Ein Geschenk in 2024 - Wega 205TD und 205A
Diese beiden Geräte (205TD und 205A) hatte ich noch nie irgendwo gesehen. Es war die Zeit der Anfänge der Mini-Anlagen, die der Redakteur eines Hifi-Magazins in Japan - Kosei Wada - mit seinen "Runde Tisch-Gesprächen" initiiert hatte, als dort im Land der aufgehenden Sonne nichts mehr (auf-) ging und die Hifi-Wirtschaft am Kollabieren war.
In seinen über 130 Kolumnen beschreibt Herr Wada sehr anschaulich, wie sich (damals) die japanische Hifi-Industrie verändern müsse (mußte), damit es zumindest weiter gehen würde. Von aufwärts war Ende der 1970er Jahre keine Rede, nur von ".... den katastrophalen Markteinbruch überleben".
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Und wie immer, ich möchte da rein schaun ....
Von außen hat der sorgfältige Betrachter zwei völlig entgegengesetze Eindrücke. Die schwarzen Frontplatten sind aus erstaunlich dickem Aluminium und die Optik ist durchaus ansprechend. Die Bedienelemente sind zwar karg aber sinnvoll und Netzschalter und Kopfhörerausgang runden die Front ab.
Hinten sieht es genauso spartanisch aus und es gibt zusätzlich zu den Cinch-Buchsen eine DIN Buchse für ein deutsches Bandgerät. Aber dann kommen die deutschen Lautsprecher-Buchen, nach DIN natürlich. Diese Buchsen sind aber in einem austauschbaren Anschlußteil untergebracht, denn die anderen Länder auf der Welt können damit nichts anfangen.
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Aber dann ....... die Gehäuseschrauben muß man suchen .....
Bei den ganz modernen japanischen A/V-Receivern (Baujahre 2022-2024) hatte ich bereits bemängelt, daß die dürftigen 4 oder 6 Gehäuse-Schrauben die kleinsten waren, die ich (bislang) kannte. Hier bei den WEGAs aus 1980 ist es wirklich bewunderns- wert, denn ich habe noch nie bei irgendwelchen Hifi-Geräten solch kleine Schräubchen gesehen. Es ist der Hammer, daß meine dünnsten Uhrmacher Kreuzdreher da gerade so rein passen. Doch die Schrauben sind (alle !) bombenfest.
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Da will (oder wollte) jemand, daß da ja niemand rein schaut. In meiner Bits- Sammlung hatte ich dann einen ganz schlanken Kreuzschlitz-Kopf entdeckt, der passte. Und ich habe die beiden Kisten aufgeschraubt .......
Ergebnis : Es sind sogar 3 verschiedene Mini-Schräubchen verbaut worden, die jetzt schon kleinen "Selbstschneidenden" und die noch kleineren mit einem Flachkopf und drittens die ganz kleinen mit metrischem Mini-Gewinde. Wer hat soetwas in Japan bestellt ? Ist das bei WEGA nie aufgefallen ? Bei uns gab es damals das Sprichwort : "Außen ui und innen pfui." Solche Geräte hätten nie den Namen / Aufdruck "WEGA" tragen dürfen. Das war geschäftlicher Selbstmord.
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Eine Anekdote aus der Zeitschrift "Hifi-Sterophonie" .....
In deren Meß-Labor war damals der Ingenieur Arndt Klingelnberg für die qualitativen Messungen und die faire wertneutrale Bewertung zuständig. Und der hatte Ende der 1980er Jahre einen brandneuen Receiver einer nahezu unbekannten japanischen Firma auf dem Tisch (war das Nikko oder Tensai oder ..... ?).
Das Teil muß wirklich fabrikneuer "Schrott" gewesen sein, doch mehrere halb- oder ganzseitige Anzeigen durfte man schon damals nicht mehr verprellen bzw. indirekt ablehnen.
So schrieb Arndt Klingelnberg in seiner Beurteilung (oder er mußte es so schreiben) : Das herausragendste Merkmal dieses Receivers ist das 2,5m lange Netzkabel. - - - Alle anderen Kommentare hatte der Chef Karl Breh gestrichen. Es gab da wirklich - auch mit allen rhetorischen Tricks - nichts weiter zu loben als dieses Netzkabel.
......... und jetzt zu den beiden WEGA Geräten : Beide haben ein sehr sehr sehr langes Netzkabel ......... (Ein Schelm, der sich Böses dabei denkt.)
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Zwei WEGA Hifi-Minis "made bei AIWA" .....
Bei uns kam es nur ganz langsam raus, AIWA war eine fast 100%ge Tochter von SONY und sollte den Billig-Markt abdecken, aber auf keinen Fall einen erkennbaren Bezug zu SONY herstellen. Es gab da nur einmal einen Ausrutscher, als AIWA einen DAT- Recorder - und wirklich - ein edles Teil vom Feinsten - auf einer Hifi-Messe präsentierte, der dem zeitgleichen Modell von SONY das Wasser abgegraben "hätte". Hinter den Kulissen muß es fürchterlich geknallt haben, denn das Teil verschwand ganz ganz schnell von der Bildfläche.
Diese beiden WEGA Minis kommen aus der dortigen AIWA Entwicklung und auch aus deren Produktion. Vergleichen können wir die beiden Komponenten mit den beiden (zeitlich und Größen- ähnlichen) Minis von Grundig, dem MT100 und dem MXV100. Da mir die WEGA Preise nicht geläufig sind, kann ich nur vermuten, daß sie oberhalb der Grundg Preise lagen.
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Ein Blick auf den Tuner "Wega" 205TD
Es wurden zwar 3 oder sogar 4 ICs eingebaut, doch das veraltete Abstimm-Konzept mit einem Drehkondensator war 1979/1980 schon länger veraltet. Grundig brachte zur gleichen Zeit mit dem MT100 Mini-Tuner ein Konkurrenz-Produkt auf den Markt, das innen bereits ganz andere Highlights hatte. Dagegen ist dieses Teil bis auf die Frequenzanzeige eine alte Gurke. Alleine die sauber aufgeräumte Optik mochte noch begeistern. Stationstasten waren damit auch nicht zu machen und die Kundschaft wollte den überall propagierten Komfort nicht mehr missen.
Dieser Tuner erinnert an den markanten FM Tuner von QUAD, der noch spartanischer zu bedienen war und auch nur noch einen Bruchteil der Hifi-Interessenten begeistern konnte. Da nutzten die Schriftzüge von Hifi nur wenig. Auf dem Prospekt von 1980 steht mit ganz großen Lettern "HIFI'80 Made by WEGA"
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Der Verstärker 205A ist nicht viel besser
Im Service Manual lesen wir 2 x 16 Watt an 4 Ohm, dann weiter unten 2 x 9 Watt bei Nenn-Sinusleistug. Ja was denn nun fragt man sich ? Eigentlich waren alle Japaner gezwungen, die RMS Daten zu publizieren, nur hier in Europa nicht. Denn das wäre fatal geworden, bei 8 Ohm von 20 bis 20.000 Hz und bei einem Kirrfaktor unter 1 % noch irgend etwas Glaubwürdiges anzugeben.
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Also für die Küche oder das stille Örtchen hätte es gereicht, aber nicht zu WEGA Preisen.
So ruiniert man sich seinen Ruf für längere Zeit, auch wenn alle wissen bzw. wußten, daß da inzwischen SONY als Eigentümer von WEGA (und damit AIWA) dahinter steckt. Ein ähnlichen Fund hatten wir bei UHER "Hifi"-Lautsprechern gemacht, die ebenfalls eine Katastrophe waren, auf dem steilen Weg abwärts.
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Der Leistungsverbrauch hält sich in Grenzen
Der Tuner braucht ca. 7 Watt (VA) aus dem Hausnetz. Da er jedoch einen echten Netzschalter hat, kann man ihn - im Gegensatz zu vielen anderen Tunern - bei Nichtgebrauch einfach abschalten.
Der kleine Verstärker zieht ca. 12 Watt (VA) aus dem 230 Volt Hausnetz, ohne Lautsprecher - nur mit einem guten Kopfhörer in 250 Ohm Technik. Der Kopfhörer verbraucht wirklich nicht viel Energie. Damit ist das Teil weder als Nachtschränkchen- Radio noch als Küchenradio geeignet. Unsere Weckradios benötigen - samt Riesendisplay der Zeit_Anzeige - nur noch 0,3 Watt (VA).
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Noch ein Wort zum "Eigentlichen", dem Klang ...
Wie oben gesagt, die Optik ist beeindruckend, sicher auch der WEGA-Preis - damals - doch beim UKW-Tuner hapert es mit der Abstimmung der Sender. Auch wenn die Digitalanzeige eine Frequenz anzeigt, ich komme immer nur per Kopfhörer auf Sendermitte, weil es da am wenigsten rauscht. Es ist eben kein (technisch aufwendiges und perfektes) Tunoscope von Grundig.
Die Feldstärken-Anzeige mit den 5 LEDs ist ein Schmarren und wenig hilfreich. Die Sender-Abstimmtechnik mit dem uralten Drehkondensator sieht der Kunde ja nicht, wundert sich aber, daß da keine Stationstasten vorhanden sind - eben weil das Einstellen der Sendermitte so mühsam ist.
Der Verstärker ist ebenfalls optisch beindruckend. Doch technisch mit den 2 x echten 9 Watt an 8 Ohm (2 x 14 Watt an 4 Ohm) ist das typisch Deutsch. Mehr braucht der Musik-Fan doch gar nicht - war damals in Deutschland immer noch das Credo - bis zur Verdrängung durch die echten Japaner von PIONEER und SONY und all den anderen.
Jedenfalls für einen guten Kopfhörer reicht es, die Klangqualität ist durchaus befriedigend. Die Drehpotis lassen sich angenehm bedienen und die Loudness ist auch ok. Aber bitte - erwarten Sie keine Wunder.
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