Der Deutsche Rundfunk bis zum Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans (1950)
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Von Gerhart Goebel (Darmstadt / Eberstadt)
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D. Die Entwicklung der Rundfunkorganisation in Deutschland
Anmerkung: Die Artikel in den Abschnitten III und IV . . . .
sind für unsere Hifi- und Qualitäts- Themen wenig relevant und deshalb hier nicht enthalten. (Stromversorgungsanlagen / Strahlungsanlagen / Schwundmindernde Antennen / Kurzwellen- Antennen / Erdnetze / Gleichwellen- Technik / Drahtfunk-Technik / Nieder- spannungs- Versorgungsnetz / Rundfunk- Entstörung / Der Rundfunk in den besetzten Gebieten) Es geht weiter mit Abschnitt 5 :
Abschnitt V. Der deutsche Rundfunk im II. Weltkrieg
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Ein Vorfall am 30.8.1939 beim Rundfunksender Gleiwitz
Symbolisch für die Rolle, die der Rundfunk im 2. Weltkrieg spielen sollte, war ein Vorfall, der sich am 30.8.1939 beim Rundfunksender Gleiwitz abspielte und dessen Hintergründe nie ganz geklärt worden sind. Am 28.8.1939 wurde die auf dem eingezäunten Sendergelände von Gleiwitz stationierte Posten-Schutzwache durch 4 "Polizeibeamte" ersetzt.
Am 30.8.1939 gegen 20.00 Uhr erschienen plötzlich 5 Männer im Senderraum, die das Senderpersonal und den Wachhabenden mit Pistolen bedrohten, fesselten und in den Keller sperrten. Nachdem die Eindringlinge trotz aller Mißhandlung des Senderpersonals vergeblich versucht hatten, festzustellen, wie der Sender "besprochen" (Anmerkung: = "moduliert") werden könne, gelang es ihnen endlich, den Sender mit einem früher für die Gewitteransage benutzten Handmikrophon zu "modulieren".
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Eine Meldung:
"Polnische Truppen haben die Grenze überschritten".
Nach der in polnischer Sprache durchgegebenen Meldung, daß polnische Truppen die Grenze überschritten hätten und daß sich der Sender Gleiwitz in polnischer Hand befinde, riefen die Eindringlinge die Bevölkerung Oberschlesiens zum bewaffneten Aufruhr auf. Sie wiederholten dann die Durchsage in deutscher Sprache.
Der Betriebsleiter des Senders, der die Unterbrechung des Programms in seiner Wohnung bemerkt hatte, alarmierte sofort das Überfallkommando. Die Männer beendeten daraufhin ihre kurze Ansprache mit dem Ausruf: „Es lebe Polen" und verschwanden in einem Kraftwagen.
Ein zufällig vorübergehender Polizist schoß den zur Bewachung des Senderpersonals zurückgebliebenen 5. Mann nach Anruf nieder. Das inzwischen eingetroffene Überfallkommando vernahm zunächst alle Beteiligten. Die Schutzpolizeiwache, die angeblich von den Vorgängen nichts bemerkt hatte, wurde verhaftet.
Anmerkungen des Autors Gert Redlich :
Über diese dubiosen Vorgänge Ende August 1939 gibt es viele Geschichten, Legenden, Geheimberichte und sonstige Erzählungen jeglicher "Färbung". Der Verfasser Gehart Goebel, der ja in der deutschen Administration schon ganz weit oben "gesessen" hatte, hat diese Vorgänge (obwohl wir erst 1950 haben) relativ wertneutral und sachlich geschildert. Und das war auch bei uns in Westdeutschland für diese Zeit - 5 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs - überhaupt nicht typisch oder gar normal.
Auf einer speziellen Seite auf www.Fernsehmuseum.info habe ich mit dem Titel "Über die Wahrheit" erläutert, wie ich mit der Literatur aus der NS-Zeit umgehe. Dort finden Sie meine kritischen Beurteilungen über alle Varianten von Schriften und Schriftgut aus der NS-Zeit und auch davor und natürlich auch danach. Ich bin erst 1949 geboren und ziehe mir "manche Schuhe" gar nicht erst an, die "man" uns in der Schule beigebracht hatte.
Erst in den Jahren im Gymnasium hatten wir zwei Lehrer, (eine Lehrerin und einen Lehrer) die das alles miterlebt hatten und aus der eigenen Erinnerung und aus dem "Nähkästchen" geplaudert hatten. Damals war mir schon aufgefallen, daß diese Wahrheit manchen "Lehrerkollegen" aus dem Kollegium unseres Gymnasiums gar nicht ins Konzept gepasst hatte.
Darum gibt es hier auf den Seiten des Hifi-Museums einen sehr ausführlichen "Hintergrund" zur Relativierung der "Wahrheit" aus mehreren Epochen unserer Geschichte.
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Reichspropagandaminister Josef Goebbels behauptet "einen ruchlosen Überfall" auf deutsches Gebiet . . .
Erst gegen 23.00 Uhr durfte der Sender wieder mit dem normalen Programm moduliert werden. Kurz darauf verurteilte Dr. Goebbels in einer Rundfunkansprache den „ruchlosen Überfall" auf den Gleiwitzer Sender, der den äußeren Anlaß zum zweiten Weltkrieg geben sollte.
Damit begann der 2. Weltkrieg.
Dieser Krieg stellte den deutschen Rundfunk vor neuartige, z. T. unvorhergesehene Aufgaben: Während das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda vermittels der Rundfunk-Programmgestaltung versuchte, den Widerstandswillen der deutschen Bevölkerung durch ermutigende und erheiternde Programme zu stärken, die Bevölkerung der gegnerischen Länder dagegen - in deren Muttersprache - mit beunruhigenden Nachrichten zu versorgen, mußte die DRP einerseits zur Erreichung dieses Zieles alle erforderlichen technischen Mittel bereitstellen und anderseits den Einfluß der Feindpropaganda nach Möglichkeit unwirksam machen, wobei gleichzeitig die Peilung der Sender durch gegnerische Luftstreitkräfte verhindert werden sollte [288].
Merkwürdig: Bereits 1938 Gegenmaßnahmen für einen etwaigen Ätherkrieg gefordert
Bereits 1938 hatte das Oberkommando der Wehrmacht als Gegenmaßnahme für einen etwaigen Ätherkrieg den Bau von Großrundfunksendern gefordert, die innerhalb weniger Minuten auf jede beliebige Mittelwelle zwischen 500 und 1.500 kHz umgebaut werden konnten. Diese bereits erwähnten Umbau-Sender (II) waren im Gebäude der älteren Großrundfunksender (I) untergebracht. Die Hilfsbetriebe und Antennen der Sendeanlagen wurden im Laufe der Jahre 1939/41 so weit ergänzt, daß beide Sender gleichzeitig mit verschiedenem Programm laufen konnten.
Bevor die Umbausender fertiggestellt waren, mußten zu Anfang des Krieges die vorhandenen fahrbaren 20 kW-Sender in 30 ... 40 km Entfernung von den Sendern I auf derselben Welle wie diese eingesetzt werden, um gegnerischen Luftstreitkräften die Orientierung und die Bildung eindeutiger Wendemarken zu erschweren. Die Anpeilung des Deutschlandsenders Herzberg sollte durch den in Tönning stationierten fahrbaren Langwellensender V vereitelt werden. Nachdem die Umbausender fertiggestellt waren, tauschten die Großrundfunksender zunächst zu bestimmten Zeiten in bestimmter Reihenfolge Welle und Programm, so daß z. B. Hamburg auf der Welle von Osterloog sendete und umgekehrt.
1941 - Wenn feindliche Verbände ins Reichsgebiet einflogen
Ab 1941 arbeiteten die Großrundfunksender nur noch am Tage auf ihrer ursprünglichen Frequenz, während sie nach Eintritt der Dunkelheit im Gleichwellenbetrieb auf der Welle von Breslau (950 kHz) sendeten. Die auf dieser Groß-Gleichwelle arbeitenden Sender wurden erst dann abgeschaltet, wenn feindliche Verbände in den Nahbereich (etwa 50km) des angeflogenen Senders gelangten.
Den Deutschlandsender pflegte man anfangs bereits abzuschalten, wenn die Reichsgrenze überflogen war, später erst dann, wenn die Flugzeuge den Rhein oder das von dem schwachen Sender Tönning erzeugte Verwirrungsgebiet überflogen hatten. Das Großgleichwellennetz auf der Breslauer Welle wurde 1942 aufgegeben, und es wurden je nach den Haupt-Einflugsgebieten einzelne Großrundfunksender zu Gleichwellennetzen zusammengeschaltet, so z. B. Osterloog, Hamburg und Langenberg auf 658 kHz zur Nord westdeutschen Gleichwelle, während beispielsweise Breslau, Heilsberg und Leipzig nach Einbruch der Dunkelheit weiter auf der Breslauer Welle (950 kHz) sendeten.
1943 - Die alliierten Luftstreitkräfte hatten bereits das RADAR
Nachdem die alliierten Luftstreitkräfte 1943 neue Navigationsverfahren (Radar und Hyperbel-Loran) eingeführt hatten, erübrigte sich das Abschalten vor allem der kleineren Sender, die von da ab vielfach während der Luftangriffe zur Durchgabe von Luftlagemeldungen und Warnsendungen benutzt wurden.
Später wurden die Luftlagemeldungen (Planquadrat-Meldungen) vorwiegend von fahrbaren Militär- oder Polizeisendern ausgestrahlt, während die Bevölkerung durch Hochfrequenz-Drahtfunk gewarnt wurde. Dabei ging man, um einen möglichst großen Hörerkreis mit Drahtfunk-Energie versorgen zu können, von der ursprünglichen symmetrischen Versorgung einzelner Teilnehmer - Anschlußleitungen zur unsymmetrischen „Verseuchung" des gesamten Vermittlungsbereiches über. Die Sender wurden aus den unterirdischen Warnzentralen fernbesprochen und z. T. ferngesteuert.
Das rote Netz
Sämtliche deutschen Rundfunk - Sender waren durch ein sternförmiges und verzweigtes Modulations-Leitungsnetz („rotes Netz"), in das sämtliche Funkhäuser eingeschleift waren, mit der zentralen Besprechungsstelle der RRG in Berlin verbunden. Über dieses rote Netz wurden die Sender mit dem „Reichsprogramm" versorgt, das entweder von Berlin oder von einem der Reichssender geliefert wurde. Im letzten Falle wurden die Programmbänder entweder nach Berlin überspielt oder gelegentlich auch k. H. durch Kuriere zur Abspielstelle des Reichsprogramms überbracht. Wenn auch gelegentlich nach schweren Luftangriffen einzelne Zweige des roten Netzes vorübergehend gestört waren, so konnten doch fast alle Sender noch bis zum Einmarsch der alliierten Truppen mit dem Reichsprogramm versorgt werden.
Das violette Netz
Neben diesem roten Leitungsnetz bestand noch ein „violettes" Netz, auf dem das Deutschlandsender-Programm übertragen wurde. (Die Kennfarben dieser Sender-Netze hatten nichts zu tun mit den früher erwähnten Kennfarben der Rundfunk-Leitungen.) Über rotes und violettes Netz wurden sämtliche Rundfunk- und Drahtfunksender moduliert. Dazu waren rund 22.000 km Rundfunk-Leitung erforderlich, und einzelne Modulationswege besaßen eine Länge von rund 3.000km, wobei bis zu 40 Rundfunkleitungsverstärker eingeschleift waren.
1943 - Deutsches Rundfunkleitungsnetz hat eine Länge von etwa 86.000km
Anfang 1943 besaß das Deutsche Rundfunkleitungsnetz eine Länge von etwa 86.000km und enthielt 199 Rundfunk-Verstärkerämter. Dazu kamen 7 trägerfrequente Rundfunkwege mit 1.125km Länge [289].
Modernste Überwachung der optimalen Qualität
Um auf diesem ungeheuer ausgedehnten Rundfunk- Leitungsnetz die von der Heimat und den Kriegsschauplätzen gelieferten Programmbeiträge trotz ständig wechselnder Bedingungen innerhalb kürzester Frist mit optimaler Qualität übertragen zu können, führte die DRP 1941 bei der Rundfunk-Zentralstelle in Berlin ein Leitungs-Schnellmeßverfahren (nach O. Dollmann) ein:
In der jeder Rundfunkübertragung vorausgehenden kurzen Vorbereitungszeit von 15 Minuten wurde vom Sendeamt (am Anfang des postalischen Übertragungsbereiches) automatisch ein Meßton mit definiertem Pegel und mit einer Kennung des Sendeamtes rasch hintereinander mehrmals übertragen, so daß die Unterwegs- und Endämter danach an Hand ihrer Höchst- und Mindestwertzeiger Pegel- und Geräuschspannung ihres Leitungsabschnittes überwachen und berichtigen konnten. (Später wurden statt einer 10 verschiedene Frequenzen mit definiertem Pegel automatisch gesendet.)
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Das grüne Netz
Zur Übermittlung der Abschaltbefehle wie überhaupt zur Steuerung der Rundfunksender war ein besonderes Befehls-Leitungsnetz, das „grüne Netz", geschaffen worden, an das alle Sender in Konferenzschaltung angeschlossen waren. Dieses grüne Netz bestand ebenfalls aus hochwertigen Rundfunkleitungen, weil nur diese die für die Befehlsübermittlung erforderliche Gewähr gegen Nebensprechen boten.
Die Ab- und Einschaltbefehle wurden auf Grund der Einflugsmeldungen vom Oberkommando der Wehrmacht (OKW) über die Rundfunk-Befehlsstelle in Berlin-Tempelhof erteilt. In den Befehlspausen war im grünen Netz ständig ein Tickerzeichen hörbar. Blieb dieses bei einem Sender aus, so mußte er binnen 5 Minuten abgeschaltet werden.
Für den Fall, daß das grüne Netz gestört war, hatte man auf dem roten Netz die Möglichkeit einer selektiven Befehlsübermittlung durch Morsezeichen auf 6 kHz vorgesehen. Der 6 kHz-Träger wurde vor dem Modulationsverstärker des Senders ausgesiebt und durch einen Lautsprecher wiedergegeben. Von diesem Verfahren wurde jedoch m. W. nur zweimal Gebrauch gemacht.
Das gelbe, das blaue und das braune Netz
Außerdem waren sämtliche Sender noch durch ein „gelbes" Fernschreibnetz verbunden. Ein „blaues" Netz endlich enthielt die noch freien Rundfunk-Leitungen für den Programm-Austausch, während über das „braune" Netz insbesondere die an den Grenzen gelegenen Sender mit „Sonderdiensten" moduliert wurden. Darunter verstand man teils Nachrichtensendungen in insgesamt 47 Sprachen, teils Störmodulation zum „Zudecken" der gegnerischen Propaganda-Sendungen und Agenten-Anweisungen.
Das RPZ hatte seit 1928 bereits 7 Überwachungsstellen
Der gesamte Funkverkehr wurde von der 1928 gegründeten zentralen Funküberwachung des RPZ in Berlin, der 7 Überwachungsstellen im Reichsgebiet unterstanden, laufend überwacht. Die Trägerwellen der Sender im Mittel- und Kurzwellenbereich wurden z. T. vollautomatisch auf photographischem Wege registriert, wobei die Schwärzung der jeder Trägerfrequenz entsprechenden Ordinate ein Maß für die Intensität des einfallenden Trägers darstellte.
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Auf diese Weise gelang es nicht nur, Stör- und Schwarzsender, sondern auch unerwünschte Nebenwellen der eigenen Rundfunksender festzustellen. Auf Grund dieser Überwachungsergebnisse wurden bei Bedarf auf Anordnung des Oberkommandos der Wehrmacht eigene Störsender eingesetzt und deren Wirksamkeit laufend überwacht. Das Zudecken unerwünschter Stationen konnte gewöhnlich längere Zeit nach einem festen Plan durchgeführt werden, weil der Gegner Interesse an einem nur durch regelmäßige Sendezeiten zu erfassenden großen Hörerpublikum hatte [288].
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Schwerste Strafen für das Abhören von Feindsendungen
Als es gelungen war, die gegnerischen Propaganda-Sendungen auf dem Mittel- und Langwellengebiet durch Zudecken sowie durch Verhängung schwerster Strafen für das Abhören feindlicher Sender fast gänzlich unwirksam zu machen, gingen insbesondere die Sowjets dazu über, die deutschen Nachrichtensendungen durch „Einsprechen" zu stören.
Der Trick der Russen
Der feindliche Sender strahlte nur ein oder beide Seitenbänder zu einer dem Träger des zu störenden deutschen Senders gleichen, aber unterdrückten Trägerfrequenz aus. Dadurch wurde gleichzeitig eine erhebliche Vergrößerung der Reichweite des Störsenders erzielt, da die Belastbarkeit seiner Endstufe ganz für die Energie der Seitenbänder verfügbar war.
Sobald der deutsche Vortrags- oder Nachrichten-Sprecher eine Pause machte, empfing der deutsche Hörer den Träger des eigenen, dagegen die Seitenbänder des gegnerischen Senders mit berichtigenden oder ironisierenden Zwischenrufen. Als Abwehr gegen dieses im Anfang recht wirksame Seitenband-Einsprechen mußte der deutsche Sprecher zuerst pausenlos reden, um dem Gegner keinen seitenbandlosen Träger zu bieten.
Verbesserte Gegenmaßnahmen
Später wurde die Trägerfrequenz des eigenen Senders (z. B. bei Breslau I) entweder einmalig durch Umschalten auf einen anderen Quarz oder dauernd durch Wobbein um etwa 1.000 Hz so geändert, daß die festen Einsprech-Seitenbänder des Gegners nicht die richtige Lage zum Träger fanden und die Einsprache unverständlich wurde, während die geringe Verstimmung des eigenen Senders von den deutschen Empfängern kaum registriert wurde.
Ein von deutscher Seite entwickeltes Einsprechverfahren, bei dem der Träger des Störsenders durch den empfangenen und von seinen Seitenbändern befreiten Träger des zu störenden Senders gesteuert wurde, ist nicht mehr angewandt worden [288].
Die meisten Sender wurden vom eigenen Personal gesprengt
Zerstörungen an Rundfunksendern sind während des Krieges fast nur vom eigenen Senderpersonal oder von den sich zurückziehenden eigenen Truppen vorgenommen worden. Eine Ausnahme bildete der Deutschlandsender in Herzberg, dessen Hochfrequenzteil noch im April 1945 durch 6 Sprengbomben alliierter Flugzeuge zerstört wurde.
Die stationären Sender in den von Deutschland besetzten Gebieten wurden durch Funk-Einsatztrupps so schnell wie möglich wieder betriebsfähig gemacht. Diese funktechnischen Einsatztrupps waren aus dem Personal der DRP gebildet und setzten sich gewöhnlich aus einem Dienststellen-Leiter (im Range eines Sonderführers) und 10 Mann zusammen [290], die in militärisch besetzten Gebieten der Wehrmacht, in zivilverwalteten Ländern der Deutschen Dienstpost unterstanden.
Besetzte Sender unter deutscher Kontrolle
Wo das ausländische Senderbetriebspersonal noch vorhanden war, führte es den Wiederaufbau und den Betrieb des Senders unter Aufsicht der Funkeinsatztrupps durch. Gesprengte Antennenmasten wurden durch leicht transportable Rundstahl-Gittermasten ersetzt, wie sie auch für die fahrbaren Sender verwendet wurden. Der Sender- und Röhrenbau im besetzten Ausland wurde von der deutschen Besatzung nicht nur nicht unterbunden, sondern tatkräftig gefördert, so daß die Mehrzahl der wieder in Betrieb genommenen ausländischen Sender mit Original-Röhren betrieben werden konnte.
Die stationären Sender des besetzten Auslandes übertrugen im allgemeinen das ausländische Programm unter deutscher Kontrolle, während für die deutsche Soldatenbetreuung vorwiegend fahrbare deutsche Rundfunksender benutzt wurden. Das Programm dieser Sender wurde von Betreuungstrupps (1 Leiter und 5 ... 6 Mann) gestaltet, die den Propaganda-Abteilungen der ehemaligen deutschen Wehrmacht angehörten.
VI. Wellenverteilung vor und nach dem II.Krieg
a) Freie Wellenwahl
1912 - Der internationale Funktelegraphenvertrag von London
Zur Zeit der Einführung des Rundfunks in Europa bestand praktisch keinerlei zwischenstaatliche Rechtsgrundlage für diesen neuen Dienst: denn der damals gültige, in London 1912 abgeschlossene Internationale Funktelegraphenvertrag behandelte - dem damaligen Stande der Technik und des Verkehrs entsprechend - hauptsächlich die Regelung des Seefunkdienstes. Diesem waren im wesentlichen 2 Hauptwellen (500 kHz und 166,7 kHz) zugewiesen worden. Dazu kamen nach dem Weltkriege noch einige weitere Wellen insbesondere für Funkpeildienste und für die Luftfahrt.
Aus dem Londoner Vertrag war für den Rundfunk nur die ganz allgemeine Anordnung der Artikel 8 und 15 anwendbar, wonach der Betrieb aller „Funktelegraphenanlagen" so einzurichten war, daß sie den Dienst anderer Funktelegraphenanlagen nicht störten [281].
Nicht alle hielten sich dran
Infolgedessen konnte zunächst grundsätzlich jedes europäische Land, das einen Unterhaltungsrundfunk einführte, sich die Rundfunkwellen zwischen 500 und 1500 kHz selbständig auswählen, sofern dabei die bereits bestehenden Funk-und Rundfunksender berücksichtigt wurden, deren Wellen beim Internationalen Büro des Welttelegraphenvereins in Bern notifiziert waren. Außerdem konnten einige europäische Rundfunksender noch in dem Band zwischen 150 und 300 kHz untergebracht werden.
Naturgemäß war jedes Land bestrebt, möglichst schnell ein engmaschiges Sendernetz aufzubauen, um sich so eine große Anzahl von Rundfunkwellen zu sichern. Hierbei wurden allgemein die längeren Wellen bevorzugt; denn bei sonst gleichen Senderverhältnissen verhalten sich beispielsweise die Feldstärken der 500-, der 300- und der 200 Meter Welle etwa wie 4:2:1. Angesichts der unerwartet raschen Zunahme der Rundfunksenderzahl in Europa vom Jahre 1924 ab führte dieses Verfahren der selbständigen Besitzergreifung von Wellen in steigendem Maße zu Unzuträglichkeiten, so daß es notwendig wurde, den Ländern die zur Versorgung ihrer Hörer mit Rundfunk benötigten Wellen zuzuteilen.
b) Genfer Wellenplan von 1926
Der 1. Weltkrieg verhinderte eine neue Weltfunkkonferenz
Da eine neue Weltfunkkonferenz wegen der damaligen gespannten politischen Lage nicht einberufen werden konnte, schlossen sich die europäischen Rundfunk-Gesellschaften auf Veranlassung des Schweizer Industriellen M. Rambert am 3.4.1925 in Genf zu einem Weltrundfunk-Verein (WRV) auf privater Grundlage zusammen, dessen langjähriger Vizepräsident der Ministerialrat im Reichspostministerium und spätere Direktor der RRG, H. Giesecke, wurde [282].
Zur neuen Wellenverteilung gab es nur Vorschläge
Da Ende 1925 in Europa mehr Sender in Betrieb oder im Bau waren, als bei voller Ausnutzung des Mittelwellenbandes darin hätten untergebracht werden können, übertrug der WRV die vordringliche Bearbeitung der Wellenfrage einer besonderen technischen Kommission, der deutscherseits u. a. H. Harbig angehörte. Naturgemäß konnte der Verein in der Frage der Wellenverteilung nur Vorschläge machen, während die endgültige Entscheidung, d.h. die Inkraftsetzung dieser Vorschläge, der Gesamtheit der zuständigen Telegraphenverwaltungen vorbehalten bleiben mußte.
Grundsätzlich erhielt jedes Land mindestens eine störungsfreie Welle.
Angesichts der damals noch geringen Senderleistungen von 1,5 kW für Hauptsender und etwa 0,5 kW für Nebensender ließen sich die Wellen noch verhältnismäßig leicht nach einer die Oberfläche, die Bevölkerungszahl und den Fernmeldeverkehr des zu versorgenden Gebietes berücksichtigenden Formel aufteilen. Grundsätzlich erhielt jedes Land mindestens eine störungsfreie Welle.
Der Frequenzabstand wurde auf 10 kHz festgelegt. So konnte am 6.7.1926 der WRV den Telegraphen Verwaltungen den am 15.11.1926 in Kraft getretenen „Genfer Wellenplan" empfehlen, auf Grund dessen Deutschland von den 83 verfügbaren Hauptwellen (Einzelwellen) 12 und von den neu eingeführten Gemeinschaftswellen 11 erhielt. Damit lag Deutschland hinsichtlich der Zahl der Rundfunkwellen unter den europäischen Ländern an erster Stelle, wenn es auch eine Anzahl weniger günstiger Wellenlängen als vorher hatte in Kauf nehmen müssen [282].
c) Prager Wellenplan 1929
1929 - Ein neuer Wellenplan
Die Weltfunkkonferenz von Washington legte 1927 die Rundfunkbänder endgültig auf 160 ... 224 und 550 ... 1.500 kHz fest. Sie brachte hinsichtlich der europäischen Rundfunk- Wellenverteilung keine Änderung. Es blieb vielmehr zunächst beim Genfer Wellenplan von 1926, der allerdings von vielen Sendern nicht mehr eingehalten wurde.
Deshalb wurde 1929 auf einer auf Veranlassung der tschechischen Telegraphenverwaltung nach Prag einberufenen europäischen Funk-Konferenz unter Beteiligung des WRV ein neuer Wellenplan festgelegt, der am 30.6.1929 in Kraft trat. Der Frequenzabstand der Sender zwischen 550 und 1400 kHz mußte auf 9 kHz verringert werden.
Deutschland behielt eine Langwelle, 12 Einzelwellen im Mittelwellenband, 2 Wellen außerhalb der Rundfunkbänder, 3 Gemeinschaftswellen und 5 von anderen Ländern noch nicht belegte Wellen mit Einverständnis dieser Länder.
Dem deutschen Vorschlag, die Senderleistung im Mittelwellenband auf 50 ... 60kW zu beschränken, wurde zwar in Prag grundsätzlich zugestimmt, doch wurde keine Höchstgrenze festgelegt. Bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1930 setzte in Europa eine allgemeine Erhöhung der Senderleistung ein.
Die Frage der Leistungsbegrenzung wurde auf der CCIR-Tagung im Haag (September/Oktober 1929) erneut diskutiert. Die Sowjetunion, die Tschecho-Slowakei und Irland lehnten jegliche Leistungsbegrenzung ab. Die Vertreter des WRV forderten für verschiedene Wellenlängen unterschiedliche Leistungsbegrenzungen, während Deutschland mit Rücksichtauf die Raumstrahlung auf einer einheitlichen Höchstleistungsgrenze bestand.
d) Luzerner Wellenplan 1933
Noch keine Leistungsbegrenzung der Sender im Mai 1933
Trotzdem enthielt auch die Vollzugsordnung für den Funkdienst zum Weltnachrichtenvertrag von Madrid 1932 noch keine Bestimmungen über die Leistungsbegrenzung der Rundfunk-Sender. Diese wurde lediglich als Empfehlung in die Richtlinien für eine „Europäische Konferenz" aufgenommen, die am 15.5.1933 in Luzern zusammentrat.
An ihr nahmen nicht nur wie bisher Beauftragte der Telegraphen-Verwaltungen und der Sendegesellschaften, sondern auch Regierungsbevollmächtigte teil. Die Deutsche Abordnung, der u. a. Vertreter des Propagandaministeriums und der Wehrmacht angehörten, wurde geführt von H. Gieß. Die Leistung der Sender wurde im Europäischen Rundfunkvertrag Luzern für Wellen unter 300 kHz auf 150 kW, von 550 ... 1.100 kHz auf 100 kW, von 1.100 ... 1.250 kHz auf 60 kW und von 1.250 ... 1.500 kHz auf 30 kW begrenzt [284].
21 Sender für LW und 275 Sender für MW
Im Bereiche der Langwellen standen 111 kHz für 21 Sender, im Hauptrundfunkband 950 kHz für 275 vorhandene oder im Bau befindliche Sender zur Verfügung. Man sah sich daher in Luzern genötigt, den Frequenzabstand zwischen 2 Sendern z. T. auf 8 oder 7 kHz zu verringern und Sender, die geographisch weit auseinanderlagen (2.500km und mehr) zu „doublieren", d. h. auf eine Welle zu legen. Deutschland wurde dank seiner zentralen Lage von dieser Maßnahme kaum berührt. Nur die Sender Hamburg und Heilsberg mußten ihre Welle mit Stationen in Marokko und Südportugal teilen.
1938 - Auf der Weltnachrichtenkonferenz in Kairo keine Änderung
Im übrigen behielt Deutschland an Hauptwellen (ondes exclusives) 1 Langwelle (191 kHz) und 8 Mittelwellen (574 ... 1031 kHz) für die Großrundfunksender, außerdem eine mit 13 anderen Stationen geteilte internationale Gemeinschaftswelle (1.348 kHz für Königsberg/Pr) und 5 nationale Gemeinschaftswellen, die von 15 Nebensendern im teilweisen Gleichwellenbetrieb belegt werden konnten. 3 kleinere Nebensender mußten stillgelegt werden [285].
Auf der Weltnachrichtenkonferenz in Kairo (1938) wurde die in Luzern vorgenommene grundsätzliche Wellenverteilung nicht geändert. In Europa wurde das Rundfunkband lediglich nach unten bis auf 515 und nach oben bis auf 1.560 kHz erweitert. Für den Kurzwellen-Rundfunk, dessen Bänder seit der Funkkonferenz von Washington 1927 fast unverändert geblieben waren, wurden in Kairo 1.350 kHz im Bereich von 5.000 ... 25.000 kHz bereitgestellt, was einem Zuwachs von 59% entsprach.
e) Wellenplan von Montreux - April 1939
Leistungserhöhung auf 120 / 200 / 500 KW
Mit dem Inkrafttreten der Beschlüsse der Weltnachrichtenkonferenz in Kairo erlosch bestimmungsgemäß der Europäische Rundfunkvertrag von Luzern 1933. Anfang 1939 traten die europäischen Länder in Montreux (1.3. ... 15.4.1939) zur Beratung über einen vom Weltrundfunk-Verein ausgearbeiteten neuen Wellenverteilungsplan im europäischen Rundfunk zusammen:
Die Leistung der vorhandenen Rundfunksender im Mittelwellengebiet sollte auf 120kW, im Langwellenbereich auf 200kW (bei Tage auf 500kW) erhöht werden. Die ungünstigen Verhältnisse im Langwellenband sollten durch Verlegung kleinerer Landessender ins Mittelwellenband verbessert, gegenseitige Störungen von Sendern auf derselben Welle durch gerichtete und abschirmende Antennen vermieden werden. Auch für die deutschen Rundfunksender hätten sich dadurch gewisse Verschiebungen ergeben.
Der Wellenverteilungsplan ist nie in Kraft getreten
Der Wellenverteilungsplan von Montreux, der vom 4.3.1940 ab in Kraft treten sollte [286], ist infolge des 2. Weltkrieges nie wirksam geworden. Die europäischen Rundfunksender behielten nominell im wesentlichen die ihnen durch den Luzerner Wellenplan zugeteilten Frequenzen, wenn auch die Stationen der kriegführenden Mächte hiervon aus den oben erwähnten Gründen vielfach abwichen.
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands wurde von der Britischen Militärregierung die ursprüngliche Welle des Großrundfunk-Senders Langenberg (658 kHz) dem Sender Osterloog zugeteilt, der ab 5.6.1945 das BFN-Programm und seit dem 15.9.1946 das Europa-Programm der British-Broadcasting Corp. ausstrahlte. Infolgedessen mußte der Sender Langenberg nach seiner Wiederinstandsetzung ab 18.1.1946 auf Gleichwelle (905 kHz) mit dem ebenso starken Sender Hamburg I betrieben werden, was zu zahlreichen Empfangsstörungen durch Interferenz in den umfangreichen Versorgungsgebieten beider Sender führte.
In ähnlicher Weise mußte am 1.9.1949 der Sender Frankfurt/M auf Befehl der Amerikanischen Militär-Regierung seine ursprüngliche gute Welle (1.196 kHz) an einen neuen Münchener Sender abgeben, der die „Stimme Amerikas" ausstrahlte. Die Frankfurt dafür zugewiesene neue Frequenz 1.438 kHz reichte nicht einmal zur Versorgung des eigenen Sendebezirks aus.
f) Kopenhagener Wellenplan - 1948
Deutschlands Frequenzen wurde arg beschnitten
Nach dem Internationalen Fernmeldevertrag von Atlantic City 1947 wurde für den europäischen Bereich in Kopenhagen 1948 ein neuer Rundfunk-Wellenplan aufgestellt, der für den Rundfunk das Band 150 ... 285 kHz und 525 ... 1605 kHz vorsah. Von 365 Sendern konnten 246 auf insgesamt 139 Frequenzen untergebracht werden, wobei der Frequenzabstand möglichst nicht weniger als 9 kHz betragen sollte.
Der Kopenhagener Wellenplan wies Deutschland überhaupt keine Langwelle mehr zu. Im Mittelwellenbereich erhielt der deutsche Rundfunk 8 Wellen, von denen jedoch nur 4 (971 ... 1.196 kHz) in den Bereich der älteren Empfänger fielen, während die anderen, wenig brauchbaren oberhalb von 1.500 kHz lagen. Dazu kam noch eine internationale Gemeinschaftswelle (1.484 kHz), die von 32 Staaten verwendet wird.
Im einzelnen waren vorgesehen für die:
Britische Zone | 971 und 1686 kHz |
US-Zone | 689 und 1602 kHz |
Französ. Zone | 1196 und 1538 kHz |
Sowjet. Zone | 1043 und 1670 kHz [287]. |
Mehrere Staaten sendeten auf der gleichen Frequenz
Jede dieser Wellen wurde von mehreren anderen Staaten mitbenutzt. Die Leistung der deutschen Rundfunksender auf den neuen Frequenzen durfte 70kW nicht überschreiten, doch konnten auf derselben Frequenz mehrere Sender im Gleichwellenbetrieb arbeiten, wobei allerdings die Gesamtleistung das 1,5-fache der für den einzelnen Sender
zugelassenen Leistung nicht übersteigen durfte. Außerdem war es den Besatzungsmächten gestattet, die nationalen Frequenzen durch ihre Truppensender im Gleichwellenbetrieb mitzubenutzen und die für einen Sender festgesetzte Höchstleistung bis zum doppelten Wert zu überschreiten.
Während die europäischen Rundfunkwellen vor dem Kriege vorwiegend nach technischen Grundsätzen verteilt worden waren, wurden die Entschlüsse der Kopenhagener Konferenz, auf der Deutschland nicht vertreten war, in hohem Maße von politischen Gesichtspunkten beeinflußt. Die Vertreter der Nationen waren sich in Kopenhagen hinsichtlich der Wellenzuteilung an Deutschland einig über den Grundsatz eines „technischen Mindestmaßes" für die Aussendung eines einzigen Rundfunkprogramms in jeder Besatzungszone, obwohl Deutschland auch noch Anfang 1950 unter den Rundfunkländern der Erde mit 9,8 Millionen Rundfunkteilnehmern an dritter Stelle stand. Ende März 1950 wurden in Deutschland 76 Rundfunksender auf 37 Frequenzen betrieben, von denen 22 Einzelwellen und 15 mehrfach belegte Frequenzen waren.
Der NWDR hatte die führende Rolle
Dem NWDR als der deutschen Rundfunk-Anstalt mit dem größten Hörerkreis standen nach dem Kopenhagener Plan die 3 Frequenzen 971, 1.586 und die internationale Gemeinschaftswelle 1.484 kHz für insgesamt 11 Sender zur Verfügung (Bild 107). Die neue Welle 971 kHz für Hamburg, Langenberg und neuerdings auch für Osterloog (bei verminderter Leistung) unterschied sich hinsichtlich ihrer Ausbreitungsbedingungen nur unwesentlich von der bisher benutzten Frequenz.
Die in der Frequenz benachbarte starke Station Göteborg störte dank der von ihr benutzten, nach Südwesten abschirmenden Richtantenne den Empfang der NWDR-Sender in Nordwestdeutschland nicht. Die Mitbenutzung der NWDR-Welle durch den Sender Osterloog verbesserte im Nordwesten Niedersachsens, der bisher unter ungünstigen Empfangsbedingungen gelitten hatte, die Rundfunkversorgung wesentlich, ohne daß dadurch das Empfangsgebiet der Sender Hamburg und Langenberg benachteiligt worden wäre.
5 "Anstalten" mit 10 Sendern in der Amerikanischen Zone
In der Amerikanischen Zone (einschl. des US-Sektors von Berlin und des Landes Bremen) sollten sich die bestehenden 5 Rundfunk-Anstalten mit insgesamt 10 Sendern nach dem Kopenhagener Wellenplan in die beiden Frequenzen 989 und 1.602 kHz teilen. Von diesen beiden Wellen wurde die bessere (989 kHz) dem Sender RIAS-Berlin und die schlechtere (1.602 kHz) den Sendern Nürnberg und Hof des Bayrischen Rundfunks zugeteilt.
Alle übrigen Sender arbeiteten auf Anordnung der Alliierten Hohen Kommission auf Frequenzen, die nicht dem Kopenhagener Plan entsprachen und sich z. T. nur unwesentlich von den bisher benutzten Wellen unterschieden. Da die außerplanmäßig mitbenutzten Frequenzen planmäßig von anderen starken Sendern benutzt wurden, ging die Fernempfangsmöglichkeit für Sender der amerikanischen Zone stark zurück. Hinzu kam, daß die amerikanische Besatzungsmacht in ihrer Zone außer den bereits bestehenden AFN - Sendern Frankfurt/M, Stuttgart, München, Bayreuth und Berlin 30 neue Sender (0,35kW) auf 10 außerhalb des Plans liegenden Frequenzen einsetzte.
Die SBZ hieß bei uns 30 Jahre lang nur "Die Ostzone "
"Die Ostzone" verfügt nach dem Kopenhagener Wellenplan über 2 Wellen, von denen Leipzig die bessere (1.043 kHz) und ein Sender des Berliner Rundfunks die weniger günstige (1.570 kHz) benutzte. Die nach dem Plan für die russischen Besatzungstruppen vorgesehene Frequenz 782 kHz wurde einem zweiten Berliner Sender zugeteilt. Die Sender Dresden, Potsdam, Schwerin und Erfurt sollen in Zukunft auf der internalionalen Gemeinschaftswelle 1.484 kHz arbeiten. Mit Ausnahme von Dresden stellten sie bis zur Beendigung der Umstellungsarbeiten kurzzeitig den Betrieb ein.
Von den der Französischen Zone durch den Wellenplan zugewiesenen beiden Frequenzen 1.196 und 1.538 kHz, in die sich 6 Sender des Südwest-Funks teilen mußten, konnte zunächst die Welle 1.196 noch nicht benutzt werden, da sie weiterhin von dem amerikanischen Sender der „Stimme Amerikas" in München belegt war. Die Sender Baden-Baden, Freiburg/Br und Sigmaringen wurden daher zunächst im Gleichwellenbetrieb auf der alten Frequenz 827 kHz belassen. Dem Sender Koblenz gestattete man anstelle der noch besetzten Frequenz 1.196 kHz die Mitbenutzung der Welle von Istambul (1.016 kHz). Kaiserslautern arbeitete auf der internationalen Gemeinschaftswelle 1.484 kHz, während Reutlingen auf der im Plan vorgesehenen Frequenz 1.538 kHz sendete. Auch für die Sender der französischen Zone fielen dadurch die Fernempfangsmöglichkeiten praktisch weg.