McIntosh wurde als das Allerfeinste auf der Welt angepriesen!
Jedenfalls wurde uns unbedarften neugierigen Hifi- Jüngern das so um 1963 bis 67 weissgemacht. Und es gab da aus USA ein Renommier-Produkt, den dicken großen Röhren-MAC, den Mc 275.
So etwas hatten wir hier in Deutschland nicht zu bieten, übrigens auch die Engländer und die anderen Europäer nicht. Dieser Verstärker war nicht nur technisch absolute Spitzenklasse, er war gewaltig und besonders schwer und er sah einfach super edel und teuer aus (jedenfalls als er neu war).
Diese Stereo-Röhren-Endstufe sollte 2 x 75 Watt an allen Impedanzen und allen Frequenzen auf Dauer (zum Beispiel im Disko-Betrieb) liefern können. Dazu war sie mit 2 x 110 Watt Musikleistung angegeben. Das waren damals um 1965 gewaltige Zahlen, das gab es nirgendwo im Bereich Hifi, bei den Beschallungsanlagen aber schon.
Die Messungen der ersten neu aufgekommenen Hifi Zeitschriften bestätigten sogar, daß da 80 Watt Sinus und noch mehr raus kamen. Und so wurde diese Endstufe das Paradepferd für alle größeren Diskotheken (die es sich leisten konnten), denn dort war von Anfang an gnadenlose Power gefragt.
McIntosh bediente diesen kleinen Edel-Hifi- Markt mehrere Jahre (sogar mehrere Dekaden) lang absolut souverän, bis auch andere Firmen - wie Accuphase zum Beispiel - in diese Lücke einbrachen. Auch waren die damaligen alptraumhaft hohen 3.500.- Mark (in Deutschland West) nur für die Endstufe für viele (auch scheinbar reiche aber eingebildete Diskotheken- besitzer) ein Traum. Ein VW Käfer kostete (zur gleichen Zeit) immer noch knapp 8.000 Mark.
McIntosh schaffte es, über mehrere Jahrzehnte dieses Image zu halten und über zumindest äußerlich edles konservatives Design den Hifi-Geldadel auch in Deutschland zu begeistern. Anfänglich waren es die dicken Röhren-Brummer, später die Transistoren, die bei McIntosh im Labor zu Höchstleistungen animiert wurden.
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Der Zufall im November 2016 - ein Zeitzeuge packt aus
Im Nov. 2016 bin ich durch Zufall auf die privaten Web-Seiten des langjährigen Lautsprecher- Entwicklers von McIntosh gestoßen, der - ähnlich wie Wolfgang Hasselbach von der BRAUN AG - ausführlich aus dem Nähkästchen plaudert.
Beide waren nach mehr als 25 Jahren engagierter Firmenzugehörigkeit gekündigt bzw. raus gemobbt worden und im Unfrieden aus "ihrer" Firma geschieden.
Was an dem Bericht von Roger Russell für uns Deutsche im Nachhinein so besonders interessant ist, daß die Führungsmannschaft (oder ein Teil davon) etwa 1984 (oder doch etwas später) nach der unrühmlichen Geschichte mit der sogenanten "Neuorientierung" der McIntosh Produkte und dem darauf folgenden Einbruch beim Verkauf (und Umsatz) ihre Verträge nicht mehr verlängert bekamen und diese ex Mitarbeiter zu einer weiteren (kleinen) deutschstämmigen US-Lautsprecherfirma Firma namens "a/d/s/" des BRAUN Importeuers Dr. Godehard Günther gewechselt hatten.
Und von der Firma "a/d/s/" des Dr. Günther wissen wir aus der BRAUN AUDIO Historie, daß sie sowohl mit dem Import der BRAUN Audio-Produkte in die USA wie auch mit der Übernahme der BRAUN Hifi-Sparte in Deutschland ab 1982 ziemlich auf die Nase gefallen war.
Siehe das Ende mit der BRAUN Last Edition.
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