Der Technics SA-GX100 Receiver - ein typisches Beispiel für durchdachte japanische Lowcost- Massenproduktion
Der SA-GX100 Receiver steht am Anfang einer Matsushita / PANASONIC Produktserie aus den Jahren nach 1990 und ist ein Beispiel, wie ein japanischer Großkonzern mit damals fast 300.000 Mtarbeitern sein Brot- und Butter-Geschäft "konstruierte".
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Andere große japanische Hersteller sind bereits um 1990 abgewandert. China (nicht aber Honkong) war noch nicht so richtig im Gespräch, doch Korea, Vietnam, die Philipinen, Neuseeland, Singapur und andere Schwellenländer boten sich an. Die Abwanderung der Produktion insbesondere nach China ging danach rasend schnell. Matsushita und die Tochterfirmen produzierten aber dennoch weiter in Japan - jedenfalls eine Zeit lang.
Mit 2 x 40 Watt an 4 Ohm (Messung nach DIN, nicht nach RMS Vorgaben !!) war der Receiver so ziemlich das schwächste Gerät im Angebot. Und dennoch hat er einige Eigenschaften, die anderen Wettbewerbern gut zu Gesicht gestanden hätten. Das ist der Grund, warum der GX-100 hier bei uns überhaupt zu finden ist.
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Nach dem Abnehmen der Abdeckung sieht man ein nahezu leeres Innenleben. Alles ringsherum ist ziemlich leer und auf den Platinen ist ganz ganz viel Platz vorbereitet - für die qualitativ "höheren" Modelle, die eventuell noch kommen sollten.
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Das Chassis ist auch hier die Grundlage eines Baukasten-Systems
So gut wie alle Platinen sind nur einseitig beschichtet und ganz viele Drahtbrücken übernehmen die notwendigen Kreuzungen von Leiterbahnen. Auch auf die kostspieligen Durchkontaktierungen von doppelseitigen Leiterplatten wird verzichtet.
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Die offene Platine mt UKW und Mittelwellen Modul ist ganz links zu erkennen. Warum die hier noch so groß ist ? Das sind vermutlich alte Module aus älteren Baukästen. In den späteren Pioneer und Harman/Kardon Receivern sind es nur noch ganz kleine metallisch gekapselte Kästchen, die optisch kaum noch auffallen, so klein sind sie.
Damit der Bedienkomfort gut vermarktet werden kann und das noch mit alter Technik, ist noch ein motorisch gesteuertes Lautstärke-Poti eingesetzt worden. Wenige Jahre später ging das vollelektronisch noch viel viel preiswerter. Auch die beiden Klangsteller sind noch konventionelle mechanische Potis, deren Pins man auf der grünen Platine links neben dem Stellmotor sehen kann.
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Die Endstufe ist ein einzelner integrierter sogenannter Hybrid-Baustein
Geschickt gemacht ist die Plazierung der elektronischen Bauteile, die sowohl dauerhaft Abwärme erzeugen - wie die drei Spannungsregler - und natürlich die Leistungs-Endstufe, die auf diesem Qualitätsniveau erst warm wird, wenn mal richtig laut gedreht wird.
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Der Kühlkörper ist ein ganz flaches ALU-Blech mit vielen bereits vorgestanzten Lochungen, wobei die ausladenden U-förmigen dünnen Blech-Lamellen in die vorbereiteten Löcher mit einer Art Popnieten eingepreßt worden sind. Damit ist der blanke Kühlkörper zwar nicht so hocheffizient wie die massiven schwarz eloxierten Strang-Kühlkörper von kräftigeren Endstufen, die bei gleicher Größe mehr Wärme ableiten konnen, doch dieser hier ist extrem preiswert herzustellen.
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Die Spezifikationen der Endstufe sind wieder mal verklausuliert:
Ausgangsleistung: 2 x 40 W (4 Ω) (wirklich nach DIN gemessen ?? - und beide Kanäle gleichzetig ??)
Gesamtklirrfaktor bei 40 Hz ~ 20 kHz: 0,5% (8 Ω) (also nicht an 4 Ohm !! - das könnten dann nur noch maximal 2 x 25 Watt sein)
Leistungsbandbreite bei -3 dB: 10 Hz ~ 40 kHz (8 Ω)
Auch die Technics Entwickler konnten nicht zaubern. An 8 Ohm kommen da mit Sicherheit keine 40 Watt Sinus pro Kanal mehr raus. Und warum (und wofür) der Trafo 260 Watt (VA) aus dem Netz aufnehmen sollte oder könnte, wird auch ein Rätsel bleiben. 100 Watt wären realistisch.
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Gute und weniger gute Details
Aus unserer Sicht sehr gut konzipiert ist der 230 Volt Anschluß, nämlich voll gekapselt. Das kann man sich keinen Stromschlag holen.
Weiterhin sind im Netzteil-Bereich 2 Trafos eingesetzt, der kleine sogenannte "Standby"-Trafo und der große Leistungstrafo für den eigentlichen Betrieb des receivers.
Der große Trafo wird mit dem Taster an der Front oder über die Fernbedienung über ein Relais geschaltet, der kleine Trafo ist dauerhaft am Netz und saugt dann 2 Watt (VA) Tag und Nacht. Das mit den (nur) 2 Watt war damals schon recht gut, ist aber heute nicht mehr zeitgemäß.
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Der große Trafo hat ein eigenes kleines Sub-Chassis bekommen, damit er den Transport um die halbe Welt gut durchsteht. Andere billige China- Geräte schrauben den Trafo direkt auf das Chassis. Das ist zwar billiger, doch das Chassis-Blech verbiegt sich aber öfter beim Transport.
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Bei der Endstufe gerade noch akzeptabel
Die Verstärker-Ausgänge werden mit dünnen Leitungen erst mal an die Schalter zur Fronplatte geführt und dann wieder zurück zu den Klemmen auf der Rückseite.
Ob das wirklich so viel billiger ist als eine Schubstange nach ganz hinten ??
Was sonst noch auffällt
Die schwarze Front ist pflegeintensiv wie bei fast allen schwarzen Geräten. Am schlimmsten sind die hochglänzenden Fronten von Harman/Kardon. Diese matte Front sieht aber auch schon sehr "mitgenommen" aus.
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Irgendwo müsste ein Gold-Cap sein
Der Receiver merkt sich die zuletzt eingestellte UKW Frequenz sowie die abgespeicherten Sender über Monate.
Daß man bei den Schrauben immer noch sparen kann
Es fällt erst auf, wenn man mehrere Receiver oder Verstärker der Reihe nach auf dem Labortisch aufschraubt. Die 4 oder 6 seitlichen Schrauben für die Hauben bzw. Abdeckungen kann man immer noch eine Nummer dünner machen, so wie hier. Das sind die dünnsten Gehäuse- Schräubchen, die mir bislang untergekommen sind.
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Vorbereitete / vorprogrammierte Fehler
Einige Kabel sind ganz besonders kurz geraten und dann schräg durchs Gerät gezogen. Wenn die dann nicht mehr ganz in die Buchsen rein passen, ist das Kontaktproblem vorprogrammiert.
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Ein Blick auf den täglichen Leistungsbedarf :
Im nicht abschaltbaren Standby will der Receiver 2,0 Watt (VA) sehen. Ist er in Betrieb mit leiser UKW-Musik, sind es 19 Watt (VA).
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Wenn er dann mal 20 Jahre gelaufen war ...
.... dann sieht man innen, daß da doch Wärme produziert worden war und die hat sich innen unter dem Deckel verewigt.
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Die Grundausstattung war ausreichend
Hinten hat er die unbedingt notwendigen Cinch- Anschlüsse. DIN Buchsen kennt er gar nicht mehr.
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Am Ende entschied der Preis im Laden
und da konnten die Japaner immer noch "punkten". Mit der Bedienung per Fernbedieung muß der Receiver um die 400 DM oder darunter gelegen haben. Im Internet ist nichts Glaubwürdiges zu finden.
Wer da eine Preis-Liste übermitteln könnte ........
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