schiffahrt. Vornehmlich waren es zunächst die englischen Schiffe, die dieses noch vielfach angezweifelte Verständigungsmittel von Schiff zu Land und umgekehrt versuchten.

Die Sendestationen hatten nur eine sehr geringe Reichweite, die Empfänger waren noch recht taub, und von Abstimmung war kaum die Rede. In dieser Beziehung trat erst eine wesentliche Besserung ein, als das Löschfunkensystem nach M. Wien von Telefunken eingeführt wurde.

Anfangs fehlte es natürlich auch an geeigneten Küstenstationen, von denen die Meldungen und Nachrichten der Schiffe aufgenommen und weitergeleitet werden konnten. Trotzdem standen die deutschen Schiffe, insbesondere die Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd und der Hamburg-Amerika-Linie, nicht zurück.

Sie mußten sich zunächst der Marconi-Stationen bedienen, die von der damaligen "Compagnie de Telegraphie sans Fil", Brüssel, einem Zweig der Marconi-Gesellschaft, London, geliefert und betrieben wurden.

Als nach 1903 auch von Telefunken Schiffstationen, insbesondere auf den Dampfern der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft, Hamburg, errichtet wurden, kam zunächst ein Verkehr zwischen den beiden ,,Systemen" Marconi und Telefunken kaum zustande; denn die ersteren verweigerten im allgemeinen die Annahme und Weiterbeförderung der Funktelegramme von Stationen, die nicht mit dem Marconi-System verbunden waren. Eine internationale Ordnung gab es noch nicht, weder für das Übermittlungsverfahren noch für die Abrechnung der Gebühren.
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1912 - Internationale Funkkonferenz in London

Erst die 3. Internationale Funkkonferenz in London im Jahre 1912 stellte die Verkehrsverpflichtung aller Schiffstationen untereinander fest und regelte die Verkehrsbeziehungen für alle beweglichen Funkstellen.

Das war der Auftakt für eine schnelle und weite Entwicklung des Seefunks in allen Ländern, nachdem 1911 die DEBEG, Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegrafie m. b. H., Berlin, gegründet war.

Die Gründer waren Telefunken, AEG und Siemens & Halske und die Compagnie de Telegraphie sans Fil, Brüssel (CTSF), die später wieder ausschied. Die von Telefunken und der CTSF bisher selbständig betriebenen Seefunkstellen wurden in der neuen Gesellschaft vereinigt.
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Der Untergang der „Titanic" beschleunigte einiges

Der Untergang des großen englischen Passagierdampfers „Titanic" der White Star Line (Kollision mit einem Eisberg), der sich nur deshalb so katastrophal ausgewirkt hatte und über 800 Menschenleben forderte, weil damals auch auf größeren Schiffen die Funkstation nicht ständig besetzt sein mußte, war die Ursache einer internationalen Konferenz zum Schutze des menschlichen Lebens auf See (1913 in London).

Weitgehende Vorschriften, die auf Verbesserungen des Funkdienstes zielten, neben vielen anderen Bestimmungen über die Zahl der Rettungsboote, die Unterteilung der Schiffe und vieles andere, waren das Ergebnis dieser Konferenz.

Die Seefunkstellen wurden zu bestimmten Dienstzeiten verpflichtet, größere Fahrzeuge, insbesondere Passagier-Dampfer, sollten einen Dauerdienst unterhalten, obligatorische Notsender wurden eingeführt.
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Die ersten Röhrensender

Die sogenannten tönenden Löschfunken, die ab 1907 die Bordsender beherrschten, nachdem der Knallfunken zur Historie geworden war, wurden auf Grund der Lieben-Patente in schneller Folge durch die Röhrensender abgelöst, und damit eine wesentliche Erhöhung der Reichweiten und der Qualität der Aussendungen erzielt.

Der Kristaildetektor ging ebenfalls in die Geschichte ein und wurde durch Röhren-Empfänger und -Verstärker ersetzt. Damit war eine Entwicklungsstufe der technischen Mittel für den Seefunk erreicht, die auch heute noch das Fundament des Verkehrs ist.

Der Seefunk arbeitete zu dieser Zeit ausschließlich auf Mittelwellen, das sind Wellen zwischen 600 ... 800m, wobei 600m die international festgelegte Seenotwelle war und ist.
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1914 - der 1.Weltkrieg

Der Verlust des ersten Weltkrieges bereitete der stürmischen Entwicklung des deutschen Seefunks zunächst ein Ende. Die gesamte deutsche Handelsflotte mußte ausgeliefert werden, so daß 1918 die DEBEG von 627 Seefunkstellen nur noch 132 Stationen auf kleineren Fahrzeugen behielt.

Ein neuer Aufstieg begann. Der Bordpeiler führte sich als neues technisches Navigationsmittel schnell in der wieder erstehenden deutschen Handelsflotte ein.

Die Anwendung der Kurzwellen für Weitstreckenverkehr wurde mehr und mehr Gemeingut und neben der bisher allein herrschenden Telegrafie gelang es, den ungedämpften elektromagnetischen Wellen auch die Sprache aufzuprägen.

Insbesondere die Hochseefischerei machte von der Telefonie breiten Gebrauch, da sie für die Bedienung der Telefongeräte nicht auf ausgebildete Funker angewiesen sein wollte und durch die Telefonie ein Mittel in die Hand bekam, im direkten Verkehr mit dem Schiffseigner Mitteilungen auszutauschen.

Die für den Dienst an Bord bestimmten Funkoffiziere wurden seit Begründung der DEBEG in eigenen Schulen ausgebildet und nach Ablegung einer staatlichen Prüfung den Reedern vermittelt.

Zuerst von der Küstenfunkstelle Norddeich und später von der Großfunkstelle Nauen wurden täglich die neuesten Meldungen aus aller Welt an die Schiffe gesandt. Daraus entstanden im Verlag der DEBEG die Bordzeitungen auf allen größeren Fahrgastdampfern.
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Neu und vorgeschrieben - das Autoalarmgerät

Um auch bei kleineren Schiffen, bei denen der Empfänger nicht ständig besetzt sein kann, den Empfang von Seenotzeichen sicherzustellen, wurde durch Beschluß der Schiffssicherheitskonferenz London 1929 ein neues Gerät eingeführt, das Autoalarmgerät, das an verschiedenen Stellen des Schiffes Glockenzeichen und Lichtsignale betätigt, wenn auf der festgelegten Welle von 500 kHz (600m) das internationale Voralarmzeichen, bestehend aus einer Kombination von Strichen und Punkten bestimmter Zeitdauer vor Aussendung des eigentlichen Seenotrufzeichens, den Morsebuchstaben S-O-S, in bestimmtem Rhythmus empfangen wird.

Die Luftschiffe des Grafen Zeppelin nutzten DEBEG

Besondere Bedeutung kommt dem Schiffsfunk bei allen navigatorischen Aufgaben zu. So sicherten die Luftschiffe des Grafen Zeppelin ihre Reisen durch die DEBEG-Funkstellen.

Insgesamt 7 Walfangflotten mit jeweils bis zu 12 Fangbooten konnten mit Hilfe der Ausrüstung durch Telegrafie und Telefonie ihre Reisen erfolgreich beenden. Hierbei spielt die Verbindung der einzelnen Boote mit dem Mutterschiff und die gegenseitige Orientierung mit Hilfe von Bordpeilern auch bei unsichtigem Wetter eine besondere Rolle.

Als die Lufthansa nach grundlegenden Versuchen dazu überging, für ihre Transatlantik-Flugsicherung schwimmende Flugstützpunkte zu bauen, wurden auch diese Fahrzeuge nach dem letzten Stand der Hochfrequenztechnik mit besonderen Funkeinrichtungen durch die DEBEG versehen.

Es dürften wohl die vollständigsten Schiffsfunkanlagen für den zivilen Bedarf gewesen sein. Auch hier stand die navigatorische Aufgabe, Peilung und Zielflug, im Vordergrund.
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Als der 2. Weltkrieg kam

Bis zum Beginn des zweiten unglücklichen Weltkrieges war die DEBEG Mitglied des Comite International Radio-Maritime, Brüssel, eines Zusammenschlusses aller wesentlichen Seefunkbetriebsgesellschaften der Welt zur gegenseitigen Unterstützung.

Beim Ausbruch dieses Krieges hatte die DEBEG 1227 Seefunkstellen im Betrieb. Sie waren den Reedern auf Grund von Verträgen vermietet, wobei die DEBEG für die stete Instandhaltung und dauernde Betriebsbereitschaft dieser Anlagen im In- und Auslande die Gewähr übernahm.

Bei Kriegsausgang schien das Schicksal der DEBEG besiegelt zu sein; denn wiederum mußten die noch vorhandenen Schiffe (soweit sie nicht bereits durch den Krieg vernichtet worden waren), ausgeliefert werden. Nur die Stationen auf kleineren Fahrzeugen, insbesondere auf denen der Fischerei, blieben erhalten.
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Immense Verluste durch den verlorenen Krieg

Der Kriegsschaden durch Verlust fast aller Stationen, Läger und Einrichtungen beträgt etwa 15 Millionen Reichsmark. Die Zweigstellen Königsberg, Danzig und Stettin gingen verloren, die Betriebsstätten in Hamburg, Kiel, Bremerhaven und Emden wurden fast völlig zerstört.

Der Einbau- und Reparaturbetrieb dieser Dienststellen konnte zunächst nur in sehr bescheidenem Rahmen wieder aufgenommen werden.

Nur durch die selbstlose Hingabe der Mitarbeiter und unter Unterstützung durch Behörden und nahestehende Gesellschaften war es möglich, die DEBEG in zähem Kampf mit den Gegebenheiten lebensfähig zu erhalten und einen neuen Aufstieg einzuleiten.

Im Jahre 1949 wurde die DEBEG vollberechtigtes Mitglied der neu gegründeten internationalen Organisation der Funkbetriebsgesellschaften, der R.A.M.A.C. (Radio Marine Association Compagnies Conference, London).

Damit war der Start zu einer erfolgreichen internationalen Entwicklung wieder gegeben, die seit 1939 verlorengegangen war.
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Deutsche Schiffe jetzt auch mit Radar Geräten ausgestattet

Neues Funknachrichten- und Funknavigationsgerät steht heute der Schiffahrt wieder zur Verfügung. Neuerdings ist auch Funkmeßgerät an Bord deutscher Schiffe erstmalig eingesetzt worden. So ist ein neuer Anfang gemacht, um der jetzt wieder erstehenden deutschen Handelsflotte bestes Gerät zur Verfügung zu stellen. Es ist zu erwarten, daß der gute Ruf, den das deutsche zivile Seefunkwesen hatte, in absehbarer Zeit wieder erreicht wird.

Ein Artikel aus der TELEFUNKEN-ZEITUNG • 24. Jg., Heft 90 • März 1951
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