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Die Pioniere vom High-End AUDIO - Nelson Pass

Diese Rückschau wurde in 2016 von Greg Weaver, Jonathan Valin und Robert Harley geschrieben. Die Übersetzung erfolgte halbautomatisch und wurde mehrfach korrigiert und dem deutschen Sprachgebrauch angepaßt.

Nelson Pass - Threshold, Pass Labs, First Watt

Man könnte sagen, dass kein anderer Verstärker-Entwickler die Philosophie und den Geist der Einfachheit des Schaltungs-Designs klarer verkörpert als Nelson Pass.

Seit der Einführung seines ersten kommerziellen Produkts im Jahr 1975 verfolgt er kontinuierlich das oft zur Schau gestellte, aber selten verwirklichte Ziel „Weniger ist mehr“. Nach einer entschieden anderen Richtung als einige andere erfolgreiche Hersteller dieser Zeit - Unternehmen wie Phase Linear, Harman Kardon und Crown, die den Status Quo (basierend auf ursprünglich veröffentlichten RCA-Schaltungen der Klasse AB oder Klasse B) überarbeiteten - entwickelten sich die Arbeiten von Nelson in neue und unbekannte Richtungen.
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Die "Low Level" Verzerrungen

Diese frühen Anfänge von Class B- und AB-Verstärkern lagen in einer Zeit, in der die Messung König war. Betrachtet man die Verzerrung eines Verstärkers der Klasse AB auf einem Oszilloskop, so kann man deutlich feststellen, dass die Verzerrung tatsächlich zunimmt, wenn der Ausgangspegel abnimmt, wobei die Überkreuzungsmarkierung proportional zur Größe des abnehmenden Signals größer und größer wird. Dies war darauf zurückzuführen, dass die Plus- und Minushälften des Verstärkers nicht sauber zusammen passten.

Die meisten Entwickler verwendeten komplexere Schaltungen und große Mengen an Rückkopplungen, um bessere Benchmarks / Messungen zu erzielen. Die Trägheit komplexerer Schaltungen verursachte jedoch Probleme mit der TIM-Verzerrung (transiente Intermodulation). Außerdem neigten starke Rückkopplungen dazu, den harmonischen Charakter eines Verstärkers auszutrocknen, so dass er etwas steril klang.
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  • Anmerkung : Bestes Beispiel aus unserem Zeitzeugen-Umfeld war 1965 der damals völlig neue BRAUN CSV 1000. Bei wenigen Watt lagen die Verzerungen im 10% Bereich. Entwickler Wolfgang Hasselbach erzählte mir, damals wußten sie es nicht besser.

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Die Vorteile der Class-A Konzeption

Mitte der 1970er Jahre fand Nelson heraus, daß zwar die prozentualen Verzerrungen durch Rückkopplung immer weiter gesenkt wurden, dass sich aber der Klang nicht entsprechend verbesserte.

Als Alternative sah er die prinzipbedingte deutlich bessere Linearität von Klasse-A Verstärkern, deren traditioneller niedriger Wirkungsgrad sie bislang auf eine niedrige Ausgangsleistung beschränkt hatte. Da Klasse A das Umschalten (der beiden Halbwellen) beseitigte, beseitigte es auch die störenden Verzerrungen der Signale bei kleinen Leistungen und ermöglichte so einen "monotonen" Verzerrungscharakter, der mit abnehmendem Pegel abnahm - das war genau das Gegenteil von Klasse B- und AB-Schaltungen.
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Die Erkenntnisse

Diese Erkenntnisse / Einsichten würden den Stat / Ausgangspunkt für eine der berühmtesten Karrieren der Hifi-Branche bilden. Pass gründete Threshold mit der Strategie, eine effizientere, komplementäre Klasse-A-Schaltung zu entwickeln.

Schon zu Beginn seiner Entwicklung / Karriere hatte sich ein weit verbreitetes Thema herauskristallisiert : Wähle hochwertige Teile aus, plaziere sie sie in eine einfache Schaltung, erlaube einen hohen Ruhestrom und verwende nur minimale (oder keine) Rückkopplungen.
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  • Anmerkung : Das ist heutzutage (in 2019) fast nicht mehr zu vermitteln, daß ein 2 x 20 Watt Verstärker über 200 Watt an Ruhestrom-Leistung bzw. Bereitschaftsleistung verbraucht bzw. verbrät.

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Der Erfolg mit "Threshold"

Threshold war auf mehreren Ebenen außerordentlich erfolgreich, als einige der ersten Class-A-Hochleistungsverstärker entwickelt wurden und die lieferten einen unbestreitbar besseren Klang als viele andere Entwicklungen und Schaltungen.

Nelson verfolgte diese Entwicklungslinie bei Threshold in den (1980er) achtziger Jahren mit Hilfe von Bipolartransistoren und entwicklete eine Verbesserung nach der anderen. Er baute Verstärker mit kaskodierten Verstärkungsstufen und erweiterte das Konzept dann auf Verstärker mit „stromgesteuerten“ Ausgangsstufen (und bekam auf dem Weg eine Reihe von Patenten).

Als die ersten Leistungs-FETs kamen

In den frühen neunziger Jahren verspürte Pass den Drang, bipolare Geräte hinter sich zu lassen und die Vorteile von FETs zu erkunden, die Leistungskurven ähnlich denen von Röhren bieten und musikalisch natürlicher klingen.

In den nächsten zweieinhalb Jahrzehnten führte seine Arbeit bei "Pass Labs" zu immer einfacheren Schaltungen und immer besser klingenden Verstärkern.

Pass hat sein Handwerk (seine Tätigkeit) mit immer neuen aufregenden und begeisterungsfähigen Produkten kontinuierlich weiterentwickelt, darunter das bahnbrechende Aleph-Design von 1992 (der Aleph 0 wurde von einer Zeitschrift als „Verstärker des Jahrzehnts“ ausgezeichnet).
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Hören ist nach wie vor besser als Messen

Pass hat bei seinem unermüdlichen Streben nach besserem Sound wesentliche  Fortschritte bei der Schaltungstopologie und Verstärker-Leistung mit Produkten wie der revolutionären X- (Super-Symmetry) und XA-Serie erzielt. Er setzt in seinem Streben nach einem besseren Klang weiterhin auf Minimalismus.

Nelson ist ein begabter und begeisterter Erfinder, der über sieben US-Patente im Zusammenhang mit Audio-Schaltungen verfügt. Mit seiner aufschlussreichen und aufregenden Arbeit ist er immer noch nicht am Ende und wird Musikliebhaber wahrscheinlich noch lange nicht vollständig zufriedenstellen.

Im Gegensatz zu vielen anderen auf seinem Gebiet glaubt er immer noch, dass Hörtests für die Weiterentwicklung in dieser Disziplin des High-End Klanges von unschätzbarem Wert sind und dass elektrische Messungen allein den Klang eines Verstärkers nicht vollständig charakterisieren. Seine Arbeit zeigt, dass das Streben nach abnehmenden Nullen nicht unbedingt zu einem besseren Klang führt und positioniert ihn an der Spitze des Pantheons der High-End-Audio-Designer.
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