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Das Gieren nach Superlativen und coolen Sprüchen

Im Dezember 1988 brachte stereoplay eine 3-seitige Verkaufshymne auf die neuen Accuphase Vor- und Endverstärker. Irgendwie muß sich der Rezensent vorher etwas angetrunken haben, jedenfalls sind einige Sprüche voll daneben.

Um das Obengesagte zu verstehen, muß man sich erst mal die Preise für beide Komponenten "reinziehen". (Ich wollte das doch auch mal "cool" formulieren.) Es sind nämlich stolze 13.500.- DM + 16.000.- DM (Accuphase-Preise) - also 29.5000.- DM für beide Geräte und das ist ne Menge. Und das konnten und können sich die für solche coolen Sprüche empfänglichen Jungspunde ganz sicher nicht leisten, denn der CD-Player und die Boxen kommen ja noch hinzu.

Wo sind die Unterschiede wirklich zu finden ?

Wie Sie aus dem Artikel weiter unten herauslesen werden, quälen sich die "Tester" mit dem mühseligen Heraushören von Unterschieden, an denen wir (also die meisten von uns) vermutlich scheitern (oder aufgeben) würden.

Ich für meinen Teil kann dazu nur sagen, daß die eventuell gehörten Unterschiede ausschließlich in Verbindung mit elektrisch kritischen Lautsprechern auszumachen sind. Für meine JBL 250ti hatte ich eine Reihe von recht teuren und leistungsstarken Endverstärkern ausprobiert - und war nicht begeistert. Erst die P800 "riß mich vom Hocker". Es war dann der Zufall, denn ich wollte mir diese C280/P800 Preisklasse gar nicht leisten. Mein Freund Rainer Pohl hatte mich durch seine großzügige Leihstellung überzeugen können, also nicht überredet.
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Lesen Sie selbst, was Herr Johannes Maier im Winter 1988 da geschrieben hatte.

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ROYAL FLASH

Vollsymmetrische Signalverarbeitung - bringt dieses Prinzip der neuen
Accuphase-Kombi Klanggewinn?

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Eigentlich lächelt Accuphase-Importeur Yasumasa Ishizuka immer höflich und freundlich, wie es sich für einen japanischen Gentleman gehört. Nur wenn er den Namen Burmester hört, reagiert er, als hätte er in eine Zitrone gebissen: „Burmester, always Burmester, it sounds so terrible."
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  • Anmerkung : Dieser zitierte (ganz sicher scherzhaft gemeinte) Ausspruch hatte nach dem Erscheinen des Berichtes für großen Ärger gesorgt, weil sich Herr Ishizuka dadurch persönlich getroffen fühlte, er habe soetwas "nie gesagt". Chefredakteur Karl Breh hatte sich dafür höflicherweise dennoch entschuldigt, daß das irrtümlich gedruckt worden sei, obwohl bei dem Interview insgesamt 4 Redakteure körperlich anwesend waren.

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Dabei folgen die High-End-Verstärkerbauer in Tokio nun ebenso dem Prinzip der symmetrischen Signalverarbeitung wie schon länger ihr deutscher Konterpart in Berlin.

Die Vorstufe C280L

So gönnt Accuphase bei der Vorstufe C280L nicht nur den beiden Stereokanälen ihr vollständiges Eigenleben mit einzelnen Abschirmkammern, Stromversorgungsteilen und Kreisen zur Spannungsstabilisierung. Rücken außerdem hochpegelige Signale über eine Plus- und eine Minusleitung symmetrisch an, leitet sie die Accuphase mit jeweils eigenen Verstärkerstufen, wie eine elektronische Autobahn mit durchgehender Hin- und Gegenrichtung, bis zu dem Ausgängen weiter.
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Unterbricht Burmester etwa bei seiner Vorstufe 877 (Test stereoplay 5/88) für die Lautstärkeregelung an einer Stelle das doppelgleisige Prinzip, bleibt Accuphase konsequent. Plus und Minus laufen über akribisch ausgesuchte, auf einer Achse sitzende, getrennte Potentiometer mit extrem gutem Gleichlauf.

Dürfen ein CD- und ein DAT-Player nach Anschluß an entsprechenden Cannon-Buchsen derlei Vorzugsbehandlung genießen, bietet die C280L noch genügend „normale" "Cinch-Türchen" für weitere sieben Hochpegel-Lieferanten (zwei Recorderausgänge) und einen Plattenspieler. Um die Signalwege möglichst kurz zu halten, verzichtete Accuphase auf „äußerlichen" Komfort wie einen vernünftigen Aufnahmewahlschalter oder auch Klangregler weitgehend.

Texte zu den Bildern:
(rechts) Dank der "dickwandigen Abschirmkamine" bleiben einzelne Abteilungen auf eigenem, konstanten Wärmeniveau: Vorstufe C 280 L. Direkt neben dem Luxusnetzteil sitzen die symmetrischen Hochpegelverstärker, die weiteren vier Kammern enthalten die Phono-MM- und MC-Eingangsstufen.

(unten drunter) Wenn der Gleichlauf des Vierfachpotis nicht exakt stimmen würde, gäbe es Symmetriefehler: Lautstärkeregler der C 280 L. (Siehe auch Grundig A-903)
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Ein Hauch von Loudness

Immerhin lassen sich zwei Loudness-Charakteristiken (Baß- und Höhenbetonung in Abhängigkeit von der Lautstärkeeinstellung) zuschalten. Überdies gestatten zwei unterschiedliche Verstärkungen sowie diverse Eingangswiderstände gute Anpassung von unterschiedlichen Moving-Coil-Tonabnehmern.

Die Endstufe P800

In der brandneuen "Kraftstation" P800 setzt sich das symmetrische Konzept fort. Nicht nur Rechts und Links, auch Plus und Minus lassen sich über eigene, besonders schnelle Cascode-Gegentaktschaltungen, über MOSFET-Treiberstufen und jeweils 14 (insgesamt also 56) "potente" Endtransistoren ins rechte Leistungsformat rücken.

Die kraftvolle "Vermählung der Ströme" findet erst über die angeschlossenen Boxen statt.
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Diese und 14 weitere "Endtöpfe" unten auf der Platine arbeiten für den rechten Kanal: Endstufe P 800.

Die "späte Ehe" garantiert einmalige Sauberkeit: Sämtliche Störungen, die sich via Verbindungskabel, über die Netzteile oder gleichtaktig über die Verstärkerstufen einschleichen konnten, erscheinen an beiden Lautsprecherklemmen als Bild und Spiegelbild mit umgekehrtem Vorzeichen. Sie löschen sich schlichtweg gegenseitig aus.

Damit außerdem nicht ein Stereokanal mit dem anderen ins Gehege kommen kann, stehen beiden eigene "ergiebige Stromtränken" zur Verfügung, je zwei Elkos mit 82.000 Mikrofarad Kapazität und zwei "feiste Ringkerntransformatoren" mit eigenen "Netzstrippen". Für Boxen mit "abartigem Stromdurst" darf man die Versorgungsspannung der Endtransistoren herabsetzen. Die Schutzschaltung der P800 genehmigt ihnen dann noch "herzhaftere Schlucke" aus den Speichern.
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Irgendetwas war bestimmt zu bemängeln

Bei all den exzellenten Voraussetzungen, eine Entäuschung gab es im stereoplay-Hörraum doch. Die Verbindung zwischen dem Moving-Coil-Referenzsystem MC 3000 am Well-Tempered-Tonarm und der C280L (Vorstufe) wollte nicht recht harmonieren.

Zwar sprühten die musikalischen Darbietungen noch vor "Baßkraft und Leben", ein "zarter Hang zur Schärflichkeit" ließ Stimmen oder Geigenanstriche aber ein wenig zu kalt und hart erscheinen, oberste Höhen klangen nach dem Wechsel auf die CD-Wiedergabe gleicher Abmischungen überdies feiner und müheloser aufgelöst.

Der MM-Eingang erfüllte aber die Erwartungen, die man an eine Super-Vorstufe stellen darf. Neben dem bei leisen Passagen unvermeidlichen Plattenrauschen gab es nur noch Eigenheiten des Shure-Ultra-500, des nach stereoplay-Rangfolge besten Moving-Magnet-Systems, zu erlauschen: Bei tiefgründiger, besonders plastischer Darstellung nur minimal schlankere Bässe und um "ein winziges pointiertere Höhen".
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Also immer als Paar betreiben

Vollendete Ausgeglichenheit stellte sich ein, wenn die C280L zusammen mit dem Accuphase-CD-Tandem DP80/DC81 musizieren durfte. Ähnlich wie beim Test der Burmester-Vorstufe 877 gaben die Hörer in puncto Durchzeichnung hier der unsymmetrischen Kabelverbindung (RG 214 mit WBT-Steckern) den Vorzug (daran dürften also wahrscheinlich die entsprechenden DC81-Ausgangsverstärker schuld sein). Vor- und Endstufe P800 ließen sich aber lieber mit Doppelleitungen verknüpfen, die räumliche Darstellung wirkte dann "noch authentischer und klarer".

Aber wie klingt nun die C280L selbst? Kombination mit verschiedenen Referenzendstufen ergab: Der "atmosphärische Charakter", "größte plastische Abbildungskraft", "subtile Eigenheiten" leuchteten in jedem Gespann durch, aber, das bewies "höchste highendige Güte", an der "Grenze zur Beschreibbarkeit".

gegen .... antreten ..... kann man das nicht besser formulieren

In der Folge durften C280L und P800 zusammen antreten, zunächst gegen die Paarung Burmester 877 mit der in stereoplay 10/88 frisch gekürten Referenz-Endstufe Krell KSA 250. Die „Westler" tauchten in "noch tiefere Klangmeere"; wenn sich "das Fell mannsgroßer Baßtrommeln" elastisch, bauchig dehnen wollte; wenn ganze Konzertsäle beim Fortissimo erbebten, setzte Burmester/Krell freudig noch eins an dunkler Allmacht drauf.

Das Japan-Duo brauchte sich davon nicht erschüttern zu lassen. "Deutlich liebevoller" wies es jedem einzelnen Instrument auch bei feurigen Tuttis seinen Platz zu, kümmerte sich um "feinste Piano-Anschlagsnuancen", das "rechte Timbre der Streichinstrumente", um "frische Luft auf der Bühne", wenn die Widersacher auch hier, nun zu ihrem Nachteil, ein wenig zu dick, zu weichherzig auftrugen.

Das ging aufs Konto der dennoch hervorragenden, eben amerikanisch abgestimmten Krell. Denn die 877 zusammen mit "dem Ausbund an Präzision" (weniger an Kraft), den Burmester Monoblöcken 850, ließ sich von den Accuphase-Herausforderern im Blindtest (bei nicht allzu hohen Lautstärken, welche die 850 an der Apogee Diva noch verkraften) kaum noch unterscheiden.

Wenn die Tester "ehrlich" wären - keine Unterschiede . . . .

Mit trauter Einigkeit verkündete die Hörjury einmal die eine, dann die andere Kombination als klaren Sieger. So triumphierte die Burmester-Kette bei kleinen Besetzungen. Eine "swingende, treibende Baßlinie" zeichnete sie noch zwingender, das rhythmische Geschehen noch klarer, die Mitglieder eines Jazzquartetts erschienen noch lebendiger jeder auf seinem Posten.

Kaum forderte ein größeres Orchester Raum, gewannen C280L und P800 allseitigen Zuspruch. Nun "gewährten sie einzelnen Instrumenten mehr Raum", "staffelten sie besser hinter und vor" die völlig vom akustischen Geschehen gelösten Referenzlautsprecher - boten noch mehr vom Flair eines Konzertsaals.

Soviel Musikalität, größte Klangneutralität, so daß selbst spitzfindige HiFi-Tester um Worte ringen: Ein besseres Zeugnis kann sich eine (bis auf MC!) Vor- und Endstufe selbst kaum ausstellen. Herr Ishizuka wird freudig lächeln. (und ...... eine Anmerkung dazu : diese "Berichte" mit weiteren Anzeigen "flankieren" - so nennt man das.)

Johannes Maier im Dezember 1988
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.... bis das Blut aus den Ohren läuft .....

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  • Anmerkung : Und so steht es eigentlich zwischen den Zeilen, man muß in diesen Qualitätsklassen oder Preisklassen testen, bis das Blut aus den Ohren läuft, um ernsthafte nachvollziehbare Unterschiede nachweisen zu können.
  • Im Jahr 2010, als Karl Breh schon weit über 10 Jahre aus diesem Business raus war, hat er mir erzählt, wie schwer es für ihn als Klassik-Liebhaber bei sehr sehr vielen Geräten war, noch irgend etwas an sinnvollen Unterschieden nachweisen und dann auch beschreiben zu können.

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Ein paar wenige Meßwerte, die wir nicht (nach)messen können

Unsere Meßgeräte haben nur 2 Stellen nach dem Komma und aus unserer Sicht, übrigens auch aus Karl Breh's (Chefredakteur Hifi-Stereophonie) und aus Peter Burkowitz's (Technikchef bei Polygram) Sicht, reicht das völlig aus. Selbst Experten können in diesen Bereichen mit edelsten Sinustönen keine Unterschiede mehr heraushören.

Meßwerte C 280 L
Eingangsempfindlichkeit, Fremd- und Geräuschspannungsabstand
(Bezugspegel CD: 500 mV; MM: 5 mV; MC: 0,5 mV)
CD: 125 mV 97 dB 100 dB
MM: 2 mV 81 dB 86,5 dB
MC: 60 yV 75 dB 81 dB
Harmonische Verzerrungen
bei 1 V Ausgangspannung
20 Hz: 0,0015% 10 kHz: 0,0011%
1kHz: <0,001% 20 kHz: 0,0018%

Meßwerte P 800
Ausgangsleistung (1kHz, 1% Kges)
2 x 550 Watt an 8 Ohm
2 x 900 Watt an 4 Ohm
2 x 620 Watt an 2 Ohm

Nach anderen Unterlagen sind in dem P800 Gehäuse 2 Stück 1000 Watt Ringkerntrafos verbaut.
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