Der Scott 312D schien innen leer zu sein.
Auf den ersten Blick der damals noch nicht informierten Hifi-Fans war das frappierend, da war ja fast nichts drinnen für so viel Geld. Als ich mir den Scott 312D leisten konnte, war ich 19 Jahre alt und fing gerade an, Nachrichtentechnik zu studieren.
Meine Kommilitonen und ich spielten mit Germanium Transistoren und bauten kleine "Spielsachen" zusammen, ließen ab und zu mal einen Leistungstransistor abglühen, aber richtig Ahnung von zukunftsweisender Technik hatten wir nicht.
Und mein Vater als gestandener alter Kino und Tonfilm-Fachmann hatte von diesen komischen Transistoren überhaupt keine Ahnung. Der konnte also nicht helfen.
Und so entstand der Eindruck, mit so wenig "Zeugs" so viel (Geld) zu machen, das ist unglaubwürdig, da muß es ein Geheimnis geben. Das Geheimnis stand aber ganz dick im Prospekt. Sie (bei Scott) hatten modernste Integrierte Schaltungen eingesetzt. Die ersten Operationsverstärker auf Silizium Basis waren eben ganz erheblich leistungsfähiger als jede handvoll Transistoren.
Und das mußten wir erst mal verstehen. Übrigens: Unsere Dozenten waren damals fast genauso unbedarft wie wir, darum wußten wir das ja nicht.
Und darum betrachten Sie bitte den Spruch : "Da ist ja überhaupt nichts drinnen !" eher als eine Persiflage auf unser damaliges Wissen. Der damals ganz neue Grundig Tuner RT 100 war zu der Zeit "randvoll vollgestopft" mit feinster Elektronik und Mechanik. Und Grundig war (für uns noch) die Referenz.
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Auch sonst sah es da drinnen aus wie "Kraut und Rüben"
Je weiter ich damals dort unten rein sah, desto "lustiger" wurde es. Wer hat denn die Kabel dort so locker rein gequetscht. Auch das mit den Plastik-Kabelbindern war teilweise neu, soetwas kannten wir damals auch noch nicht. Bei Grundig wurde das noch mit "Strippen = teilweise gewachste Binfäden" ge- oder verknotet.
Auf dem 2. Bild rechts ist das Sekundär-Netzteil zu sehen. Heute würde man den Entwickler mit sofortiger Wirkung feuern, wenn er soetwas abgeliefert hätte. Damals war das Top. Denn die Spannungstabilisierung über eine Zener-Diode und einen Leistungstransistor funktioniert heute noch.
Optisch gesehen ist das aber nach wie vor eine Katastrophe. Und schaun Sie mal , wie das 110/220 Volt Netzkabel mitten durch die Kiste verlegt ist. Und überall die offenen Netzanschlüsse, die man im Servicefalle sehr kitzelig zu spüren bekommt.
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Völlig konträr - die Rückseite
Die Rückseite ist wirklich professionell gestaltet und beschriftet. Zwei richtige "Line Ausgänge", mit niedriger Impedanz und ohne hintere Regler, dazu 2 weitere justierbare Ausgänge und die beiden Ausgänge für ein Oszilloscope ähnlich wie bei den Marantz Tuner oder dem großen SAE Tuner, das war schon und ist immer noch beeindruckend.
Auch die Beschriftung läßt keine Wünsche offen. Natürlich steht da drauf : "Achtung, da ist nichts drinnen zum Verstellen, also Finger weg."
Aber genau das hatte ich ja nicht gemacht, vor lauter Neugierde. Übrigens steht auf allen amerikanischen Mikrowellen drauf, daß man bitte keine lebenden Tiere in der Mikrowelle garen solle. Und in den (deutschen) Autos in den USA steht, daß man vor dem Aussteigen den Motor abschalten solle. Da nimmt man als Deutscher diesen "Caution" Spruch sehr gelassen.
Die Empfangseigenschaften waren wirklich phänomenal super. Saarbrücken in Stereo, Luxemburg in Stereo, die Schweiz in der Nähe von Basel in Stereo leicht verrauscht - einfach irre das Teil.
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