Der YAMAHA RX-570 ist ein Überraschungspaket aus 1993
Es war zu der Zeit, als die alten Hifi-Freaks noch schlichte aber gute Geräte verlangten. Die Jungen wollten von Anfang an nur gebürstete Teac- oder Akai- Edelstahl- Frontplatten mit möglichst viel Watt in ihren Ghettoblastern sehen. Darum war ich verwundert, daß Yamaha sich 1993 noch mit einer solch schlichten mattschwarzen Stereo Receiverserie auf den Markt "traute".
Der RX-570 ist einer von Vieren. Und man sieht ihm seine Qualitäten überhaupt nicht an. Es ist pures Understatement, das sich die optischen und akustischen "Designer" von Yamaha geleistet hatten. Und dann auch noch nur 2 x 70 Watt Sinus an 8 Ohm, das wird doch keinen wattverwöhnten Käufer mehr locken. Doch, es hatte gelockt.
Laut Prospekt hat der RX-570 2x70 Watt an 8 Ohm von 20-20.000 Hz mit nur 0,02% Klirrfaktor. Und die DIN-Leistung soll sogar pro (einem) Kanal 90 Watt an 4 Ohm bei 1kHz und K=0,7% betragen. Doch dafür scheint mir der Trafo (mit offziellen 170 Watt netzseitiger Stromaufnahme ) etwas dünn bemessen zu sein. Aber es scheint nur so.
Mehr sein als scheinen - hier stimmt es.
Wenn ich bei dem Pioneer VSX 5000 geschrieben habe, daß ich nicht einen einziges Lautsprecherpärchen aus meinem Fundus gefunden hatte, mit dem der Pioneer Receiver von 1987 klingt, so ist es bei dem Yamaha RX-570 genau umgekehrt. Nur die ganz großen dicken JBL Ti250 brauchen zu viel Strom, die anderen mittleren Boxen bestätigen, daß in diesem Receiver mehr steckt als nur 2 x 70 nominelle Watt.
Er klingt und er klingt hervorragend. Darum mal einen Blick nach drinnen, wie oder wo die Ingenieure gezaubert haben mussten.
Wenn Sie den Deckel abnehmen, oh weh, da ist ja fast nichts drinnen. Bis auf den Trafo ist innen fast alles leer. Das ist schon erstaunlich.
Wo sind die Besonderheiten . . .
die man später auch hört ?
Der Haupt-Trafo mit dem kleinen Hilfstrafo sitzt auf der einen Seite und die Kühlkörper der Endstufen befinden sich genau in der Mitte. Das Ganze ist aber so aufgeräumt und weitläufig, daß hier die vielleicht mal heißen Kühlkörper nicht das gesamte Gerät erhitzen.
Bei wirklich ausreichendender (also gut laut) Zimmerlautstärke fühlt man nur wenig Wärme oben aufsteigen. Bei Orchesterlautstärke, wenn es der Raum und die Boxen ohne Verzerren mitmachen, wird der Verstärker schon warm.
Von den Leistungstransistoren gehen erstaunlich dicke Silberdrähte zu den beiden Relais (zwei Lautsprecher-Paare möglich) ganz hinten auf der Platine und von dort direkt auf extrem kurzem Weg zu den massiven Klemmen auf der Rückseite. Und das sind keine billigen Hongkong- Klemmen, das ist richtig massiv.
Für den 2 x 70 Watt Verstärker hat Yamaha insgesamt 6800uF Kondensatoren eingebaut. Auch das hört man, da ist durchaus beachtliche Impulsleistung da. Durch diese extrem kurzen und dicken Leitungswege scheint die Endstufe einen wirklich hohen Dämpfungsfaktor (von angeblich 240) zu haben, der einer ausgezeichneten Basswiedergabe voll zugute kommt.
Es geht also durchaus auch ohne getrennte Netzteile, mit denen andere Hersteller, auch Grundig, werben, wenn man konstruktiv so richtig klotzen kann mit Platz und Material. Der 200Watt Trafo scheint (aber nur optisch) etwas dünn zu sein für 2 x 70 Watt, aber das messen wir nochmal nach.
Noch ein paar Feinheiten . . .
Bis auf die 230 Volt Steckdosen ganz hinten links sind alle Netzspannung führenden Drähte verdeckt oder verkleidet. Ein kleiner Hilfstrafo ist immer am Netz, mit dem der Haupttrafo auch per Fernbedienung aus dem Bereitschaftsmodus eingeschaltet werden kann. Es ist pure Bequemlichkeit.
Die übersichtlich angeordneten niederpegeligen Eingänge sind mit einer senkrechten Platine von ganz hinten bis ganz nach vorne zum Motorschalter hingeführt, das ergibt so gut wie keine separaten Kabel.
Der Tunerteil ist ganz rechts außen auf einer eigenen Platine und damit völlig unbeeinflußt. Der Phono Vorverstärker ist ebenfalls übersichtlich auf einer eigenen Grundplatine untergebracht, hat aber nur noch untergeordnete Priorität. Die analogen Bedienfunktionen wie Lautstärke und Eingangswahl werden über einen Computerchip motorisch gesteuert. Es gibt dann für Puristen noch eine Direkt-Taste, die alle Eingangssignale unter Umgehung jeglicher Klangregelung und der Loudness zur Endstufe durchleitet. Also jedem, wie er es möchte.
Der RX-570 ist einer von 4 Stereo-Receivern aus 1993/94.
Die Ausgangsleistung von 2 x 70 Watt bei einem Gewicht von 9 Kilo dürfte sicher erreicht werden. Yamaha war da sehr seriös. Die Impulsleistung von 2 x 140 Watt ist bei diesen beiden 6.800 uF Kondensatoren etwas ideell gerechnet. Der Accuphase E-210 hat bei 2 x 80 Watt Nennleistung 2 Stück 22.000 uF Kondensatoren und einen 400 VA Trafo. Das sieht dann schon besser aus.
Aber warten wir es mal ab, wenn unsere Tests losgegehen.