Ein kleiner Spalten-Artikel in der Funkschau im August 1950
Wir sind im Jahr 1950 und die 30cm Vinyl-Langspielplatte wurde 1 Jahr vorher in den USA lanciert und kam so langsam in Europa an.
Die Funkschau konnte damals der konkurrierenden Funk-Technik "das Wasser nicht reichen"
Die Funk-Technik wurde 1950 von Curt Rindt und etwas später mit von Karl Teztner "gemacht". Beide glänzten duch einen überragenden Journalismus und mit einem enormen historischen Fachwissen, sehr ähnlich zu Norbert Bolewski von der FKT und Karl Breh von der Hifi-Stereophonie. Als Karl Tetzner dann 1954 zur Funkschau abwanderte oder abgeworben wurde, kehrte sich die Bewertung ins Gegenteil. Die Funk-Technik wurde immer schwächer, bis sie versank. Die Funkschau erreichte unter Tetzner journalistische Höhenflüge.
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Deutsche (78er) Langspiel-Schallplatten
Zu den bemerkenswerten technischen Neuerungen, mit denen uns die Düsseldorfer Funkausstellung überraschen konnte, gehört die von der Deutschen Grammophon GmbH, herausgebrachte Langspiel-Schallplatte, die der Phonotechnik neue Produktionsmöglichkeiten erschließt.
Die nach dem neuen, von der Deutschen Grammophon entwickelten Verfahren der variablen Mikrograde herausgebrachten Schallplatten stellen bereits marktreife Serienpressungen dar. Der Schallplattenfreund kann also an Hand einer erschienenen Liste schon heute seine Auswahl treffen.
Mehrere Jahrzehnte hindurch schien es unabänderliche Tatsache zu sein, daß eine Schallplatte mit 25cm Durchmesser maximal drei Minuten und 40 Sekunden spielt, während die Spielzeit einer 30cm Platte höchstens fünf Minuten beträgt.
Diese Norm hat ihre technischen Gründe. Es war bisher praktisch nicht durchführbar, die Schallrillen noch enger aneinander zulegen, ohne grundsätzliche Änderungen der Abspielvorrichtungen vorzunehmen.
Die Umstellung auf eine andere Normung hätte eine Weiterverwendung der bisher üblichen Plattenspieler unmöglich gemacht.
Neue Platten aus USA mit 33 1/3 U/min
In den USA hat die Schallplattenindustrie übrigens diesen entscheidenden Schritt gewagt. Dort stellt man seit 1948 jährlich viele Millionen Langspielplatten mit geringerer Umdrehungszahl her und macht von 33 1/3 und 45 Umdrehungen je Minute gegenüber 78 bei der bisher üblichen Schallplatte Gebrauch.
Bei der amerikanischen Langspielplatte gelang es bei kleinerem Rillenabstand für eine 30cm Platte eine Spieldauer von nahezu 17 Minuten zu erreichen, wenn man ein besonderes Abspielgerät verwendet.
Hier kommt eine totale Fehleinschätzung des Leitartiklers
Eine Übertragung der amerikanischen Verhältnisse auf den deutschen Markt ist aus wirtschaftlichen Gründen kaum durchführbar, da die Anschaffung neuer Plattenspieler eine allgemeine Anwendung der Langspielplatte in Deutschland unmöglich macht.
Es ist daher sehr zu begrüßen, wenn jetzt nach mehr als zehnjähriger Vorarbeit eine deutsche Langspielplatte erscheint, die auf jedem bereits vorhandenen Plattenspieler mit der alten Umdrehungszahl und mit dem vorhandenen Tonarm abgespielt werden kann.
Bei dem von der Deutschen Grammophon GmbH entwickelten Verfahren der variablen Mikrograde wird der Rillenabstand in Abhängigkeit von der jeweiligen Lautstärke gesteuert. Hierbei handelt es sich um die technische Weiterentwicklung eines an sich längst bekannten Gedankens.
Columbia legte dieses Prinzip in einem Patent fest, ließ es aber später wieder fallen, weil der Realisierungsmöglichkeit zu große Schwierigkeiten gegenüberstanden.
In diesem Patent ist ausführlich niedergelegt, daß sich der Schallrillenabstand je nach den aufgezeichneten Amplituden ändern soll. Das technische Problem konnte durch einen Spezialverstärker gelöst werden, der acht Röhren verwendet.
- Anmerkung : Hier glänzt der Leitartikler mit einem merkwürdigen Unwisssen, denn in den zeitnächsten Ausgaben der Funkschau wurde die Rheinsche Füllschrift ausführlich beschrieben.
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