Die Lautsprecher-Firma Acoustic Research aus USA
Eigentlich ist diese nahezu uralte Firma (1954 von Edgar Villchur gegründet) aus der Nähe von Boston/USA "auch nur" eine Lautsprecher Firma - wie die unendlich vielen anderen Hersteller "von drüben", also nicht von "drüben" aus dem Ossi-Land. Dennoch hat sie etwas nahezu unbekanntes Besonderes.
Diese Geschichte hängt bei uns mit Braun Hifi zusammen . . .
Und sie müsste im Braun Bereich erzählt werden. Doch hier ist der (geistige) Ursprung. Der langjährige Chefentwickler für Hifi bei Braun war Wolfgang Hasselbach aus Königstein. Er wechselte 1950 nach seinem Physikstudium in Frankfurt erst zur Assmann Magnetbandtechnik nach Bad Homburg und 1957 zur Braun AG nach Frankfurt.
Dort hatten im Jahr 1951 die beiden Söhne nach dem überraschenden Tod des alten Max Braun die Firma übernommen und erst mal richtig nachgedacht. Der damals junge energische und mutige Max Grundig machte nämlich den ganzen etablierten "Radio-Fritzen", egal wie gut sie ehemals waren, tüchtig zu schaffen. Der Max warf alle Grenzen und Absprachen um und mischte diesen alten, teils verkrusteten Radio-Markt mal so richtig auf und zwar mit bemerkenswert guten und preiswerten = erschwinglichen Produkten.
Die Braun Söhne Artur und Erwin waren (für die damalige Zeit) erstaunlich weitsichtig - beser gesagt : visionär und fixierten die geerbte Firma von jetzt an lieber auf eine kleine lukrative Nische bzw. Lücke (das spätere BRAUN Design) als auf den gnadenlosen ruinösen Wettbewerb.
Hifi Qualität und Exklusivität seien ab Ende der 50er das Gebot der Stunde - erkannten sie - und das sei auch für die Firma BRAUN die einzige Zukunft, aber es müsste besseres Hifi sein, als es Max Grundig anbot und auch all die anderen deutschen Hersteller, eben "BRAUN Hifi". Und damit war der BRAUN- Qualitätsstandard gesetzt.
Bislang waren alle Lautsprecherboxen "fast" mangelhaft . . .
(... das wäre die heutige Umschreibung der damaligen Qualität.) Die damalige Lautsprecherentwicklung wurde bei einigen wenigen Gurus oder "Spezialisten" (sprich Eigenbrötlern) gemacht, ein großer Teil bei Isophon in Berlin.
Firmen wie HECO und FEWO bastelten Nischenprodukte und produzierten Chassis für Radiohersteller, und fast keiner (mit Ausnahme von ein paar wenigen Kinoausstattern wie Telefunken und Siemens/Klangfilm) hatte auch nur annähernd brauchbare Hifi-Lautsprecher Boxen. Auch die Musikschränke (selbst von Grundig) waren klanglich nur Mittelmaß. Die (deutsche) Anlage mit getrennten "Komponenten" gab es bislang ja noch gar nicht.
Schauen Sie mal in unsere historischen Zeitschriften rein, der 9 Röhren 8 Kreis Super beherrrschte die Gedanken. Es wurden Röhren und Kreise gezählt. Fast keiner sprach in dieser Zeit von Ausgangsleistung oder Frequenzgang, außer bei den Rundfunkleuten und in ganz wenigen Fachzeitschriften.
Doch es gab 1957/58 weder Bauanleitungen noch Literatur.
Aus den 1947er bis 55er Fachzeitschriften, die wir inzwischen fast lückenlos ab Ende 1946 in der Redaktion haben, geht deutlich hervor, der 2. Weltkrieg hatte uns viel mehr zurückgewofen als die wenigen Highlights wie das AEG Magentophon uns voran gebracht hatten. Anfang der 50er Jahre brachte der Chefredakteur und spätere Professor Karl Tetzner vermutlich einen Bericht aus den USA mit, dort gebe es Lautsprecher, die seien oder waren rundrum zu !
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Quatsch, sagten die etablierten (deutschen) Hersteller, das geht doch gar nicht. Die Braun Brüder aber schickten 1957/58 den jungen frisch eingestellten Diplomphysiker Wolfgang Hasselbach nach USA, sich das mal genauer anzusehen, dort bei "Acoustic Research Inc." in Cambridge / Massachusetts.
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Aber Mist, der Chef von AR - Mr. Edgar Villchur - hatte 1954 ein weltweites Patent auf eine speziele Technik für einen besonders klirrarmen Basslautsprecher in Verbindung mit der "unendlichen Schallwand" (sealed enclosure). Das war nämlich der Kern der ganzen Geschichte der ersten "AR 1" Box von 1955. Und es funtionierte auch, wie man an dieser ersten Box bereits hören konnte.
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Auch war der Chef, Mr. Edgar Villchur, nicht gerade ein Freund der Deutschen. Das bekam später auch Walter Hummel von Klein + Hummel zu spüren ebenso wie noch ein paar weitere neugierige Deutsche.
Wir dürfen nicht vergessen, es war 1956 und die Amerikaner hatten im Kampf gegen Deutschland und Japan etwa 170.000 Tote zu beklagen. In jeder (Groß-) Familie gab es einen oder mehrere Gefallene - und viele Amerikaner hatten das längst noch nicht verdaut oder gar vergessen.
1954/55 - Diese neue AR Box war also rundrum "zu".
Inzwischen hatte man bei Braun (um 1960) schon diese schneeweiße Stereo- Anlage mit Steuergerät und Verstärker und Plattenspieler und zwei Lautsprechern des Typs L20. Zum Glück hatte sich niemand bei Braun verstiegen, dort Hifi drauf zu schreiben. Es klang und klingt (wir haben (hatten) welche) sehr bescheiden. Mehr dazu steht auf der Braun Seite.
Braun entwickelte dann ab 1962 solche geschlossenen (AR- ähnlichen) Boxen selbst, in weiß natürlich und mit dem typischen AR Klang (im Bassbereich), also kleine Boxen fürs Wohnzimmer oder sogar für das Regal mit dem Klang der großen Siemens Klangfilm oder Telefunken Ungetüme fürs Rundfunkstudio. Das nämlich gehört zum eigentlichen Ursprung der deutschen Hifi-Entwicklung.
Walter Hummel hatte dann 1958 aus USA die ersten AR 3 (oder die AR 3a ?) auf dem Schreibtisch stehen und nahm die als Vorlage für die eigenen bislang nicht so erfolgreichen Verbesserungen.
Braun entwickelte und baute auf dieser Wissens-Basis ab 1964 die L80 mit einem Leak Sandwich Tieftöner mit 30cm, einem Mitteltöner von Heco und einem Kelly Ribbon Hochtöner. Vorher gab es noch die L40 und L60 in geschlossener Bauweise, jedoch mit bislang bescheidenem Klang. Erst später Anfang der 70er bauten sie bei Braun dann eigene Chassis in die eigenen Boxen ein.
Nicht nur die Deutschen waren lernfähig
Auch in Amerika sprossen Anfang der 1960er Jahre die Lautsprecherbauer aus dem Boden, oft kleinste Klitschen, dafür aber Firmen und Einzelkämpfer in großen Mengen und die machten AR kräftige Konkurrenz. Einer dieser Ableger von AR war zum Beispiel die Firma KLH.
Die AR3a führte zwar eine ganze Zeit lang die Hifi Riege aus den USA an, wurde aber immer öfter erreicht und dann deutlich überholt. Mitte der 1960 Jahre gab es massenweise geschlossene Boxen aus den USA, eine war angeblich besser als die andere. Wenige waren wirklich gut, und auch die diversen anderen AR- Boxen hatten Schwächen.
Noch etwas über die eigene Erfahrung
Der Autor dieser Seite hatte mal die riesigen AR LST fürs Wohnzimmer und später die kleinen AR7 zuerst für das elterliche Eßzimmer und dann für einen Hobby-Arbeitsplatz. Über "spezielle Quellen" waren diese Boxen außerordentlich (unglaublich) preiswert.
Die AR Boxen (alle) waren immer leistungshungrig und es fehlte ein wenig an Dynamik. In die kleine AR7 konnte man bedenkenlos 100 Watt Sinus "reinpumpen", die gingen einfach nicht mehr lauter - sie gingen aber auch nicht kaputt.
Erst die nach 30 Jahren zerbröselten Sicken machten der AR7 später den Garaus, wie übrigens auch der größeren und deutlich teureren LST.
Inzwischen (2010) sind so gut wie alle AR Basslautsprecher (weltweit) defekt, die PU-Schaum Sicken sind ausgefranzt und der Schaumstoff ist einfach weggebröckelt. Aber was macht der Laie nun damit ?
Man könnte sie noch reparieren lassen bei den wenigen Spezialisten.
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