Ein Artikel aus den Telefunken Hauszeitschriften 1950/55
Diese Telefunken Hauszeitschriften waren natürlich ein Werbeorgan der Firma Telefunken. Vieles würde schön geredet und aufgehübscht, insbesondere die Zeit der 12 Jahre des NS-Regimes im 3. Reich. Manche Laudatien blenden diese Zeit einfach aus oder formulieren recht durchsichtig drum herum. Es war eben erst 1950 - 5 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkrieges.
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Hermann Bücher zum Gedächtnis
Am 14. Juli dieses Jahres starb Geheimrat Dr. phil. Dr. oec. h. c. Hermann Bücher in seinem 69. Lebensjahr an einem erst wenig beachteten, aber bald bösartig fortschreitenden Darmleiden. Er schied aus einem intensiven und erfolgreichen Leben, das ihn in alle Welt geführt, ihm vielerlei Tätigkeiten und erfreuliche, aber auch schlimme Erlebnisse beschert hatte.
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Geboren bei uns im Taunus in Kirberg
H. Bücher stammt aus Hessen-Nassau, aus einem alten kultivierten Familienkreis. Sein Studium an der Universität Leipzig begann er unter der Anleitung eines Onkels, des bekannten Nationalökonomen Karl Bücher, jedoch wählte er schließlich Botanik und Zoologie, worin er summa cum laude promovierte.
Seine Praxis begann er in einer Versuchspflanzung der deutschen Kolonie Kamerun, die er aber nach wenigen Jahren wegen schweren Schwarzwasserfiebers wieder verlassen mußte.
Im Nachkriegs-Deutschland (ANmerkung : nach dem 1. Weltkrieg) bestanden keine wesentlichen Möglichkeiten zur Betätigung auf dem kolonialen Gebiete, und H. Bücher trat von der wirtschaftspolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes in den Reichsverband der Industrie über.
Hier griff er vor allem die grundsätzlichen Probleme auf, ohne dem hergebrachten Schematismus besondere Beachtung zu schenken.
So wurde er einer derjenigen, die an der Einsetzung der Rentenmark mitwirkten, die ja auch auf den 100-, 500- und 1000-Markscheinen Büchers Namen trug. Seine Sachlichkeit und Methodik veranlaßte die IG-Farben, ihm eine Wirtschaftsberatertätigkeit anzubieten, die er auch annahm.
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Ab 1928 im Vorstand der AEG
Wenige Jahre später (1928) trat er in den Vorstand der AEG ein, wurde bald dessen Vorsitzender und kam hier zu der Tätigkeit, in der er jahrelang der Zentralpunkt dieser großen Firma war.
Unter seinen Leistungen dort seien seine entscheidenden Bemühungen um die damals schwierige Finanzlage der AEG, die Reorganisation des Gesamtunternehmens sowie die Fusionierung mit der GESFÜREL besonders hervorgehoben.
Uns aber liegen diejenigen Seiten von H. Büchers Tätigkeit besonders nahe, die die Tochtergesellschaften der AEG und vor allem Telefunken selbst betreffen.
Die Arbeitsmethode und Pflichtauffassung H. Büchers veranlaßte ihn, als Vorsitzender des Vorstandes der AEG auch den Tochtergesellschaften dieselbe Aufmerksamkeit zu widmen wie der AEG selbst.
Seit seinem Eintritt in den AEG-Vorstand ist er Mitglied der Telefunken- Delegation gewesen und hat in dem oft dramatischen Kreuzundquerkampfe AEG gegen Siemens & Halske. gegen OSRAM—TELEFUNKEN, der durch das Gründungsstatut von Telefunken (1903) und die spätere Gründung der OSRAM K.G. (1919) veranlaßt war, die Sorgen und Nöte von Telefunken immer klar erkannt und zu deren Beseitigung beigetragen.
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Anmerkung zu unseren Hifi-Themen
Bücher erkannte relativ schnell, also bereits 1931, die Bedeutung der Magnetischen Tonaufzeichnung auf einem Papier Band - nicht auf diesem Stahlband - und förderte sie mit dem Kauf des Patentes des Leipzigers Fritz Pfleumer. Er war als AEG Vorstand der Motor der Kooperation mit den IG Farben, die das erste Kunststoff-Magnetband der Welt entwickelten und den AEG Entwicklern zur Verfügung stellten. Mehr darüber lesen Sie im Magentabndmuseum.
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Als der 2. Weltkrieg im April 1945 zuende war .....
Nach den schweren Verlusten und Verlagerungen des zweiten Weltkrieges schmiedete H. Bücher unermüdlich Pläne zum Wiederaufbau der AEG und ihrer Tochtergesellschaften.
Es bedeutete bestimmt auch eine wesentliche Wiedergutmachung und Wiederanerkennung für H. Bücher, daß er zum Vorsitzenden der deutschen Sachverständigenkommission für die Entflechtung der IG-Farben (FARDIP) ernannt wurde, und es ist seinem wohlüberlegten und sachlichen Referat mit zu danken, wenn in den Nachfolgeverhältnissen der IG-Farben heute erträgliche Zustände eintreten.
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Persönliches zu H. Bücher
H. Bücher war ein Mann von ebenso großem Reiz im persönlichen Umgange und in der Unterhaltung, wie von Arbeitsenergie und systematischer Denktätigkeit. Nicht daß er unbedingt und wahllos liebenswürdig gewesen wäre.
Das ließ seine Aufrichtigkeit und Kritik an Sachen und Personen nicht zu. Insbesondere wo Interessen der Firma vorlagen, mußten für ihn die persönlichen Rücksichten zurücktreten. Aber seinen erprobten Mitarbeitern war er stets ein aufrichtiger Förderer.
Daneben hatte er einen festen Kreis von persönlichen Freunden aus der alten Garde der Großindustrie: Karl Bosch (IG-Farben), Robert Bosch (Stuttgart), Paul Reusch (Gute-Hoffnungs-Hütte), auch aus Kunst und Wissenschaft, mit dem er treu zusammenhielt.
Gewiß ist es ein seltener Fall beim Tode eines fast Siebzigjährigen, daß die Lebenden das Gefühl haben, der Verstorbene hätte noch Wesentliches und Dringendes zu leisten.
Auch bei H. Büchers Tode ist das in besonderem Maße eingetreten, und wir fühlen noch die Wirkung und Ausstrahlung seiner intensiven Persönlichkeit, sein Tod will nicht in unser Bewußtsein eingehen.
Geheimrat Bücher war zeitlebens ein Freund der Natur, der Landwirtschaft und der Jagd, und es war ihm ein Bedürfnis, viele Länder der Erde und ihre Eigentümlichkeiten kennenzulernen.
Seine Neigungen fanden viel Erfüllung, aber sie brachten ihm auch den Keim des relativ frühen Todes, einen durch Tropenkrankheiten angegriffenen Körper.
Die deutsche Industrie verliert durch den Tod H. Büchers eine ihrer markantesten und wertvollsten Persönlichkeiten.
Telefunken verliert mit ihm ein interessiertes Delegationsmitglied, einen eifrigen Kritiker und Förderer. Die Telefunken-Gesellschaft wird ihm stets ein Andenken an hervorragender Stelle bewahren.
Prof. Dr. H. Rukop. - TELEFUNKEN-ZEITUNG - 24. Jg., Heft 92 . Oktober 1951 Seite 127
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