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Was bei den Kunden/Käufern gilt, gilt natürlich auch für Händler.

Die allerersten Hifi-Händler, die um 1960 in ihren Radio-Läden die ersten Hifi-Geräte angeboten hatten, betrachteten diese etwas teureren (und damit vermutlich auch besseren) Geräte als Ergänzung ihres Radio- und Fernseh-Angebotes. Und da spielte das damals noch relativ kleine Interesse der Bevölkerung und die zu erzielenden Gewinn-Margen (die Fachhandels-Rabatte) die entscheidende Rolle.

Das änderte sich schlagartig, als erstens das qualitative Angebot von der Vielfalt her erheblich gestiegen war und der Hifi-Gedanke so nach und nach viel mehr Fans eingefangen hatte, als vorher.

Und das war so ab etwa 1964 der Fall. Die ersten (Kleinst-) Importeure bewarben amerikanische und englische Hifi-Geräte mit technischen Daten, mit denen die deutschen Anbeiter damals nicht mithalten konnten (oder wollten).

Daß die englischen Geräte (für unseren deutschen Geschmack) einfach nur komisch aussahen (Leak oder Quad Röhrengeräte zum Beispiel), störte die Musik-Fans vorläufig wenig, denn die wollten Hifi hören und (noch) nicht sehen. Außerdem wurde ab 1962 "Stereo" so langsam hoffähig. Die Schallpattenhersteller bewarben ihre neuen Stereo-LPs mit Hifi- und Konzertsaal-Qualitäten und das machte Furore.
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Die englischen und amerikanischen Hifi-Geräte

Es war also um 1964 für einen (kleinen oder großen) Importeur überhaupt kein Problem, den Grundig's und Telefunken's und Wega's und Saba's ernsthafte Konkurrenz zu machen, denn die beharrten auf ihren 7 bis maximal 15 Watt pro Stereo-Kanal, das sei ausreichend.

Die Hifi- und Musik-Fans, die etwas mehr haben wollten, zahlten auch dafür mehr Geld. Und es war in dieser Zeit erheblich teurer, einen amerikanischen Harman-Kardon oder H.H.SCOTT oder THE FISHER Verstärker oder Receiver zu bekommen, als einen GRUNDIG SV40. Von einem McIntosch oder BROOKS wollen wir dabei gar nicht reden. Deren Preise waren selbst in USA jenseits aller Vorstellungen.

Die Importeure konnten weiterhin nahezu jeden (Verkaufs-) Preis ansetzen (zum Beispiel ELAC für The Fisher Produkte) und die Händler bekamen fast immer ihre 30% Marge. Das verlockte natürlich auch fachfremde Hifi-Visonäre, in diesen zukunftsträchtigen Markt einzusteigen.
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Damals wurden Hifi-Freaks und natürlich auch Kaufleute aktiv.

Als so um 1968 die Hifi-Studios anfingen, wie wild aus dem Boden zu sprießen, unterteilten sich die Jungunternehmer relativ deutlich in Hifi- begeisterte Fans und in visionär rechnende Unternehmer (Kaufleute). Der Anteil der Hifi-Fans bei den Gründern der Hifi-Studios überwog dennoch deutlich. Auch das wiederum ist 1:1 auf die Importeure zu übertragen.

Herausragendes Beispiel ist der Gründer von Audio Intl. in Frankfurt, der ein Verfechter des "wahren" Qualitätsdenkens war. Sein Ex-Partner (von Interaudio) hatte sich dagegen 1971 mit BOSE und der neuen BOSE 901 "verheiratet" und wollte "Stückzahlen machen", wie es damals hieß. Das waren zwei extrem unterschiedliche bzw. gegensätzliche Vertriebs- und Geschäfts-Philosophien, die nicht weiter voneinander entfernt hätten sein können.

Im Vorgriff auf die nachfolgenden Betrachtungen sei hier bereits angemerkt, die Kaufleute hatten die besseren Überlebenschancen, die Hifi-Visionäre sind fast alle verschwunden.
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Hier bei uns in Wiesbaden gründeten 3 Jura-Studenten eine Firma namens "AUDIO - Hifi um der Musik willen". So richtige Hif Freaks waren das aber nicht, denn dann hätten die alle zuhause die damals dicksten Anlagen stehen gehabt.

Dem war aber nicht so. Die sahen nur einen sich öffnenden Markt und eine Chance, ganz schnell ganz viel Geld zu verdienen. Wie wir heute wissen, war das alles zu kurz gedacht. Die kaufmännischen Grundlagen und die realistische Sicht auch einer kommenden Marktsättigung oder eines vorhersehbaren wirtschaftlichen Einbruchs fehlten völlig.

In Frankfurt stiegen zwei Angestellte aus dem damals großen Bieberhaus aus und eröffneten ein eigenes kleines Edel-Hifi-Studio "Raumtonkunst" in der Sandhofpassage.

Dieses Hifi-Studio überlebte die ganzen großen Händler in Frankfurt wie Main-Radio und Radio-Diehl, obwohl beide Partner ausgesprochene Edel-Hifi-Fans waren. Das Bieberhaus, ehemals sehr erfolgreich und die anderen beiden Filialketten sind heute alle längst vergangene Geschichte.
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