Grosse Probleme mit dem ALPS-Eingangswahlschalter
im Juli 2016 von Gert Redlich - So war das bestimmt nicht geplant von den Yamaha Entwicklern, daß bei sehr sehr vielen Vollverstärkern und Receivern nach ein paar (10 und mehr) Jahren ein "bug" auftaucht. Andere nennen das eine (ungewollte) "Sollbruchstelle"
Fast alle Yamaha Receiver und Vollverstärker haben ein per Fernbedienung motorisch regelbares Lautstärke-Potentiometer von ALPS sowie einen motorisch drehbaren Eingangs- oder Quellen-Umschalter - ebenfalls von ALPS.
Das ist an und für sich eine super tolle Eigenschaft, die das (Fern-) Bedienen erheblich erleichtert. Warum man aber wie bei dem kleinen Onkyo Vollverstärker nicht gleich eine elektronische Variante ausgesucht hatte, ist das Yamaha Geheimnis. ALPS ist mit Sicherheit eine über Jahrzehnte renommierte Firma, bei der man soetwas nicht vermutet hätte.
Jedenfalls fangen nach einer geraumen Zeit des Benutzens mit oder ohne Fernbedienung einzelne Eingänge an, kanalweise auszusetzen, so auch bei unseren beiden Receivern. Es stimmt also, was da in den diversen Foren bemängelt bzw. heftig angeprangert wird.
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Wie kann soetwas vorkommen ?
Laut der enttäuschten Hifi-Fans sind ja nicht nur YAMAHA Geräte betroffen. Es geht ja querbeet durch die renommierten japanischen Firmen. Auch PIONEER ist mit dabei. Wir werden in der Hifi-Werkstatt schaun, ob und wie man das relativ einfach selbst reparieren kann und wo die Ursachen liegen.
Eines möchte ich vorausschicken. Auch bei uns in Deutschland haben "die Großen" solchen Mist fabriziert, also weder aufgepaßt noch nachgedacht. Jeder, der schon mal als kleiner Junge (oder als Mädchen) zur Oma und Opa zum Geburtstag mitkommen mußte, hatte mitbekommen, daß Omas kostbare Sonntags-Bestecke so komisch schwarz "angelaufen" waren. Es war Omas kostbarster Schatz, nämlich aus Silber. Spätestens da hätte der spätere Ingenieur wissen müssen, Silber bleibt nie so, wie es ist, nämlich anfänglich blitze-blank. Die Oberfläche sulphatiert - sie wird schwarz..
Und hier bei uns - nämlich beim großen Max Grundig und all den anderen deutschen Herstellern wurden Millionen von Silber-Kontakten (oft auch nur versilbert) verbaut und alle hatten nach wenigen Jahren dicke Probleme.
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Und bei den Kontakten liegt das Problem.
Es ist ein Konstruktionsfehler. Wenn die Kontakte "irgendwann" keinen Kontakt mehr herstellen, ist einer der bekannten Fehler aufgetreten. Auch Kontaktspray macht es nur noch schlimmer. In der Museumswerkstatt können wir der Ursache risikolos auf den Grund gehen.
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Wo finden wir diese Komponente im Gerät ?
Bei den Yamaha Geräten haben die Ingenieure ein sehr einleuchtendes Konzept der Verstärker-Eingänge realisiert. Alle hochpegeligen Eingangs-Buchsen (mit Ausnahme des hochempfindlichen Phono-Einganges) sind auf einer ganz langen Platine plaziert, die senkrecht im Gerät wohnt. Auf der gegenüberliegenden Seite, also vorne an der Frontplatte sitzt der Eingangswahlschalter von ALPS - und der hat sogar einen kleinen Motor.
Doch dieser (Dreh-) Schalter hat eine Macke, das sind seine Kontakte. Unter einer verzinkten Blech-"Haube" sind sie verborgen. Diese Abdeckung oder Haube (im Bild oben - ganz rechts) muß so oder so (schonend) entfernt werden. Zuerst aber muß die ganze Platine ausgebaut werden. Das ist zeitaufwendig und mühsam, weil die Japaner "unendlich" viele Schrauben vorgesehen hatten.
Das schwarze Gehäuse-Abdeckblech des gesamten Gerätes und die eloxierte Alu-Frontplatte müssen abgenommen werden. Die eigentliche 2. Frontplatte - an der alle Schalter und Potis festgeschraubt sind - bleibt im Gerät drinnen. Hinten sollte auch die Rückwand demontiert werden und schon sind wir bei fast 30 Schrauben.
Mit etwas Geschick und Geduld hält man dann die obige lange Platine in der Hand.
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Das Druckgußteil mit dem Zahnrad ausbauen . . .
An dem Druckgußteil mit der langen Achse ragen drei kleine Zungen aus Blech heraus, die leicht "ver"bogen = abgewinkelt sind. Die müssen gerade gebogen werden. Dann kann man die recht lange Achse zusammen mit diesem Druckgussteil und dem größeren Zahnrad dahinter herausziehen.
Die Abdeckung mit der Aufschrift "ALPS - Japan" sitzt nach wie vor felsenfest auf der Platine. Dort sind nämlich ganz vorne zwei der dickeren Pins durch die Platine durchgesteckt und unten drunter mit Blindkontakten verlötet.
Das Lötzinn muß hier sauber abgesaugt werden. Achtung : Keine weiteren Lötstellen absaugen oder auslöten. Das ist bei der Yamaha Version des Schalters nicht notwendig
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Die Abdeckung des Schalters hochheben . . . .
Diese Abdeckung hat auf beiden Längsseiten 8 Laschen, von denen auf jeder Seite einige Laschen (die mit den roten Pfeilen) fest anliegen und die anderen bereits leicht weggebogen sind. Zum Abheben der Abdeckung müssen alle 8 !! Laschen nach außen weggebogen sein, vor allem die mit den roten Pfeilen symbolisch für alle markierten fest angedrückten Laschen. Das macht man am besten mit einem kleinen Uhrmacher- schraubendreher. Die Zuleitungen zu dem Motörchen sind nicht gesteckt, die sind gelötet !! (Ich war da etwas zu schnell und zu rabiat.)
4 Drehschaltelemente kommen zum Vorschein
Die lange Achse ist nun herausgezogen und die Abdeckung ist vorsichtig abgehoben. Alles muß übrigens recht leichtgängig funktionieren. Wenn Sie Gewalt anwenden müssen, ist etwas schief gelaufen. Also Geduld. Jetzt sehen Sie die 4 senkrecht stehenden Drehschalter. Diese Drehschalter-Elemente stehen auch einzeln recht stabil auf der Platine. Wir sind fast am Ziel. Die roten Pfeile kennzeichnen die beiden leeren Löcher der Abdeckhaube, die aber außer der mechanischen Stabilisierung (und der Masseverbindung) keine weitere Funktion haben.
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Uns interessieren erst mal nur die 2 hinteren Schaltlemente
Das erste Schaltelement von links vorne (im Bild oben drüber) hat nur 2 Kontakte. Das zweite von vorne steuert die Lämpchen/ LEDs und erst Element 3 und 4 schalten die Audio-Eingänge um - pro Kanal. Und nur die interessieren uns. Wir müssen also von hinten (Bild rechts) an diese Schaltelemente ran und die 4 weißen Krallen mit einem Schraubendreher einfach hineindrücken - das geht ganz einfach - ohne viel Kraft.
Dann fällt vorne jeweils das drehbare Teil raus, einfach so raus.
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Und jetzt sehen wir das mysteriöse Geheimnis . . .
Die Konzeption ist genial, eigentlich für die Ewigkeit gemacht. 12 Kontaktflächen (für maximal 12 Eingänge) sind in Kunststoff eingegossen und in der Mitte ist der (für alle gemeinsame) Schleifring. Dem Bild nach zu urteilen scheinen es Messing Kontaktflächen zu sein.
Außen ist nochmals eine Ebene zur Erkennung der Endposition der Drehbewegung. Inwieweit die jeweils benutzt wird, kann ich zur Zeit nicht sagen, das steht aber mit Sicherheit im Schaltplan. Und Sie sehen schon im Ansatz die Schmiere auf den Kontakten.
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Hier das Drehteil mit den Schleifkontakten
Die beiden herausgefallenen runden Kunststoffplättchen mit den 4 Krallen zeigen oberflächlich keine Symptome wie zum Beispiele die Drehteile des Lautstärkepotis bei dem großen BOSE 4401 Vorverstärker. Dort war der Verschleiß ganz deutlich zu sehen.
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Und jetzt vergößert - die Schmiere
Auf den beiden nächsten Bildern sehen Sie, was den Kontakt hemmt oder unterbindet - die Schmiere. Klicken Sie mal auf die Bilder drauf. Trotz des erheblichen Kontaktdrucks reicht es für akustische Aussetzer.
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Jetzt ist Reinigen angesagt - mit Isopropanol
Sie könnten auch Spiritus nehmen, doch dort bleibt immer ein kleiner Belag übrig. Ob oder wie schädlich der ist, nehmen wir also lieber Alkohol und Wattestäbchen.
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Das Ergebnis - vordergründig ok - aber
An den Wattestäbchen bleibt sowohl von den Kontaktflächen wie auch von dem Schleifer sichtbar viel Schmutz oder Schmiere oder Fett und Staub hängen. Durch kräftiges Reiben ist sogar die Versilberung wieder freigelegt. Doch damit haben wir nur das aktuelle Problem gelöst - aber immer noch nicht die Ursache beseitigt.
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Wissen aus der professionellen Magnetbandtechnik
Als ich so um 2002 bis 2004 mit den wenigen spezialisierten DLT-Laufwerks-Herstellern über die massenhaften Ausfälle bei bestimmten Band-Laufwerken diskutiert hatte (das sind voll digitale 12mm Bandlaufwerke zu Datensicherungs-Zwecken), sagt ein Ingenieur von Quantum (er kam ehemals von DEC) :
In einen Magnetbandlaufwerk haben Fett oder Öl nichts zu suchen, nie und nimmer.
Öle und Fette jeglicher Qualität und Viskosiät "gasen" aus. Es ist damit nur eine Frage der Zeit, bis die sensiblen Magnetköpfe (über 600 Spuren auf 12,6mm Breite !!!!) mit diesem ausgegasten Nebel und dem immer vorhandenen Staub verkleben und verklumpen. Bei Grundig wurden damals sage und schreibe 120.000 VCR Recorder im Werk "eingesaut" und landeten als fabrikneuer Schrott auf dem Müll, irreparabel. Lesen Sie die VCR und Video 2000 Geschichte im Magentbandmuseum.
Und genau das scheint hier der Fall zu sein. Es ging ja 20 oder mehr Jahre gut. Und die Fotos zeigen, es ist (nur) die Schmiere mitsamt dem verklebten Staub auf den Kontaktflächen.
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Schaun wir aber etwas genauer hin, sehen wir dies hier . . .
Mit Fett wurde also nicht gegeizt und das hätte dort nie hin gedurft. Und wenn es außen an der Rückseite an der Abdeckung direkt am Loch für die durchgehende Achse bereits zu sehen ist, dann ist es ganz langsam durch alle Ritzen und Löcher "gekrochen", wie es der Magnetband- mensch gesagt hatte.
Unbedingt : Das ganze Fett muß weg !
Alle Getriebezahnräder und Achsen müssen mit Reinigunsgbenzin ausgewaschen werden, bis kein Fett mehr da ist. (Keine Farbverdünnung oder Nitroverdünnung, das könnte die Zahnrädchen auflösen.) Bei den wenigen Bewegungen, die dieser Drehschalter wirklich ausführt, brauchen die Plastikräder keine Schmiere. Auch die Abdeckhaube innen und außen und die anderen Drehschalter auf der Platine sollten gesäubert werden. Und auf keinen Fall erneut ölen und auch NICHT erneut fetten !!
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und dann wieder zusammenbauen
Alle 4 Drehelemente des Wahlschalters haben einen speziellen (runden) Punkt als gemeinsame Markierung der gemeinsamen Position. Da muß man bei der Montage also etwas aufpassen und es vor dem finalen Zusammenbau auch ausführlich ausprobieren.
Sie stecken die Achse durch alle 4 Drehelemente und nur ganz wenig in das 4. Elemet hinein, setzen die Haube drauf und schieben das Druckgußteil über die 3 Zungen der Haube bis ganz dicht dran. Jetzt muß hinten an der Haube die Achse ganz wenig herausschaun.
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Fixieren und zur Probe montieren
Da das Druckgussteil des Drehschalters sowie der zweite kleine Drehschalter an der 2. inneren Stahlblech-Frontplatte verschaubt werden, reicht es für uns, die letzte Lasche der Drehschalter- haube auf beiden Seiten wieder anzudrücken (roter Pfeil). Das Druckgußteil hält über die Achse und die 4 inneren Drehelemente die Platine stabil fest. Auch auf der Rückwand werden erstmal nur wenige Schrauben "fixiert" (also nicht fest angezogen), man weiß ja nie.
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Montage-Details
Diese Eingangsplatine hat unten eine kleine feine sensible Steckerleiste und ganz vorne oben eine Flachbandkabel-Buchse sowie eine weitere Steckverbindung. Diese 3 Verbindungen müssen wieder ganz sorgfältig zusammengefügt werden.
Zum ersten Test brauchen wir . . .
einen CD-Spieler, einen Tongenerator und ein UKW Antennendraht. Damit hätten wir (für unsere Yamaha-Receiver) drei (3) Programmquellen und können so den Drehschalter ausprobieren.
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Unser RX-550 geht wieder wie neu
Das sorgfältige Säubern hat funktioniert. Er geht mit FM - selbst als (Receiver-) Gerippe - wie neu und auch bei CD und AUX.
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Nachtrag Herbst 2016 - er geht leider doch nicht wie neu.
Die Indianer maßen damals ihre Zeiträume in "Monden". Der Eingangsumschalter des scheinbar "reparierten" RX-550 Receivers funktionierte nur wenige "Monde" lang, weil ich oft Abends und Nachts bei uns im Eßraum Musik höre.
Die Kontakte des Umschalters scheinen (immer noch) nicht sauber zu funktionieren, auch nach meiner intensiven Reinigung nicht. Die (Eingangs-) Umschaltung per Fernbedienung, die das Verzerren eventuell hätte beheben können, funktioniert auch nicht, da ist eine der Steuer-Scheiben vermutlich nicht mehr in Ordnung oder falsch eingsetzt.
Ich muß diesen Umschalter nochmals öffnen und die Kontakte nochmals überprüfen. Es hatte also bislang doch nicht funktioniert. Und der RX-570 muckt auch ganz schlimm.
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Bei der Inbetriebnahme sind natürlich noch ein paar Feinheiten aufgefallen.
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Die beiden Kühlrippen sind arg schwach dimensioniert.
Bei etwas lauterer Zimmerlautstärke werden die Kühlrippen ganz schön heiß. Ich mache noch eine Messung bei 2 x 50 Watt Sinus, die die Endstufe ja können soll.
Ich vermute mal, das wird dann sehr heiß.
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