Ein Besuch in St. Georgen im Mai 2012
In Verbindung mit dem Treffen mit einem Zeitzeugen des Schweizer Fernsehens in Rottweil und Villingen hatten wir auch St. Georgen, die Heimatstadt von Dual und Perpetuum Ebner und weiteren 3 Plattenspieler Herstellern (laut Herrn Jürgen Weisser) eingeplant, sowie den Besuch des im Juni 2011 eingeweihten neuen erweiterten Phonomuseums.
An dem Freitag wollten wir nur ein Interview mit dem Gründer des Phonomuseums (Herrn Weisser) für Sonntag Abend anmelden bzw. vereinbaren. Die Eindrücke beim Besuch dieses Ortes waren aber so gespalten, daß ich hier ein wenig von dem Drumherum dieser beiden Besuche erzählen möchte.
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Als Touristen sind wir aus dem 8km entfernten Königsfeld gekommen . . .
. . . und der Schwarzwald als Ganzes sucht ja mit aller Kraft einen Ausgleich zu den verloren gegangenen Arbeitsplätzen einer ehemals boomenden Industrie. Denn nicht nur die Firmen Dual und PE sind vor zig Jahren verschwunden.
Es hatte damals auch fast die gesamte Uhrenindustrie total gebeutelt und auch die kleinen mechanischen Betriebe. Es werden im Elektronik-Zeitalter nun mal keine solchen Riesenmengen der kleinsten Getriebe und Rädchen mehr gebraucht. Und was gebraucht wird, kommt zu einem Bruchteil des Preises "von ganz weit her".
Doch die Anfahrt war für Orts-(un)-kundige miserabel, lückenhaft und unsinnig ausgeschildert. Wir wußten zwar, daß der Ort recht klein ist, aber daß man uns einen etwa 6 Kilometer (gefühlt) langen Umweg aufdrückt, das war schon sehr mäßig.
Ich war zwei mal kurz davor, umzudrehen, weil ich das Umleitungsschild immer noch nicht (wieder) gesehen hatte und auch nicht auf die Idee kam, bis fast ins Rheintal fahren zu müssen (so kam es mir vor), um dann von hinten in den Ort einzufahren. Daß die Eingeborenen den (Aus-)Weg (= Schleichweg) kennen, ist mir klar, aber normale Touristen würden frustriert den nächsten Ort anfahren und St. Georgen einfach vergessen.
Wie ich dann herausgefunden hatte, ließe sich für PKWs durchaus eine akzeptable Interims-Alternative gestalten bzw. ausschildern. Aber vermutlich wollen "die auf dem Berg" gar keine Touristen haben.
Oben angekommen, verstärkt sich der Eindruck.
St. Georgen ist nach meiner Einschätzung im Laufe der Jahre oben auf einem kleinen Berg entstanden. Es besteht eigentlich nur aus einer Hauptstraße und massenweise Sackgassen und Einbahnstrassen, die "immer" in die falsche Richtung führen.
Und es ist mir völlig unklar, wie damals die vielen LKW zum An- und Abtransport die Sträßchen zum Dual Werk erklommen hatten.
Am Freitag ab 13 Uhr ist dort tote Hose. Die wenigen Geschäfte sind zu 99% zu. Jedes zweite Ladenlokal ist zu vermieten oder dümpelt dunkel vor sich hin. Da ließe sich doch zusammen mit den Eigentümern sicher etwas Aufmunterndes in die leeren Auslagen stellen, und wenn es Hinweisschilder zum Phonomuseum samt einem einzigen Exponat wären.
Und wenn nicht die Überbleibsel an dick vermummten Motorradfahren vom gestrigen Vatertag dort rumdüsen, rumbrettern und rumknattern würden, wir wären die Einzigen gewesen.
Das alte Papst Werk - jetzt ebmpapst - hält die Stellung.
Die ehemalige Firma des Hauptsponsors des Phono- museums heißt jetzt ebmpapst. Der ehemalige Seniorchef von Papstmotoren - Georg Papst, der leider im März 2012 durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, der hatte mit einem großzügigen Zuschuß den Grundstock zu dem neuen erheblich vergrößerten Phonomuseum gelegt.
So ist dann das Phonomuseum die einzige Attraktion in diesem kleinen und doch millionenfach bekannten St. Georgen. Doch seitdem Dual weg ist, schwindet der Bekanntheitsgrad von Jahr zu Jahr - ebenso wie auch der Bekanntheitsgrad von Wiesbaden als Fernsehstadt schwindet (seit das ZDF weg ist).
Es ist schade, daß die Gemeinde-Verwaltung dieses Kapital so versanden läßt. In Gesprächen mit den Angestellten mehrerer Hotel-Restaurants in der Umgegend der nächst größeren Städte Rottweil und Villingen wurde uns empfohlen, für diesen Ort "keine Zeit zu verschwenden", da gäbe es nichts. - Das ist sehr schade (- weil ich ein Dual-Fan war und bin).
Ein paar Fotos der ehemaligen Weltfirma Dual finden Sie hier.
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