SENNHEISER micro-revue 1969/70 - die 2 Auflage
Die erste Auflage der Sennheiser micro-revue aus 1967/68 war ganz erstaunlich schnell vergriffen. Es gab nämlich erheblichen Lernbedarf bei den Kunden und Sennheiser hatte es fast wie GRUNDIG mit der GRUNDIG REVUE gemacht. Erkläre die Produkte so, daß man(n) es verstehen kann, und verteile den Katalog (mit angeblich über 100.000 Exemplaren) kostenlos an alle und der Erfolg kommt. Und er kam.
Die Einstiegsseite der micro-revue 1969 beginnt hier.
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10. Symmetrische und unsymmetrische Mikrofonschaltung - Sennheiser- Mikrofonschaltungen
Der elektrische Anschluß der Mikrofone an Verstärker und Tonbandgeräte erfolgt entweder in symmetrischer oder in unsymmetrischer Schaltung.
Bei der symmetrischen Schaltung sind die beiden Adern des Anschlußkabels gegenüber dem Gehäuse des Mikrofons bzw. dem Kabelschirm (Kabelmantel) elektrisch gleichwertig, sie dürfen also ohne weiteres am Eingang des nachgeschalteten Gerätes vertauscht werden, abgesehen von der Polung nach DIN 45 594, die bei Stereo-Mikrofonen und beim Anschluß mehrerer Mikrofone an eine Mischeinrichtung unbedingt erhalten bleiben muß, um eine Einbuße an Übertragungsqualität zu vermeiden.
Bei der unsymmetrischen Schaltung führt nur eine Ader die Tonfrequenzspannung, wobei die Rückleitung über die Kabelabschirmung geführt ist, die dabei mit dem sogenannten Null-Potentialpunkt des nachgeschalteten Verstärkers verbunden ist.
Meistens wird aber auch bei der unsymmetrischen Schaltung die Rückleitung über eine gesonderte Kabelader geführt: Das hat den Vorteil, daß Ausgleichsströme, die über die Abschirmung fließen, nicht zu Brummstörungen im nachgeschalteten Verstärker führen können und daß so beschaltete Mikrofone je nach der Eingangsschaltung des Verstärkers symmetrisch oder unsymmetrisch betrieben werden können (unsymmetrisch zweiadrige Schaltung).
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Vorteile bzw. Nachteile
Der Vorteil der symmetrischen Schaltung liegt unter anderem darin, daß mit ihr auch bei größeren Kabellängen und mäßiger Abschirmung des Kabels äußere Störungen, die in das Kabel eindringen (wie Brummstörungen usw.), nicht in dem nachfolgenden Verstärker zur Wirkung kommen können, da sie in gleicher Weise auf beide Kabeladern einwirken (Anmerkung : .... und sich damit auslöschen).
Die symmetrische Schaltung wird deshalb im Studiobetrieb viel verwendet, insbesondere in einer Besonderheit, bei der der Mikrofonkreis vom Verstärker vollkommen galvanisch getrennt ist und mit einem zusätzlichen statischen Schirm gegen hochfrequente Einstreuungen versehen ist (symmetrische erdfreie Schaltung).
Die Gefahr des Eindringens von Störungen in eine unsymmetrische Schaltung ist bei nicht zu großen Kabellängen, besonders bei der Verwendung der unsymmetrischen zweiadrigen Schaltung und bei gut abgeschirmten Kabeln, auch nicht groß. Sie wird wegen ihrer Einfachheit und, da viele Verstärker unsymmetrische Eingänge besitzen, sehr viel benutzt.
Hochohmige Ausgänge von Mikrofonen werden unsymmetrisch ausgeführt, da auch die hochohmigen Eingänge der Verstärker unsymmetrisch sind. Sie erfordern aber eine sehr gute Abschirmung.
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Die Bezeichungen bzw. die Kürzel
In den Einzelbeschreibungen unserer Mikrofone werden Sie lesen: Beschaltet nach Schema N, HL, HLM oder aber nach.-2.
Der Buchstabe N bedeutet, daß das Mikrofon mit einem Normstecker nach DIN 41 524 versehen ist und nach DIN 45 594 niederohmig-symmetrisch an 1 und 3 angeschlossen ist. Derartige Mikrofone können mit bis zu 200m langen zweiadrig abgeschirmten Leitungen - ohne zusätzlichen Übertrager - an Tonbandgeräte oder Verstärker mit niederohmigen Eingängen angeschlossen werden.
Bei hochohmigen Eingängen wird in jedem Fall am Ende der Leitung das Zwischenschalten eines Schnurübertragers erforderlich, falls man sich nicht einen Übertrager in sein Gerät einbaut. Auf den Seiten 62 und 63 erfahren Sie Näheres über die Anschluß-Schnüre und Übertrager.
Die Buchstaben HL im Anschluß an die Typenbezeichnung bei Sennheiser-Mikrofonen sollen Ihnen sagen, daß diese Mikrofone hochohmig und niederohmig (High-Low) anschließbar sind, mit einem Normstecker nach DIN 41 524 versehen sind und nach DIN 45 594 beschaltet sind.
Sie erkennen aus dem abgebildeten Schaltbild, daß in diese Mikrofone bereits Übertrager eingebaut worden sind. Daraus ergibt sich auch der kleine Preisunterschied gegenüber dem N-Typ, HL-Typen können Sie direkt an fast alle handelsüblichen, mit Röhren bestückten Tonbandgeräte anschließen.
Wenn Kabellängen über 2m nötig sind, dann wird unser Schnurübertrager TM 514 HL erforderlich, wenn nicht eine erhebliche Beeinträchtigung der Klangqualität in Kauf genommen wird.
Anschaltung an Tranistorgeräte
Die Buchstaben HLM, die Sie in dieser Druckschrift im Zusammenhang mit der Typenbezeichnung MD 411 HLM kennenlernen, kennzeichnen ein Mikrofon, das neben der normalen HL-Schaltung zusätzlich mit einer M-Schaltung ausgestattet wurde.
Normstecker nach DIN 41 524, Beschaltung nach DIN 45 594. Die M-Schaltung ermöglicht den Anschluß an mittelohmige Mikrofon-Eingänge bei Transistor-Tonbandgeräten.
Das Schaltschema HLM zeigt, daß die Umschaltung von HL auf M (bzw. umgekehrt) durch einen internen Schalter vorgenommen wird. Die HLM-Schaltung ist universell. Sie ermöglicht den Anschluß des Mikrofons an alle handelsüblichen Tonbandgeräte.
Die Bezeichnung "-2" bedeutet nur einen symmetrisch beschalteten großen Tuchelstecker T 3079/2 nach DIN 41 624, also keinen akustischen Unterschied gegenüber etwaigen Paralleltypen mit anderen nachgestellten Buchstaben.
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Empfehlungen :
Welcher Schaltung sollte man den Vorzug geben? Folgendes kann geraten werden: Für Geräte mit hochohmigen Eingängen sollte man niederohmige Mikrofone mit angeschlossenem Schnur-Übertrager wählen. Hierdurch wird man unabhängig von der Leitungslänge.
In allen Fällen, in denen man weiß, daß man mit höchstens 2m Leitungslänge wirklich auskommen wird, bringt ein Mikrofon in HL- oder HLM-Schaltung die preislich günstigere Lösung. Für Transistor-Tonbandgeräte bringt die Schaltstellung M innerhalb der HLM-Schaltung beim MD 411 HLM die einfachste Anschlußmöglichkeit.
Da leider noch nicht alle deutschen Tonbandgeräte-Hersteller bei ihren jeweiligen Gerätetypen vermerken, nach welcher Normschaltung die Mikrofonbuchse ausgelegt ist, hat Sennheiser electronic die „Mikrofon-Anschluß-Fibel" herausgebracht, in der alle erfaßbaren deutschen und auch die wichtigsten ausländischen Tonbandgeräte mit ihren Mikrofon-Anschlußbeschaltungen zusammengestellt sind.
Diese Druckschrift können Sie - falls sie Ihnen nicht schon vorliegt - von Sennheiser electronic, 3002 Bis-sendorf/Hann., Postfach, abfordern.
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11. Geräuschspannung, Ersatzlautstärke, Geräuschspannungsabstand
Wenn Sie ein Mikrofon in einen völlig ruhigen Raum bringen und außerdem über einen sehr guten Verstärker anschließen, so bemerken Sie noch ein Rauschen, das vom Mikrofon herrührt.
Bei dynamischen Mikrofonen wird dieses Rauschen durch die Wärmebewegungen der Elektronen in dem Widerstand der Tauchspule hervorgerufen. Bei Kondensator-Mikrofonen wirken verschiedene Rauschquellen zusammen.
Die Geräuschspannung, die das Mikrofon abgibt, wird mit dem „Geräuschspannungsmesser nach DIN 45 405" gemessen. Dieses Gerät enthält ein Ohrkurvenfilter und eine Spitzenwertgleichrichtung, die so beschaffen ist, daß der angezeigte Meßwert der subjektiv empfundenen Lästigkeit des Störgeräusches soweit wie möglich entspricht.
Die „Ersatzlautstärke" und die „Hörschwelle"
Aus der Geräuschspannung und der Empfindlichkeit des Mikrofons wird die „Ersatzlautstärke" berechnet, wobei man als Bezugswert 2 x 10 hoch-4 ubar verwendet. 2 x 10 hoch-4 ubar entspricht praktisch der „Hörschwelle" des menschlichen Ohres bei 1.000 Hz.
Mit Hilfe der Ersatzlautstärke ist es möglich, die Rauscheigenschaften verschiedener Mikrofone unmittelbar miteinander zu vergleichen, und zwar unabhängig von der Empfindlichkeit des jeweils betrachteten Mikrofons.
Wenn die Ersatzlautstärke eines Mikrofons beispielsweise 24 dB beträgt und die eines anderen 28 dB, so können Sie sagen, daß das erste Mikrofon noch Schallereignisse aufnehmen kann, die um 4 dB leiser sind als das zweite, und daß außerdem der Störspannung des Mikrofons ein akustisches Geräusch entspricht, das um etwa 24 oder 28 dB über der Hörschwelle liegt.
Leider wird die Messung der Geräuschspannung und damit die Bestimmung der Ersatzlautstärke nicht einheitlich gehandhabt. Es werden entgegen der deutschen Norm von einigen Herstellern andere Ohrkurvenfilter verwendet, und statt der Spitzenspannungsmessung wird häufig eine Messung des Effektivwertes vorgenommen.
DIN 45 591 legt aber fest, daß die Geräuschspannung mit dem Geräuschspannungsmesser nach DIN 45 405 zu messen ist. Sennheiser- Mikrofone werden grundsätzlich normgerecht gemessen, was beim Datenvergleich zu beachten ist.
Nun soll nach neueren Normfestlegungen der Begriff der Lautstärke nur noch für den subjektiv durch Vergleich mit einem 1.000Hz-Ton gemessenen Wert gebraucht werden. Die bisher mit allen direkt anzeigenden Geräten gemessenen Schallpegel unterscheiden sich so sehr von der subjektiv gemessenen Lautstärke, daß man hier nicht denselben Begriff verwenden kann.
Man will deshalb aus den Normen den Begriff der Ersatzlautstärke wieder streichen. Schließlich gibt es auch international den Begriff der Ersatzlautstärke nicht.
Darum erstmalig in der „micro-revue" neue Begriffe ....
Um aus diesen Schwierigkeiten herauszukommen, wird in diesem Heft der „micro-revue" erstmalig zusätzlich zu der Ersatzlautstärke ein Geräuschspannungsabstand angegeben. Dieser Geräuschspannungsabstand wird dabei auf einen Nutzschalldruck von 1 N/m² = 10ubar bezogen. Dieser Schalldruck tritt üblicherweise als Spitzenschalldruck bei normaler Besprechung eines Mikrofons aus 30cm Entfernung und bei Aufnahme von Musikdarbietungen auf.
Man kann also sagen, daß der so angegebene Geräuschspannungsabstand der Praxis entspricht und mit Geräuschspannungsabständen von Tonbandgeräten, Verstärkern usw. direkt verglichen werden kann. Eine Umrechnung auf die bisherige Ersatzlautstärke ist sehr leicht möglich, wenn man weiß, daß 1 N/m² einem Schallpegel von 94 dB entspricht.
Von diesen 94 dB ist lediglich der Geräuschspannungsabstand abzuziehen, um auf die Ersatzlautstärke bisheriger Art zu kommen. Beträgt beispielsweise der Geräuschspannungsabstand 60 dB, so ist die Ersatzlautstärke 34 dB.
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