Zwei defekte BRAUN Regie 550 im Vergleich . . .
Im Dez. 2014 standen zwei Regie 550 nebeneinander auf dem Labor-Tisch.
Unser 550 (rechts) wohnt hier schon seit 2010, der andere kam im Herbst 2014 als reparaturbedürftig aus Hamburg.
Unser Regie 550 hat die Seriennumer 014 (aus Juni 1976), der aus "Hamburg" - nein er war aus Hannover - die 24119 (aus Mai 1977). Jetzt sind von dem Regie 550 mit Sicherheit keine 24-tausend Geräte gebaut worden. Die Vergabe der Seriennummern war oft auch ein psychologischer Effekt. Die meisten Firmen hatten in der Serie mit 1.000 oder mit 10.000 angefangen, je nach Mengen-Planung.
Die Innenleben sind fast identisch
Die Platinen und der innere Aufbau haben sich fast nicht verändert, die Komponenten sind aber unterschiedlich und vor allem die Kondensatoren sind aus verschiedenen Quellen - und deshalb in unterschiedlicher Qualität und mit unterschiedlicher Lebensdauer.
Im Bild rechts die als Doppel-Mono-Module konzipierten Phono- Magnetsystem- Vorverstärker, die aber nicht steckbar sondern eingelötet sind. Die hellgrauen Kondensatoren japanischer Herkunft leben nach unserer Erfahrung länger.
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Auch der Lautsprecher-Umschalter ist völlig anders.
Was jetzt den Ausschlag gab, den Lautsprecher-Umschalter innerhalb der Serie auszutauschen, ist nicht bekannt.
Die Kontaktflächen des alten Schalters sind noch hell-silbern und blank, die des neueren Schalters sind alle dunkel schwarz angelaufen und nur an den Kontaktflächen blank, und auch nur, wenn er vorher gedreht wurde.
Da die deutschen Receiver dieser Zeit sowieso alle (immer noch) mit den schwachbrüstigen DIN Lautsprecherbuchsen ausgestattet waren, wollen wir hier über einen vermuteten Übergangswiderstand nicht mehr diskutieren.
Auf jeden Fall ist durch die Korrosion der Kontakte dieser Mangel eklatant gestiegen. An unseren Receiver werden wir zusätzlich unsere Hochstromklemmen anlöten, um wenigstens "etwas" der Ausgangsleistung bis zu den Boxen zu bekommen.
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Unser Vorstufen-Netzteil sieht mindestens optisch gut aus.
Das Netzteil für die Vorstufen- und Tuner- Spannungs- versorgung macht bei dem älteren Receiver einen intakten Eindruck. Doch der Eindruck täuscht gewaltig. Ich hatte den Receiver im Hochsommer 2010 mit warmem Regenwasser samt einem Schuß Geschirrspülmittel auswaschen müssen und er ist jetzt sauber - das sieht man. Wie die Technik drinnen noch funktioniert, muß ich noch testen. Denn auch die FRAKO Elkos altern innen drinnen, und sehen sie außen auch noch so "neu" aus.
Zum Vergleich dazu die gleiche Platine aus dem Hamburger Gerät. Diese Platine ist mit den Bauteilen nach unten im Regie 550 eingebaut, ebenso wie das Netzteil des SONY DTC 55 ES. Wir haben damals an der Ingenieurschule gelernt, daß man soetwas einfach nicht macht, und zwar um jeden Preis. Die Wärme steigt nämlich immer nach oben - ohne Fremdbelüftung.
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Silber leitet wunderbar, solange es blank ist
Diese Trimm-Potentiometer (oder Trimmer) sehen fast alle gleich aus, sie sind kohlrabenschwarz. Wenn die Quetsch- verbindungen gut sind, ist das kein Mangel. Denn der Kohlestift im Drehteil (Schleifer) schleift auf der Kohleschicht der kreisförmigen Widerstandsbahn. Und wenn man Glück hat und nicht dran dreht, dann funktioniert der Trimmer auch nach 100 Jahren noch. Doch wehe, man dreht dran .......
Der hier rechts aus dem Hamburger Gerät sieht aber arg alt und verbrutzelt aus. Ob der noch geht ?
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Im Schaltplan des 25/15 Volt Netzteils gibt es ein paar Einzelheiten, die man in 1976 so schon nicht mehr gemacht hätte. Denn es gab damals bereits die genialen kurzschlussfesten Linearregler ICs mit 3 Beinen, die LM 7805 (5Volt), 7812, 7815 und 7824 usw. zum Beispiel.
Und am Ende wären diese integrierten Spannungs- regler billiger und vor allem sicherer gewesen als "diese komische" diskrete Regelungsschaltung mit 3 Transistoren und zusätzlichen Lastwiderständen. Im Bild rechts eine 1977er Reuter/Redlich Entwicklung für meine robusten Diskotheken-Mischpulte. Damit war schon mal das Netzteil "unkaputtbar".
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Manche Plastikteile werden spröde und brechen ....
Es gab damals bereits verbindliche Vorgaben des VDE, wie man den Benutzer von elektrischen Geräten vor Stromschlägen "zu schützen hatte". Unter anderem waren das sogenannte Durchführungen durch metallne Chassis-Löcher. Doch auch dieser Kunststoff hält nicht ewig wie bei uns so manche alte Gummi-Tülle. Bei uns ist der Kabelschutz noch dran, der andere fehlt bereits.
Mehr über Kondensatoren finden Sie hier.
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Wenn "jemand" das Gehäuse öffnen will
und .... falsche oder abgenutzte Kreuzschraubendreher benutzt, dann fransen die Ecken dieser großen Schrauben aus und man kann sich herrrlich daran die Hände oder den ganzen Werktisch zerschrammen. Dabei ist es so einfach, die vermurksten Kronen dieser Schrauben einfach wieder plan zu feilen.
Den UKW Bereich prüfen
Die älteren BRAUN Receiver (eigentlich alle älteren UKW/FM Receiver) haben noch ganz normale UKW-Skalen mit Zeiger und Schwungradantrieb und aufgedruckten Frequenzbereichen von 88 bis 104 MHz. Igendwie muß man die doch noch testen können, ohne gleich richtig teures Meß-Equipment anschaffen zu müssen (- welches man dann doch nur wenige Male im Jahr benutzt.)
Wir machen das mit einem 50mW UKW Stereo-Testsender, den wir mit einem Grundig MT-200 Tuner mit Digitalanzeige auf eine bei uns nicht empfangbare Frequenz einstellen.
Anscheinend haben die großen Sender die UKW-Sendestärken in den letzten Jahren reduziert, um Kosten zu sparen. Jedenfalls mit unsere Hochantenne unter dem Dach bekommen wir nur noch wenige UKW-Sender mit hoher Feldstärke rein.
Unter anderem empfangen wir den HR4 auf 102,5 als Eichpunkt. Möchte ich aber mal den Feldstärke Zeiger so richtig volle Pulle ausschlagen sehen, muß der eigene Sender her. Bei 103,2 ist noch fast nichts, bei 103,0 sind es 4 LEDs. Der BRAUN geht nur bis etwa 104 MHz, darum diese Frequenz.
Und so sieht das dann bei dem Regie 550 aus, wenn er wieder geht.
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Aller guten (?) Dinge sind drei ... (... Schnittwunden)
Wenn Sie einen BRAUN reparieren wollen, brauchen Sie auch noch eine Rolle mit Pflaster, denn die meisten Geräte haben extrem scharfe Ecken und Kanten an allen Blech-Stanzteilen. Beide Regie 550 haben das, damit ist es bei dem ersten Gerät kein Ausreißer. Der CES 1020 ist deutlich leichter, darum weniger gefährlich. Auch sind die Beinchen der Bauteile nicht immer auf Länge geschnitten und ragen teilweise bis 4mm unten scharfkantig aus der Platine heraus. Trotz aller geübten Aufmerksamkeit haben ich mich 3 mal deutlich geritzt und das Blut lief. Also Aufpassen ist angesagt.