1973 - Die AR LST, hochgelobt - ich mußte sie einfach haben.
Eigentlich ist diese Story das Ergebnis unserer (damals völlig unkritischen und hörigen) Testgläubigkeit. Denn so langsam hätte (auch) ich es wissen müssen.
Nach vielen Flops mit "normalen" Regalboxen von Heco und Wharfedale bekam ich die Gelegenheit, - Mitte der 1970er - an ein erstes Pärchen der Ur-Version der AR LST "preiswert" ran zu kommen. Es gab da (damals geheimnisvolle) Möglichkeiten über unsere amerikanischen Freunde und der Preis sowohl auf dem amerikanischen Markt wie auch in Asien war ganz frappierend geringer, etwa nur ein Drittel (nein, deutlich unter einem Drittel) vom deutschen Verkaufspreis.
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Die AR LST war eine "riesige" . . . .
- und vor allem - schwere Standbox und bereits Ende der 60er Jahre für die Aufstellung auf dem Fußboden konstruiert. Ein riesiger 38er Bass (nein, es war ein 12" Bass, der nur so groß aussah) und 4 Mitteltonkalotten und 4 Hochtonkalotten pro Box, das mußte doch einfach klingen. Anfänglich war der typische "Neuheiten"-effekt da und ließ die rosarote Hifi-Brille beschlagen.
In oder auf den ganzen AR Prospekten stand die AR LST direkt auf dem Boden auf der Bühne im Theater oder auf dem Boden im Vorlesungssaal. Das würde den Bass gewaltig verstärken.
Doch irgendwie war entweder der Aufstellplatz kritisch - vielleicht doch nicht auf dem Fussboden, eher im Regal - oder der Raum (4 x 6m) oder der Verstärker, besser die 2 x 60 Watt (an 8 Ohm) Sinus Endstufe meines Sony STR 6120 war es, (später nochmal testweise der Harman Kardon Citation 12 mit auch nur 60 Watt Sinus), es wollte keine rechte Hifi-Freude aufkommen.
Auch der Crown DC300A mit wirklich echten 2 x 190 Watt an 8 Ohm konnte keine befriedigende Abhilfe schaffen. Es muß vielleicht doch an meinem Raum gelegen haben.
"Und sie lebten beide nur einen Sommer lang."
Die etwas spätere LST-2 (8 Ohm) hat dann nur noch 3 Mittel- töner und 3 Hochtöner und einen 10" Bass (25cm ) und dazu einen Hochtonregler (Drehpoti), ob es etwas geholfen hätte ?
Ich habe es nicht mehr probiert.
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Aber hier : Juli 1973 im fonoforum gesehen :
"Die AR LST"
Und jetzt der Verkäuferspruch - vermutlich direkt aus dem Englischen übersetzt:
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- Es gibt keinen anderen Lautsprecher, der hinsichtlich Verzerrungsfreiheit, Hochtonabstrahlung, Belastbarkeit und Wiedergabe des Originalklangs so hohe Werte aufzuweisen hat.
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AR LST - 2 x 3.000.-DM mit 5 Jahren Vollgarantie
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- Das ist der erste Lautsprecher mit einer Baß-Verzerrung von nur 0,25% bei absolut linearer Wiedergabe von 30-20000 Hz. Der einzige Lautsprecher mit einer Belastbarkeit von mehr als 200W, Spitze mehr als 500W, über das ganze Frequenzband.
- Anmerkung : Das ist doch völliger Unsinn, eine Belastbarkeit von mehr als 200 Watt über das ganze Frequenzband zu spezifizieren. Schicken Sie mal 200 Watt auf einen Hochtöner .......
- Frequenzweiche = Autotransformator mit 6 Anschlüssen, abgestuft zu je 1dB.
- 9 Lautsprecher-Systeme: beim Baß-System liegt die tiefste meßbare Übertragung bei 3 Hz;
- 4 Mittelton- und 4 Hochtonsysteme sind parallel geschaltet, daher die hohe Belastbarkeit.
- „Unerreicht im linearen Frequenzgang..." schreibt „High Fidelity".
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Prospekte in führenden HiFi-Studios:
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- elektro-egger audiovision in München
- Funkhaus Evertz in Düsseldorf
- Phora in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen, Viernheim
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Nachtrag :
Funkhaus Evertz in Düsseldorf war ursprünglich ein Hifi-Studio und gleichzeitig der langjährige AR-Importeur (aus den Anfängen der High-Fidelity bei uns), - sehr ähnlich zu Audio Intl. in Frankfurt. Das hatte sich dann aber geändert, als den Amerikanern klar wurde, daß AR mit diesem Vertreter den deutschen Markt nicht erfolgreich bedienen kann.
Und der Test in „High Fidelity", der amerikanischen Hifi-Zeitschrift, war so oberflächlich und von mehr oder weniger intelligenten Werbesprüchen durchsetzt, daß sogar mir (später) auffiel, die Nachteile dieser Art von Box haben sie einfach unterschlagen, also nicht gedruckt. Sie haben also nicht gelogen, sie haben es einfach nur nicht geschrieben.
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