Der DENON Vollverstärker PMA-1060 stammt aus 1990
Dez. 2022 - Auch der DENON kommt noch auf den Labortisch. Er spielt bei uns schon seit Jahren und macht einen sehr guten Sound an zwei Castle Boxen. Und da er direkt nach dem Abholen aus Düsseldorf im April 2018 zu uns in einen Wohnraum kam, durfte er bislang nicht aufgeschraubt werden.
Doch jetzt im allgemeinen Beurteilen der Technik der Audio-Entwicklung nach dem Niedergang von 1982 und dem japanischen beinahe Knall in 1990 ist es an der Zeit, den PMA-1060 mal genauer zu inspizieren. Der PMA-1060 war 1990 das zweitstärkste Modell direkt unter dem Top-Modell PMA-1560.
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Die ganze DENON Anlage kam aus Düsseldorf
Es war für uns das erst Mal, daß in einem Testament stand, die ganzen Hifi-Sachen sollen an dieses Hifi-Museum nach Wiesbaden gehen. In 2018 war es ein Auto voller Schallplatten und eine Menge Hifi-Technik.
Der mitgekommene CD-Spieler sieht zwar toll aus, ist aber nur Mittelklasse. Der Tuner dagegen ist wiederum Spitzenklasse. Und der Verstärker ist etwas Besonderes.
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Der Vollverstärker PMA-1060 - häßlich aber gut
Der Vollverstärker PMA-1060 hatte offensichtlich Mühe, seine Käufer zu finden, denn dort wurschtelten (oder entwickelten) zwei Teams, die sich anscheinend nicht mochten. Das Innenleben ist genial und von edler Qualität, der Klang bzw. der Sound ist begeisterungsfähig. Doch wer hat um Himmels willen diese Optik designed ?
Damals in der Schule hatten wir im Kunst- bzw. Werkunterricht etwas vom sogenannten "Goldenen Schnitt" erfahren. Das Auge solle einen angenehmen optischen Eindruck eines Gegenstandes oder Bildes oder eines Werkes "erfühlen".
So hatte zum Beispiel Max Grundig einen Blick für die Optik seiner Zeit und er begutachtete jedes einzelne Gerät eigenhändig. Hier ist zwar der Lautstärkeknopf deutlich herausgehoben und auch auf der rechten Seite, doch links ist der eigentlich völlig nebensächliche Lautsprecher-Wahlschalter fast genauso groß geworden.
Die beiden Klangsteller samt des Balancestellers verschwinden als Kleinstknöpfe weiter unten. Warum diese Optik nicht gefällíg wirkt, müssten jetzt gelernte Designer heraufinden, jedenfalls mir gefällt sie überhaupt nicht. Das haben andere Japaner erheblich besser hinbekommen, vor allem SONY war da Marktführer. Auch ONKYO hat es gut gelöst, die wichtigen Bedienteile durch ihre Größe optisch herauszustellen.
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Doch der Verstärker "klingt" hervorragend
....... und das ist ja eigentlich der Sinn und Zweck solcher Geräte. Bei uns hängen zwei Boxen vom englischen Boxenbauer CASTLE dran - vom Typ "Harlech". Der Wohnraum ist 9m lang und der Sound ist wirklich gut.
Der Verstärker ist mit echten 2 x 100 Watt an 8 Ohm spezifiziert und die bringt er mit seinem 240 Watt (VA) Trafo. Und ganz erstaunlich, zu dem MM-Phono- Vorverstärker gibt es einen auf der Frontplatte zuschaltbaren Vor-Vor-Verstärker für MC- Abtaster. Das ist ungewöhlich.
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Ein Blick hinein zeigt Stärken und Schwächen.
Da ist als Schwäche zuerst mal der 230V Netzschalter an der Fronplatte. Das ist nicht nur billig und nicht dem Niveau des Gerätes entsprechend, die offenen Kontakte gehören unbedingt verdeckt oder isoliert. So ist das Murks. Schade.
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Als Highlights sind die Trennung von Vorverstärker, Endstufe und Lautsprecheranschlüssen zu nennen. Die Umschaltung der Eingänge und der Tape-Ausgänge erfolgt direkt nahezu an den Eingangsbuchsen über Bowdenzug-Schalter. Der Lautstärkesteller wird mit einer langen Achse von hinten nach vorne an die Front verlängert. Leider ist das Lautstärke-Poti von einfachster (offener) Qualität. Das hätte nicht sein müssen. Zur Zeit kratzt es noch nicht.
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Die Klangsteller und die Loudness .......
Die beiden Klangsteller Bass und Höhen bewirken gefühlt fast nichts. Dagegen ist die (leider nur fest einstellbare) Loudness - also pegelunabhängig !!! - wirkungsvoll. Das hatten sich Herr Fletcher und Herr Munson aber anders vorgestellt. Das sollte pegelabhängig und nicht unabhängig wirken. So haben es aber viele Wettbewerber auch nach dem Jahr 2000 noch gemacht. Alleine YAMAHA hatte einen separaten Pegel- und einen Lautstärke-Steller.
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Das Netzteil ist einmalig - der eiskalte Trafo auch
Ich habe ganz ganz selten einen vollständig gekapselten Transformator auf dem Labortisch gehabt - vermutlich vergossen wie bei dem etwa gleichstarken SONY Vollverstärker - der auch nach 5 Stunden Betrieb (zwar mit leiser Musik) eisekalt bleibt, als wenn er im Kühlschrank gestanden hätte. Er wird nicht mal handwarm wie bei dem lauwarmen Pioneer VSX-859. Er brummt auch nicht.
Neben dran ist die Leistungsendstufe mit großen massiven Kühlkörpern. Je 4 Leistungstransistoren gibt es pro Kanal, denn die 180 Watt an 4 Ohm pro Kanal - aber nicht gleichzeitig !!- sollten ja nachweislich funktionieren.
Dazu hat DENON 4 Elkos je 8.200 uF/63 Volt eingesetzt. Das entspricht etwa 16.000uF x 2 - während andere größere Verstärker mit 2 x 22.000uF glänzen. Doch 16.000uF sind schon ausreichend. Es gibt also einen Grund, warum der Verstärker auch noch bei lauter Musik vom CD Spieler ganz gut klingt.
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Die Kabel vom Transformator gehen direkt rüber zum Gleichrichter auf der Endstufenplatine und die Ausgangskabel der Endstufen gehen direkt zu den Lautsprecher Relais und von dort an die Klemmen.
Jetzt muß ich noch nach dem Servicemanual schaun.
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Einmalig sind auch die Sprüche in den deutschen Prospekten
Hier hat sich der "Prosa"- Texter weit aus dem Fenster gelehnt und mal so richtig auf die Pauke gehaun. Den Prospekt von 1990 werde ich auch noch einscannen. Damit kann man zumindest mal lachen.
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