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Die BRAUN ELA Anlagen mutierten zum großen Flop

Die BRAUN ELA Broschüre
Die BRAUN Disko Broschüre

Warum BRAUN auch auf diesem sensiblen Profi-Gebiet mitmachen wollte oder mußte, hatte ich Chefentwickler Hasselbach damals nicht gefragt, diese Frage kam mir erst später (zu spät) in den Sinn. In unseren Gesprächen kam aber zur Sprache, daß Anfang der 1960er Jahre gewiefte (BRAUN ??) Verkäufer in Frankfurter Diskotheken sogar die damals optisch "progressiv dynamischen" weißen LE1 Elektrostaten "untergebracht" hatten.

Das ging natürlich voll in die Hose, aber so voll, daß Wolfgang Hasselbach schon ganz früh davor gewarnt hatte, BRAUN Hifi Geräte in Diskotheken oder Tanzschulen - also im mehrstündigen Dauerbetrieb - einzusetzen.

Dennoch wurde das ELA Geschäft etwa 1967 angekurbelt und uns liegen 2 umgfangreiche Prospekt-Serien aus 1968 vor und natürlich die Zeitzeugen Aufzeichnungen von und mit Wolfgang Hasselbach aus 2010.

Die ganzen ELA Aktivitäten haben enorm viel Geld gekostet - obwohl nur ganz wenige ELA Türme an echte Profis mit 24 Stunden Dauerbtrieb ausgeliefert wurden (nach authentischen Informationen ganze 2 ? oder doch 20 Stück). -  Angeblich wurde eine Serie von 100 Sück "aufgelegt". Das war aber nicht ganz so schlimm wie der irreparable Verlust an Image und Renomee.

Tenor : "BRAUN funktioniert nicht, das geht ja dauernd kaputt." Die BRAUN ELA-Verstärker landeten ja nach einiger Zeit alle wieder in Hasselbachs Labors.

Und so war es auch, die BRAUN Verstärker waren niemals für grenzlastigen Dauerbetrieb ausgelegt und wurden aufgrund der Bauart immer noch viel zu heiß. Außerdem waren sie leistungsmäßig vielzu schwach. Das TG60 Bandgerät war trotz seiner 3 Motoren auch nicht für Dauerbetrieb geeignet, es wurde glühend heiß. Mehr steht im Tonbandmuseum.

Keiner der damaligen super progressiven BRAUN Plattenspieler wurde jemals ernsthaft in irgend einer mir bekannten Diskothek länger als 1 Woche benutzt und flog dann auf Drängen des/der Discjockeys wieder - als unbrauchbar - raus, auch in den beiden Scene-Discos in der Frankfurter Kaiserstrasse.

Das Mischpult war anscheinend ein umgebautes Fremdprodukt
, aber auch das war für Diskotheken so nicht geeignet. Man hätte da bei den Beschallungen von Dynacord und anderen Anbietern dieser frühen Zeit - vor allem von den Firmen Telefunken und JBL und ALTEC und ElectroVoice, sogar vom Import-Partner SHURE - sicher etwas lernen können.
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Später Kommentar vom Autor Gert Redlich in 2014 :

Als ich um 1970 mit meinen 21 Jahren recht oft (also fast jeden Abend) in den zwei Wiesbadener Diskos war, sind mir als Technik-Freak natürlich ein paar unangenehme "Eigenarten" oder "Vorkommnisse" aufgefallen. (Details weiter unten) Man mußte nur genauer hinsehen und sich nicht dem traumatischen Rausch der überlauten verzerrten Musik hingeben.

Im Jahr 1974 wurde ich dann erstmals mit den Gegebenheiten hinter den Kulissen vertraut, als irgendwann Morgens um 11 ein total unrasierter Mario Pfeiffer und ein genauso verschlafener Toni Schütt (von der Wiesbadener Diskothek "Candy") bei uns in der Hifi-Reparaturwerkstatt auftauchten und ein recht primitves völlig "versifftes" Mischpult unterm Arm hatten. Sie baten uns (bzw. mich), das Ding um jeden Preis wieder gangbar zu machen. Es war ein primitiver billiger 200 DM Mixer von Monacor. Ich sprach von Wegwerfen, aber die beiden hatten fast Tränen in den Augen. Der Mixer war nämlich das wichtigste Teil in der Disko.

Und so konnte ich meine "Beobachtungen" mit etwas Zeitverzug anwenden:

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Ein Blick auf die Realität ........

CocaCola und Bier sind in das Netzteil des Disko-Misch- pults durch die Löcher im Deckel eingedrungen und in 20 Jahren getrocknet
  • 1. Die Diskjockeys waren so gut wie jeden Tag ab 23.oo Uhr ziemlich besoffen.
  • 2. Die Technik war denen vollkommen wurscht. Das Bier oder Cola wurde so oder so über den Mixer gekippt. Ob der das aushielt und wieviel die Reparatur kostete, war den Typen auch wurscht. Das war eben Chefsache.
  • 3. Bassregler und Höhenregler waren immer am Anschlag - volle Pulle.
  • 4. Das Mikro musste nur laut gehen, verstehen sollte und wollte sowieso niemand etwas. Die Männer auf dem Podium an der Diskothek haben da rein gebrüllt oder gesungen oder gelallt, mal sehr laut, mal ganz leise, es war einfach wurscht. Stimmung war gefragt.
  • 5. Tiefbass (also richtig voller Wumm Bumm) war gefragt, jedenfalls so lange, wie es nicht rückkoppelte und der End-Verstärker durchhielt.
  • 6. Der Plattenspieler mußte wie ein russischer T34 funktionieren, nicht wie ein sensibler Lamborghini. Der Thorens TD-124 und später der LENCO-L75 waren da beide absolut prädestiniert und legendär herausragend - wie sagt man heute : alternativlos !
  • 7. Das Auflegen oder Plumpsen lassen des Tonarmes auf die Vinyl-Single (oder auf den Gummiteller) - im Vollsuff - mußte die Abtastnadel vertragen - Ein SHURE V15-II war überhaupt nicht gefragt. Der Verschleiß an Nadeln war dennoch recht groß.
  • 8. Für Musik vom Tonbandgerät war nie Zeit und dann waren die Bänder meist verschwunden oder völlig verdreckt und damit kaputt. Ich durfte später (ab 1975) die Bandgeräte wieder abholen. - Nicht jedoch in Tanzschulen. Da war aber auch niemand besoffen.

  • Da gab es bestimmt noch ein paar weitere kleinere Besonderheiten, aber die fallen mir im Moment nicht mehr ein.

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Es gab da noch ein paar mehr Grundsätze im Diskobereich

Es gab da noch ein paar mehr Grundsätze im Diskobereich wie auch bei ELA Anlagen, wie zum Beispiel die problemlose immer funktionierende Eigenkühlung des Endverstärkers ohne Lüfter. (Siehe die Seite über den späteren gigantisch großen und extrem schweren BOSE 1800 Profi-Kraftverstärker.)

Und noch etwas : Endstufen in ELA Anlagen hatten nie thermische Ausschalter oder Thermosicherungen oder sonstige Abschaltmechanismen - soetwas durfte es dort einfach nicht geben. Die mußten glühend und rauchend "arbeiten bis zum Umfallen".

Wenn Sie also die nachfolgenden BRAUN ELA Prospekte betrachten, dann lesen Sie völlig praxisferne reine theoretische Ausführungen - von damals bereits (viel zu) erwachsenen Männern, die sich nicht mehr in eine Frankfurter Disko reingetraut hatten, geschweige denn dort den Betrieb mal eine ganze Nacht aufmerksam gesehen, erlebt bzw. beobachtet hatten.

Die damals von mir technisch betreute Bad-Homburger "Tennis-Bar" im exklusiven Bad-Homburger Kurpark (ist inzwschen Geschichte wie auch das "Dorian Gray" ehemals unten im Flughafen) war nun mal keine vergleichbare Referenz für die völlig anderen Scene-Diskos im Frankfurter Bahnhofsviertel oder in Sachsenhausen.

Denn diese langhaarigen Typen dort, also diese schmierigen Turnschuh-Cowboys
mit den speckigen Klamotten und dem in diesen Kreisen vermuteten Ungeziefer samt Drogen, nein, das taten sich die BRAUN Strategen, Werbtexter und auch die BRAUN ELA-Produkt-Entwickler nicht mehr an.

Und damit entwickelten Sie trotz der Warnungen des Wolfgang Hasselbach total an den zwigenden Notwendigkeiten dieses speziellen Marktes vorbei und landeten einen (für die Firma BRAUN) sehr sehr teuren Flop.

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