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Der beeindruckende OHM F Lautsprecher von 1973 / 77 / 79

Ohm F - herausragend anders - fast wie die Bose 901

Ähnlich wie die damals neuen kleinen BOSE 901 Lautsprecher (gemeint ist die Serie 1 von 1969/71) war auch der ziemlich große OHM F Lautsprecher etwas gänzlich Anderes und klanglich absolut begeisterungsfähig.

Vorausgesetzt - auch wieder ähnlich zu den BOSE 901 Boxen - man hatte den geeigneten genialen Aufstellplatz gefunden und !! hatte auch die "richtige" Kraft-Endstufe dazu.

"Richtig" heißt in diesem speziellen Fall auch gleich dick, groß, schwer und "teuer". Entgegen allen beschwichtigenden fahrlässigen Sprüchen in den OHM Prospekten braucht der OHM F "Treiber" für eine beeindruckende Konzertsaal- Dynamik eine gewaltige Kraft. Also unter 2 x 350 Watt Sinus an 8 Ohm ist wirklich nicht genügend (Impuls-) Leitstung vorhanden, um damals wie heute wirklich gute und beeindruckende Lautstärken verzerrungsfrei zu erzeugen. Das bedeutet aber nicht, daß die Ohm F Boxen in irgend einer Form Disco tauglich wären, eher im Gegenteil.

Und auch hier ist es wie bei unseren JBL 250 Ti
, nicht jede Endstufe mit gemessenen 2 x 400 Watt Sinusleistung klingt wirklich an diesem Lautsprecher. Manche gehen einfach nur laut. Doch "nur laut", das kann ich mit 2 Klipschhörnern oder den großen JBL- oder Altec- Bühnen- PA-Powerboxen auch.

Sind diese Voraussetzungen gegeben, dann ist er völlig irre, dieser Rundumstrahler. Der deutsche OHM Vertrieb Michael Giessen war nämlich damals hier bei uns in Wiesbaden in der Schiersteiner Straße - und ich hatte 1974/75 dort oben unter dem Dach meine erste kleine Werkstatt für meine Mischpult-Frontplatten-  samt meiner genialen Kullmann Gravierfräse. Und unter mir im Keller war das OHM Lager mit all den tollen "Schätzen".

Auf den Hifi Messen, speziell den High-End Messen, zog Michael oft einen ganzen Tag lang von (Hotel-) Zimmer zu Zimmer, um herauszufinden, in welchem Raum dieser Lautsprecher denn endlich anfängt - "zu klingen".

Facit - Es war überhaupt nicht trivial, die Hifi- gierigen Besucher und potentiellen (und möglicherweise potenten) Kunden auf Anhieb zu begeistern, es war eine schlichte Sch(w)eiß- bzw. Schwerst-Arbeit (man könnte das "w" auch weglassen) mit dem ewigen Schleppen. Sie hören daraus, die "Dinger" waren nicht nur recht groß und unhandlich, sie waren auch noch schwer, sehr schwer.
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Wenn sie dann mal wirklich optimal gestanden hatten . . . .

dann hatten selbst abgebrühte Hifi-Freaks Tränen in den Augen, ..... denn soetwas hatten die meisten Fans bislang noch nicht gehört. Wie gesagt, wir sind hier in 1973/74 und nicht in 2020 !

Zwei OHM F Lautsprecher hatten einen gewaltigen und umwerfenden Klang selbst in 80 qm großen Räumen, und sogar besser als die Bose 901 und dazu saubere volle und wirklich abgrundtiefe Bässe durch das große Gehäusevolumen.

Mit den ersten Direktschnitt Platten und der entsprechenden (Leistungs-) Elektronik konnte man unter anderem das ganze Zimmer (oder die Etage) im Hotel hüpfen lassen - bis dann der oder die Sicherung(en) der "OHM F" raus flog(en). Und das kam schon öfter mal vor.

  • Anmerkung : Es war 1977 und die CD war noch nicht da. Die ganz normalen 33er und 45er Schallplatten hatten unterhalb von 40Hz so gut wie nie etwas Abspielbares drauf und edle teure Masterbänder mit Frequenzen unterhalb von 40 Hz waren für die Allermeisten nicht verfügbar. Und noch eines, wenn die Rückkopplung das gesamte System zum Schwingen brachte ...... dann ......

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Und wenn man(n) es dann aus lauter Spaß am wirklichen "Supersound" zu "dolle" trieb, dann hatte mancher Bass-Liebhaber auch schon mal die OHM F Konus- Membrane ganz oben an der Schwingspule regelrecht abgeknickt und schlagartig war Ruhe eingekehrt - eine sehr teure Ruhe.
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Das Katzengejammer kam mit der Reparaturrechnung, denn die hatte es auch in sich. Diese großen - einer Trichertüte ähnlichen - Membranen waren nicht nur gut, die waren auch teuer. Die Produktion des großen "Trichters" aus mehreren verschieden starken Titan-, Alu- und anderen Metall-Folien war kompliziert und ergab eine hohe Ausschussrate.

Das Austauschen war knifflig und da mußte extrem präzise gewerkelt werden. Die große Schwingspule durfte nirgendwo im Spalt an dem Magneten schaben, auch wenn sie mal (mit 500 Watt Sinus) heiß "gefahren" worden war und sich um kleinste Dimensionen ausgedehnt hatte. Der Importeur Michael Gießen hatte dann im Keller-Lager ganz unten ganz viele dieser Chassis-Türme ohne den "Body" (also das komplette Oberteil) nachbestellt, wie auf dem dritten Bild zu sehen ist.
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Plötzlicher Besuch aus USA

Irgendwann waren es dann so viele, daß "einer" von OHM (ein sogenannter "Controller") völlig unvorangemeldet aus USA herüber kam, mit dem Taxi vom Flughafen Frankfurt in Wiesbaden ankam (das war damals schon ziemlich teuer) und unten am Eingang vor der Tür stand. Ich war damals (während einer Messe) der einzige im Haus und ließ ihn rein.

Durch meine amerikanischen Freunde hatte ich leidlich amerikanisches Kauderwelsch- Englisch (die Amerikaner nennen das "Slang") gelernt und den Mann überhaupt verstanden, was er denn wollte. - Er wolle mal prüfen, ob bei uns im Haus (also im Hause Hifi-Vertrieb Michael Gießen - so hieß der Vertrieb - vielleicht (may be) eigene Gehäuse angefertigt würden ....... -

Eigentlich war das ja ein richtig deftiger Verdacht auf Garantie-Betrug.
Ich dagegen wußte ja um das Dilemma mit den defekten eingeknickten "Tüten". Erst mal erklärte ich ihm, daß vom OHM-Vertrieb keiner Zuhause wäre und ich nur der Nachbar wäre. Dennoch ließ ich ihn rein und so ging ich mit ihm mit einer gespielt total gleichgültigen (aber verschmitzten) Unschuldsmine in den großen Keller bzw. das Lager mit den langen Werk-Tischen.

Und dann . . . . . - als der Amerikaner diese vielen defekten Treiber (also die deutlich über 50 abgeknickten OHM F Membranen (oder Tüten- oder Treiber)) in Reih und Glied stehen sah - es gab damals noch keine schnellen Digitalfotos per E-Mail -, hatte der ach so forsche Amerikaner richtige Tränen in den Augen.

Das hatte er so nicht erwartet und - zumindest war er erst mal echt sprachlos und das will bei Amerikanern etwas heißen. Die Überraschung ging nämlich völlig unerwartet - aber "volle Kanne" - nach hinten los. Er durfte dann sogar auf Michael Gießens Firmenkosten nach USA telefonieren (das war damals auch noch recht teuer - Handys gab es noch nicht) und Entwarnung melden.
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Es gab dann 1978 bei uns hier noch die kleinere OHM G

Die OHM G mit Passivbass

Die kleinere OHM G hatte einen (im Vergleich zur OHM F) verkürzten Konus mit nur zwei (Frequenz-) Bereichen und war leistungsmäßig deutlich schwächer als die OHM F. Man merkte das an allen Ecken und Enden, sie war im Originalzustand fast unverkäuflich, sie "klang" einfach nicht. Da wurde dann getrickst und getestet, bis man - ähnlich wie bei der BOSE 901 - aber nachträglich einen kleinen (selbst entwickelten) aktiven Equalizer (aber nur hier in Deutschland) mit dazu lieferte. Jetzt war die OHM G wenigstens annehmbar ok, aber ein Highlight wurde sie nie.

Alle anderen (konventionellen) Boxen von Ohm waren (auch) nie ein richtiger Erfolg oder gar ein Schlager, auch wenn es der Prospekt vorgaukeln möchte. Die Menge der konventionellen Lautsprechertypen sollte einfach nur eine Großfirma vorführen bzw. vorgaukeln, vermute ich. Es war ein Marketing-Trick, der in USA vielleicht funktioniert hatte. Bei uns gab es nur die OHM F von OHM, die nennenswert bekannt wurde.
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Mit dem Schicksal gepokert :

Wie in den amerikanischen Magazinen dann später zu lesen war, wollte oder mußte OHM Stückzahlen "machen", um mit dem "guten" Namen richtig Geld für die neuen Investoren zu verdienen - völlig synchron zu INFINITY, AR, KLH und anderen amerikanischen Highflyern. Da wurden also diese konventionellen Boxen über kleinere und größere Hifi-Ketten "in den Markt" gepumpt, auch wieder wie die Infinity 1000A und die kleinere Infinity POS (Spitzname : "POS" = a "piece of shit").

Und als dann die verschiedenen Tochterfirmen von "TANDY Radio Shak" insolvent wurden mit über 300 solcher Ketten-Läden und dann auch noch eine zweite Hifi-Kette mit fast 200 Läden folgte, ging Ohm durch diesen Verlust auch die Puste aus. (Chapter 11 in den USA bedeutet, keine Zahlungen mehr an die Gläubiger - aber die vorhandene Ware wird dennoch verkauft.) -

Der Schluck war zu groß gewesen, der jetzt fehlte. OHM reduzierte mit Gewalt alles Bisherige auf einen reinen minimalen Herstellervertrieb und fing ganz klein wieder mit dem Direktvertrieb und Reparaturen an - bis heute. Die große Zeit war einfach vorbei.
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Doch dann schlug das Schicksal nocheinmal zu.
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Alle OHM Chassis hatten diese super ach so tollen leichten und vor allem "langlebigen" hochflexiblen preiswerten und perfekten Butyl-Schaum Sicken.

Und wirklich alle hatten diese Sicken aus diesem gleichen (aber entgegen der Prognose und entgegen den vollmundigen Versprechungen "vergänglichen") Schaumstoff, wie übrigens BOSE und JBL und ARCUS und BRAUN und SABA und DUAL und all die vielen anderen auch. Das Material wurde nämlich bei fast allen Lautsprecher-Herstellern als "der Überhit" angepriesen, das mit den Sicken aus Polyurethan Schaum.

Doch das Sicken-Material war leider ganz großer Mist. Denn nachdem bei den Kunden und bei den Testern nach der großen Sound-Euphorie die Ernüchterung eingekehrt war, flachten die Verkaufskurven ab.

Der (deutsche) OHM-Vertrieb wurde mehrfach ausgetauscht und der neue Vertrieb war danach genau so wenig erfolgreich wie vorher der alte bei Michael Gießen und Pilot Hifi. Keiner hatte sich mit Ersatzteilen eingedeckt und alle schoben den schwarzen Peter auf den jeweils nächsten (den aktuellen) Vertrieb. Und der war - er verkaufte ja fast (auch) nicht viel mehr - auf diesem Garantie-Ohr (für vergangene Zeiten) einfach taub und das wars dann.

Inzwischen muß man die ganz wenigen Spezialisten akribisch suchen, die einen OHM F Treiber reparieren könnten. Man könnte bei der Sound Clinc in Ingelheim mal anfragen.

In USA hält immer noch ein OHM-Fan und OHM-Veteran die OHM Fahne hoch und repariert und baut noch Treiber und liefert Sicken - in Brooklyn - New York.
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Auch in Deutschland soll es in Pforzheim einen Reparateur geben ........
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