Man sollte immer mal wieder das Original hören.
Ich gehe zwar seltener ins Konzert als früher, doch inzwischen drängt die bessere Hälfte, doch mal wieder öfter die Seele baumeln zu lassen. Und im Rhein Main Gebiet haben wir wirklich eine große Auswahl. Nicht alles ist immer super gut, aber mindestens gut ist es auf jeden Fall.
Und darum waren wir im Dezember 2009 im Wiesbadener Kurhaus beim Konzert des Wiesbadener Johann Strauss Orchesters unter Herbert Siebert.
Herrn Siebert kennen wir von einer privaten Veranstaltung.
Er ist Musiker aus Leidenschaft und Entertainer und Kapellmeister und Dirigent und Kommandant und Manager und dazu ein überaus charmanter Scherzbold. Und er kann live Geige spielen und improvisieren, wie ich es selten in der Realität gehört habe. Bei ihm weinen die Geigen oder sie strahlen oder sie quietschen. Er schüttelt alle Variationen ohne jede Anstrengung so locker aus dem Arm, daß ich vollends ins Staunen kam. Denn im Plattenstudio kann man jedes Stück ziemlich oft wiederholen, live geht das nicht.
Und Herr Siebert hat die 80 überschritten. Dass sieht man ihm nicht an, man hört eher seine Begabung und seine langjährige Routine von Anfang bis zum Ende.
Im Kurhaus in Wiesbaden haben wir den großen Saal, den Thiersch Saal. Der Thiersch Saal ist nach der Bombennacht 1945 wieder wunderschön aufgebaut. Ganz hinten sieht man auch die große Konzert-Orgel.
Der Saal hat nur einen klitzekleinen Nachteil, es klingt dort leider nur an wenigen Stellen, im Gegensatz zur Frankfurter Alten Oper oder dem Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Mit diesen dicken glatten Säulen ist es mehr ein Saal für Bälle und Veranstaltungen - aber er ist beeindruckend schön.
Warum überhaupt einen Bericht über Livemusik ?
Sehr oft hört man von Hifi Fans, der Bass dieser oder jener Boxen wäre ja viel zu stark oder überbetont oder der Bassregler sei zu sehr aufgedreht oder oder oder. Auch müssen meiner Meinung nach Geigen nicht schmieren oder zerren. Geigen können durchaus singen und klingen.
Und das kann man austesten, in dem man in ein Konzert mit vielen akustischen Instrumenten geht. Wir hatten uns die populäre klassische Musik einschließlich der Wiener Walzer ausgesucht. Das hatten wir schon öfter gemacht, nur hatte ich nie geforscht, wenn es damals nicht geklungen hatte, warum das in jenem Fall so war.
Hier beim Johann Strauss Orchester fällt auf, daß es ein wohlausgewogenes Verhältnis von lauten Bläsern und nicht so lauten Streichern gibt und innerhalb der Streicher auch wieder ein ausgeglichenes Verteilungsverhältnis.
Ich zähle mindestens 19 Violinen, 6 Celli und 6 Kontrabässe, dazu abwechselnd mehrere Hörner und nur wenige Trompeten. Die Kesselpauke und andere Schlaginstrumente dürfen auch nicht fehlen.
Diese "Mischung" ergibt mit einer (finanziell) erträglichen Anzahl von Musikern einen gesunden ausgewogenen Klang für diesen großen Saal. Doch auch der Organist hatte kräftigst mitgemacht, vielleicht viel zu kräftig. Die Orgel (ver-)zerrte nämlich recht stark. Es tat zeitweise in den Ohren richtig weh, nicht nur auf den preiswerten Rängen, auch unten im teuren Parkett.
An einigen Stellen ein ausgewogener "Sound".
An einigen Stellen hat es sehr gut und ausgewogen geklungen, an anderen Stellen wiederum nicht. Während des Konzerts bin ich zum Fotografieren etwas herum gegangen, auch wenn andere Zuschauer schon gemurrt hatten.
Die Klangfülle von 6 Celli und 6 Kontrabässen ist schon urgesund. Das geht schon bis in die tiefsten Bässe herunter. Die können also alle zusammen sogar der Kesselpauke Paroli bieten.
Akustisch lässt sich an diesem Saal meines Erachtens nur wenig verändern, man muß es also so akzeptieren. Für den Vergleich zuhause ist es aber ein Erlebnis, auch mal 6 gestrichene Kontrabässe in den heimischen Wänden zu belauschen.
Auf dieser Seite habe ich eine kleine "willkürliche !!" Liste von qualitativ hochwertigen Musikstücken aufgezeigt, bei denen Orchester im Hintergrund sehr angenehm mitspielen oder den Interpreten ergänzen.
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