Wissenswertes über Summit aus der Funkschau 1978 Heft 01
Chefredakteur Karl Tetzner spricht mit dem Junior des ehemaligen Chefs der alten Firma Heco aus Schnmitten im Taunus, die zusammen mit dem Ursprung, der Braun AG, dann Canton und Acron den sogenannten Taunus-Sound geprägt hatten. Die Firma Heco wurde dann um 1971/72 an die Firma Rank Arena veräußert.
In dem Interview kommen eine Menge Details aus der alten Zeit zum Vorschein, die sonst nur noch selten erwähnt werden.
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Das Funkschau-Vorwort zu diesem Artikel aus 1978
Karl Tetzner schreibt als Vorwort : In Deutschland bieten (Anmerkung: im Jahr 1978) etwa 250 Hersteller ungefähr 1000 unterschiedliche Lautsprecherboxen an. Unser Land ist bekanntlich, was den Import angeht, „offen wie ein Scheunentor". Die gesamte Weltmarktproduktion tummelt sich hier, so daß sich die einheimischen Boxen-Hersteller beträchtlich anstrengen müssen, um auf diesem umkämpften Sektor erfolgreich zu sein. Es hat den Anschein, als ob es dem erst 1970 gegründeten Haus Summit, Usingen, recht gut gelang, in diesem Konkurrenzkampf eine vorteilhafte Position zu beziehen.
Wie es dazu kam und was man in Usingen zu allerlei technischen Problemen meint, zeigt das folgende FUNKSCHAU-Gespräch auf, das Chefredakteur Prof. Karl Tetzner mit Hans G. Hennel, dem Gründer und Inhaber von Summit, führte. Mit von der Partie war der PR- und Werbespezialist des Hauses, Bernward Bruchhäuser.
Wie es zur Firma Summit kam :
Hier kommt ein Interview mit Herrn Hennel jun, dem Sohn des HECO Gründers. Es zahlt sich aus, wenn man mit Lautsprechern groß geworden ist.
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Unser Gesprächspartner Hans G. Hennel ist am 11. Juni 1941 in Leipzig geboren worden. Sein Vater Gerhard Hennel war Vertreter einer Leipziger Radiogroßhandlung und machte sich sofort nach dem Krieg im Westen mit einer Lautsprecherfertigung selbständig.
Die Übersiedlung erfolgte im Mai 1945, als die Familie mit den (Anmerkung : aus dem Ossiland wieder) abziehenden Amerikanern evakuiert wurde und sich in Arnoldshain / Taunus wiederfand. Hans G. Hennel besuchte vom Herbst 1947 bis Frühjahr 1959 die Schule. Es folgte ein zweieinhalbjähriges Praktikum als Elektro-Mechaniker bei führenden Unternehmen in Europa.
Vom Frühjahr 1962 bis Anfang 1970 war er im väterlichen Unternehmen (Heco) in Schmitten/Ts. tätig, in dem er in der Entwicklung, in der Betriebsleitung, im Verkauf (Industrie) und schließlich in der Geschäftsleitung arbeitete. Im Juli 1970 machte er sich mit seiner Ehefrau Rotraud selbständig; er nannte seine neue Firma "Summit", was soviel wie ,,Gipfel, Spitze" bedeutet. Konsequent werden ausschließlich Lautsprecher und Zubehör gefertigt.
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Frage : Wie entstand das Unternehmen Summit - wie kam es zur Wahl des ungewöhnlichen Namens?
Als wir 1970 - wir, das sind meine Frau und ich - bei Heco ausschieden, wollten wir eigentlich ganz aus der Branche weggehen, denn so arg sinnig schien es uns nicht zu sein, auch Lautsprecher zu bauen, etwa um zu zeigen: Wir können das auch.
Aber in manchen Gesprächen mit Leuten, die sich in der Wirtschaft auskannten, wurde uns klar gemacht, daß unser größtes Kapital unsere Kenntnisse der Lautsprecherbranche sind.
Frage : Damit hätten Sie sich aber in direkte Konkurrenz zu ihrem väterlichen Betrieb Heco gesetzt . . .
Richtig, wir wollten keine direkte Konkurrenz, also verwarfen wir die Pläne einer eigenen Produktion. Aber wir kannten uns im Vertrieb aus und übernahmen die Generalvertretung von drei einschlägigen Firmen für Deutschland. Das war zunächst
- RCF aus Italien mit einem kompletten Beschallungsprogramm und einem großen Chassis-Programm, dann
- Elowi - Erich Locher, und schließlich
- Hilgers mit seinen Hilton Sound-Lautsprechern.
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Der Erfolg war aus vielerlei - hier nicht zu erörternden Gründen - gering, jedenfalls hat die Kooperation mit Elowi schon das Jahr 1970 nicht überlebt.
- Anmerkung : Die ELOWI Produktpalette war optisch antiquiert, technisch nur Mittelmaß, dazu zu teuer und konnte Grundig schon gar kein kein Paroli bieten.
Ende 1971 festigten sich unsere Überlegungen. Wir kamen aus der Industrie, wir kannten die Möglichkeiten der Fertigung - wir sollten doch ein eigenes Programm machen, und zwar unter einem eigenen Namen. Bisher hieß unsere Firma schlicht Hans G. Hennel.
Da saßen wir also mit einigen Mitarbeitern und überlegten, wie die Marke heißen sollte. Einer meinte, es müsse etwas sein, „das losgeht, wie Skyhark oder so". Ich erinnerte mich an meine Schulzeit in England, als einmal die Zeitungen voll waren von politischen „Summit Talks", Gipfelgesprächen also. Mein Vorschlag, die Marke „Summit" zu nennen, stieß auf Widerspruch ... das sei doch kein deutscher Name.
Meine Entgegnung: Macht nichts, denken wir daran: Wenn manch einer Musik hört, dann summt er mit. Der Würfel war gefallen; wir fanden überdies heraus, daß der Name als Marke unbekannt ist. Heute ist er weltweit mit Ausnahme von Japan geschützt. 1972 traten wir auf der Hannover-Messe erstmalig unter dieser Marke auf.
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Frage : Hat es mit einem so englisch klingenden Markennamen hierzulande niemals Schwierigkeiten gegeben?
Nein, südlich des Mains sagen die Leute tatsächlich Summit, nördlich davon vorwiegend englisch Sammit. Es ist ein eigener Name geworden, niemand denkt an die Herkunft. Unser Slogan lautet .. Summit, das ist Spitze. Summit, das ist Musik. Natürlich gab es anfangs ein paar Schwierigkeiten, etwa wenn sich unsere Telefonzentrale mit diesem Namen meldete. Aber eins hatten wir sofort erreicht, wir hoben uns total vom Namen Heco ab.
Frage : Wem gehört das Unternehmen?
Wir haben als Gesellschaftsform die GmbH & Co. KG gewählt. Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) als Komplementär gehört je zur Hälfte meiner Frau und mir, das ist, genau gesagt, die Hennel Verwaltungs-GmbH, deren Geschäftsführer ich bin, beide sind wir dann in der Kommanditgesellschaft (KG) wieder Kommanditisten - ein rein deutsches Unternehmen also. Das sollte einmal gesagt werden, weil ob des Namens doch gelegentlich einer meint, dem sei nicht so.
Frage : Umsatz - Beschäftigtenzahl?
Wir haben 1976, wie wir offiziell mitteilten, 25 Mio. DM Umsatz gemacht. Der Umsatz 1977 dürfte bei ungefähr 30 Mio. DM liegen.
Frage : Wie ist ihre Organisation, wie ihre Personalausstattung?
Wir haben eine eigene Entwicklung mit Konstruktion, dazu den Einkauf, und wir bedienen uns vorgelagerter Fertigungsstätten (Sub-Contractors), die voll von uns mit Know How, Zeichnungen und Material versorgt werden und exakt nach Summit-Anweisungen arbeiten. Nach dem Passieren der Summit-Qualitätskontrolle kommen die Boxen zu unserem Lager und werden dort von unserem Vertrieb übernommen. Dieser arbeitet mit eigenen Reisenden - das haben wir sehr früh eingeführt, wir arbeiten also nicht mit selbständigen Handelsvertretern. Wir sind offenbar noch die einzigen, die so vorgehen.
Frage : Aber dann muß der Mann doch entsprechende Umsätze machen, um leben zu können?
Selbstverständlich, aber er hat auch mehr Freude an seiner Tätigkeit, weil er sich intensiv einer Sache widmen kann; er kann den Kunden optimal beraten. Und wenn Sie nach der Zahl der Mitarbeiter fragen, die direkt bei uns angestellt sind - wir kommen auf rd. 65 -, ist immer zu bedenken, daß wir ein reiner Verwaltungsbetrieb sind.
Frage : Export?
Wir haben damit sofort nach Start des Unternehmens begonnen, aber dennoch ist der Export nicht besonders groß. Wir haben immer zu wenig Ware gehabt, und wir mußten vorrangig das Inland bedienen. Wenn wir neue Länder angehen und haben zu wenig Ware, dann ist jede Mark, die man da reinsteckt, vergeudet, und die Leute verlieren die Lust. Dennoch haben wir ganz systematisch jedes Jahr ein, zwei neue Länder dazugenommen, und bis auf Italien und Spanien haben wir Europa ganz gut im Griff. Aber der Exportanteil am Umsatz geht doch kaum über 15 % hinaus.
Frage : Tätigen Sie Importe unter eigenem Namen?
Nun, nur insofern, als wir auch im Ausland fertigen lassen und dann die Ware unter unserem Markenzeichen einführen, aber das sind meist Spezial-teile, wie Schalter oder Regler, dazu natürlich Chassis, jedoch niemals fertige Boxen. Der Einkauf von Chassis im Inland ist für uns in mancher Hinsicht problematisch, das hängt mit der Konkurrenzsituation zusammen - mehr möchte ich dazu nicht sagen. Unsere Lieferanten in Fern-Ost sind zuverlässig und liefern eine phantastische Qualität, den Ausschuß können wir vergessen. Die Preise sind vernünftig.
Frage : Wie beurteilen Sie das Marktvolumen für Boxen in der Bundesrepublik?
Ich kenne die Aussage eines Insiders, der meint, daß 1977 im Bundesgebiet zwei Millionen Boxen an den Markt kommen.
Frage : Stimmen Sie mit dieser Meinung überein?
Lassen Sie eine Gegenrechnung aufstellen. Zu jedem Stereogerät gehören zwei Boxen, das macht 1 Million Geräte für 1977, sieht man vom Ersatzbedarf ab; hier handelt es sich durchweg um Neukauf. Die Boxen halten ja so lange - wir geben fünf Jahre Garantie!
Frage : Wie beurteilen Sie die Ein- und Ausfuhren von Boxen, wie die Auslandskonkurrenz?
Einer Untersuchung zufolge soll es im Bundesgebiet 240 bis 260 Anbieter von Lautsprechern geben - der kleinste Kästchenmacher eingeschlossen. Als mein Vater 1949 mit dem Lautsprecherbau anfing, gab es exakt 236 lautsprecherbauende Betriebe, aber sie gingen alle dahin; es gab eine Zeit, da waren nur noch zehn da. Aber die große Zahl von Konkurrenten hebt das Geschäft. Die Leute verlangen heute zunehmend in allen Bereichen höherwertige Erzeugnisse, also auch bei uns. Und wenn man da das richtige Konzept hat, wenn alles stimmt, dann sehe ich überhaupt nicht schwarz.
Natürlich gibt es Leute, die produzieren zu viel und immer das Falsche, dann steht das Lager voll und sie machen Räumungsverkauf. Das bringt Unruhe in die Branche; aber derlei Ausverkäufe gibt es doch wohl in jedem Wirtschaftszweig. Wer es hingegen richtig macht, das ist die Automobilindustrie, die läßt sich von Krisen nicht beeindrucken, die läßt ihre Wagen auch mal lange auf Halde stehen.
Frage : Sehen Sie für die kommenden Jahre eine wesentliche Steigerung der Verkäufe von Boxen voraus?
Die Marktforscher kommen, was die Sättigung mit Hi-Fi, bezogen auf die Haushalte, angeht, zu unterschiedlichen Prozentsätzen, je nachdem, wo sie die Grenze - was ist Hi-Fi, was nicht - hinlegen. Braun, beispielsweise, nennt für DIN-Geräte einen Sättigungsgrad von ca. 28%, andere, die alles mit hineinnehmen, auch jede ,,Hüttenstereofonie", nennen ca. 42%. Für sehr realistisch halte ich 35 ... 37%. Alle aber liegen noch unter 50%, da gibt es noch große Reserven. Hi-Fi gehört zu dem großen, ewig interessanten Bereich der Kommunikation.
Frage : Was ist Ihre Meinung zur Quadrofonie - ist sie tot, ist sie scheintot?
Was die Quadrofonie angeht, so ist sie vornehmlich an der System-Uneinigkeit gescheitert, und dann daran, daß man eben vier Lautsprecher braucht, und das bitte in einem Wohnraum, der im Durchschnitt 25 ... 28 m2 groß ist. Zwei für Stereo, das geht noch, aber vier ...? So gerne ich als Lautsprecherhersteller die Quadrofonie mit ihren vier Boxen sehe, so kann man doch den Leuten nichts einreden. Das ist nicht praktikabel.
Frage : Richtig, und dann kommt hinzu, daß die Schallplattenindustrie in Europa mit Quadroplatten nicht mitzog; Quadro im Rundfunk gibt es eh nicht ...
Wenn da nicht eines Tages etwas Geniales geboren wird, etwa von der Tonkonserve oder vom Sender her...
Frage : Von da kommt nichts!
... dann hat Quadro keine Chance. Wer da groß einstieg, wie die Amerikaner und die Japaner, die haben viel, viel Geld verloren. Ich erinnere mich noch an ein bestimmtes amerikanisches Quadro-Gerät mit 4 x 70 Watt, das vom Importeur hier in Deutschland für 325 DM netto verschleudert wurde - und selbst zu diesem Preis ohne Erfolg.
Frage : Wie ist Ihre Meinung über eine alle zwei Jahre abgehaltene Hi-Fi-Ausstellung?
Also generell gesagt: Alle jährlich abgehaltenen Ausstellungen, ob Funkausstellung oder Hi-Fi, bringen eine unnötige Unruhe in die Branche. Gibt es alle zwei Jahre eine Veranstaltung, dann komme ich ganz selbstverständlich mit Neuheiten heraus - und jetzt soll das jedes Jahr so sein?
Aber es scheint so, als ob die Hi-Fi '78 so gut wie beschlossen ist, zumal die Ausländer drauf drücken werden. Auch unsere Firma kommt dann nicht umhin, mitzumachen - und müßte dann also jedes Jahr etwas Neues bringen! Wer nichts Neues bringt, ist bei 'ner Ausstellung nicht "in". Alle fragen doch bei der Ausstellung nach dem Neuen, die Presseleute und die Kunden. Das geht doch so weit, daß wir dann nicht einmal unseren Katalog mit dem alten Gesicht bringen können.
Frage : Das sind eine Menge negativer Gesichtspunkte - aber nun eine andere Frage: Ist die High-Fidelity etwa auf einer Funkausstellung wie die von 1977 gegenüber Publikum und Fachhandel ausreichend repräsentativ vertreten gewesen?
Ich meine, solange die Funkausstellung in Berlin bleibt, wird Hi-Fi in dieser Riesenshow etwas untergehen. Aber wir sollten hier die Frage des Standortes der Funkausstellung nicht unbedingt diskutieren, obwohl ich der Meinung bin. daß sie an einem anderen Ort, etwa Frankfurt, noch mehr Besucher anziehen würde. Aber zur exakten Beantwortung Ihrer Frage: Man sollte dann die Sache sauber in der Mitte durchschneiden - hier visuell, dort Akustisches. Ich weiß, daß eine alle zwei Jahre abgehaltene gemeinsame Schau letztlich doch das kleinste unter den Übeln ist. Aber dazu wird es, wie es jetzt ausschaut, nicht kommen, also müssen wir mit der Situation leben, alle Jahre wieder...
Frage : Was nützt dem Unternehmen Hans G. Hennel überhaupt eine Ausstellung?
Sie nützt nur soviel, wie wir uns das ganze Jahr über gerührt haben. Wenn wir zwischen den Ausstellungen schlafen, werden wir auch mit einer Funkausstellung keinen Erfolg herbeirufen können. Wir müssen zwölf Monate im Jahr angreifen, präsent sein, immer am Ball bleiben. Tut man letzteres, dann ist auch das ,Fußballspiel' zur Messe gut. Wenn wir das ganze Jahr über guten Kontakt zum Handel halten, kommt der dann zu uns auf den Stand. Das ist ganz verständlich - wir halten auch recht treu zu unseren Lieferanten, mit denen wir ständig zusammenarbeiten.
Lautsprecher sind ein gutes Stück Technik
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Frage : Lautsprecher gelten landläufig noch immer das das schwächste Glied der Übertragungskette. Wieso sind trotzdem Unterschiede zwischen Verstärkern deutlich zu hören?
Wir sind hier anderer Meinung. Die guten Lautsprecher sind längst nicht mehr so schwach, sie können sehr wohl die Fehler der Verstärker aufdecken. Schließlich ist es die Wahrheit, daß man 1% Klirrfaktor des Verstärkers hört, beim Lautsprecher aber insbesondere bei komplexer Musik, hört man sogar 5% nicht. Das ist noch nicht geklärt, warum dem so ist. Immerhin stimmt es, daß zwei unterschiedliche Verstärker an einem Lautsprecherpaar ungleich klingen. Ich weiß, daß bei Verstärkern linear nicht immer wirklich linear ist — mancher Verstärkerbauer hat in Nullstellung bereits eine gewisse Höhenanhebung eingebaut, weil das vom Hörer als brillanter empfunden wird. In dieses Problem geht auch die unterschiedliche Verstärkerausgangsleistung ein, auch die Dynamik und vor allem das Rechteckverhalten des Verstärkers.
Frage : Ab welchem Dämpfungsfaktor (Verstärker + Kabel) schließen Sie klangliche Qualitäts Verschlechterungen aus?
Wir haben hier noch keine Untersuchungen angestellt, aber wir wissen, daß bei einem hohen Innenwiderstand des Verstärkers, was einem niedrigen Dämpfungsfaktor entspricht, einige Lautsprecher allergisch reagieren. Unsere tun das nicht, daher haben wir keine Untersuchungen angestellt. Unsere Lautsprecher enthalten einen Reihenschwingkreis, der ohne Rücksicht auf den dynamischen Innenwiderstand des Verstärkers wirkt. Dann ist es völlig uninteressant, ob vor den Lautsprecher noch ein Vorwiderstand liegt - bei anderen Fabrikaten hört man das aber deutlich.
Frage : Wohin geht die Entwicklung - zum hohen Wirkungsgrad, zum linearen Frequenzgang?
Das schließt sich gegenseitig nicht aus. Der lineare Frequenzgang des Lautsprechers ist die Voraussetzung dafür, daß das gesamte Musikspektrum gleichmäßig laut in Schalldruck umgesetzt wird. Guter Wirkungsgrad ist notwendig, weil - und ich wage hier eine harte Behauptung - 80 Prozent aller Lautsprecher über den Wirkungsgrad verkauft werden. Der Kunde fällt immer auf den „lauteren" Lautsprecher herein, das wissen wir genau.
Frage : Aber das gut doch nur für die Vergleichvorführung beim Händler, später, daheim, vergißt er doch den Wirkungsgrad.
Richtig, und deshalb sagen wir, daß der hohe Wirkungsgrad nur dann gerechtfertigt ist, wenn er ohne Weglassen lebenswichtiger Teile (siehe Weichen) erreicht werden kann. Hier sind AB-Tests nicht geeignet, dem Kunden das Richtige zu verkaufen, dazu gehören Langzeittests.
Frage : Das ist richtig, aber warum spielt der Wirkungsgrad eine Rolle in einer Zeit, in der man via Halbleiter hohe Verstärkerleistung billig erzeugen kann?
Das liegt am Unverständnis der Käufer, die im allgemeinen glauben, daß man zum Betrieb einer kleinen Box wenig, für eine große Box aber viel Leistung braucht. Die glauben alle, daß eine 100W-Box so und so laut ist, eine 50W-Box aber weniger. Das Verständnis für Wirkungsgrad ist beim durchschnittlichen Käufer nicht präsent.
Frage : Was halten Sie von den elektrostatischen Lautsprechern?
Ich hin mir bewußt, daß die „Elektrostaten" ein bißchen Mode geworden sind. Sehen wir einmal von Hans Vogt und seinen elektrostatischen Lautsprechern der Jahre 1922 - 1930 ab, dann ging es eigentlich mit Quad los, und das war ein Hit! Und das, obwohl es Einschränkungen gibt, siehe stark gerichtete Schallabstrahlung, eingeengte Dynamik und mäßige Baßwiedergabe. Es gab dann Versuche, den Elektrostaten mit einem konservativen Tieftöner zu verbinden.
Diese Kopplung von moderner Schallerzeugung mit einem konservativen Chassis war aber kein unbedingter Erfolg. Die neueste Entwicklung geht den anderen Weg; es gelang, die Baßwiedergabe beim sogenannten Voll-Elektrostaten zu verbessern, aber die Richtwirkung war nur durch den Einsatz einer Hochtonkalotte zu beheben. Auch stört die große Fläche der Elektrostaten.
Aber eine ihrer Hauptnachteile ist, daß sie zusätzlich zum üblichen Lautsprecherkabel noch einen Anschluß zum Lichtnetz brauchen. Das mögen die Hausfrauen nicht, das ist nicht verbraucherfreundlich; das ist ebenso wie bei der Quadrofonie, das ist ein Schritt in eine Sackgasse. Ein Lautsprecherkabel kann man auch mal verlängern, aber wenn die Steckdose fehlt - was dann?
Frage : Kann man daraus schließen, daß sich Summit nicht mit Elektrostaten befassen wird?
Das können Sie.
Frage : Also wollen Sie in ein solches Gebiet kein Geld reinstecken, keine Entwicklung investieren?
Nein, so sollte man das nicht sehen. Wir haben an sich eine recht aufwendige Entwicklung, wir waren einer der ersten, die z. B. einen schalltoten Raumsimulator hatten. Wir möchten aber andererseits nichts angehen, nur um es auch zu haben, etwas, mit dem wir dann unser Lager vollstellen.
Frage : Ein Lautsprecherentwickler hat einmal gesagt: Ich brauchte für meine Lautsprecher einen Verstärker mit 50 Watt Sinus und 5kW Impulsleistung. Was halten Sie davon?
Ich kann daraus schließen, daß es sich um Lautsprecher handelt, die erstens eine sehr hohe Betriebsleistung benötigen und daß es heute Verstärker gibt, die eine so große Dynamik produzieren können. Insoweit ist diese Angabe durchaus realistisch. Wenn man davon ausgeht, daß man es mit einer normalen Betriebsleistung zu tun hat wie bei unseren geschlossenen Boxen, dann können wir aus eigener Erfahrung sagen, daß ein Verstärker, wenn er sehr viele Watt aufbringt, durchaus angebracht ist. Es muß dabei das Ammenmärchen zerstört werden, daß man mit schwachen Verstärkern hochbelastbare Boxen nicht zerstören kann. Im Gegensatz dazu aber fügen große Verstärker, wenn sie die Impulsspitzen sauber liefern und dabei beträchtlich über der Nennbelastbarkeit der Lautsprecher liegen, diesen keinen Schaden zu.
Frage : Haben auch Sie die Erfahrungen gemacht, daß manche Verstärker allergisch auf manche komplexen Lasten von Lautsprechern reagieren?
Früher gab es bei Verstärkern den sogenannten second break down, es war also nicht nur eine ohmsche Last von 4Ohm vorhanden, sondern auch Kapazitäten und Induktivitäten, die durchaus auch 2Ohm sein konnten, worauf Verstärker alter Bauart wirklich allergisch reagierten. Heute dürfte das nicht mehr vorkommen, höchstens dann, wenn ein Impedanzeinbruch am Lautsprecher an einer für den Verstärker ungünstigen Stelle vorliegt. Dann kommt es eben zu einer schlechten Reaktion auf komplexe Lasten.
Frage : Bei der Messung der Betriebsleistung von Lautsprechern sollen große Toleranzen möglich sein, z. B. Angaben zwischen 3W und 7W für die gleiche Box.
Dazu folgendes: Ein bekanntes und berüchtigtes Verbraucherinstitut stellte bei einer unserer Boxen eine Betriebsleistung von 11W fest, wir aber haben unter den Bedingungen, die nach DIN 45573 gelten, nachgemessen und bei dieser Box eine Betriebsleistung von 2,6W ermittelt. Uns ist bekannt, daß bei der angegebenen Betriebsleistung in 1m Abstand 96dB und in 3m Abstand 86dB Schalldruck vorliegen müssen.
Frage : Eine etwas heikle Frage: Was fehlt noch, um eine Lautsprecherbox ausschließlich meßtechnisch beurteilen zu können?
Schön wäre es — in Wahrheit fehlt aber die Methode, um das, was der Schall in jedem individuell gestalteten Raum tut, meßtechnisch erfassen zu können. Auch fehlt ein Mikrofon mit einem Computer, das eine ähnliche Verhaltensweise wie das menschliche Ohr aufweist. Obwohl es unhöflich ist, mit einer Gegenfrage zu antworten: Kann man Musikinstrumente mit einem Meßgerät bewerten? Das geht nicht. Da fehlt noch vieles, eigentlich noch alles!
Frage : Können wir von Ihnen etwas über die Philosophie Ihres Hauses erfahren - in technischer Hinsicht?
Es gibt Konkurrenten, die bauen, nachdem ein Modell einmal als sehr linear und phasenrein erkannt wurde, nur noch solche Boxen, also nur eine Familie. Wir meinen, daß viele Wege nach Rom führen. Die einen mögen das Präzise, das Analytische des direktstrahlenden Lautsprechers, andere haben die Räumlichkeit einer Übertragung besonders gern, wieder andere wünschen einen besonderen „Sound" - dieser Begriff hier in durchaus gut gemeinter Weise gebraucht.
Wir sagen: Der Lautsprecher ist nicht das Endprodukt von etwas meßtechnisch Faßbarem. Er soll für einen großen Kreis von Zuhörern einen ästhetischen Genuß vermitteln. Wenn der Käufer unserer Lautsprecher sagt, daß er ,richtig' klingt, dann sind wir zufrieden. Das ist genau so, als wenn Sie sich Garderobe kaufen und sagen: In diesen Kleidungsstücken fühle ich mich so richtig wohl. Ich muß mit meinen Lautsprechern leben und mit ihnen Freude haben. Der eine Mensch ist mit einem kleinen Kästchen selig - der andere braucht für seine Seligkeit mehr Aufwand. Die finanzielle Seite muß dabei sekundär sein.
Frage : Nun, diese Seite ist aber nicht so ganz sekundär. Es befriedigt halt manchen Menschen, wenn er sagen kann: Für meinen Lautsprecher habe ich 4000 DM ausgegeben.
Die gibt es natürlich; die anderen Anlagenteile passen dann dazu ..., auch paßt dazu, daß sie nur drei Schallplatten haben, zwei davon sind Testplatten, und im Jackentäschlein links oben tragen sie ein Antistatik-Tüchlein ...
Frage : Nun gut, wie aber wird es bei der Entwicklung Ihrer Lautsprecher weitergehen? Digitale Leistungsanzeige, die Sie jetzt haben, wird sicherlich einige Käufer ansprechen, wie aber sieht es mit weiterer Qualitätsverbesserung aus?
Was die Anzeige angeht, so hätten wir sie auch als LED-Leuchtzeile realisieren können, wer aber wünscht die damit sichtbar gemachten 3- oder 6-dB-Schritte? Wenn Sie eine Kette von acht Leuchtdioden haben, dann meinen die Leute, wenn vier davon leuchten, dann wäre das genau die halbe Leistung. Unsere Anzeige vermittelt dem Interessenten im Hi-Fi-Studio sehr anschaulich die enormen Dynamikunterschiede etwa bei impulsreicher Musik. Auch soll ein Vorurteil abgebaut werden, etwa derart, daß viele glauben, wenn sie eine 100W-Box an einen 30W-Receiver anschließen, nichts passieren kann. Wir beweisen damit, daß ein Lautsprecher, der mit einer Nennbelastbarkeit X angegeben ist, sehr viel mehr an sauberer Verstärkerleistung verträgt, was Impulse und Dynamik angeht, als seine Nennbelastbarkeit eigentlich zu erkennen gibt.
Hier gibt es eine Parallele zum Rennwagen, der meistens keinen Tachometer, sondern nur noch einen Drehzahlmesser hat, ach dem sich der Fahrer genau richtet. Man sollte auch den Lautsprecher nur in dem Bereich betreiben, in dem er sich wohlfühlt. Das geschieht mit der Anzeige! Wenn man, beispielsweise, eine 150W-Box hat, dann sollte man sie aus klanglichen Gründen nicht ,untertourig' fahren, und bei auftretenden Impulsspitzen erkennt man, wo die Grenzen sind. Man bemerkt, daß nicht immer der Lautsprecher daran schuld ist, wenn es schlecht klingt.
Frage : Der macht doch den Klang, sagen die Menschen...
Aber bedenken Sie doch, wie es oft gemacht wird: Lautstärke aufgedreht und dann noch volle Höhen und Bässe rein, das gibt ja nochmals eine Leistungserhöhung, die jenseits von gut und böse ist.
Frage : Gut, aber der zweite Teil meiner Frage: Wie sieht es mit einer weiteren Qualitätsverbesserung aus?
Das ist nun ein ganz anderes Gebiet. Wir verbessern ständig, wobei man allerdings sagen muß, daß sich die Lautsprecherindustrie in den letzten zehn Jahren mehr oder minder nur im Kreise gedreht hat. Mal schob man die Linerität in den Vordergrund, mal war die Phasenreinheit ein anderes Qualitätskriterium. Wir sind der Meinung, daß das, was wir mit unserem „Stoßdämpfer", dem Reihenschwingkreis unternommen haben, zu entscheidenden Fortschritten führte, indem das Impulsverhalten, das Ein- und Ausschwingverhalten verbessert wurde. In dieser Richtung werden wir weiterarbeiten.
Im übrigen dürfte die Technik bis auf Materialien, wie etwa bessere Magnete, ziemlich ausgereizt sein, aber auch bei letzteren wird man sich streiten können, ob eine hohe Magnetenergie gleichzusetzen ist mit einem guten Ein- und Ausschwingverhalten. Wir wissen, daß die Magnetenergie nur für eines wichtig ist - für den Wirkungsgrad! Aber es steht oft genug geschrieben, daß der Magnet, evtl. noch besonders mit Flüssigkeit behandelt, von allergrößter Wichtigkeit für den guten Klang ist.
Frage : Da geistert immer wieder das Wort vom ,,phasen- linearen Lautsprecher" durch die Anzeigen und Prospekte - was ist davon zu halten?
Damit wird eigentlich zu viel Wirbel gemacht, etwa mit dem Hinweis auf die Phasenkorrektur in der Frequenzweiche oder durch die Anordnung der Magnete in einer Linie. Aber ich frage mich, was tut der Schall, wenn er den Lautsprecher verlassen hat und in die Wohnlandschaft des Zimmers eintritt? Wenn er dann zahllose Male - sozusagen - hin und her irrt, bei allen Frequenzen? Das Ohr ist doch phasenunempfindlich - andernfalls würde man wahnsinnig werden, wenn unser Ohr die unkontrollierbaren zahllosen Rückwürfe und Mehrfachrückwürfe erkennen würde. Die stören doch überhaupt nicht. Immerhin - wir werden einmal eine normale und eine phasenkorrigierte Box im direkten Vergleich prüfen. Dessen ungeachtet messen wir diesem Problem keine besondere Bedeutung zu.
Frage : Wie beurteilen Sie aktive Lautsprecherboxen?
Wir befassen uns damit, aber wir werden erst dann die Katze aus dem Sack lassen, wenn wir einige der Nachteile, etwa die zusätzliche Netzzuleitung, überwunden haben. Einen Weg sehen wir schon.
Frage : Und was halten Sie von Motional Feedback - MFB ?
Als ich 1962/63 bei Kuba-Imperial war, haben wir bereits MFB gemacht, als noch niemand davon sprach. Wir ordneten damals auf die Schwingspule eine zusätzliche Korrekturwicklung an. Heute wird nun viel Wind gemacht ...
Frage : Sie sprechen in Zusammenhang mit Ihrer Monitorserie davon, daß die Lautsprecher nicht mehr ortbar sind, sondern ein dreidimensionales Klangbild vermitteln. Bitte erklären Sie das näher.
Im Prinzip ist dieses unsere Antwort auf aktive Boxen und MFB zugleich. Wir sind der Meinung, daß heute das Aus- und Einschwingverhalten eines Lautsprechers die entscheidende Rolle spielt, und nicht unbedingt der Frequenzgang und das Klirrgradverhalten. In Tests eines anderen Fabrikates ist das bestätigt worden.
Es ist vornehmlich das kontrollierte Einschwingen, das hier entscheidend wichtig ist, man hat es mit Tonbursts belegt. Mit unserem Reihenschwingkreis haben wir eine ähnliche Schaltung, das beweisen Oszilloskopaufnahmen, sie wirkt ähnlich wie MFB, d. h. es werden Bereiche korrigiert, die, sagen wir es einmal so, Untugenden zeigen.
Was nun das Dreidimensionale und die Nicht-Ortbarkeit angeht, so ist dafür einmal das kompromißlos konzipierte Vierwegesystem verantwortlich und vor allem die sehr niedrige, nämlich bei 250 Hz liegende Übergabefrequenz des Tieftöners auf eine Mittel/Tiefton-Kalotte, dazu die sehr hohe Flankensteilheit, unabdingbar für ein gut funktionierendes Vierwegsystem. Wir sind hier wirklich überlegen.
Lassen Sie mich zusammenfassen:
Ein Lautsprecher macht nur in bestimmten Bereichen Ärger, und dort müssen die Mängel bekämpft werden. Wenn Sie im Keller Mäuse haben, werden Sie nicht die Falle im Dachboden aufstellen. Wir also korrigieren nur die Trouble-Stellen; manche andere korrigieren über den ganzen Bereich, um auf diese Weise die kritischen Stellen zu treffen.
Wir finden letzteren vorher heraus und setzen dort unseren »Stoßdämpfer' an.
Das FUNKSCHAU-Gespräch Ende 1977
führten Chefredakteur Prof. Karl Tetzner mit Hans G. Hennel, dem Gründer und Inhaber von Summit, und der PR- und Werbespezialist des Hauses Summit, Bernward Bruchhäuser.