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Der Deutsche Rundfunk bis zum Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans (1950)
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Von Gerhart Goebel (Darmstadt / Eberstadt)
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B. Die Entwicklung der Rundfunk-Technik in Deutschland

IV. Empfänger-Technik
a) Vorgeschichte


Bei der Eröffnung des deutschen Rundfunks waren die auch heute noch gebräuchlichen Empfängerschaltungen im Prinzip sämtlich bekannt. O. v. Bronk (Telefunken) hatte bereits 1911 die Hochfrequenz-Verstärkung [50] und 1914 zusammen mit W. Schloemilch das Prinzip der Reflex-Verstärkung beschrieben [100].

Die Audion-Schaltung mit induktiver Rückkopplung war seit 1913 in Gebrauch; 1913 hatten sich G. Arco und A. Meißner (Telefunken) das Super (-sonic)- Heterodyne-Prinzip schützen lassen, das allerdings erst 1918 durch E. A. Armstrong praktisch verwirklicht wurde [101]. 1920 fand G. Leithäuser die heute noch übliche kapazitive Rückkopplungsschaltung [102]. Der vom TRA 1922 in Verbindung mit der deutschen Funkindustrie entwickelte Teilnehmer-Empfänger für den Wirtschaftsrundspruch (rückgekoppelter Sekundärempfänger mit 2-facher Niederfrequenzverstärkung und mit Allstrom-Netzanschlußgerät) zeichnete sich bereits durch beachtliche Betriebssicherheit aus.

1923 - Monopolversuch der „Rundfunk-Gesellschaft m.b.H."

Die im November 1922 von den 3 bereits vor dem 1. Weltkrieg auf dem Funkgebiet arbeitenden deutschen Firmen Telefunken, Lorenz und Huth nach englischem Vorbild ins Leben gerufene „Rundfunk-Gesellschaft m.b. H." bemühte sich 1923, in Verbindung mit einer vorläufigen Sendekonzession das alleinige Recht zur Lieferung von Rundfunkempfangsgeräten zu erhalten.

Die entsprechenden Verhandlungen mit dem RPM zerschlugen sich jedoch, insbesondere nachdem der am 11. April 1923 unter der Führung von W. Burstyn, H. W. Fitze und S. Loewe gegründete „Verband der Radioindustrie e. V." (später Verband der Funkindustrie (VDFI)) gegen eine solche Monopolstellung der Patentinhaberfirmen Einspruch erhoben hatte.

1923 - Telefunken hatte die Patente

Obwohl niemand in Deutschland ohne berechtigte Benutzung der Telefunkenpatente Rundfunkgeräte anfertigen konnte, weigerte sich Telefunken dennoch zunächst, dem VDRI eine allgemeine Baulizenz zu erteilen. Nach der Eröffnung des Senders Berlin I begannen daher die in diesem Verband zusammengeschlossenen Firmen, zunächst illegal Rundfunkgeräte zu fabrizieren in der Hoffnung auf eine baldige Verständigung mit den Patentinhabern.

1924 - Telefunken "muß" Patente freigeben

Erst am 28. Januar 1924 zeigte nach Intervention Bredows Telefunken „volles Verständnis für die Wünsche nach Freigabe seiner Patentrechte. Es ... ermöglichte ... durch das System der Bauerlaubnis das Entstehen einer allgemeinen deutschen Rundfunkindustrie ..." [103].

1924 - Der Telefunken "Goldesel" funktioniert

Der erste Bauerlaubnisvertrag (1924) basierte auf einer Stückgebühr je Röhrenfassung in Höhe von RM 20.-, die bei einer garantierten Massenabnahme bis auf 1.50 RM reduziert werden konnte. Für 6 Detektorfassungen wurde dieselbe Lizenz wie für eine Röhrenfassung erhoben. Da im Jahre 1924 jedoch statt der vom VDFI abgegebenen Garantiemeldung von 500.000 Röhrenfassungen insgesamt nur 82.700 Detektorfassungen und 95.900 Röhrenfassungen abgerechnet werden konnten, mußte der Verband 1925 erneut mit Telefunken verhandeln und konnte am 3. April 1925 den „Normalbauerlaubnisvertrag" abschließen, der nach Abgeltung der Röhrenfassungs-Garantieverpflichtungen durch eine Pauschalsumme eine limitierte prozentuale Wertlizenz von 10% des Netto-Verkaufspreises vorsah unter der Bedingung, daß die Röhren nur von Telefunken bezogen werden durften.

Dafür genossen die im VDFI zusammengeschlossenen Lizenznehmerfirmen einen gewissen Schutz vor fremdem Wettbewerb, da die ausländischen Hersteller sich bei territorialer Einschränkung der Telefunken-Auslandsbetätigung verpflichtet hatten, keine Konkurrenzfabrikate nach Deutschland einzuführen.
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Eine Zeit lang konnte Telefunken kassieren

Allerdings war Telefunken nicht in der Lage, die exportierenden deutschen Firmen gegen Ansprüche ausländischer Patentinhaber zu sichern, so daß jeder Export auf eigenes Risiko der Herstellerfirma geschah.

Der erste, 1923 nach kommerziellen Gesichtspunkten gebaute deutsche Exportempfänger „Telefunken D" mit einer durch Spulenabgriffe regelbaren Rückkopplung (Audion + 2fach-Nieder-frequenzverstärker, Preis etwa 25£) verschwand bald wieder vom Markt.

Dieser Empfänger war bereits mit einer neu entwickelten Röhre (RE58) bestückt [104], deren Vorteile gegenüber den bis dahin gebräuchlichen, noch während des ersten Weltkrieges entwickelten Röhren der Type RVN aus der nachstehenden Tabelle hervorgeht.

Type|Verwendung|Heizspannung V|Heizstrom A|Steilheit mA/V|Sockel|Bemerkungen
EVN 171|NF-Verstärkung|2,7|0,5|0,15|Stift-Rohr (Heer)|grüne Kappe
EVN 173|Audion|2,7|0,5|0,15|»|rote Kappe
REH|HF-Verstärkung NF-Verstärkung ' Audion|2,8|0,5|0,15|Stift (Telefunken)|Wolfram-Faden
RE58|HF-Verstärkung NF-Verstärkung Audion|5|1|0,3|Stift Bajonett (amerikanisch)|Vertikaler System-Aufbau
RE78|HF-Verstärkung NF-Verstärkung Audion|2,5|0,07|0,3|Stift (Telefunken)|Thorium-Kathode
RE83|NF-Endstufe|2,5|0,2|0,4|Stift (Telefunken)|j?

IV. Empfänger-Technik
b) Einkreis-Empfänger

Die Entwicklung der eigentlichen deutschen Rundfunkempfänger ging ebenso wie die der Sender in mehreren großen Perioden vor sich.

1923 - Periode 1

Sie begann im Jahre 1923 mit dem Bau von Detektor-Empfängern (Bild 93) und der Entwicklung einfacher Einröhren-Audion-Empfänger (Telefunken G), die mit der Universal-Wolframfaden-Triode RE11 bestückt waren. Sie ermöglichten bei freier Rückkopplung an einer guten Hochantenne bereits den Kopfhörer empfang englischer Stationen. Die Geräte wurden Ende 1923 den Bedingungen der RTV entsprechend mit einer vom Abstimmkondensator zwangsläufig gesteuerten Rückkopplung ausgerüstet und ließen sich durch nachträgliche Anschaffung eines getrennten Einröhren-HF-Verstärkers und eines Sekundärkreises zur Erhöhung der Selektrivität sowie eines 2-Röhren-Niederfrequenzverstärkers für Lautsprecherwiedergabe ergänzen.

Radiohören war immer noch teuer

Von Siemens u. Halske wurde 1924 eine gleiche Geräte-Reihe mit Oxydkathoden-Sparröhren herausgebracht. Noch kleinere Baueinheiten, aus denen jede beliebige Empfängerschaltung zusammengesetzt werden sollte, entwickelte u. a. L. v. Kramolin 1923 [171]. Die 1923/1924 auf dem Markt erscheinenden Empfangsgeräte von Lorenz, Radio-Amato, Schuchardt (Allradio) u. v. a. entsprachen in ihrer Schaltung durchweg den oben beschriebenen.

Der Preis für einen Einröhren-Batterieempfänger betrug etwa 250,- RM. Der erste von der RTV für den deutschen Rundfunk zugelassene Empfänger für Netzanschluß (Audion-Röhre ohne Rückkopplung, Niederfrequenz - Verstärkerröhre) (Bild 94), wurde von der Firma „Radio-Telephonie G.m.b.H., System Junker" gebaut. Er konnte sich jedoch infolge des hohen Heizstromverbrauchs der damaligen Röhren nicht einführen.
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IV. Empfänger-Technik
c) Mehrkreis-Empfänger

Die Entwicklung der eigentlichen deutschen Rundfunkempfänger ging ebenso wie die der Sender in mehreren großen Perioden vor sich.

Bei einem von „Radio-Frequenz" herausgebrachten „rückkopplungsfreien" Empfänger mit einer abgestimmten Hochfrequenz-Verstärkerstufe sollte die durch Gitter-Anode-Kapazitäten verursachte Selbsterregung nach einer Erfindung von S. Loewe durch eine induktive Gegenkopplung unterdrückt werden.

Wirksam gelang dies selbst bei mehrstufigen Hochfrequenz-Verstärkern erst durch die 1915 von W. Schloemilch, später von L. A. Hazeltine angegebene Neutrodyne-Schaltung [106] oder die einfachere, allerdings weniger wirksame TAT (= Tuned-Aperiodic-Tuned)-Schaltung von J. Scott-Taggart [107], die freilich nur von Amateuren angewandt wurde, u. a. in Verbindung mit einem Transponierungs-Zusatzgerät [113].
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Ab 1925 - Empfänger mit 5 und 9 Röhren

1924 erschien der erste betriebssichere Reflex-Empfänger („Telefunken 3"), der mit Thorium-Sparröhren RE78 und RE83 bestückt war und in verschiedenen Formen, u. a. auch als Schrank mit eingebautem Trichter-Lautsprecher geliefert wurde. Der erste in Deutschland beschriebene Transponierungs-Empfänger war ein von M. M. Hausdorff aus U.S.A. importiertes 13-Röhrengerät in der von Armstrong angegebenen Schaltung [108] mit einer Zwischenfrequenz von 30kHz.

Anfang 1925 brachte auch die deutsche Industrie bereits einen 1924 von R. E. Lacault angegebenen 5 Röhren - Ultradyne - Empfänger (DETEWE) und einen 9 Röhren - Superhet (RATAG) heraus, die allerdings noch nicht als „postmäßig" galten. Die mit den damaligen Geräten erzielbaren Reichweiten bei 1,5kW Senderleistung und einer Eindraht-Antenne von 50m Länge betrugen nach M. M. Hausdorff [110]:

Reichweite bei Lautsprecher-Empfang für :

Apparate mit Röhrenzahl postmäßige Apparate nlcht postm. Apparate
1 - -
2 1 km 15 km
3 8 km 50 km
4 15 km 500 km
5 18 km 1000 km

1925 - Die postalischen Beschränkungen fallen weg

Mit dem 1. September 1925 [111] fielen in Deutschland sämtliche postalischen Beschränkungen hinsichtlich der Technik und des Wellenbereichs der Empfangsgeräte, soweit sie nicht in der „Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs" vom 8.3.1924 verankert waren.
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Im Dezember 1924 war zwischen der Firma Dr. E. F. Huth und dem VDFI ein Abkommen getroffen worden, demzufolge die Verbandsfirmen die der Firma Huth geschützten Honigwabenspulen (DRP 454 897) und Spulenkoppler (DRP 548 197) benutzen durften. Die Ende 1925 auf dem Markt erscheinenden Empfänger waren dementsprechend entweder mit auswechselbaren Steckspulen ausgestattet, oder die Spulensätze für jeden Wellenbereich waren in einem in das Gerät einschiebbaren Kasten untergebracht.
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Ende 1925 waren von der DRP 1.022.229 Rundfunkgenehmigungen erteilt worden. Dieser Zahl standen 435.000 ordnungsgemäß in Lizenz gebaute Rundfunkgeräte gegenüber. Der Rest von 587.000 Geräten war von Bastlern oder von illegalen Herstellerfirmen gefertigt worden.
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1925 / 1927 - Periode 2

Während die 1. Periode im deutschen Empfängerbau gekennzeichnet war durch das Bemühen, zu brauchbaren Schaltungen und hochwertigen Einzelteilen zu gelangen, legte die Entwicklung während der 2. Periode (1925 ... 1927) in erster Linie Wert auf verbesserten Klangcharakter (CW-Kopplung in Verbindung mit Lautsprecherröhren (RE 154)) bei herabgesetzten Preisen.

Es zeichneten sich vor allem die billigeren Ortsempfänger und die hochwertigen Mehrkreis-Empfänger (etwa 600,- RM) mit Gleichlauf-Kondensatoren in Neutrodyne- oder Superheterodyne-Schaltung ab.

1927 - Die Mehrfachröhre von Ardenne/Loewe kommt

Die Röhrenindustrie lieferte die ersten serienmäßig gefertigten Mehrsystemröhren (TKD) und die nach Angaben von M. v. Ardenne gebauten Mehrfach-Röhren (Loewe), die vollständige 2- oder 3-fach-Widerstandsverstärker mit allen Kopplungselementen in einem gemeinsamen Glaskolben enthielten (Preis 9,50 RM) und als Vorläufer des Volksempfängers gelten können.

1926 - Die ersten Wechselstrom Geräte sind erhältlich.

Das Interesse an Baukasten-Empfängern und Detektor-Geräten erlosch. 1926 erschienen bereits Wechselstrom - Netzanschlußgeräte (nach VDE-Vorschriften) mit Hochvakuum-Gleichrichterröhren für Lieferung der Anodenspannung, während der Heizstrom noch aus Batterien entnommen werden mußte. Lautsprecherempfang wurde allgemein bevorzugt. [114; 115].

1927 waren die Detektorgeräte fast gänzlich vom Markt verschwunden. Die Entwicklung der Röhrengeräte verlief im Gegensatz zu den Vorjahren in gleichmäßigeren Bahnen.

1927 / 1932 - Periode 3

Bei den Ein-, Zwei- und Dreikreis-Geradeausempfängern der 3. Periode (1927 ... 1932) herrschte das Bestreben nach vereinfachter Bedienung und nach Netzanschluß vor [124]. Als Ersatz für die Vielröhren-Überlagerungsempfänger kam vereinzelt der von C. J. Fitch 1924 angegebene Tropadyne-Empfänger [117] mit Rahmen-Antenne [118] für Rundfunk-Empfang auf.

1928 - Radios mit "Plattenspieler"-Eingang

Einen wesentlichen Fortschritt bedeuteten die 1927 erstmalig hergestellten indirekt geheizten Röhren [116] mit Stiftsockel, die 1928 allgemein zum Bau von Voll-Netzempfängern mit "Tonabnehmeranschluß" führten [119]. Im selben Jahr erschien die Schirmgitter-Röhre [120], die im Prinzip bereits 1916 von Schottky angegeben worden war (DRP 300 617). Sie ermöglichte ohne Neutralisation eine erheblich größere Stufenverstärkung als bisher.

1928 - Erste Bildfunksendungen mit Fultograph

1928 brachte Valvo eine Endpenthode auf den Markt. Am 20. November 1928 wurden die ersten Bildfunksendungen mit einem von Fulton angegebenen Gerät „Fultograph" über den Rundfunksender Berlin-Witzleben verbreitet.

1929 - Kraftverstärker mit 50 Watt Sprechleistung

1929 hatte der Empfänger mit ein oder zwei Hochfrequenz-Penthoden die Mehrröhren- Neutrodyne- Geräte fast völlig verdrängt. Die Röhrenzahl ging auf höchstens 5 zurück. Lautsprecherröhren (RE 604) gaben den Anstoß zum Bau von Kraftverstärkern mit 6 ... 50W Sprechleistung.

1930 - Bildfunkgeräte verschwinden - Lautsprecher kommen

Im folgenden Jahr verschwanden die Bildfunkgeräte wieder vom Markt und der Bildfunkdienst der Berliner Funkstunde wurde am 20. Dezember 1929 eingestellt. Im Jahre 1930 kamen entsprechend der gesteigerten Selektivität der Geräte die ersten Großskalen auf, und man begann, den Lautsprecher in das Empfängergehäuse einzubauen.

1931 - Kofferempfänger werden modern

Zur Vermeidung der Rundfunk-Abmeldungen während der Sommermonate brachte die Industrie serienmäßige Koffer-Empfänger heraus [121; 122]. Eine von Telefunken entwickelte Stabröhre („Arco-Stab") mit Außensteuer-Elektroden erfüllte die Erwartungen nicht.

Anfang 1931 waren noch 53% aller Geräte Batterieempfänger, 35% besaßen Wechselstrom-Netzanschluß und 12% Gleichstrom-Netzanschluß [123].

1931 - Der Kristall-Detektor Empfänger verschwindet

Am 22. Juni 1929 wurde zwischen dem VDFI und der C. Lorenz AG. ein Abkommen wegen der Benutzung der Rechte an dem DRP 355 590 (Gleichstrom-Netzgerät) getroffen. Nachdem die Industrie 1931 die ersten Röhren für indirekte Gleichstrom-Netzheizung herausgebracht hatte, stieg die Zahl der damit betriebenen Apparate 1931/32 auf 19%. Die Schirmgitterröhren- Geradeaus-Empfänger mit Einknopfbedienung und eingebautem dynamischem Lautsprecher für Netzbetrieb bedeuteten 1931 einen gewissen Abschluß der Empfänger-Entwicklung. Nach einer von der DRP am 1. Januar 1931 veranstalteten Umfrage arbeiteten von 100 genehmigten Rundfunk-Empfangsanlagen nur noch 16 mit Kristall-Detektor [86].

IV. Empfänger-Technik
d) Verbesserte Bauteile

Bis zur offiziellen Eröffnung des deutschen Rundfunks waren Rundfunk-Bauteile im freien Handel nicht erhältlich. Dagegen entstand nach dem 1. Weltkrieg in vielen Städten ein lebhafter Schwarzhandel mit solchen Einzelteilen, die teils aus verschrotteten ehemaligen Heeresfunkgeräten stammten, teils auch von Polizei- und Reichswehrfunkern veräußert wurden. Bastler mußten sich sämtliche Empfängerbauteile mit Ausnahme der Röhren, die aus einer der erwähnten Quellen stammten, selbst herstellen.

Elektronik-Bauteile wurden selbstgebaut

Die Pakete des Drehkondensators, der - abgesehen vom Plattenschnitt - seine ihm 1901/02 von A. Koepsel gegebene Form bis heute beibehalten hat, wurden aus Zinkblech und Messingstäben zusammengelötet oder -geschraubt. Zur Feineinstellung dienten Uhrzeiger-Getriebe [303].

Als Isoliermaterial benutzte man anfangs Holz, das längere Zeit in Paraffin gekocht war (1923), Hartgummi (1924), Hartpapier, Trolit (1925) u. a. Kunstharze. Für Bauteile im Hochfrequenzfeld erschienen 1933 unter der Bezeichnung „Calit" (Hescho) oder „Frequenta" (Stemag) keramische Isolierstoffe auf Speckstein- Grundlage, die sich durch einen sehr kleinen Verlustwinkel auszeichneten.

Die Honigwabenspule bis 1925 - dann die „Ferrocart"-Kerne

Bei den ersten Rundfunk-Detektor-Empfängern wurden noch die seit 1900 bekannten Volldraht-Spulen verwendet, deren Induktivität sich durch einen Schiebekontakt verändern ließ. Die ersten Röhrenempfänger waren teilweise mit Litzendraht-Spulen (nach N. Tesla und F. Dolezalek) in kapazitätsarmer Stufenwicklung (nach G. Seibt, 1903) auf Hartpapier-Körpern ausgerüstet. Ende 1923 erschienen auf dem deutschen Rundfunkmarkt die ersten Empfänger mit Honigwabenspulen (nach E. F. Huth).

Die Honigwabenspule wurde etwa 1925 verdrängt durch die billigere Korbboden-Spule (nach W. Dollinger, 1914). 1931/32 brachte J. Goerler die von H. Vogt angegebenen Kerne höherer Permeabilität für Hochfrequenzspulen („Ferrocart"-Kerne) heraus.

Pupinspulenkerne aus Karbonyleisen

1928 machte H. Nottebrock (Siemens u. Halske A.G.) den Vorschlag, das versuchsweise bereits seit 1910 für Pupinspulenkerne verwandte Eisenpulver (Karbonyleisen) zum Bau von Kernen für Hochfrequenz-Spulen zu benutzen [304]. Diese „Sirufer"-Kerne, die 1934 auf dem Markt erschienen, führten zu einer Volumenverminderung der Empfängerspulen um 55%, zu einer Steigerung der elektrischen Güte um etwa 100% und zu einer Preissenkung um 70% [172].

Bis 1924 - Kondensatoren aus Papier und Stanniol oder Glimmer

Blockkondensatoren wurden anfangs aus Stanniol und paraffiniertem Papier oder Glimmer als Dielektrikum hergestellt. Die ersten hochwertigen „Dubilier"-Kondensatoren nach amerikanischen Patenten brachte Telefunken als Bauteile im August 1924 auf den Markt. Sie enthielten ein Glimmerpaket, das zwischen Isolierplatten gepreßt oder in einen Block aus Isolierstoff eingegossen war [305].

1925 - Wickelkondensatoren mit Glimmer-Dielektrikum

1925 fertigte S. Loewe hochwertige Wickelkondensatoren mit Glimmer-Dielektrikum, die in evakuierte Glasröhrchen eingeschmolzen waren. Einen wesentlichen Fortschritt bedeuteten die 1933 auf dem Markt erscheinenden Kondensatoren aus „Condensa" (Hescho) oder „Kerafar" (Stemag). Diese Keramiken auf Titandioxyd-Basis besaßen eine Dielektrizitätskonstante von 80 bei einem Verlustwinkel von weniger als 10 x 10 hoch4.

1935 - Siemens entwickelt Styroflex Kondensatoren

Glimmer als Dielektrikum wurde 1935 von Siemens u. Halske durch Styroflex ersetzt. Dieselbe Firma brachte 1935 hochverdichtete Papierkondensatoren (Sicatrop) in den Handel. 1936/37 erschienen die ersten selbstregenerierenden Metallpapier-Kondensatoren von Bosch.

1936 - Der Elektrolytkondensator setzt sich durch

Um 1930 wurde in Deutschland der Elektrolytkondensator eingeführt. 1936 konnte er durch Verwendung von Papier an Stelle von Baumwolle und 1938/39 durch Aufrauhung der Folien erheblich verbessert werden. Elektrolytkondensatoren in Netzanschlußgeräten brachten eine Volumenverminderung um 80%, eine Gewichtsersparnis von 85% und eine Preissenkung von etwa 85% [172].

1923 - Hochohm-Widerstände auf Gummi

Als Hochohm-Widerstände dienten vor 1923 vielfach Graphitstriche auf Hartgummi- oder Mattglasplatten. Die ersten, 1923 im Handel erhältlichen Hochohm-Widerstände waren Stäbe aus gesintertem Siliziumkarbid („Silit", 1915), deren Leitfähigkeit sich sowohl kurzzeitig als auch in längeren Zeiträumen um 50 ... 90% des Nennwertes änderte. Dadurch entstanden in den damit bestückten Rundfunkgeräten sehr störende Rausch-und Prasselgeräusche.

Um 1920 wurden von der Industrie bereits Versuche mit konstanteren Hochohmwiderständen aus einem mit chinesischer Tusche getränkten Isolator gemacht. Als erste wirklich konstante Hochohmwiderstände brachte S. Loewe 1925 Glasstäbchen heraus, die mit einer durch Kathodenzerstäubung gewonnenen dünnen Metallschicht bedeckt und in evakuierte Glasröhrchen eingeschmolzen oder in Porzellanschalen eingegossen waren.

1925 - Der "Dralowid" wird geboren

Im selben Jahre erschienen die Schicht-Gemisch-Widerstände, die aus einer Lack-und Rußschicht bestanden (sog. drahtlose Widerstände = „Dralowid").

1926 brachte Telefunken einen ähnlichen Hochohm-Widerstand in den Handel, der ein mit fein verteiltem Ruß bedecktes Glasstäbchen enthielt, das - durch Isolierschlauch geschützt - in ein Glasrohr eingebettet war. Die Toleranz dieses „Telefunk-Ohm" betrug etwa ± 10%.

1927 erschienen die ersten reinen Kohleschicht-Widerstände („Carbowid") von Siemens u. Halske, Keramik - Röhrchen, auf denen bei hoher Temperatur im Vakuum aus gasförmigen Kohlenwasserstoffen ausgefällter Kohlenstoff niedergeschlagen war. Der Widerstands-Sollwert wurde durch nachträgliches Einschleifen einer mehr oder weniger steilen Wendelrille in diese Schicht hergestellt (Toleranz ±1%). Kohle-Schichtwiderstände brachten bei einer um 75% vergrößerten Belastbarkeit eine Verbilligung um 70% [172].

IV. Empfänger-Technik
e) Qualitätsempfänger und Volksempfänger

Die Erhöhung der Senderleistungen und die dadurch gestiegenen Anforderungen an die Trennschärfe der Empfänger führten 1932 zwangsläufig zur Einführung der seit 1928 weiterentwickelten Superheterodyne-Geräte mit Zwischenfrequenz- Bandfiltern und automatischer Schwundregelung mittels der inzwischen entwickelten Röhren mit veränderlichem Durchgriff und der 1932 geschaffenen Mischhexode und Duo-Diode. Kombinierte Netzgeräte bildeten 66 % der Gesamt-Apparatefertigung.

1932 - Philips und Telefunken bilden ein "Monopol"

Am 25. Juni 1932 wurde zwischen den Firmen Philips und Telefunken eine Weltinteressengemeinschaft gegründet, auf Grund deren in Deutschland die Valvo-Röhren gleichberechtigt mit den Telefunken-Röhren zugelassen wurden. Anfang 1933 benutzten nur 7% aller Hörer Detektor-Empfänger, 74,8% Geräte mit 1 ... 3 Röhren und 18,2% Apparate mit mehr als 3 Röhren.

1933 / 1937 - Periode 4

Die 4. Epoche der Empfängerentwicklung, die etwa bis 1937 reichte, brachte im Jahre 1933 neben dem verbilligten 3-Röhren-Kleinsuper in Preßstoff-Gehäuse den 5-Röhren-Großsuper mit Störsperre, Klangblende, Einknopf bedienung und Kurzwellenteil. Die Abstimmung wurde durch Skalen mit Stationsnamen und durch die ersten optischen Abstimmanzeiger („Orthoskop") erleichtert. Verlustarme Isolierstoffe (Calit) erhöhten die Trennschärfe.

1933 - Der Volksempfänger VE 301 kommt auf den Markt

Demgegenüber entsprach der von O. Griesing angegebene und durch Gemeinschaftsarbeit der deutschen Funkindustrie Mitte 1933 herausgebrachte Volksempfänger VE 301 in technischer Hinsicht höchstens der 2. Entwicklungsstufe, bedeutete freilich in wirtschaftlicher Hinsicht einen beträchtlichen Fortschritt, da der Preis von 76,- RM etwa 50% unter dem gleichwertiger Markenempfänger lag und einen starken Anstieg der Hörerzahlen verursachte. Die Batterieausführung des VE 301 erhielt 1934 eine von W. Nestel angegebene Sparschaltung, bei der der Anodenstromverbrauch automatisch der abgegebenen Sprechleistung angepaßt wurde [125]. Im selben Jahre erschien der 3-Röhren-Reflexsuper und der 6-Röhren-Hochleistungs-Super.

1933 - Der Röhren-Kennzeichnungsschlüssel wird festgelegt

1933 schloß der VDFI mit der Firma Dr. G. Seibt einen Generallizenzvertrag zur Benutzung des die Herstellung drehbarer Plattenkondensatoren betreffenden DRP 240.078 und gewährte der Firma für die bisherige Inanspruchnahme dieses Schutzrechtes eine Pauschalabfindung. Zwischen den Röhrenfirmen Telefunken und Philips-Valvo wurde 1934 der noch heute gültige Röhren- Kennzeichnungsschlüssel vereinbart, bei dem der erste Buchstabe die Heizart, die folgenden den Systemaufbau und die anschließende Kennziffer die Entwicklungsreihe bedeuteten [126].

1934 - Erstes Kammermusik-Gerät mit hoher Wiedergabe-Qualität

Dank dem zunehmenden Programm-Austausch der Sendegesellschaften sank 1934 das Interesse am Fernempfang, und es entstand die Nachfrage nach einem Empfänger mit gesteigerter Wiedergabe-Qualität für den Bezirkssender. Die Firma Siemens u. Halske brachte 1934 ihr erstes Kammermusik-Gerät (2 HF-Kreise, 1 HF-Stufe, 1 Diode, 2 NF-Stufen) mit einer Bandbreite von 60 ... 6.000 Hz und einer Kombination von Hoch- und Tieftonlautsprechern heraus, das gegenüber dem Klirrfaktor der üblichen Fernempfänger von 10 ... 15% nur einen solchen von 5% aufwies [166] [167].

1935 - 1 Million Stück Volksempfänger werden gebaut

Neue Batterie-Röhren (K-Serie) und Allstrom-Röhren führten 1935 zum Bau zahlreicher Allstrom-Empfänger. Der Volksempfänger konnte trotz seiner Mängel mit 1 Million Stück neu aufgelegt werden. Bei den Markenempfängern wurde in erster Linie Wert auf Bequemlichkeit der Abstimmung (Wählerscheiben-Abstimmung von Neufeld u. Kuhnke [128]) und Schönheit der äußeren Formen (Holzgehäuse) gelegt [127].

1936 - Bestrebungen in Richtung Hifi immer noch auf Mittelwelle

Die Entwicklung des Jahres 1936 war gekennzeichnet durch eine wesentlich verbesserte Klangwiedergabe dank der veränderlichen Bandbreitenreglung, Gegenkopplung, Baßanhebung und der Verwendung mehrerer Lautsprecher in Verbindung mit Hochleistungs-Endröhren (AL 4 und AD 1). Zu den Olympischen Spielen in Berlin wurde ein spezieller Olympia-Kofferempfänger (4-Röhren Gerade-aus-Empfänger) entwickelt.

1937 - Mehr Komfort durch magisches Auge

Bei den Spitzensupern erhöhte sich die Röhrenzahl auf 8. Für Gleichstromnetze trieb Philips die Entwicklung des Pendel-Zerhackers weiter. Stationswahl durch Drucktasten, fühlbare Scharfabstimmung und optische Abstimmanzeige mittels des magischen Auges kennzeichneten die Entwicklung des Jahres 1937.

1936 - Die Mindestpreis-Bindung fällt und der Klirrfaktor sinkt auf unter 4%

Die Röhrenpreise wurden um 20 ... 30% ermäßigt. Die Mindestpreis-Bindungen für Geräte wurden aufgehoben [129], so daß infolge des Wettbewerbs auch die Gerätepreise bis zu 30% herabgesetzt werden mußten. Die Typenzahl der Empfänger ging zurück zugunsten des 4-Röhrensupers mit 6 Kreisen (Preis 225 ... 400 RM). Der Wiedergabebereich der Spitzengeräte wurde durch Gegenkopplung auf 60 Hz erweitert bei einem Klirrfaktor von 4%.

IV. Empfänger-Technik
f) Höchststand der Empfangstechnik

1938 - Die letzte Periode 5 im Empfängerbau

Mit dem Jahre 1938 begann die letzte Periode im deutschen Rundfunk-Empfängerbau, die 1939 für 10 Jahre unterbrochen wurde.

Es gab 1938 in Deutschland und Österreich zusammen 37 Firmen, die etwa 200 verschiedene Typen von Rundfunkgeräten herstellten.

1938 - Der Volksempfäber sinkt auf 65 RM und die Spitzen-Empfänger liegen bei 800 RM

Die Preise für die Spitzen-Empfänger lagen zwischen 600 und 800 RM. Der Preis für den Volksempfänger wurde auf 65 RM gesenkt, nachdem 2,5 Millionen Geräte verkauft waren. 1938 erschien der deutsche Kleinempfänger DKE zum Preise von 35 RM in einer Erstauflage von 700.000 Stück.

1938 - Jetzt wurde Stromsparen wichtig

Bei zahlreichen Empfängern der unteren Preisklassen wurden Stromsparschaltungen (30 ... 40% Leistungsaufnahme-Ersparnis) angewandt.

Die 1938 erstmalig auf dem Markt erscheinenden Stahlröhren (E-Serie) für 6,3 Volt Heizspannung (Bild 95) führten 1939 zu einem starken Anstieg der Kraftwagen-Empfänger und Koffer-Geräte (Preis etwa 330 RM). Nach Wegfall der Preisbindungen sank der Preis für Kleinsuper unter 200 RM.

Noch bessere Qualität durch zweiten Lautsprecher

Durch die Einführung der neuen U-Röhren-Serie (0,1 A Heizstrom) traten die bis zu einer Leistung von 100W entwickelten Wechselrichter in den Hintergrund. Holzgehäuse, Kurzwellenbereich, 2-stufiger Schwundausgleich, Anschlüsse für Tonabnehmer und zweiten Lautsprecher, Gegenkopplung mit Baßanhebung, Klangregelung und gehörrichtige Lautstärkeregelung gehörten nunmehr zur Regelausstattung fast aller Überlagerungsempfänger, während sich bei den teuren Geräten die Drucktastenabstimmung mit mechanischer oder elektrischer Wirkung immer mehr einbürgerte [131].

1939 - der 2. Weltkrieg zwingt alles in die Knie

Durch den Krieg sank die jährliche Rundfunkgeräte-Fertigung einschließlich der Einheitsempfänger von 2.985.492 im Jahre 1939 auf 1.384.365 im Jahre 1940, 854.541 im Jahre 1941, 777.428 im Jahre 1942, 723.818 im Jahre 1943. In den letzten Kriegsjahren wurden mit erheblicher staatlicher Subvention fast nur noch Export-Kleinsuper hergestellt.

Von den in den Jahren 1932 ... 1943 in Deutschland gefertigten rund 18,5 Millionen Empfängern wurden etwa 1,2 Millionen exportiert.

IV. Empfänger-Technik
g) Nachkriegsentwicklung

Die Zahl der Empfänger, die in Deutschland durch Kriegseinwirkungen und Beschlagnahme verloren gegangen sind, ist nicht mehr feststellbar. Ein Teil der erhalten gebliebenen Vorkriegsgeräte wurde nach dem Zusammenbruch wegen Röhrenmangels zu einfachen Einkreis-Empfängern unter Benutzung der in großen Stückzahlen auf dem Markt auftauchenden Wehrmachts-Universal-Penthode RV12 P2000 umgebaut.

Nach 1945 - ein schwerer Neuanfang

Die Neufertigung von Geräten in Deutschland mußte nach 1945 noch einmal alle Epochen der deutschen Geräteentwicklung vom Detektorempfänger über den 2-Röhren-Einkreisempfänger, den 3-Röhrenempfänger mit aperiodischer Hochfrequenz-Verstärkung bis zum 4-Röhren-Standard-Super durchlaufen und erreichte erst Ende 1948 qualitätsmäßig etwa den Stand von 1936.

Die Rundfunkgeräte-Fertigung, die vor dem Kriege mit rund 50% in Berlin lag, war 1945 durch Krieg und Demontage fast gänzlich zusammengebrochen, so daß sie völlig neu aufgebaut werden mußte.

1948 - Anstieg der Hersteller-Firmen von 28 auf 150

Während vor dem Kriege in Deutschland 28 Fabriken Rundfunk-Geräte herstellten, erhöhte sich deren Zahl Ende 1948 durch Gründung neuer Firmen und Errichtung von Zweigwerken in den Westzonen auf etwa 150.

In der zweiten Hälfte von 1945 wurden praktisch keine Geräte gefertigt. Anfang 1946 lief die Fabrikation vereinzelt an.

Insgesamt wurden in Berlin und in den Westzonen zusammen etwa 120.000 neue Empfänger hergestellt. 1947 erhöhte sich diese Zahl auf 236.500 und lag 1948 bei etwa 520.000 Apparaten.

Ende 1949 verfügten in Westdeutschland noch 11% der Hörer über ein einfaches Empfangsgerät, mit dem sie nur einen Sender aufnehmen konnten [302].

Die Röhrenproduktion in Berlin und den Westzonen betrug 1945 etwa 151.000, 1946 etwa 1.377.000, 1947 etwa 1.869.000 Stück, während sie 1948 auf 4,171 Millionen Röhren jährlich anstieg [151].

IV. Empfänger-Technik
h) Lautsprecher

Die Grundlage des Rundfunklautsprechers bildete das ferromagnetische Lauthörersystem (Weicheisenmembran und Weicheisenpolschuhe auf permanentem Hufeisen-Magneten nach W. v. Siemens, 1886).

1918 - Erste Großhörerkapseln als Lautsprecher

Derartige Großhörerkapseln wurden auf einen Schalltrichter oder auf den Tonarm eines Grammophons aufgesteckt und dienten ab 1918 als erste behelfsmäßige Rundfunk-Lautsprecher [104].

1919 - Triergon entwickelt statischen Lautsprecher

1919/20 schufen Vogt, Engl und Massolle für ihr Triergon-Tonfilmsystem einen statischen Lautsprecher von beachtlichem Niveau (Statophon): Eine oberfächenversilberte Glimmermembran von etwa 40cm Durchmesser schwang vor einer durchbrochenen Gegenelektrode und war zur Vermeidung von Eigenresonanzen durch feste Halteringe in einzelne exzentrische Ringmembranflächen zerlegt [139]. Der statische Lautsprecher konnte sich jedoch infolge seines hohen Aufwandes für Rundfunkzwecke nicht durchsetzen.

1922 baute E. F. Huth nach dem Prinzip von Johnsen-Rahbek einen auf elektrostatischer Anziehung zwischen einem rotierenden Halbleiter (Achatwalze) und einem Metallband beruhenden mechanischen Relais-Großlautsprecher mit Trichter [137], der jedoch nicht betriebssicher genug war.

1923 - Der Frenophon-Lautsprecher aus England

Auf einem ähnlichen Prinzip beruhte der 1923 in England entwickelte Frenophon-Lautsprecher für Detektor-Empfang (!), bei dem eine durch die Telephonmembran auf eine rotierende Glasplatte gepreßte Korkscheibe von dieser proportional dem Schalldruck mitgenommen wurde und ihre Bewegungen relaisartig auf die Lautsprechermembran übertrug.

1921 - Der Magnavox-Lautsprecher mit Exponentialhorn

Das von O. Lodge bereits 1897 für Lautsprecher vorgeschlagene elektrodynamische Tauchspulen-System [133] wurde zuerst 1921 beim Magnavox-Lautsprecher mit Exponentialhorn [146] praktisch verwirklicht, der allerdings bereits etwa 1 Watt Sprechleistung benötigte, während die erste deutsche Rundfunk-Empfängerröhre RE11 (1923) nur etwa 7mW abgeben konnte. Dementsprechend mußte man sich 1923 nach Freigabe des Rundfunks in Deutschland zunächst noch mit ferromagnetischen Trichter-Lautsprechern unter Benutzung „normaler hochempfindlicher" Telephone [135] begnügen. Der stark gefärbte, hallige Klang dieser Lautsprecher wurde in erster Linie durch Eigenresonanzen der Eisenmembran, nicht - wie man anfangs annahm - durch Trichterresonanzen verursacht [136].

Einen gewissen qualitativen Fortschritt auf Kosten des Wirkungsgrades bedeuteten die 1923 gebauten „hornlosen" Lautsprecher (Bild 96) mit elektromagnetisch gesteuerter Aluminium-Membran [135].

1924 - Großflächen-Membran-Lautsprecher aus dem Ausland

Eine wesentliche Verbesserung sollten 1924 Telephonhörer in Verbindung mit Holzmuscheln als Schallführung [141] oder mit einer schallabstrahlenden Membran aus Klavier-Resonanzholz [142] bringen, während im Ausland 1924 Großflächen-Membran-Lautsprecher mit aperiodischer Dämpfung und mit elektromagnetischem Anker-Antriebssystem (Pathe, Lumiere, Western u. a.) [143] aufkamen.
.
Wirtschaftlicher arbeiteten die 1925 in Deutschland hergestellten magnetischen Trichterlautsprecher mit Glimmermembran. Daneben kamen 1925 billige Tonführungen mit Exponentialtrichter auf, die in Verbindung mit einem normalen Doppelkopfhörer als Schallerzeugungssystem einen brauchbaren Lautsprecher ergeben
sollten [173].

1926 baute E. Gerlach einen Lautsprecher mit gekrümmter Membranfläche (scheinbare Abnahme der Membranmasse bei zunehmender Frequenz) und mit elektromagnetischem oder - für Spezialzwecke - elektrodynamischem Antrieb (Siemens-Falzlautsprecher, Bild 97) [144].

1927 mußte der VDFI mit der Firma S. Loewe, die seit 1927 alleinige Inhaberin der de Forest-Lautsprecher-Schutzrechte war, einen Patent-Benutzungsvertrag abschließen. Am 24. August 1928 konnte zwischen der Lautsprecher-Patent-Union (Standard-Hopkins, de Forest-Loewe-Huth, Dr. Seibt) und dem VDFI ein Patentbenutzungsvertrag auf der Basis einer wertgestaffelten Stücklizenz abgeschlossen werden.

1928 - Weiterentwicklung des Konuslautsprechers durch Leistungs-Endtrioden

Das Vorherrschen der elektromagnetischen Großflächen- und Konusmembran-Lautsprecher in Deutschland bis 1928 erklärt sich daraus, daß sich der Rundfunk-Röhrenbau bis dahin fast nur mit einer Verringerung des Heizleistungsbedarfes beschäftigt hatte.

Erst 1928 erschienen die ersten Leistungs-Endtrioden (RE134, RE604), die die Einführung des elektrodynamischen Konuslautsprechers - wie er 1925 von Rice-Kellog angegeben worden war [297] - auch in Deutschland ermöglichten, nachdem 1932 ein entsprechendes Patentabkommen zwischen Telefunken - VDFI getroffen worden war.

(Der 1924 von H. Riegger [138] angegebene elektrodynamische „Blatthalter" für Massenversammlungen mit seiner nahezu ideal verwirklichten Kolbenmembran, der im gleichen Jahr von W. Schottky und E. Gerlach beschriebene, praktisch resonanzfreie Bandsprecher [140] sowie der Riffelfalt- Lautsprecher von Siemens hatten ihres sehr hohen Leistungsbedarfs wegen die Entwicklung des deutschen Rundfunklautsprechers nicht beeinflussen können.)

1930 - Der Trick mit den elektromagnetischen Typen

Den Erregerstrom für Rundfunk-Lautsprecher nahm man anfangs aus Hochvakuum-Gleichrichterröhren, seit 1930 aus Trockengleichrichtern. Ab 1930 ging die Rundfunk-Industrie vielfach dazu über, die Erregerspule des ins Empfängergehäuse eingebauten Lautsprechers gleichzeitig als Siebdrossel für den Netzteil mit zu benutzen. Neben dem elektrodynamischen Lautsprecher wurde insbesondere für billigere Geräte der elektromagnetische Vierpol- und Freischwinger-Typ weiter entwickelt, der sich bis 1948 hat halten können.

1932 tauchten die ersten Kristall-Lautsprecher auf, und 1933 erschien auf dem Markt vorübergehend auch ein statischer Heimlautsprecher (Oszilloplan). Die bei Konuslautsprechern auftretenden Subharmonischen suchte man durch Wölbung der Membran zu beheben (nicht abwickelbare oder „NAWI"-Membran).

1933 - Durchbruch der permanentdynamischen Lautsprecher

Permanentdynamische Lautsprecher, die seit 1927 vereinzelt im Ausland gefertigt worden waren, konnten sich erst allgemein durchsetzen, als es gelungen war, durch hochlegierte Magnetstähle starke und dauerhafte Felder zu erzeugen. Der permanentdynamische Lautsprecher wurde seit 1933 sowohl in Rundfunkgeräten als auch zur Schallversorgung großer Plätze (Pilzlautsprecher, 1934) oder Räume (Flachlautsprecher, 1938) benutzt.

Im Jahre 1934 erschienen im Rundfunkgerätebau die ersten Lautsprecher-Kombinationen mit getrennten Hoch- und Tiefton-Systemen [167]. 1948 wurde durch Gruppen permanentdynamischer Schall-Strahler (Telefunken) eine starke Bündelung der tiefen Frequenzen und damit eine verbesserte Schall Versorgung großer, halliger Räume erzielt [145].

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