Die Charly-Story
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- Anmerkung : Das hier ist eine Publikation des Herstellers aus 1983. Lächeln Sie über die in die einzelnen Sätze geschickt hinein "verpackten" Superlative wie "Spitzenlautsprecher" und andere.
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Jeder HiFi-Fan hat das Recht auf gute Musik und hervorragende Wiedergabequalität, selbst wenn er nur wenig Geld ausgeben will — so lautet das Motto von Charly, Deutschlands berühmtem Röhrenlautsprecher.
Mit ihm wird eine außergewöhnliche Klangqualität für jedermann erschwinglich. Lesen Sie hier die Hintergründe, warum Charly immer noch die HiFi-Szene schockt und weshalb ihn die HiFi-Händler bekämpfen.
Auf der Düsseldorfer HiFi-Messe 1982 schlug Charly, Deutschlands inzwischen berühmtester Röhren-Lautsprecher, wie eine Bombe ein. Zum ersten Mal nämlich wurde ein Spitzenlautsprecher in professionellem Stil im Direktvertrieb angeboten, auf dieser Messe ausgestellt und vorgeführt.
Dazu kamen die sensationell niedrigen Preise für die beiden Charly-Modelle und ein hervorragendes Testurteil einer HiFi-Fachzeitschrift. Der Skandal war also da.
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Der Skandal
Händler und Hersteller versuchten mit allen möglichen Mitteln, die Charlys und die Firma Audioplay zu boykottieren. Auch heute noch (in 1983), fast ein Jahr später, hat das noch nicht aufgehört.
Immer noch werden laufend Gerüchte ausgestreut, immer noch wird gegen Charly gehetzt, werden Unwahrheiten verbreitet. Nach wie vor gibt es Händler, die sich einen Charly besorgt haben und ihn in ihrem Studio im Vergleich mit anderen Boxen vorführen.
Seltsamerweise verliert der Charly immer! Und seltsamerweise klingt er zu Hause dann ganz anders - nämlich viel besser! Zu den seltsamen Ereignissen gehörten auch die verschiedenen Verrisse in Zeitschriften, die von Fehlern nur so wimmelten.
Einer Zeitschrift konnten wir mehr als ein Dutzend solcher Fehlaussagen nachweisen, die von falschen Abmessungen der Box über eine falsche Ortsangabe bis zu falschen Aussagen über die Akustik reichten.
Alle diese Anti-Charly-Kampagnen waren gesteuert von dem Wunsch, bloß keine Firma anzuerkennen, die an den HiFi-Händlern vorbei geht, um per Direktvertrieb wirklich preiswerte Boxen anzubieten. Kein Wunder, daß die "Frankfurter Allgemeine" schrieb: "Charly schockt die ganze HiFi-Branche". Aber wie kam denn nun der Skandal namens Charly wirklich zustande?
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Die Geschichte ist schnell erzählt.
Drei Jahre ist es jetzt her (also etwa 1980), daß ein Professor von einer Technischen Universität in Deutschland systematisch HiFi-Boxen untersuchte, Messungen anstellte, Hörtests machte, die Konstruktionen auseinandernahm und dabei immer wieder auf das gleiche stieß: Die Boxen waren teilweise miserabel konstruiert und viel zu teuer.
Warum zu teuer? Nun, der HiFi-Markt wimmelt geradezu von Boxen, der Konkurrenzkampf unter den Herstellern ist so hart wie nie zuvor.
- Anmerkung : Der Niedergang der Hifi-Industrie war in vollem Gange. DUAL hatte gerade Pleite gemacht und viele andere kleine Firmen auch.
Also stecken die Hersteller viel Geld in Äußerlichkeiten — was gut aussieht, verkauft sich nämlich besser. Da gibt es glänzende Schildchen mit schönen, aufgedruckten Frequenzkurven (Anmerkung : Isophon ud HECO), die zwar nicht stimmen, aber imposant aussehen; da gibt es blinkende LED's und hochglanzpolierte Ringe um die Chassis, nur um sich vom Konkurrenzmodell zu unterscheiden.
Dann kommt ein teurer Karton um die Box (der später im Keller vergammelt), dazu kommt natürlich der extrem teure Hochglanzprospekt, der schöne Sprüche enthält (Anmerkung : genauso wie hier auch) und dann doch in den Papierkorb wandert; viel Geld wird natürlich auch in die Werbung gesteckt (manche Firmen geben eine halbe Million allein für die Boxenwerbung aus, und das sind nicht einmal die großen Hersteller), und zum Schluß wandert die Box über den Vertrieb zum Händler.
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Der Händler will verdienen
Und der will verdienen. Wenn er eine Box für 3oo Mark einkauft (einschließlich Mehrwertsteuer), dann wird er sie für 600 oder 7oo Mark (einschließlich MWST) verkaufen. Kostet sie ihn im Einkauf zum Beispiel 1ooo Mark, dann bietet er sie vielleicht für 1800 Mark an und so weiter. Aber rechnen Sie mal zurück: Bei 3oo Mark Abgabepreis an den Händler einschließlich aller Umlagen für Werbung und allen äußerlichen Firlefanz bleiben für die Box selbst nur noch wenige Mark übrig: ein Tieftöner kostet dann vielleicht noch 25 Mark, ein Mitteltöner 12 Mark, der Hochtöner darf gerade mal 7 Mark kosten, an der Frequenzweiche wird gespart, das Gehäuse schlägt mit 50 Mark zu Buche, alles wird hurtig am Fließband zusammengeleimt - und fertig ist die Markenbox.
Kein Wunder, daß viele Boxen, die viel Geld kosten, für ihren Preis viel zu schlecht klingen! Und kein Wunder, daß der Charly einen Skandal auslöste! Stellt er doch das ganze System gründlich in Frage. Denn beim Charly ist alles anders!
Die Vertriebsform = Direktvertrieb
Da ist zuerst einmal die Vertriebsform: Charlys werden direkt ab Werk verkauft, um die Händler-Verdienstspanne zu umgehen. Das macht sie schon mal kräftig billiger. Außerdem ist bei Charly Sparsamkeit in allen unwichtigen Dingen die wichtigste Devise. Es gibt keine Hochglanzprospekte, es gibt keine teuren Vierfarbanzeigen, keine Messingschild-chen und keine blinkenden Lämpchen.
Alle diese Maßnahmen drücken natürlich den Preis runter. Außerdem dachte unser TU-Professor, der geistige Vater des Charly, gründlich über die Gesetze der Akustik nach und wandte sie konsequent bei diesem Röhrenlautsprecher an.
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Die Gesetze der Akustik (laut Herstelller !!)
1. Gesetz: In einem kastenförmigen Gehäuse gibt es immer stehende Wellen, weil der Tieftöner nach innen immer gegen eine parallele Wand abstrahlt. Diese stehenden Wellen verfälschen den Klang. Deshalb wählte der Professor die Röhrenform. Bei ihr gibt es nämlich keine parallelen Wände.
2. Gesetz: Kastenförmige Gehäuse neigen stark zu Gehäuseresonanzen, die ebenfalls den Klang verfälschen. So schreibt Professor Klinger in seinem bekannten Lautsprecherbuch ("Lautsprecher und Lautsprechergehäuse für HiFi", erschienen im Franzis-Verlag München) : "Rohrförmige Boxen haben den Vorzug, daß praktisch keine Biegeschwingungen der Gehäusewände auftreten können." Auch aus diesem Grund hat Charly eine Röhrenform.
3. Gesetz: Auch die geringsten Resonanzen sollen vermieden werden. Sie entstehen ja, wenn die Gehäusewände der Box beim Musikbetrieb mitschwingen. Deshalb suchte unser Professor ein Material, das eine hohe Eigendämpfung aufweist — und verfiel auf die Pappröhre. Er ließ sich eine spezielle Röhre anfertigen und staunte: Die auftretenden Resonanzen entsprachen denen, die sonst nur ein Gehäuse aus 4o Millimeter starken Spanplatten besitzt. Damit stand fest, daß die Röhre einem Gehäuse aus den üblicherweise verwendeten 22-Millimeter-Platten auf jeden Fall überlegen war (die meisten Boxen haben sogar nur 19 Millimeter starke Wände).
Und zugleich jubelte er, denn die (Papp-) Röhre war natürlich erheblich preiswerter als ein teures Holzgehäuse. Die Preisvorteüe schlagen sogar bis zu den Transportkosten durch. Überlegen Sie mal, was die Fracht für eine schwere Box aus Holz kostet!
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4. Schließlich entwickelte unser Professor eine Konstruktion, die als Antiresonator gegen Mantelschwingungen wirkt und die so pfiffig ist, daß er sie zum Patent anmeldete. Sie besteht aus einer sternförmigen Verstrebung mit einer (so die korrekte physikalische Definition) ungradzahligen Anzahl von Strahlen in regelmäßiger Anordnung, die innen in der Röhre sitzt. Sie dient dazu, die in einer Röhre auftretenden Resonanzmöglichkeiten niederer Ordnung vollends zu verhindern. Deshalb ist dieser Stern auch so extrem wichtig.
5. Gesetz: Je größer das Volumen der Box ist, desto tiefer geht der Baß runter. Ein großes Volumen erlaubt nämlich große Membranflächen des Tieftöners. Und das hat folgende Konsequenzen: Er muß weniger Hub machen, erzeugt weniger Verzerrungen und weniger Doppler-Intermodulation; außerdem gibt es eine weniger starke Veränderung der Lautsprecherinduktivität bei Bewegung und weniger Leistungsverlust durch lange Schwingspulenwicklungen.
Bei einem Zylinder aus Pappe läßt sich das Volumen relativ einfach vergrößern, ohne daß die Kosten überdimensional wachsen. Auch das Gewicht und die damit verbundenen Frachtkosten steigen nicht so stark an. So kommt es, daß ein Charly S (das ModeU SE hat die gleichen Abmessungen) ein Volumen von 102 Litern besitzt - und das bei diesem Preis! Rechnen Sie dieses Volumen mal auf konventionelle Boxen um - Sie werden sich wundern.
6.Gesetz: Der Tieftöner soll möglichst weit entfernt von der Wand der Box sitzen, auf die er rückwärts abstrahlt. Bei den meisten Boxen sind das 3o bis maximal 7o Zentimeter, entsprechend der Tiefe des Gehäuses. Beim Charly S hingegen sind es loo Zentimeter — denn bei ihm sitzt der Tieftöner ja oben! Seine "Rückwand" ist also der Boden des Gehäuses, der loo cm entfernt ist. Das macht es in einem Zug möglich, die Röhre weniger zu bedämpfen, was die Verzerrungen senkt, den Wirkungsgrad anhebt und zu einem klareren Klangbild führt. Merken Sie bei solchen Beispielen, welch ein konsequentes akustisches System die Charly-Konstruktion darstellt? Aber es geht noch weiter.
7. Gesetz: Eine Frequenzweiche mit 6 Dezibel Flankensteilheit besitzt bei Passivboxen weniger Phasenverschiebungen als eine mit 12 oder 18 Dezibel. Und Phasenverschiebungen verderben ebenfalls den Klang ! An dieser Stelle müssen sich die Entwickler normalerweise sozusagen zwischen Herzinfarkt und Lungenkrebs entscheiden - oder sie müssen Aktivboxen konstruieren, weil hier die Verhältnisse ganz anders sind; aber Aktivboxen sind naturgemäß weit teurer.
Eine 6-Dezibel-Weiche trennt nicht so scharf wie eine mit 18 Dezibel; die Folge wäre, daß zum Beispiel ein Tieftöner noch eine Menge unerwünschter Mitteltonanteile abstrahlen würde. Also was tun - eine weniger steilflankige Weiche nehmen, die als Vorteil weniger Phasenärger macht, oder lieber eine steilflankige, die besser trennt, dafür aber Phasen verschiebt?
Beim Charly bot sich die glückliche Lösung, eine 6-Dezibel-Weiche nehmen zu können, ohne daß der Tieftöner noch mittlere Frequenzen hörbar abstrahlt. Denn er sitzt ja oben, strahlt mithin zur Decke ab und schickt die (einem physikalischen Gesetz zufolge) schon stark gebündelten Mitteltonanteüe nicht zum Zuhörer hin, sondern ebenfalls an die Decke, während die tiefen Töne ja kugelförmig im Hörraum verteilt werden.
8.Gesetz: Es ergibt sich ganz logisch aus dem 7.Gesetz, der 6-dB-Weiche, und lautet: Der Tieftöner gehört bei einer Passivbox nach oben, sofern eine 6-dB-Weiche verwendet wird! Wo, bitteschön, ist das eigentlich bei konventionellen Holzboxen der Fall?
9.Gesetz: Bei kastenförmigen Gehäusen entstehen an den Kanten starke Reflektionen. Dazu wiederum Professor Klinger: "Beugungen sind eine häufige Ursache für Klangverfälschungen und ungünstiges Impulsverhalten".
Beim Charly hingegen können solche Beugungen gar nicht erst auftreten und den Klang verderben, weil er ja keine ebene, sondern eine gebogene Schallwand hat! Auch das ist einer der Gründe, warum man sich für die Röhrenform entschied.
1o.Gesetz: Die Lautsprecherchassis müssen impedanzentzerrt werden, weil sonst die errechneten Trennfrequenzen der Weiche im Musikbetrieb nicht stimmen. Daher sind beim Charly alle Chassis impedanzentzerrt, was ebenfalls dem kristallklaren Klang und den sauber verarbeiteten Impulsen zugute kommt.
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Anmerkung aus 2024 - bis hierher sehr viel Unsinnn gelesen
In den obigen 10. Gesetzen der Firma Audioplay bzw. des Inhabers Herrn Baus haben Sie sehr viel Unsinn und Wunschdenken gelesen, das Sie auf keinen Fall als Basis Ihres Wissens einplanen sollten.
Wenn ich nicht bei uns im großen Studio die JBL 250 Ti stehen hätte, eine 4-Wege Box mit einer sehr sehr aufwendigen Frequenzweiche und einem exzellenten Klang, dann würde ich das obige glauben. Doch diese JBL Boxen relativieren so gut wie alle Aussagen, die oben gemacht wurden als Marketing-Sprüche, die von den diversen "Testern" damals in 1983 bereits moniert wurden.
Der Verriß in manchen Magazinen war sicher den anderen zahlenden Inserenten geschuldet und somit "gekauft", doch die überschwengliche Lobhudelei war auch nicht gerade wertneutral.
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