Die Pioniere vom High-End AUDIO - James Bongiorno
Robert Harley schreibt in 2016 einen Rückblick auf diese Zeiten um 1968 und wie sich dieses Super High-End entwickelt hatte und wer die Beteiligten waren. Die Übersetzung erfolgte halbautomatisch und wurde mehrfach korrigiert und dem deutschen Sprachgebrauch angepaßt.
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James Bongiorno - Gründer von "Great American Sound"
James Bongiornos lange und erfolgreiche Karriere erstreckt sich über zwei völlig unterschiedliche Epochen, von der Firma Hadley, der Firma Dynaco, Marantz und SAE in den 1960er Jahren bis hin zur Firma Constellation Audio im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.
Bongiorno entwarf Verstärker in sechs verschiedenen Jahrzehnten und arbeitete mit anderen Branchenlegenden wie Richard Sequerra, Sidney Smith, David Hafler, Morris Kessler, John Curl und Bascom King zusammen.
Beginnen wir mit GAS
James Bongiorno wird uns am besten mit "Great American Sound" (GAS) in Erinnerung bleiben, die Firma, die er 1974 nach dem Verlassen von SAE gründete. Der GAS Ampzilla- Leistungsverstärker war ein sofortiger Klassiker, der viel teurere Verstärker übertraf und Erschütterungen (Erdbeben) durch die Industrie schickte.
Dies war der Beginn der High-End-Renaissance, genau zu der Zeit von "Phase Linear" und "Audio Research", als die Nachfrage nach relativ leistungsstarken Verstärkern regelrecht explodierte.
Der 2x200 Watt Verstärker von Ampzilla war der erste, der über eine vollständige duale Differenzverstärkerschaltung verfügte. Diese Topologie ist die Grundlage für nahezu alle modernen Halbleiter-Leistungsverstärker. Der Ampzilla klang nicht nur großartig und wurde dazu in "großen" (wie groß wirklich) Stückzahlen verkauft, sondern Bongiorno war auch ein Beispiel für den Einzelgänger, der sein Unternehmen aus nichts als Talent, einem Traum und (buchstäblich) einem Küchentisch schuf.
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- Anmerkung : Das erste, das uns auffällt, ist der "gigantische" Firmenname, sowohl von SAE ("Wissenschaftliche Audio Electronic") als auch von GAS ("Great American Sound"). In 2019 ist ja der Spruch des amerikanischen Präsidenten Trump in aller Munde : "Make America great agaín". Danach muß Amerika ja mal groß gewesen sein, sonst würde der Ausspruch nicht so viele Wähler anlocken.
- Das nächste, das uns auffällt, die Frimengründer von SAE, Infinity, Marantz, Fischer, Harman kardon, Scott usw. sind alle ganz besondere "Individualisten", also verträumte Einzelgänger.
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Der G.A.S. Stern leuchtete nur kurz
"Great American Sound" war wie ein Stern, der zwar hell aber nur recht kurz brannte. Nachdem Bongiorno einen Teil des Unternehmens verkaufen mußte, um seine Expansion zu finanzieren, ging das Unternehmen einige Jahre später pleite.
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- Anmerkung : Wie bei fast allen anderen Firmen, Marantz und Infinity sind das zwei sehr bekannte Beispiele, ist mit den neuen Gesellschaftern ganz schnell Krach angesagt. Die Ziele sind viel zu unterschiedlich. Auch in Amerika muß sich ein "gekauftes" Unternehmen aus sich heraus selbst bezahlen. Das sagt zwar keiner der sogenannten Investoren (meist Heuschrecken), aber hinter den Kulissen läuft es fast immer gleich ab. Kaufen, zerstückeln, weiterverkaufen.
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Bongiorno (mußte also unfreiwillig gehen) und gründete schnell eine neue Firma, "Sumo Electric Company", Ltd., um seine Schaltungs-Ideen und Konzepte für neue Produkte mit moderaten Preisen anzubieten. In typischer Bongiorno- Manier wurde der Start von Sumo mit einer ganzseitigen Anzeige im Audio-Magazin angekündigt, in der ein Affe (das GAS-Firmensymbol) an einem Kruzifix auf Französisch mit der Aufschrift „Das Ende einer Ära“ abgebildet war. Auch hier wieder Streitigkeiten zwischen den Geschäftspartnern führten wie bei GAS zum vorzeitigen Untergang von Sumo.
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Bongiornos Erbe (1943 - 2013)
Was Bongiorno und seine beiden Unternehmen GAS und SUMO jedoch hinterlassen haben, ist ein reiches Erbe innovativer Schaltungs-Designs und eine treue Gefolgschaft bei den Kunden, die bis heute (2016)anhält. Es gibt eine ganze Reihe von Audiophilen, die immer noch den legendären Vorverstärker von Ampzilla und GAS, die Thaedra, verehren.
Im Jahr 2008 startete Bongiorno mit "Spread Spectrum Technologies" und einem weiteren Ampzilla-Verstärker, dem Ampzilla 2000, eine neue Firma. Der neue Ampzilla wurde weithin gelobt und war kommerziell erfolgreich, obwohl der Amp ganz anders war als das Original.
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Jim Bongiorno war sehr ungewöhnlich
Jim Bongiorno als farbenfrohen Charakter zu bezeichnen, ist nicht nur eine monumentale Untertreibung, sondern sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne wahr. Das nebenstehende Foto zeigt sein tägliches Kleid. Jede Begegnung mit Bongiorno war kühn und extravagant und musste zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Er hatte eine Vorliebe für schwungvolle Aussagen wie "Ich habe bisher noch keinen einzigen Vorverstärker auf dieser Welt gesehen, den ich jemals meinem Thaedra vorziehen würde."
Auf die Frage nach den Vorzügen bestimmter Transistortypen antwortete er: "Es spielt keine Rolle, ob ein Produkt mit Eselsdung hergestellt wird. Das einzige, das wichtig ist, ist die endgültige Qualität (der Klang)".
Bei der Beantwortung einer negativen Bewertung (des "Son of Ampzilla" in TAS (was war das ??) Ausgabe 10) stellte Bongiorno die Qualifikation des Prüfers in Frage: „Die Versuche unserer Branche können mit dem Geigenbau verglichen werden. Leider kann die Leistung einer Stradivari durch die Fähigkeiten eines fragwürdigen Virtuosen getrübt werden".
Bongiorno konnte leidenschaftlich Klavier spielen
So leidenschaftlich Bongiorno war, Verstärker zu entwerfen, so leidenschaftlich war er, Klavier zu spielen. Er war sein ganzes Leben lang zwischen Verstärkerdesign und der Arbeit als professioneller Musiker hin und her gerissen. Bongiorno war ein versierter Jazzpianist, der regelmäßig auftrat und vier Aufnahmen machte, die auf CD veröffentlicht wurden.
Ein Journalistenkollege von mir, der Jim in den 1980er Jahren besuchte, berichtete, er habe ein Haus gefunden, in dem neben einem leeren Kühlschrank praktisch keine Möbel mehr vorhanden waren, aber ein Wohnzimmer mit einem Audiosystem, einer riesigen Musiksammlung, einem Vorrat an gutem Wein und einem 90 Jahre alten, über 100.000 US-Dollar teuren 9' Steinway-Konzertflügel. Die Prioritäten dieses Mannes zeigten sich in seiner Wohnungs-Einrichtung.
Bongiornos Leben und Karriere
Bongiornos Leben und Karriere sind umso bemerkenswerter, als bei ihm im Alter von 34 Jahren Leberkrebs diagnostiziert wurde und er laut der Ärzte nur noch wenige Monate zu leben hatte. Er bekämpfte diese Krankheit für erstaunliche 35 lange Jahre, bevor er im Januar 2013 im Alter von 69 Jahren daran erlag.
Er lebte und atmete das Verstärkerdesign und leistete bis zum Ende einen Beitrag als Teil des Teams, das die Elektronik der Constellation Reference Series entwickelte, die 2010 auf den Markt kam. Jim Bongiorno war ein einzigartiger Verstärker- (und Tuner-) Designer und ein einzigartiger Mensch.
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