Es war am 22. August 2009 in Wiesbaden auf Burg Sonnenberg
und meine bessere Hälfte und ich waren zu einer Hochzeit eingeladen im Edelrestaurant Gollners hoch droben auf der Burg Sonnenberg. Das alles ist noch nichts "Hifiwertiges".
Doch das glückliche Hochzeitspaar hat es geschafft, den weit über Hessen hinaus bekannten Geiger Herbert Siebert mit einer kleinen Auswahl von Musikern aus seinem "Johann Strauss Orchester" einzuladen, bei voller Verpflegung natürlich.
Und Herr Siebert brachte ein tolles Sextett mit, Kontrabass, Cello, Bratsche, eine erste und eine zweite Geige und ein E-Piano, ein richtiges Klavier wäre sicher den Berg nicht hoch gekommen. Und er brachte auch eine junge (und dazu noch besonders attraktive) Sopranistin mit.
Klassische Live Musik mit akustischen Instrumenten in einem Saal etwa 60qm groß und etwa 3m hoch.
"Live" ist ja seit einigen Jahren (wir schreiben 2009) wieder in. Doch Live ist nicht Live. Unten in der Burg-Ruine spielte am gleichen Abend eine Disko auch "Live", zum Glück drang das Wummbumm jedenfalls nicht bis zu uns hoch.
Herr Siebert und seine Musiker spielten bestimmt volle 2 1/2 Stunden alles, das der Johann Strauss mal so geschrieben hatte, und je später der Abend, um so mehr Spaß hatte das Mitmachen der Hochzeitsgesellschaft die 6 Musiker inspiriert.
Kurzum - der Sound war umwerfend.
Die Klangqualität in diesem kleinen Saal war erstaunlich. Da ich keinen Alkohol trinke, war es mir leicht möglich, die Qualität des akustischen Klanges vom verklärten Ambiente des Umfeldes zu trennen.
Das bedeutet für den Hifi Gourmet, Geigen müssen nicht schreien oder schmieren, sie "können". Herr Siebert (sonst Dirigent) spielt die Geige herrlich souverän rauf und runter in allen Variationen, manchmal so klar und sauber, daß wir die Tränen in den Augen hatten, mal so schmalzig und verschmiert, daß ich versucht war, einen Eimer fürs Abwasser drunter zu stellen.
Das bedeutet aber, bei Musikaufnahmen liegt es durchaus am Interpreten, wie die Geige klingt bzw. wie er sie klingen läßt. Wenn die (bei Ihnen zu Hause) aber immer schmiert, ist an der Aufnahme oder der Anlage etwas faul.
Der Kontrabass und das Cello
Mit einem akustischen Kontrabass kann man sehr wohl ein Erdbeben erzeugen, der Saal darf eben nicht zu groß sein, sonst verliert sich der Bass. Und zusammen mit einem Cello und einem E-Piano ergibt sich eine erstaunlich gewaltige Klangfülle, die ist mehr als nur bewundernswert beeindruckend.
Auch das E-Piano hatte eine gute Qualität, vielleicht fehlte dort das I-Tüpfelchen eines akustischen Flügels, doch in der Gemeinschaft mit den fünf anderen Instrumenten hat es hier sehr gut gepaßt.
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Die frappierende Erkenntnis - wieder Zuhause angekommen:
Es könnte schon wie im Konzert klingen, aber . . . viele analoge (und auch digitale) Aufnahmen sind also von Anfang an verhunzt, warum auch immer. Und um mich zu vergewissern, daß es wirklich super klingen könnte, habe ich mehrere Referenzplatten und CDs.
Eine meiner seltenen Refrenzaufnahmen zum Testen und Vergleichen ist eine japanische "JVC" Aufnahme (CD) des Dirigenten Vladimir Fedoseev mit dem "Moscow Radio Symphony Orchestra" aus dem Jahr 1981 !!.
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Sie haben richtig gelesen, eine CD aus 1981, als CDs angeblich überhaupt nicht klingen konnten . . . .
Das waren mit die ersten wirklich hochwertigen digitalen Aufnahmen mit digitalem JVC Studio Equipment. Und da "man" (also die Russen) zu jener "kalten Zeit" die Amerikaner (noch) nicht nach Moskau einladen durfte, waren eben die Japaner mit ihrer edlen Technik angereist.
Auf dieser CD klingt die (kleine) Geige (des Solisten Boris Korsakov) wie eine richtige feine zarte Geige, hervorragend sauber und klar, zärtlich oder volle Pulle. Zudem erzeugt das Orchester eine gewaltige Klangfülle, sauber und kraftvoll zugleich. Also an der Anlage in meiner Hifi Höhle liegt es erstmal nicht, wenn auf manchen Platten die Geigen schmieren und der Flügel scheppert, was für ein Glück.
Da haben die "Labels" ernsthaften Erklärungsbedarf, warum so viele analoge Platten und CDs einfach nur miserabel klingen, auch nachträglich noch.
Es gibt also durchaus seriöse Gründe, warum die Musikliebhaber beim Kaufen von musikalischen Datenträgern inzwischen so zurückhaltend sind.
Wir kaufen solchen Mist nicht mehr, wir sind (vielleicht) mündig geworden.
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